WINZENBURG, Grafen von
 

Lexikon des Mittelalters: Band IX Spalte 242
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Winzenburg, Grafen von
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Gehörten einer Familie an, die die Grafschaft im Leinegau innehatte und in Reinhausen und auf den Gleichen saß, sich aber nicht nach diesen Orten bezeichnete. Graf Hermann I. von Winzenburg (+ 1122), Sohn des Grafen Elli von Reinhausen, hatte vor 1079 mit vier Geschwistern dort ein als Familiengrablege gedachtes Benediktinerkloster umgewandelt. Er nannte sich zuerst 1109 nach seiner Burg Winzenburg südöstlich Alfelds, die er von seinem Bruder, Bischof Udo von Hildesheim, zu Lehen trug. Hermann I., der zu den Ratgebern HEINRICHS V. zählte, kam unter den sächsischen Dynasten eine besondere Machtstellung zu. Diese konnte sein Sohn, Graf Hermann II., ausbauen, doch erlangte er - obwohl auch als lantgravius betitelt - allenfalls kurzzeitig die Stellung eines Landgrafen von Thüringen. Als Hermann II. wegen eines Streits um einen Burgenbau 1130 Burchard von Loccum, einen Vertrauten LOTHARS III., ermorden ließ, äscherte LOTHAR die Winzenburg ein. Hermann II. wurde gefangen und verlor alle Lehen. Doch gewannen die WINZENBURGER seit 1138 als Gegengewicht gegen die WELFEN die Gunst KONRADS III., übernahmen 1144 das Erbe der BOMENBURGER und erhielten 1150 auf Druck auch die Winzenburg zurück. Ihr Herrschaftsbereich erstreckte sich nun von der mittleren Leine bis nach Nordhessen und ins Eichsfeld. 1152 wurde Hermann II. ermordet; sein Erbe fiel an Heinrich den Löwen.

Literatur:
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H. Patze, Die Entstehung des Landesherrschaft in Thüringen, 1962, 582-601 - K. Jordan, Das polit. Kräftspiel an Oberweser und Leine um die Mitte des 12. Jh. (Forsch. H. Hempel, 1972 [= Veröff. des Max-Planck-Inst. 36/2]), 1042-1062 - E. Schubert, Gesch. Niedersachsens, II/1: Politik, Verfassung, Wirtschaft vom 9. Jh. bis zum ausgehenden 15. Jh., 1997 [Lit.].



Der erste urkundliche Hinweis auf die Winzenburg stammt aus dem Anfang des 12. Jh. Unter den fürstlichen Botschaftern einer Gesandschaft, die sich 1109 im Auftrage Heinrichs V. in Rom aufhielt, befand sich auch ein Hermann von Winzenburg. Während des Investiturstreits schlug sich dieser auf die falsche Seite und mußte deshalb nach Österreich ausweichen, wo er 1122 starb.
Sein Sohn Hermann II. von Winzenburg wurde 1130 wegen des Mordes an Burchard von Loccum mit der Reichsacht belegt und verlor all seine Lehen. Die auf Veranlassung Kaisers Lothar III. von Supplingenburg zerstörte Burg fiel an den Bischof von Hildesheim, der sie in der Folgezeit wieder aufbauen ließ.
Hermann II., dem es 1150 gelang, die Winzenburg als Lehen zurückzubekommen, wurde 1152 mit seiner schwangeren Frau im Bett ermordet.
Die Burg fiel daraufhin wieder an den Bischof von Hildesheim zurück, der sie weiter ausbauen ließ. So wurde der zwischen 1130 und 1150 erbaute fünfeckige Turm im Jahre 1230 um ein Stockwerk erhöht. Zur Zeit Bischofs Otto I. (1260-1279) wurde dann noch eine Ummauerung vorgenommen.

Die Winzenburg war eine besonders stark ausgebaute Festung und spielte daher auch in der Territorialpolitik des Bischofs von Hildesheim eine wichtige Rolle. In der Hildesheimer Stiftsfehde (1519-1523) wurde sie belagert und ergab sich, nachdem der Turm in Brand geraten war, ohne erstürmt worden zu sein. Durch den Quedlinburger Rezeß 1523 fiel die Winzenburg an den Herzog von Braunschweig. Dieser ließ im Tal beim Dorfe Hasekenhusen, dem heutigen Winzenburg, einen Amtshof errichten und das benötigte Steinmaterial aus dem Mauerwerk der nun dem Verfall preisgegebenen Winzenburg brechen.

(Quelle: Hinweisschild auf der Winzenburg)