Begraben: Frauenkirche, München
2. Sohn des Herzogs
Ludwig II. der Strenge von Ober-Bayern aus seiner 3. Ehe mit der
Mechthild
von Habsburg, Tochter von König
RUDOLF I.
Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2178
********************
LUDWIG IV. DER BAYER, römisch-deutscher Kaiser aus
dem Haus WITTELSBACH
------------------------------------
* wohl Ende 1281/Anfang 1282, + 11. Oktober 1347
München
Puch bei Fürstenfeldbruck
Begraben: München, Frauenkirche
Eltern: Herzog Ludwig II. der Strenge von Ober-Bayern und der Mechthild von Habsburg
Seit 1294 Herzog von Bayern, am 20. Oktober 1314 Wahl zum römischen König in Frankfurt, am 25. November 1314 Krönung zu Aachen, Kaiserkrönung zu Rom 17. Januar 1328
1. oo um 1309 Beatrix von Glogau
2. oo 1324 Margarete von Holland
Kinder:
---------
von 1.:
Ludwig, Markgraf von Brandenburg
Stephan II. Herzog von Nieder-Bayern
von 2.:
Ludwig VI., Markgraf von Brandenburg
Otto V., Markgraf von Brandenburg
[1] Anfänge:
Über die Jugend LUDWIGS ist kaum etwas bekannt. Nach dem Tod seines Vaters 1294 wurde er zusammen mit den Söhnen seines Onkels ALBRECHT von Österreich zur Erziehung nach Wien geschickt. Die Beteiligung an der Regierung der oberbayerisch-pfälzischen Stammlande mußte er ersdt mit Unterstützung ALBRECHTS I. 1301 gegen seinen älteren Bruder Rudolf I. erkämpfen. Die 1310 erfolgte Teilung des väterlichen Erbes hielt bis zum Sommer 1313 an, als es wegen der Vormundschaft über die minderjährigen Kinder des Herzöge Stephan I. (+ 1309) und Otto III. (+ 1312) von Nieder-Bayern zu einer vorübergehenden Annäherung kam. Obwohl LUDWIG das Sorgerecht erhielt, unterstellten sich die Herzogs-Witwen dem Schutz des verwandten HausesHABSBURG, das auf dieser Grundlage die Regentschaft in Nieder-Bayern beanspruchte. Den Krieg, der über dieser Frage ausbrach, entschied LUDWIG bei Gammelsdorf (9. November 1313) zu seinen Gunsten und sicherte damit die wittelsbachische Herrschaft in Nieder-Bayern.
[2] Königsjahre:
Dieser Sieg veranlaßte die luxemburgische Partei, nach dem Tod HEINRICHS VII. Herzog Ludwig bei der Königswahl als ihren Kandidaten gegen das Haus ÖSTERREICH zu unterstützen. Das Ergebnis war die Doppelwahl von 1314. Im Oktober wurden FRIEDRICH DER SCHÖNE und LUDWIG von unterschiedlichen Gruppierungen zum römischen König gewählt und im Folgemonat gekrönt. Der dadurch ausgelöste Thronkampf zog sich fast über acht Jahre hin. Die Entscheidungsschlacht wurde am 28. September 1322 bei Mühldorf am Inn geschlagen und endete mit einer vernichtenden Niederlage des HABSBURGERS, der bis zum Frühjahr 1325 auf der Burg Trausnitz (Ober-Pfalz) inhaftiert wurde. LUDWIG bemühte sich vergeblich um die Anerkennung der römischen Kurie. Johannes XXII. berief sich auf das päpstliche Vikariat über Italien und war entschlossen, die ihm dadurch ermöglichte politische Hnadlungsfreiheit in Italöien zum weiteren Ausbau der päpstlichen Position zu nutzen. Er bot deswegen LUDWIG lediglich die Vermittlung im Thronkonflikt an, um die Verhältnisse offen zu halten. Dadurch drängte er LUDWIG IV. in eine Gegenposition. Dieser nahm in der Folgezeit eine betont antikuriale Politik auf, die sich zunächst vor allem in der Erneurerung der herkömmlichen königlichen Italienpolitik äußerte. Der dadurch in seinen Kompetenzen beeinträchtigte Papst eröffnete daraufhin ein Rechtsverfahren gegen LUDWIG, indem die Frage der päpstlichen Approbation des Königs in den Vordergrund gerückt wurde. Doch wies LUDWIG DER BAYER in zwei Appellationen zu Nürnberg (18. Dezember 1323) und Frankfurt (7. Januar 1324) die Zuständigkeit des ohnehin befangenen päpstlichen Gerichts zurück. Wegen dieser Mißachtung der Kurie verhängte diese am 23. März 1324 den Kirchenbann über den König und drohte ihm überdies mit Aberkennung aller aufgrund der Königswahl erworbenen Rechte und Ansprüche. LUDWIG IV. antwortete mit der Sachsenhäuser Appellation (24. Mai 1324), in der er nun sogar die Rechtgläubigkeit des Papstes in Frage stellte. Der Vorwurf wurde mit der Stellungnahme der Kurie im "Theoretischen Armutsstreit" begründet, aufgrund derer ihr keine gerichtliche Kompetenz mehr zukommen könnten. Deswegen betrieb der König nun die Einberufung eines Konzils, das den Papst in dei Schranken weisen sollte. Tatsächlich ließ dieser daraufhin am 11. Juli 1424 LUDWIG IV. alle aus der Königswahl herrührenden Rechte aberkennen. Angesichts dieser Rückschläge suchte LUDWIG DER BAYER eine Aussöhnung mit dem Haus HABSBURG, die im Münchener Vertrag (5. September 1325) zustandekam, in dem FRIEDRICH DER SCHÖNE als Mitregent anerkannt wurde und dem Haus HABSBURG alle während des Thronkampfes gemachten Erwerbungen zugesichert wurde. Im Ulmer Vertrag erklärte sich der König (7. Januar 1326) sogar zum Verzicht auf dei Krone bereit, falls die Kurie dem HABSBURGER ihre Zustimmung geben würde.
[3] Kaisertum:
Johannes XII., dem es in erster Linie um die Wahrung der
kurialen Machtposition in Italien ging, ließ sich aber zu einer derartigen
Entscheidung nicht drängen. LUDWIG
entschloß sich zum Italienzug (1327-1330), den er durch dei Sicherung
der Verbindungslinien mit Hilfe von Absprachen mit den HABSBURGERN
und durch die Verstärkung der Zusammenarbeit mit antikurialen Gruppierungen
in Italien vorbereitete. Am 17. Januar 1328 empfing LUDWIG
DER BAYER die Kaiserkrone in Rom. In beabsichtigter Abkehr vom
päpstlichen Krönungsanspruch wurde die Zeremonie von vier Vertretern
der Stadt vorgenommen. Am 18. April 1328 wurde Johannes XXII. für
abgesetzt erklärt und am 12. Mai Peter von Corbara zum Gegenpapst
(Nikolaus V.) erhoben, der die Krönungszeremonie noch einmal wiederholte.
LUDWIG versuchte
seine Position durch den Ausbau der Zusammenarbeit mit den antipäpstlichen
Kräften zu festigen. Naben Marsilius von Padua nahm LUDWIG
IV. auch die wichtigsten Akteure im sogenannten "Theoretischen
Armutsstreit" an seinem Hof auf: Michael von Cesena, Bonagratia von Bergamo
und Wilhelm von Ockham. Wegen dieser Begünstigung von ketzern erneuerte
Johannes XXII. den Bannfluch von 1324. Das von LUDWIG
angestrebte Konzil wußte er auch jetzt zu verhindern. Der in Oktober
1335 eröffnete Absolutionsprozeß wurde 1337 abgebrochen, weil
sich seit den frühen dreißiger Jahren auch der französische
Königshof in dei Angelegneheit einschaltete und die Kurie in ihrem
Widerstand bestärkte. Deswegen nützte es dem Kaiser politisch
nur wenig, daß die Kurfürsten am 16. Juli 1338 im Rhenser Kurverein
in eindeutiger proklamation betonten, daß der von ihnen Gewäghlte
selbst bei zwiespältiger Wahl nicht der päpstlichen Bestätigung
bedürfe ("Licet iuris"). Auch als nach dem Tod FRIEDRICHS
DES SCHÖNEN dessen Brüder im Vertrag von Hagenau (6.
August 1330) noch einmal ihre Unterstützung gegen alle Feinde in Deutschland
zusicherten, konnte der Thronkampf nicht beeendet werden. Denn nun meldete
das Haus LUXEMBURG immer nachdrücklicher
seine Thronansprüche an. Die entscheidende Förderung erfuhr es
von seiten der Kurie, als Papst Clemens VI. 1343 die Kurfürsten zur
Neuwahl aufforderte, die am 11. Juli 1346 stattfand. Markgraf Karl von
Mähren wurde zum Gegen-König gewählt. Diesen Umschwung der
Verhältnisse konnte auch das spektakuläre Bündnis LUDWIGS
DES BAYERN mit König Eduard III.
von England nicht mehr verhindern. Der unumgänglichen Entscheidungsschlacht
mit KARL IV. kam der unerwartete Tod
LUDWIGS
IV. zuvor.
[4] Territorialpolitik
Die Reichspolitik LUDWIGS DES BAYERN steht in unmittelbarem zusammenhang mit seiner Territorialpolitik. Als Grundlinie zeichnete sich sich das Bestreben ab, die Erblande im Innern so zu stärken und nach außen so sehr auszubauen, daß von dieser gefestigten Basis aus eine kraftvolle und erfolgreiche Reichspolitik in Angriff genommen werden konte. Deswegen hat LUDWIG IV. DER BAYER seine hart erkämpften Mitregierungsrechte zielstrebig erweitert. Die entscheidenden Stationen auf diesem Weg waren die Ausschaltung Herzog Rudolfs I. durch den Vertrag vom 26. Februar 1317 und die Abgrenzung der Interessenbereiche mit dessen Söhnen im Hausvertrag von Pavia (4. August 1329), vor allem aber die Wiedervereinigung der bayerischen Lande nach dem Aussterben der niederbayerischen Teillinie 1340. Der innere Ausbau des Landes wurde vor allem über die erfolgreiche Landfriedens- und eine gezielte Städtepolitik vorangetrieben, um sich über ein erhöhtes Steueraufkommen größeren Handlungsspielraum zu verschaffen. München wurde zur führenden Residenzstadt in S-Deutschland. Durch die großen privilegien von 1329 und 1330 wurden die Klöster als Faktoren des herrschaftlichen Lebens in Bayern anerkannt. Bedeutend waren die Gründung von Ettal und die Förderung von Fürstenfeld. Das oberbayerische Landrecht von 1334735 (1346) schuf eine brauchbare Grundlage für eine einheitliche Rechtsprechung im Herzogtum. LUDWIG IV. nutzte seine Stellung als König zum Ausbau der Position seiner Familie. 1323 belehnte er den Sohn Ludwig mit der Mark Brandenburg. Auf dem Wege der Heiratspolitik wurden die Grafschaften Tirol (1342), Holland, Seeland und Friesland (1346) erworben.
Quellen:
----------
RI VII - MGH Const. 5,6 - Die Register der Kanzlei L.s
d. B., hg. H. Bansa, 1971-1974 - Bayer. Chroniken des XIV. Jh., hg. G.
Leidinger, 1918 -
Literatur:
-----------
ADB XIX, 457-476 - NDB XV, 334-347 - Spindler II, 1988,
149-195 - H. Bansa, Studien zur Kanzlei Ludwigs des Bayern ... 1968 - H.-O.
Schwöbel, Der diplomatische Kampf zwischen Ludwig dem Bayern und der
römischen Kurie, 1968 - A. Schütz, Die Prokuratorien und Instruktionen
im Thronstreit von 1314-1330, 1974 - G. Benker, Ludwig der Bayer, 1980
- P. Moser, Das Kanzleipersonal Kaiser Ludwigs des Bayern in den Jahren
1330-1347, 1985 -
-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 495
************************
LUDWIG IV., DER BAYER, bayer. Herzog, deutscher König,
römischer Kaiser
------------------------------------
* 1283, + 11.10.1347
München Puch b. Fürstenfeldbruck
Begraben: Frauenkirche, München
Vater:
--------
Herzog Ludwig II.(1229-1294)
Mutter:
---------
Mechthild von Habsburg
1. oo Beatrix von Schlesien-Glogau
2. oo Margarethe von Holland (um 1293-1356)
1294 zusammen mit seinem Bruder Rudolf Erbe von Ober-Bayern
und der Rheinpfalz.
Im Streit um die Vormundschaft in Nieder-Bayern 1313
Sieg gegen die Österreicher bei Gammelsdorf.
1314 in Frankfurt zum deutschen König gewählt.
Die Gegenpartei kürte den HABSBURGER
FRIEDRICH DEN SCHÖNEN, 1314 in Aachen gekrönt.
1322 Sieg bei Ampfing gegen die Österreicher. Gefangennahme
FRIEDRICHS.
1324 Bann durch den Papst in Avignon.
Ernannte 1325 den gefangenen FRIEDRICH
zum Mitkönig.
Der Papst verweigerte dazu allerdings die Bestätigung.
1326 Eintreffen von Marsilius von Padua in München.
1327 Aufbruch zum Krönungszug nach Rom, erhielt
in Mailand die Eiserne Krone, am 17.1.1328 in Rom die Kaiserkrone.
Auf dem Rückweg nach München 1329 Unterzeichnung
des Hausvertrages von Pavia, der die Abtrennung der Pfalz vorsah.
1330 Gründung des Klosters Ettal. 1338 Kurverein
zu Rhense.
1340 Wiedervereinigung des gesamten bayerischen Herzogtums.
1346 wählten einige Kurfürsten den LUXEMBURGER
KARL zum Gegen-König.
Literatur:
----------
ADB 19; BWB 2; H.-D. Homann, Kurkolleg u. Kgtum im Thronstreit
v. 1314-30, 1974: G. Benker, L. d. B (122-1347). Ein Wittelsbacher auf
dem Kaiserthron, 1980.
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Rall, Hans und Marga: Seite 53
******************
Die Wittelsbacher. Von Otto I. bis Elisabeth I., Verlag
Styria Graz/Wien/Köln 1986 -
Kaiser LUDWIG IV. DER BAYER Ludwigsche
Linie von 1294 bis 1777
--------------------------------------------
* Februar/März 1282, + 11.10.1347
München
bei Kloster Fürstenfeld
Grabstätte: Dom in München
1. oo um 1308 in Schlesien?
BEATRIX
* um 1290, + 24.8.1322
?
München
Grabstätte: Dom in München
Eltern: Heinrich III., Herzog von Schlesien-Glogau, und Mechthild, Tochter Herzog Albrechts von Braunschweig-Lüneburg
2. oo 25.2.1324 in Köln
MARGARETE
* um 1293, + 23.6.1356
?
Quesnoy
Grabstätte: Minoritenkirche in Valenciennes
Eltern: Wilhelm III., Graf von Holland, und Johanna, Tochter
Graf Karls I. von Valois
------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Nach dem Tode ihres Vaters regierten LUDWIG
und sein habsburgisch gesinnter Bruder
Rudolf (+ 12.8.1319) die väterlichen Erblande, bis LUDWIG
1310 mit Hilfe der Mutter eine Erbteilung erzwang, bei der er Ober-Bayern
erhielt. Rudolfs Stellung nach LUDWIGS Königswahl
wurde bedeutungslos. Am 13. November 1313 brachte LUDWIG
im niederbayerischen Regentschaftsstreit den niederbayerischen Verwandten
und deren Verbündeten, den HABSBURGERN,
eine empfindliche militärische Niederlage bei Gammelsdorf, westlich
von Landshut, bei und wurde niederbayerischer Regent. Durch diesen spektakulären
Erfolg trat LUDWIG schlagartig aus
der provinziellen Bedeutungslosigkeit in das Rampenlicht der Geschichte
und wurde am 20.10.1314 von der luxemburgischen
Partei in einer umstrittenen Doppelwahl gegen den am 19.10.1314 erhobenen
HABSBURGER
FRIEDRICH (III.) DEN SCHÖNEN in Aachen zum deutschen König
gewählt. Nachdem er 1319 ein habsburgisches
Heer bei Regensburg zurückgeschlagen hatte, entschied er den damit
ausbrechenden Thronstreit durch den militärischen Sieg über FRIEDRICH
bei Mühldorf (28.9.1322); FRIEDRICH DER SCHÖNE
geriet in Gefangenschaft. Am 13.3.1325 kam es zum Ausgleich mit den HABSBURGERN,
die die Reichsinsignien übergeben mußten. Im Laufe seiner Regierungszeit
griff LUDWIG wiederholt zu taktischen
Maßnahmen (Mitregierung FRIEDRICHS,
Abdankungsplan LUDWIGS), um das gegen
ihn gerichtete Bündnis Papst Johannes XXII., der sich einem Eingreifen
LUDWIGS in Oberitalien widersetzte, der HABSBURGER
und
des französischen Königs zu sprengen. Seit 1323 wurden LUDWIGS
Regierungshandlungen im wesentlichen bestimmt durch Auseinandersetzungen
mit dem unter französischem Druck stehenden Papsttum, das Anklage
gegen den zwiespältig, vom Papst nicht anerkannten deutschen König
erhob und über LUDWIG und seine
Anhänger den Bann verhängte. LUDWIG
antwortete in mehreren Appellationen (wichtigste: Appellation von Sachsenhausen
vom 22.5.1324), in denen er die Rechtmäßigkeit seiner Wahl bekräftigte,
den päpstlichen Bestätigungsanspruch zurückwies und den
Papst der Ketzerei bezichtigte. In den auch nach dem Tode Johannes XXIII.
(1334) fortdauernden Auseinandersetzungen mit dem Papsttum konnte sich
LUDWIG
auf eine breite antikuriale, nationale Bewegung in Deutschland stützen,
die besonders vom Bürgertum der süddeutschen Städte und
von niederen geistlichen Kreisen getragen wurde, aber auch die Kurfürsten
zur Stellungsnahme zwang (16.7. 1338 Kurverein von Rhens). Auf dem Höhepunkt
dieser Bewegung behauptete LUDWIG mit
dem Reichsgesetz "Licet iuris" (6.8.1338) für den von der Mehrheit
der Kurfürsten ohne päpstliche Mitwirkung gewählten deutschen
König die Befungnis zur Ausübung der kaiserlichen Rechte. Die
Entgegennahme der Kaiserkrone (17.1.1328) von Vertretern der gegen die
päpstliche Herrschaft revoltierenden Römer darf als Versuch LUDWIGS
gelten, die Theorien der fortgeschrittensten Staatslehre seiner Zeit in
der Praxis umzusetzen. Doch der Konflikt mit der Kurie endete nicht mit
einem Sieg des Königtums, sondern mit einem Erfolg der deutschen Fürsten
und des Papstes. LUDWIG IV. stellte
sich 1338/39 nicht konsequent an die Spitze der von ihm ausgelösten
oppositionellen Bewegung, wählte mitunter ungeeignete taktische Maßnahmen
zur Durchsetzung seiner Ziele und verfügte nicht über ausreichende
finanzielle und militärische Hilfsmittel. Schließlich schritten
die Kurfürsten, durch LUDWIGS
Bestrebungen, seine Hausmacht auszubauen (1323 Belehnung der Wittelsbacher
mit der Mark Brandenburg, 1342 Vermählung von LUDWIGS
Sohn mit der Erbin von Tirol, Margarete Maultasch, 1345/46 Erwerb der Grafschaften
Seeland, Holland, Friesland und Hennegau auf Grund der Ehe mit Margarete
von Holland), in ihrer eigenen Territorialpolitik eingeschränkt und
von Papst Clemens VI. dazu ermuntert, zur Wahl eines Gegenkönigs,
KARLS
IV. (11.7.1346). LUDWIG
erlag
auf der Bärenjagd einem Schlaganfall. Der nüchterne, praktisch
denkende Realpolitiker behauptete sich 33 Jahre lang zäh gegen alle
Gegner. Durch seine Sprunghaftigkeit, zuweilen auch durch seine Unentschlossenheit
verdarb er sich jedoch selbst die Chancen, die sich ihm boten. Seine Politik
gegenüber der Kirche bereitete eine spätere Abgrenzung des deutschen
Königtums von deren Einflüssen vor.
1309
1. oo Beatrix von Schlesien-Glogau, Tochter des
Herzogs Heinrich III.
um 1290-24.8.1322
München
25.2.1324
2. oo Margarethe von Holland, Tochter des Grafen
Wilhelm III.
um 1293-23.6.1356
Quesnoy
Kinder:
1. Ehe
Mechthild (Mathilde)
um 1310-3.7.1346
Meißen
Mai 1323
oo Friedrich II. Markgraf von Meißen
1310-18.11.1349
Agnes Nonne in München
Ende 9.1314-11.11.1352
Ludwig V. der Ältere
Mitte Mai 1315-18.9.1361
Anna
um 1316-29.1.1319
Kastl/Oberpfalz
Agnes I.
um 1318- ?
Stephan II. mit der Hafte
Herbst 1319-19.5.1375
2. Ehe
Margarete
1325- 1374
München
Januar 1351
1. oo Stephan von Anjou-Ungarn Herzog von Kroatien
26.12.1332- 1353/54
1358
2. oo Gerlach Graf von Hohenlohe
- nach 16.10.1387
Anna
um 1326-3.6.1361
18.2.1339
oo Johann I. Herzog von Nieder-Bayern
29.11.1329-20.12.1340
Ludwig VI. der Römer
7.5.1328-17.5.1365
Elisabeth
1329-2.8.1402
Stuttgart
22.11.1350
1. oo Cangrande II. della Scala Fürst von
Verona
8.6.1332-14.12.1359
1362
2. oo Ulrich Herzog von Württemberg
1342-23.8.1388
Wilhelm I.
12.5.1333-15.4.1389
Albrecht I.
25.7.1336-13.12.1404
Otto V. der Faule
1340/42-15.11.1379
Beatrix
1344-25.12.1359
1356
oo Erich XII. König von Schweden
1337-21.6.1359
Agnes II.
1345-11.11.1352
München München
Ludwig
Anfang Oktober 1347- 1348
München
München
Literatur:
-----------
Benker Gertrud: Ludwig der Bayer. Ein Wittelsbacher
auf dem Kaiserthron. Eugen Diederichs Verlag München 1997 - Fritze,
Konrad: Ludwig der Bayer, in Deutsche Könige und Kaiser des Mittelalters,
Urania-Verlag 1988, Seite 274-305 - Höfer, Manfred:
Die Kaiser und Könige der Deutschen, Bechtle Verlag Esslingen 1994,
Seite 136-139 - Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine
spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437.
Verlag W. Kohlhammer 2000 - Hoensch, Jörg K.: Kaiser Sigismund.
Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit 1368-1437. Verlag C.H. Beck München
1996 Seite 24,28,237,518 - Hundt, Barbara: Ludwig der Bayer. Der
Kaiser aus dem Hause Wittelsbach Bechtle Verlag Esslingen München
1989 -
Jaeckel, Gerhard: Die deutschen Kaiser. Die Lebensgeschichten
sämtlicher Monarchen von Karl dem Großen bis Wilhelm II., Weltbild
Verlag Augsburg, Seite 123-125 - Rall, Hans und Marga: Die
Wittelsbacher. Von Otto I. bis Elisabeth I., Verlag Styria Graz/Wien/Köln
1986 Seite 51-63 - Seibt Ferdinand: Karl IV. Ein Kaiser in Europa
1346 bis 1378 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München
1994 - Spindler Max: Handbuch der bayerischen Geschichte Erster
Band Das alte Bayern. Das Stammesherzogtum bis zum Ausgang des 12. Jahrhunderts.
C. H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München Seite 149-195 -