Milo                                                Bischof von Trier (718-758)
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    -   758 (vor 762)
     Ehrang bei Trier

Begraben: Trierer Petersdom
 

Sohn des Erzbischofs Liutwin von Trier
 

Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 627
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Milo, Bischof von Trier und Reims
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     + 761/62

Milo, Sohn und Nachfolger des Bischofs Liutwin von Trier, gehörte als WIDONE zur höchsten austrasischen Aristokratie. Verwandtschaftlich mit den Früh-KAROLINGERN verbunden, war er eine entscheidende Stütze für Karl Martell, erhielt 722/23 die Bistümer Trier und Reims. Seine weltliche Lebensführung (Verteilung von Reimser Kirchengut unter seine Kinder, Schädigung trierischer Kirchen) ist Ausdruck eines instrumanentalisierten Kirchentums. Als dessen Repräsentant konnte Milo gegen alle Entwicklungen eine weltliche Bischofsherrschaft in Trier bewahren und wurde für bonifatianische Reformpartei Prototyp ("Milo et eiusmodi similes") eines depravierten Episkopats.

Literatur:
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H. Schmidt, Trier und Reims in ihrer verfassungsrechtl. Entwicklung bis zum Primatialstreit des 9. Jh., ZRGKanAbt 18, 1929, 1-111 - E. Ewig, Milo et eiusmodi similes (St. Bonifatius, Gedenkgabe ... 1953), 412-440 [Nachdr. 1954; Nachd.: Ders., Spätantikes und frk. Gallien, Bd. 2, 1979, 189-219] - Ders., Treverensia, Arch. f. mittelrhein. Kirchengesch. 6, 1954, 220-233 - H. H. Anton, Trier im frühen MA, 1987 (Q. und Forsch. aus dem Gebiet der Gesch. N.F.9) - Ders., Liutwin - Bf. v. Trier und Gründer von Mettlach, Zs. f. d. Gesch. der Saargegend 39, 1991, 21-51.



Milo, der Gegenspieler des heiligen Bonifatius, setzte die von seinem Vater übernommene Personalunion mit der Reimser Kirche erfolgreich fort. Gemeinsam mit seinem Bruder, Graf Wido, bezeugte er 715 eine Urkunde für das Apostelkloster in Metz.

Schreibmüller, Hermann: Seite 181
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"Die Ahnen Kaiser Konrads II. und Bischof Brunos von Würzburg, in Herbiopolis Jubilans. 1200 Jahre Bistum Würzburg."

Milo folgte seinem Vater Liutwin als Bischof von Trier. In jener Zeit trifft man ja nicht selten auf erbliche Familienbistümer, "Bischofsdynastien", "Krummstabsfamilien". Der Herrscher setzte die Bischöfe aus politischen Gründen ein, um sich einen festen Anhang zu schaffen. 717 oder 718 hatte Milo bereits das Bistum Reims erhalten, doch übte er dort anscheinend keine geistlichen Obliegenheiten aus, er sah in den Kirchengütern nur eine willkommene Einkommenquelle.
Die wichtigsten Angaben über Milo hat der vorzügliche Kenner der MEROWINGER-Zeit und Herausgeber der Quellen jener Zeit Wilheln Levison zusammengestellt: sie beginnen mit dem Beleg für Miloals Diakon aus dem Jahr 706/07; als Bischof erscheint er zuerst 723. Die Urteile über Milo lauten fast durchweg ungünstig. Zu seinen Gunsten spricht nur das vor 1095 verfaßte Werkchen "Miracula Liutwini": Milos Wirken und Ende seien denkwürdig; er habe dem Kloster Mettlach viel Gutes erwiesen und sei "gerecht" gewesen. Aber diese eine wohlwollende Wertung aus dem reich bedachten Hauskloster wiegt nicht schwer gegenüber den einhellig vernichtenden Urteilen anderer Quellen. Die vor dem Ende des 12. Jahrhunderts verfaßte Gründungsgeschichte des Marienkloster Andernach schilt wie nicht wenigeMiloals "Tyrannen", der den Kirchen kein Hirte, sondern ein habsüchtiger Räuber gewesen sei und sogar die Nonnenklöster völlig ausgeplündert, die Nonnen vertriebn und die Einkünfte für seinen eigenen Unterhalt eingezogen habe. Wir wissen zwar, daß wir den Begriff "Tyrann" mit Vorsicht aufzufassen und nicht immer den Sinn des gewalttätig Brutalen unterzulegen haben, aber hier scheint diese Bedeutung zuzutreffen. Sehr anschaulich hat die damaligen sehr ungeistlich lebenden Bischöfe Albert Hauck in seiner Kirchengeschichte geschildert, wie sie mit Schwert und Lanze an der Spitze von Heeren in den Krieg zogen und als echte Adelige dem Weidwerke frönten, obwohl dies durch ein Konzil von 747 den "Dienern Gottes" verboten war. Der große Erzbischof Hinkmar von Reims im 9. Jahrhundert urteilte über Milovöllig absprechend: ein Kleriker sei er bloß äußerlich der Tonsur nach gewesen, dagegen nach Charakter, Haltung und Wirken ein gottloser Laie, der die Bistümer Reims und Trier während einer 40-jährigen Gewaltherrschaft zugrunde gerichtet habe. Ebenso verurteilt ihn sogar das dem Trierer Bistum gewidmete Geschichtswerk. Zunächst sei er noch dem guten Vorbilde seines Vaters gefolgt, dann aber sei er zum "Tyrannen" geworden, habe das Kirchengut verschleudert, Klöster zerstört und Zucht und Ordnung untergraben, so daß Mönche und Nonnen in wilder Gesetzlosigkeit lebten und in unerlaubten Schlupfwinkeln Zuflucht suchten. Getreu seiner hochadeligen Herkunft fühlte er sich als Kriegsmann und zog mit seinem gnädigen Schützer Karl Martell zu Felde.
So nimmt es nicht wunder, daß im Jahre 731 Papst Zacharias an Bonifatius schrieb: Milo und seinesgleichen seien wüste Kirchenschädlinge; zugleich aber mahnte er ihn bezeichnenderweise, dem Milobloß zu predigen und ihn seiner eigenen Verantwortung zu überlassen - ein deutlicher Beweis für die große politische Macht des Hocharistokraten Milo, der zu fürchten war. Schon 724 hatte Papst Gregor II. an Bonifaz geschrieben "vom Bischof N.(illo), mit dem jener in Hessen infolge mangelnden Missionseifers in Schwierigkeiten geraten war; während man bisher an Gerold in Mainz gedacht hatte, scheint man jetzt Classens Ansicht angenommen zu haben, daß Milogemeint war. Dieser war "der landeskirchliche Hauptwidersacher und Gegenspieler des Bonifaz; er durfte es sogar wagen, beim Konzil 742 nicht zu erscheinen, da er der von Bonifaz betriebenen kirchenpolitischen Organisierung widerstrebte. In die Zeit Milos verlegt L. Duchesne die Fälschung der Akten des Kölner Konzils von 346.
Bezeichnenderweise kam der weltgesinnte Bischof bei einer Eberjagd ums Leben - in welchem Jahr, ist unbekannt, wahrscheinlich 757. Der beschönigende Verfasser der Miraculi Liutwini findet freilich dieses Ende des "frommen Erben" seines Vaters "nicht unrühmlich". Begraben wurde er zunächst im Sterbeort Ehrang bei Trier, später im Trierer Petersdom.
Nach der Untersuchung Heinrich Schmidts bietet Milo das Bild einer kraftvollen, durchaus unkirchlichen, vielmehr ausgeprägt politischen, besitzgierigen Persönlichkeit, die dank der durch große Verdienste erworbenen unwandelbaren Gunst Karl Martells und seiner beiden Söhne 40 Jahre lang (717-757) die beiden Bistümer Trier und Reims innehatte. In Reims übte er keine geistlichen Funktionen aus, genoß vielmehr nur die Eigengüter des dortigen Bischofs Rigobert, der aus politischen Gründen von Karl Martell abgesetzt worden war; die Überlieferung in Reims kannte daher nur den "Tyrannen" Milo, während er tatsächlich, dank Karl Martell, im Recht war. Dieser muß sich Milogegenüber aufs allerstärkste verpflichtet gefühlt haben, denn er wagte es nicht, gegen ihn aufzutreten, ebensowenig hatte dieser den Mut, Bonifaz, dessen Streben, die fränkische Kirche zu reorganisieren, in Milo den Hauptgegner fand, entgegenzutreten.
Alles in allem: es macht den Eimdruck, als ob Milo eine so maßgebende Persönlichkeit war, daß er sich vielmehr erlauben durfte und zum Beispiel bei Synoden nicht erschien.
Vermutlich versetzte Milo seinen Bruder Wido mit Werinhar in den Bliesgau und wurde so zum Bahnbrecher für die spätere Stellung der SALIER am Oberrhein. Im 10. Jahrhundert gewahren wir bei den SALIERN ein Obereigentumsrecht an Burg und Herrschaft Stauf im pfälzischen Eistal, das auf alten Besitz der Trierer Kirche zurückgeht.

Werner Karl Ferdinand: Seite 365,387,389
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"Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

Milo, der nach den Worten eines Zeitgenossen "nur der Tonsur nach Geistlicher war", aber einen früheren Bischof von Trier zum Vater hatte, erhielt von Karl Martell nach 719 die beiden Metropolitansitze der Belgica, Reims und Trier.
Dagegen behielt im Machtbereich Pippins Milo seinen Bischofssitz Trier und sogar die Kontrolle über Reims. Voller Bitterkeit beklagte Bonifatius seine Machtlosigkeit gegenüber "Milo und seinesgleichen", die von Pippin geschützt wurden, aber auch vom Klerus unter Chrodegangs Leitung.
Diese von Pippin gegen die Bretonen eingerichtete Mark wurde dem gleichen Trierer Adelsgeschlecht übertragen, dem auch Milo angehörte. Einer der "Markgrafen" dieser neuen Mark hieß Roland.
 
 
 
 

Literatur:
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Riche, Pierre: Die Karolinger, Deutscher Taschenbuch Verlag München 1991, Seite 56,82 - Schieffer, Rudolf: Die Karolinger, Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln Band 411, 1992, Seite 38,55 - Schreibmüller, Hermann: Die Ahnen Kaiser Konrads II. und Bischof Brunos von Würzburg, in Herbiopolis Jubilans. 1200 Jahre Bistum Würzburg. Festschrift zur Säkularfeier der Erhebung der Kiliansreliquien Würzburger Diözesangeschichtsblätter 14/15 1952 Seite 181 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000, Deutscher Taschenbuch Verlag München 1995, Seite 365,387,389 -