Das Jahr 1130.
5. [1130.] Die Speierer, welche bei der Belagerung durch
den König von Hunger gequält wurden, übergaben sich und
ihre Stadt dem Könige. Papst Honorius starb und in Rom werden
zwei Päpste erwählt; darauf wird vom Könige
Lothar in Wirziburg ein Concil von sechzehn Bischöfen versammelt,
bei welchem der Erzbischof von Ravenna als Legat des apostolischen Stuhles
zugegen war, und nachdem dort der Streit beseitigt worden, wird Innocentius
[II]
von Allen anerkannt und bestätigt. Auf den gestorbenen Bischof Berthold
von Hildenesheim folgte Bernhard, der Propst derselben Kirche, ein Gottes
würdiger Mann. Markgraf Udo wird getödtet und viele von
seinem Anhange werden gefangen und verwundet. In demselben Jahre wird Graf
Burchard von Lucca [Lokkum] erschlagen und darum erzürnt belagerte
der König Winzenburg, das Schloß des Grafen Heremann,
welchem die Anstiftung dieses Mordes zugeschrieben wurde.
Das Jahr 1131.
6. [1131.] Im nächsten Jahre ergab Graf Heremann
auf Anrathen der Seinigen sich mit dem Schlosse dem Könige und ihn
setzt der König ins Gefängniß, das Schloß aber befiehlt
er im Monate Januar von Grund aus zu zerstören. Während der König
Ostern in Trier feierte, wurde die ganze Stadt Utrecht mit allen daselbst
befindlichen Kirchen vom Feuer verheert. Aehnlich entstanden auch in mehreren
anderen Orten viele Brände sowohl der Kirchen als auch anderer Gebäude.
Vom Papste Innocentius wurde in Lüttich eine Synode von sechsunddreißig
Bischöfen in Gegenwart des Königs Lothar
und
der Königin gehalten, und auf dieser wird der Halberstädter
Bischof Otto, welcher vor drei Jahren des Bisthums beraubt worden, wieder
auf den bischöflichen Stuhl gesetzt.
Das Jahr 1146.
9. [1146.] Die Halberstädter Kirche wird, o Jammer! von Todtentrauer betrübt. Denn die Grabschrift dessen, auf den angespielt wird, soll für sich sprechen:
Was der wahre Levit, der würdige Bruder Wigandus
Sterbend erduldet, das macht dieses Gedicht nun bekannt.
Weil er der Geistlichen Recht, das gemeine, gewagt zu verfechten,
Büßt er getroffen vom Schwert, weil er Gerechtes begehrt.
Damals war der obere Propst Martin, dessen Hausgenossen
diese Schandthat vollbracht haben, in der Ferne; jedoch hatte, wie die
Meisten glaubten, die einst bewiesene Lauigkeit seiner Liebe gegen Wigand
ihm die Beschuldigung des Mordes aufgebürdet. Die Brüder also
besorgten den gemordeten Bruder mit demüthigen Lobeserhebungen und
hörten mit ihren Klagen nicht auf, bis Martin sowohl seines Amtes
als auch der kirchlichen Einkünfte beraubt war. Heinrich von Assele,
des Grafen
Hermann Bruder starb. Die Königin
Gertrud starb und wurde in der Eberacher Kirche begraben. In
der Osterzeit hielt der König einen Hof in Cuine, für dessen
Vorbereitung Markgraf Adelbert sich bemüht hatte. Kaiser
Heinrich II, welcher aus seinem eigenen Erbgute das Bavenberger
Bisthum gestiftet hatte, wurde unter vielen Wundern am 13. Juli durch den
Bischof Everhard übertragen. Das alte Münster der heiligen Gottesmutter
Maria, ein Gebäude von mäßiger Größe, wurde
von dem Bischofe Rodolf abgebrochen und ein neues prächtigeres von
ihm begonnen. Als dieses bis zur Hälfte fertig war, glaubte der Bischof
wegen seiner beständigen Schwäche sich dem Tode nahe und nahm
am 9. September die Weihe voraus. Der polnische Herzog Bolizlaus vertheilte
sterbend sein Erbe unter seine drei Söhne, dem Aeltesten jedoch übergab
er das Herzogthum. Da dieser die Schwester des Königs
Konrad zur Gattin genommen hatte, begann er seine Brüder
wie Fremde zu behandeln und sagte ihnen endlich Krieg an. Jene aber verbanden
sich mit einem sehr zuverlässigen und im Kampfe bewährten Manne,
mit einem gewissen Hugo, sie hatten als zwei die Oberhand über den
Einen, und dadurch, daß viele Tausende erschlagen wurden, zahlten
sie die gegen sie ausgesonnene Bosheit zurück. Darnach suchte
König
Konrad Polen mit Krieg heim; weil er jedoch keine Möglichkeit
fand, Frieden unter den Brüdern zu stiften, führte er den Herzog
mit den Seinigen mit sich fort und brachte ihn nach Aldenburg, wo er ihn
auf königliche Kosten unterhielt.
Herzog Friderich, des
Königs Konrad
Bruder, starb. In diesem Jahre begann eine
wunderbare und bisher im Reiche unerhörte Sache, nämlich die
Ministerialen des Reiches und der anderen Gewalten kamen ohne Geheiß
öfters zur Besprechung zusammen, und ohne den König oder die
anderen Fürsten zu fragen, sprachen sie allen, von denen sie angerufen
wurden, Recht nach Art der Gerichte. Der König kam, um Recht zu sprechen,
nach Sachsen, aber das hatte keinen Erfolg.
Das Jahr 1152.
15. Im Jahre des Herrn 1152 starb der Magdeburger Bischof Friderich. Konrad, der Herzog der Karinthier, welcher nach langer Feindschaft, die er gegen den König gehegt, sich mit demselben verbündet hatte, wurde wenig später von den irdischen Dingen befreit. Seine Tochter hatte der Sachsenherzog Heinrich zur Gemahlin genommen. Graf Hermann von Wincenburg, der mit lange dauernder Gewaltsamkeit Viele bedrückt hatte, wird mit seiner schwangeren Frau Liutgarde, welche er geheirathet hatte, nachdem er eine frühere verstoßen, am 30. Januar Nachts auf seiner Burg mit einem Schwerte durchbohrt, da die Ministerialen der Hildensheimer Kirche sich gegen ihn verschworen hatten, und ihr Geld, welches auf sechstausend Pfund geschätzt wurde, ward von den Mördern geraubt. Deshalb erlitten viele von diesen nachher Strafe in verschiedenen Todesarten. - Derselbe erschien sieben Tage nach seinem Tode dem Propste K[onrad] von Pöhlde, bekleidet mit einem glühenden Panzer, und erzählte mit Seufzen, daß derselbe mit Nägeln an seinen Schultern befestigt sei, damit er ihn nicht ablegen könne. Dreißig Jahre darnach erschien er einem Bruder im genannten Kloster und hatte anständige Kleider an; als er von diesem gefragt wurde, ob es wahr sei, daß er dem erwähnten Propste mit einem glühenden Panzer erschienen, sagte er, das sei wahr, aber von dieser Strafe sei er durch ihre und anderer, leider nur weniger, Leute Gebete befreit worden, aber noch leide er den Schaden der stinkenden Speise und des bitteren Tranks. Dabei ist zu bemerken, daß er wegen der rohen Ermordung seines wollüstigen Leibes und wegen des verächtlichen Sturzes aus so großem Reichtum den Strafen der Hölle zwar entgangen ist, aber mit den Gebeten der Gläubigen unterstützt werden kann, weil er zu reinigenden Strafen bestimmt worden ist.
Als König Konrad auf frommer Leute Mahnen beschlossen hatte, nach Jerusalem zu reisen, übergab er seinem Sohne Heinrich das Reich und machte sich auf den Weg. Hin- und herziehend auf diesem Wege, richtet er trotz der größten Mühe nichts aus, und nachdem er nach Hause zurückgekommen, führt er noch zwei Jahre die Regierung, obwohl er häufig an Fieber litt. Inzwischen hat der Papst durch die Kardinäle Octavianus und Jordanes ihn wegen der kaiserlichen Weihe ehrenvoll zu sich berufen, und er hat, da er hierauf einging, sich auf diese Heerfahrt, welche er bis zum Geburtstage der heiligen Maria [8. September] verschoben hatte, sorgfältig vorbereitet. Aber als er im fünfzehnten Jahre seiner Regierung, da das Lichtfest bevorstand, einen Reichstag halten wollte, wird er in Bavenberg von körperlichen Beschwerden befallen; ohne jedoch darum den angesagten Reichstag aufzugeben, bemüht man sich damals wie früher um Eintracht unter den Fürsten. Als weiterhin dann die Schwäche des Bettlägerigen täglich zunahm, ist der Mann zahlreicher Schlachten, der von den Fesseln der Welt gelöst werden sollte, am 15. Februar in friedlichem Tode entschlafen, denn Gott hat seine Mühen erfüllt, und er ist in Bavenberg in der Hauptkirche begraben worden. Ihm folgte in der Regierung Herzog Friderich, des Herzogs Friderich Sohn, ein zu allem tüchtiger und schnellthätiger Mann.
1. Der neue König feierte Pfingsten [18. Mai] in
Merseburg und versöhnte daselbst Suen und
Kanut, welche um die Regierung stritten,
so daß Suen die Regierung behielt. Der Streit der Fürsten, nämlich
des Herzogs Heinrich und des Markgrafen Adelbert, über
das Erbe der Grafen Bernhard und Heremann hatte das Land durch wechselseitiges
Plündern und Brennen sehr beschädigt, aber als die Sonne herausgekommen
war, die früher in Wolken war, da haben die Berühmten des Landes
bald die Kriegsstürme unterdrückt und nach dem Befehle
des Königs bewirkt, daß Bernhards Besitz vollständig dem
Markgrafen zufiel, während der Herzog das bekam, was Heremann zugehört
hatte. Der König hielt eine Versammlung in Wirceburg und ließ
daselbst eine Heerfahrt nach Italien geloben. Adelbert, der Meißner
Bischof, der als Gesandter des Königs Konrad
zum Könige der Griechen gegangen war, starb und als man
seinen Tod erfuhr, erwählte man für ihn den Abt des Klosters
Pozougia [Posen], Gerung.