Stammtafel Lexikon des Mittelalters Band IX Anhang
EUROPÄISCHE STAMMTAFELN NEUE FOLGE BAND I.1 Tafel 150-173
Stammtafel Anhang Stefan Pätzold 'Die frühen
Wettiner'
Lexikon des Mittelalters: Band IX Spalte 50
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Wettiner
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Nach der Burg Wettin bei Halle (Saale) benanntes Geschlecht.
Seine eindeutig überlieferte Geschichte beginnt mit
Graf
Dietrich (Dedi), der als ein 'egregiae libertatis vir' 982
im Heer
Kaiser OTTOS II. in Kalabrien
den Tod fand. Von ihm führt eine in logischer Beweisführung erschlossene
Abstammung bis zu einem 822 genannten Grafen Rikbert, dessen Sohn
Rikdag
im Ostfalengau und im Liesgau nördlich von Göttingen begütert
war (Eckardt, 1963). Ein anderer Erklärungsversuch bindet die WETTINER
an den Sohn des Herzogs Burchard I. von Schwaben an, Burchard II., der
926 nach Sachsen gebracht worden sei, wo er in eine im Liesgau ansässige
Familie eingeheiratet habe und somit zum Vater des 982 gefallenen Dietriech-Dedi
geworden sei (Wenskus, 1976).
Diese Vermutung hat die Feststellung des Sachsenspiegels
für sich, die WETTINERseien
Schwaben gewesen. Gänzlich abzulehnen ist die im späten 19. Jh.
aufgestellte Ahnenliste, die einen 807 und 814 genannten 'comes stabuli'
Burkhard und dessen vier gleichnamige Nachfolger als Vorfahren des
982 gefallenen Dietrich behauptet, wobei sie den frei erfundenen
Geschlechternamen der angeblichen BUCCONEN als Bindeglied einbaut.
Nach alledem kann die Herkunft der WETTINER
aus dem Liesgau und Harzgau als sicher gelten, von wo aus sie im Zuge der
deutschen Ostbewegung die Saale überschritten. Bis zur Jahrtausendwende
verschob sich ihr Herrschaftsraum vom Harzgau zum Hosgau am Westufer der
Saale unterhalb von Halle, wo die Burg Wettin zum neuen Stammsitz
ausgebaut wurde. Gleichzeitig wurde nach Osten ausgreifend Eilenburg
an
der Mulde als Allodialbesitz erworben, um 1030 kam die Belehnung mit der
Ostmark, der späteren Nieder-Lausitz hinzu. Um die Mitte
des 11. Jh. wurde die Herrschaft saaleaufwärts erweitert, wo Camburg
gewonnen
wurde.
Noch vor 1100 begannen sich dieWETTINERnach
ihrem Stammsitz zu nennen. Sie hatten damals im südlichen slavischen
Markengebiet an der Ostgrenze des Reiches eine vorherrschende Stellung
erlangt, woraus sich die Belehnung deswettinischen
Grafen
Heinrich I. von Eilenburg mit der Markgrafschaft Meißen
1089
durch Kaiser HEINRICH IV. ergab. Der
Vetter Konrad
festigte seit 1123 die Macht seines Hauses unter anderem
dadurch, dass er das Erbe des Hauses GROITZSCH an sich brachte.
Er gilt als der eigentliche Begründer der wettinischen
Markgrafschaft Meißen. Die von ihm veranlaßte Länderteilung
unter seine fünf Söhne führte zwar zur dauerhaften Entfremdung
alten
wettinischenBesitzes, doch gelangten
zwei Erbteile durch Heimfall wieder an die Hauptlinie, die unter Markgraf
Otto (1156-1190) mit der bäuerlichen Kolonisation, der Entstehung
des Städtewesens und dem bedeutenden Freiberger Bergbau eine Blütezeit
erlebte.
Als sein Sohn Albrecht 1195 ohne Leibeserben starb,
zog Kaiser HEINRICH VI. die Mark Meißen
an das Reich, ohne die Rechte des Bruders Dietrich den Bedrängten
zu beachten. Der rasche Tod des Kaisers machte aber den Weg frei zum erneuten
Aufstieg der WETTINER unter Dietrich,
der den Ausbau der Macht mit straffer Hand vorantrieb. Sein Sohn Heinrich
der Erlauchte scheiterte zwar mit der Absicht, aus der Nieder-Lausitz
heraus östlich an Berlin vorbei in den noch herrschaftsfreien Raum
vorzustoßen, war aber mit dem Bemühen erfolgreich, sich nach
rückwärts in das alte westsaalische Reichsgebiet zu wenden, wo
er 1247/64 die Landgrafschaft Thüringen erbte und 1254 das
Reichsterritorium
Pleißenland pfandweise an sein Haus brachte. Nach seinem Tode
1288 verspielte sein mißratener Sohn Albrecht
der Entartete fast die gesamte Aufbauleistung seiner Vorfahren,
zumal die Reichsgewalt unter den Königen
RUDOLF und ADOLF diewettinischeMacht
mit dem erneuten Versuch bedrängte, in Mitteldeutschland ein Reichsterritorium
aufzubauen.
Erst seit der für die WERTTINERsiegreichen
Schlacht von Lucka 1307 konnte Markgraf
Friedrich I. der Freidige zielstrebig und letztlich erfolgreich
die wettinische Stellung in Meißen
und Thüringen festigen und ausbauen. Er und seine drei gleichnamigen
Nachfolger haben bis zum Beginn des 15. Jh. jede sich bietende Gelegenheit
genutzt, um durch Heiratspolitik, Kauf oder Waffengewalt ihren Territorialbesitz
zu vergrößern, sie haben sich dabei aber stets auf den mitteldeutschen
Raum beschränkt. Eine geschickte Politik gegenüber der Reichsgewalt
sicherte ihnen unter Kaiser LUDWIG DEM BAYERN
die endgültige Erwerbung des Pleißenlandes und schirmte die
Markgrafschaft Meißen gegen die gefährliche Nachbarschaft Kaiser
KARLS IV. in Böhmen ab. Zweimal stand ein WETTINERan
der Schwelle zum Königtum: 1269 wurde dem jungen Friedrich
dem Freidigen die italienische Krone angetragen, 1348
seinem Sohn Friedrich II. die Nachfolge
seines Schwiegervaters LUDWIGS DES BAYERN
angeboten. In der thüringischen Grafenfehde wurde die wettinischeBotmäßigkeit
über die kleineren reichsunmittelbaren Herrschaftsinhaber durchgesetzt,
im Meißnischen Raum wurden reichsministerialische Herrschaften und
Reichsburggrafschaften einverleibt. Die Verdichtung territorialfürstlicher
Herrschaft lief in dieser Zeit in mustergültiger Weise ab, wobei mit
der quantitativen Erweiterung auf qualitative Steigerung von Herrschaft
in Richtung auf künftige Staatlichkeit einherging. Der Ausbau der
Zentralverwaltung erreichte schon in der 2. Hälfte des 14. Jh. einen
hohen Stand, die Vogteien wurden als Organe der Lokalverwaltung zu Amtsbezirken
weiterentwickelt, die Geldwirtschaft erlangte mit Bede und Steuer im 14.
Jh. immer größere Bedeutung, in Spannung und Partnerschaft mit
den Landständen wuchs das wettinische
Territorium bis zum Beginn des 15. Jh. zur mächtigsten politischen
Kraft im mitteldeutschen Raum heran. Die Chemnitzer Teilung von 1382 wirkte
sich infolge des Aussterbens der zwei Nebenlinien nicht dauerhaft aus.
Als 1422 die sachsen-wittenbergische Linie der ASKANIER
ausstarb, übertrug
Kaiser SIGISMUND
1324 dem meißnischen Markgrafen
Friedrich IV. mit dem heimgefallenen Herzogtum Sachsen-Wittenberg
die Kurwürde, womit das Haus WETTINden
seiner tatsächlichen Macht angemessenen Rang in der Reichsverfassung
erhielt. Seitdem bürgerte sich die Bezeichnung als "Kurfürstentum
Sachsen" für den gesamten wettinischen
Besitz in Mitteldeutschland ein. Auch als Kurfürsten setzten die WETTINERihre
erfolgreiche Territorialpolitik fort, erwarben böhmische Gebiete,
das Vogtland und die Vogtei über Quedlinburg und regelte
im Vertrag von Eger das Verhältnis zu Böhmen. Im Wettbewerb mit
den HOHENZOLLERN konnte 1476 ein WETTINER
auf dem Magdeburger Erzstuhl gebracht werden, doch folgte ihm 1513 der
HOHENZOLLER
Albrecht. Bei stets guten Beziehungen zur Kurie brachten die Kurfürsten
eine frühe Form von landesherrlichem Kirchenregiment zustande, indem
sie sich im 15. Jh. Jh. weitgehende Besetzungsrechte im Bistum Meißen
verbriefen ließen und die Reform von Klöstern in ihre Hände
nahmen. Nach der Mitte des 15. Jh. können die WETTINERals
da nächst den HABSBURGERN bedeutendste
deutsche Fürstenhaus bezeichnet werden, wobei Herzog
Albrecht im Dienst von Kaiser und Reich gegen Ungarn und Burgund
kämpfte und dabei die reichen Mittel seines sächsischen Landes
einsetzte. Gerade damals aber kam es zur folgenschwersten Fehlleistung
in der Geschichte des Hauses WETTIN,
als Kurfürst Ernst1485 das zu
einem weitgehend geschlossenen Flächenstaat herangewachsen Kurfürstentum
mit seinem Bruder Albrechtgegen dessen
Willen teilte (Leipziger Teilung). Da weder die
ERNESTINER noch
die ALBERTINER ausstarben, verursachte die Teilung von 1485 eine
empfindliche Schwächung der wettinischen
Stellung im Reich. Damit war die geschichtliche Aufgabe des Hauses
WETTIN verspielt, dem mitteldeutschen Raum eine einheitliche
politische Ordnung zu geben.
Literatur:
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K. A. Eckhardt, Genealog. Funde zur allg. Gesch. Germanenrechte
NF, Deutschrechtl. Archiv H. 9, 1963 [darin: Die Herkunft der W., 64-90]
- Patze-Schlesinger-R. Wenskus, Sächs. Stammesadel und frk. Reichadel,
AAG, Phil.-Hist. Kl., 3. F., Nr.93, 1976, 331-334 - H. Blaschke, Gesch.
Sachsens im MA, 1990 - Ders., Der Fs.enzug zu Dresden, 1991 - O. Posse,
Die W. Genealogie des Gesamthauses Wettin, erg. v. M. Korbuch, 1994 - S.
Pätzold, Die frühen W. Die Anfänge einer Adelsfamilie im
sächs. Markengebiet bis zum Jahr 1221 [Diss. Göttingen 1996].
Wettiner
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Deutsches Herrschergeschlecht, dessen Stammburg über
der
gleichnamigen Stadt an der Saale lag. Als Ahnherr gilt Markgraf Bucco
(+ 908) der Sorbischen Mark. Er fiel im Kampf gegen die Ungarn. Sein
Enkel Dedi (+ 982) war Graf des Hassegaues zwischen Saale
und Unstrut; seine Nachkommen konnten den Hausbesitz beträchtlich
vergrößern und Dedi II. (+ 1075) erhielt 1046 die thüringische
Mark; sein Bruder Thimo (+ um 1091) erhielt Burg und Grafschaft
Wettin bei Halle an der Saale. Thimos
Sohn Konrad I. (+ 1157)
erhielt die Mark Meißen und legte damit den Grundstein für
die landesfürstliche Stellung des Hauses
WETTIN. 1423 erhielten die WETTINERdas
Herzogtum
Sachsen-Wittenberg und die Kurwürde. 1485 erfolgte die Teilung
in die Albertinische (Markgrafschaft Meißen und das nördliche
Thüringen) und in die Ernestinische Linie
(Kursachsen, ein
Teil Thüringens und das Vogtland).
1547 kam die Kurwürde mit den kurfürstlichen
Besitzungen an die ALBERTINER, die 1806 auch die sächsische
Königswürde erhielten. Der letzte WETTINER
auf dem sächsischen Königsthron war Friedrich
August; er dankte 1918 ab.
Aus der Ernestinischen Linie stammen die Großherzoge
von Sachsen-Weimar-Eisenach (seit 1815), die Herzoge von Sachsen-Meiningen
(seit 1826), von Sachsen-Altenburg (seit 1826) und von Sachsen-Coburg-Gotha
(seit 1826).
Schwarz Hilmar:
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"Die Wettiner"
Der Stammvater der WETTINER
tritt in der 2. Hälfte des 10. Jahrhunderts ins Licht der Quellen.
Er hieß
Thiedericus (Dietrich I.). Manchen Deutungen zufolge
soll er im Dienste Kaiser OTTOS II. 982
in S-Italien gefallen sein. Über seine Vorfahren gibt es keine gesicherten
Überlieferungen. Mehrere Herleitungen sind aus den verstreuten Nachrichten
versucht worden.
Zum 1. wurde seine Herkunft vom Stamm der "Buzizi"
zum Anlaß genommen, ihn "von den BURCHARDEN" abstammen zu
lassen und seine Ahnenreihe über einige BURCHARDE
bis auf einen
Marschall
KARLS DES GROSSEN zurückzuverfolgen.
Zum 2. existiert eine wohl fundierte Absicht,
wonach sein Vater ein Harzgaugraf Volkmar
war, der dominierende Geschlechtsname "Friedrich" lautete und die
Familie bis auf cheruskische Wurzeln im 9. Jahrhundert zurückgeführt
wird.
Und Zum 3. wird eine Abstammungslinie zum schwäbischen
Herzog Burkhard I. gezogen.
Einige Anzeichen sprechen für eine schwäbische
Abstammung. Der Verfasser des Sachsenspiegels - zwischen 1220 und 1235
entstanden - ordnete die WETTINERden
Schwaben zu. Außerdem hielten sich die WETTINER
an die schwäbische Erbfolge, die weibliche Familienmitglieder ausschloß.
Nach ältesten Zeugnissen hatten sich die WETTINER
im Hosgau oder Hassegau (Gau der angesiedelten Hessen) niedergelassen,
der sich im Flußbogen von Saale und Unstrut erstreckte. Der nordwestlich
angrenzende Distrikt, am Ostrand des Harzes, hieß der "Schwabengau".
Trillmich Werner: Seite 78
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"Kaiser Konrad II. und seine Zeit"
Güter und Grafschaften der WETTINER [Die WETTINER ("BUKKONEN") waren schwäbischen Rechts (Töchter waren erbrechtlich benachteiligt); Grafschaften im südlichen Schwaben- und Hochseegau, Neletizi, Siusili, Zitizi, Inhaber des Burgwards Zörbig. 997 Erben Bios von Merseburg, 1014 von Rikdags Sohn Karl. Rikdag (Sippe der Harzgaugrafen) war Graf im Schwaben- und Nordthüringgau, Vogt von Magdeburg, wohl 981 Markgraf von Zeitz, in Meißen nach dem Tode Thietmars von der Ostmark oder Günthers von Merseburg. - Patricius Dedi = Adjutant OTTOS III. im Herzogsrang.], die sich nach einer Burg rechts der Saale benennen, lagen zwischen Halle, Eisleben und der Wipper im Hochsee- und Schwabengau sowie im Sorbenlande, im Burgward Eilenburg sogar jenseits der Mulde. Dazu kamen 1014 durch Erbschaft die Allodien Rikdags um dessen Familienkloster Gerbstedt. Als Markgraf hatte er 979/82-985 Meißen, Zeitz und Merseburg verwaltet. Als kriegerische Grenzwächter, gewandt, rücksichtslos in Gütererwerb und Politik, arbeiteten sich die WETTINER im frühen 11. Jahrhundert empor. Dedi, der Schwiegersohn Dietrichs von der Nordmark, besaß als Patricius das Vertrauen OTTOS III. Als er 1009 gewaltsam für die Familie seiner Frau eintrat, hat ihn Werner von Walbeck erschlagen. Der Sohn Dietrich heiratete eine EKKEHARDINERIN. Ihm sollte endlich der Aufstieg zum Markgrafen gelingen.
Albert Herzog zu Sachsen:
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"Die Wettiner in Lebensbildern"
Die WETTINER waren
im niedersächsischen Raum, genauer gesagt im Harzgau beheimatet, wo
als Ahne Dietrichs oder Dedis Graf Volkmar
in den Quellen
aufscheint. Dieser empfing gemeinsam mit seinem Bruder Rikbert vier
Orte im slawischen Gebiet an der Fuhne im Gau Serimunt aus der Hand Kaiser
OTTOS
I. DES GROSSEN. Volkmar
starb noch vor 961; sein
Vater war Friedrich II., Graf im Harzugau, dessen Spuren wir 937
und 945 in den Quellenberichten vorfinden. Dessen Vater Friedrich I.
war
ebenfalls im Harzgau zu Hause und trug die Bezeichnung "Graf im Harzgau".
Er vermählte sich mit einer Frau namens Bia.
Friedrich II. schenkte seiner Mutter Bia
am 21. Oktober 937 einen Besitz im Schwabengau, der sich östlich von
Quedlinburg bis zur Saale erstreckte. Dort war er offenbar reich begütert.
Der erwähnte Gau Serimunt schloß sich unmittelbar an den Schwabengau
östlich der Saale im Raum Nienburg an. Damit ist erwiesen, dass die
WETTINERaus
dem heutigen Niedersachsen stammen und als treue Anhänger der OTTONEN
im Zuge der mittelalterlichen Ostkolonisation während des 10. Jahrhunderts
in das eroberte Sorbenland zwischen Saale und Elbe einwanderten.
Im Hochmittelalter besaß dasHaus
WETTINals Eigentümer der Burgwarte Wettin, Löbejan
und
Brehna erhebliche politische Bedeutung.
Bereits vor Heinrich von Eilenburg hatte dieses
fürstliche Geschlecht, das von einigen Forschern sogar auf die fränkischen
MEROWINGER
zurückgeführt wird, mit Dedi und Dietrich von Bucizi zwei
urkundlich wichtige Vertreter. Deren gleichnamige Burg befand sich an der
Einmündung der Bode in die Saale im südlichen Harzvorland
und ist wahrscheinlich in der Gegend von Grimmschleben zu suchen.
Wohl eines der bedeutendsten deutschen und europäischen
Fürstenhäuser überhaupt stellen die Wettiner dar. Ihre geschichtliche
Entwicklung vom Mittelalter bis in die Gegenwart ist für die Identitätsfindung
nach mehreren Generationen brauner und roter Diktatur von weitreichendem
Stellenwert. Gleichzeitig besitzt das Haus Wettin auch für die gegenwärtig
aktuellen Probleme große Möglichkeiten für Initiativen
insofern, als aus seiner Geschichte wichtige Lehren und durchaus nachahmenswerte
Beispiele für die Gegenwart gezogen werden können.
Die Anfänge des Hauses Wettin
Am 1. Februar 1089 wurde in der Reichsstadt Regensburg der Wettiner Markgraf Heinrich von Eilenburg durch Kaiser Heinrich IV. mit der Mark Meißen belehnt. Damit war nicht nur die Grundlage für die weitere Entwicklung der wettinischen Dynastie, sondern auch des sächsischen Staates insgesamt geschaffen.
Die Wettiner waren ursprünglich im niedersächsischen Raum, genauer gesagt im Harzgau beheimatet, wo als Ahne Dietrichs oder Dedis Graf Volkmar in Quellen aufscheint. Dieser empfing gemeinsam mit seinem Bruder Rikbert vier Orte im slawischen Gebiet an der Fuhne im Gau Serimunt aus der Hand Kaiser Ottos I. des Großen. Volkmar starb noch vor 961; sein Vater war Friedrich II. Graf im Harzgau, dessen Spuren wir 937 und 945 in den Quellenberichten vorfinden. Dessen Vater Friedrich I. war ebenfalls im Harzgau zu Hause und trug bereits den bezeichnenden Titel "Graf im Harzgau". Er vermählte sich mit einer Frau namens Bia. Friedrich II. schenkte seiner Mutter Bia am 12. Oktober 937 einen Besitz im Schwabengau, der sich östlich von Quedlinburg bis zur Saale erstreckte. Dort war er offenbar reich begütert. Der erwähnte Gau Serimunt schloß sich unmittelbar an den Schwabengau östlich der Saale im Raum von Nienburg an. Damit ist erwiesen, daß die Wettiner aus dem heutigen Bundesland Niedersachsen stammten und als treue Anhänger des Ottonischen Kaiserhauses im Zug der mittelalterlichen Ostkolonisation während des 10. Jahrhunderts in das eroberte Sorbenland zwischen Saale und Elbe einwanderten.
Im Hochmittelalter besaß das Haus Wettin als Eigentümer der Burgwarte Wettin, Löbejan und Brehna erhebliche politische Bedeutung. Bereits vor Heinrich von Eilenburg hatte dieses fürstliche Geschlecht, das von einigen Forschern auf die fränkischen Merowinger zurückgeführt wird, mit Dedi und Dietrich von Buzizi zwei urkundlich wichtige Vertreter. Deren gleichnamige Burg befand sich an der Einmündung der Bode in die Saale im südlichen Harzvorland und ist wahrscheinlich in der Gegend von Grimschleben zu suchen.
Dedi vererbte diese Burgwarte seinem Sohn Dietrich II., der nach dem Tod seines Onkels Friedrich zusätzlich Eilenburg und die Grafschaft im Susaligau erhielt. 1033 wurde Dietrich auch noch Markgraf der Lausitz. Ihm folgte ein Jahr später in diesem Amt und den übrigen Besitzungen mit Ausnahme von Wettin und Brehna sein ältester Sohn Dedi II. Dagegen erhielten die jüngeren Söhne Thimo und Gero die in unmittelbarer Nähe der Saale gelegene Burgwarte Wettin und Brehna. Dedi selbst verlor allerdings vorübergehend die Lausitz, doch konnte dessen Sohn dieses Gebiet von Kaiser Heinrich IV. wieder zurückerhalten.
Bis in die Gegenwart erinnern die Burg Wettin bei Halle an der Saale und das Stammkloster am Petersberg mit der ältesten Begräbnisstätte der Wettiner an die frühe Geschichte dieses Fürstengeschlechts. Ähnliches gilt auch für die Albrechtsburg und den Dom zu Meißen.
Wichtig ist, daß bereits 929 durch Kaiser Heinrich I. eine Wehranlage auf dem Meißner Burgberg errichtet wurde. Diese bildete nicht nur den Ausgangspunkt der deutschen Herrschaft in diesem Bereich, sondern auch der Christianisierung im mittleren Elbe-Gebiet. Bezeichnend ist, daß 961 hier bereits ein katholisches Bistum gegründet wurde. Noch heute erinnert uns der zweite Name des katholischen Bistums Dresden-Meißen an diese wichtige mittelalterliche Gründung.
Fortan diente der Meißner Burgberg als östlicher Vorposten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation an der militärisch noch keineswegs gesicherten Elb-Linie gegen die im Osten lebenden Slawen. 1048 begegnet uns erstmals der Ausdruck "Marchia Misnensis", d.h. Markgrafschaft oder Mark Meißen. Daraus kann geschlossen werden, daß der Markgraf seinen Sitz in der Meißner Albrechtsburg hatte. Trotzdem galt diese mächtige Anlage auf einem Felsen oberhalb der Elbe als Reichsburg und beherbergte einen königlichen Befehlshaber, dessen Aufgabe der Markgraf im Namen des Reiches zu erfüllen hatte. Dieser war aber nicht nur zuständig als militärischer Befehlshaber, sondern förderte auch die Ansiedlung deutscher Bauern, die aus allen Regionen Deutschlands einwanderten.
Bezeichnend ist, daß die späteren wettinischen Herzöge und Kurfürsten bis zur Einführung der Reformation im Albertinischen Sachsen 1539 ihre Anhänglichkeit an Meißen dadurch bewiesen, daß sie den Fürstenchor des Domes zu ihrer Begräbnisstätte wählten. Auch der Löwe als Meißner Wappentier erinnert in allen ehemaligen wettinischen Territorien Sachsens, Thüringens, Sachsen-Anhalts und Nordbayerns an die große Bedeutung Meißens als Wiege des sächsischen Staates und der wettinischen Hausmacht.
Konrad der Große von Wettin,
Markgraf von Meißen (1098-1157)
Einer der bedeutendsten Vertreter der mittelalterlichen
Wettiner war Konrad der Große, der nach dem Tod Heinrichs von Eilenburg
sich als Parteigänger Lothars von Supplinburgs in den Besitz der Markgrafschaft
Meißen setzte. Zuvor befolgte er eine enge Zusammenarbeit mit den
aus Schwaben stammenden Staufern. Nur auf dieser Basis ist es zu verstehen,
daß die Wettiner ihre Macht im sächsisch-mitteldeutschen Raum
begründen und bewahren konnten. Durch seine Heirat mit Luitgard von
Schwaben wurde die Verbindung mit den Hohenstaufen auch nach außen
dokumentiert.
Als Begründer der wettinischen Macht in Mitteldeutschland
wurde Konrad der Große 1130 Markgraf von Meißen. Dazu kamen
1136 die Lausitz und 1144 das Milzner Land. Durch die Erwerbung des Gaues
Zwickau in der Mark Zeitz und Groitzsch in der Mark Merseburg als Erbe
Wiprechts von Groitzsch vereinigte er diese beiden Marken mit der Mark
Meißen, obwohl große Lehensträger, wie die Burggrafen
von Meißen, Leisnig, Altenburg und Dohna unmittelbare Vasallen des
Reiches blieben und nur der Amtsgewalt des Markgrafen unterstanden.
Entsprechend seinem engen und vertrauensvollen Verhältnis zu Lothar von Supplinburg und dessen staufischen Nachfolgern nahm Konrad wirksamen Anteil an der Politik des Reiches. So begleitete er Lothar auf seinem zweiten italienischen Zug 1136/37, sowie dessen Nachfolger Konrad III. von Hohenstaufen 1146 im Krieg gegen Polen. 1147 führte der Markgraf gemeinsam mit König Konrad einen großen Kreuzzug gegen die Ostsee-Wenden, womit deren Unterwerfung unter deutsche Oberhoheit eingeleitet werden konnte. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, daß in seiner unmittelbaren Nachbarschaft Albrecht der Bär als Markgraf der Nordmark Brandenburg besetzte und damit die Herrschaft der Askanier in der Mark Brandenburg begründete. Albrecht der Bär wurde auch als Gründer Berlins bekannt. Noch heute erinnert der Berliner Bär im Wappen an diesen bedeutsamen mittelalterlichen Herrscher.
Auf Grund seiner Eroberungspolitik sicherte Konrad der
Große seinen Besitzstand in Mitteldeutschland und verfügte ohne
Zustimmung Kaiser Barbarossas die Aufteilung seiner Reichslehen und Besitzungen
unter seine fünf Söhne. So übernahm Otto der Reiche (1125-1190)
Meißen, Dietrich die Niederlausitz mit Eilenburg, Dedo Groitzsch
und Rochlitz, Heinrich Wettin und Friedrich Brehna. 1158 gab Friedrich
I. das Milzener Land an Wratislaw von Böhmen.
Nach dieser Aufteilung trat Konrad der Große als
Mönch in das Wettiner Hauskloster auf dem Petersberg bei Halle ein.
Dort ereilte ihn auch am 15. Oktober 1157 der Tod. Noch heute kann sein
Grabmal in der Stiftskirche am Petersberg bewundert werden.
Von seinen Söhnen wurde Otto der Reiche durch die
Erwerbung von Weißenfels, die Förderung des Silberbergbaues
bei Freiberg (1180 gegründet) und die Verleihung einer selbständigen
Stadtverfassung für die Messestadt Leipzig bedeutungsvoll. Damit legte
Otto den Grundstein für eine beispielgebende Entwicklung des sächsisch-mitteldeutschen
Raumes in den folgenden Jahrhunderten.
Auch als Gründer des Zisterzienserklosters Altzella
bei Nossen machte er sich einen Namen insofern, als die Zisterzienser in
der Geschichte Sachsens bis zur Reformation eine bedeutende Rolle spielten.
Dies gilt auch für die noch heute bestehenden Zisterzienserinnenklöster
St. Marienthal an der Lausitzer Neiße (1234 gegründet) und St.
Marienstern bei Kamenz (1248 gegründet).
Bezeichnend ist weiterhin, daß Otto und seine Nachfolger
sich Altzella als Grabstätte wählten, wovon heute noch Zeugnisse
vorhanden sind.
Adolf von Nassau und das Haus Wettin
Der um 1250 geborene Graf Adolf von Nassau verdankte seine Wahl zum deutschen König der Tatsache, daß die Kurfürsten nach dem Tode Rudolfs von Habsburg einen wirtschaftlich und politisch schwachen Kandidaten küren wollten. Für seine Beziehungen zu den Wettinern erhielt er deswegen Bedeutung, weil er im heutigen mitteldeutschen Raum eine Hausmacht als materielle Grundlage für sein Königtum anstrebte. Dafür boten sich Thüringen und die Mark Meißen an, wo bereits Rudolf von Habsburg einen ähnlichen Plan verfolgt hatte. In diesen beiden Territorien kollidierten aber die Interessen des deutschen Königs mit denen des Erzbischofs von Mainz und des Königtums Böhmen. Da der wettinische Markgraf Tuta von Meißen ohne männliche Erben verstarb, zog Adolf von Nassau die Mark Meißen und das Osterland - das Gebiet um die heutige Messestadt Leipzig - als erledigte Reichslehen ein. Dem völlig verschuldeten thüringischen Landgrafen Albrecht dem Entarteten aus dem Hause Wettin kaufte er 1293 die Landgrafschaft Thüringen für 11.000 oder 12.000 Mark Silber ab. Gegen dessen Söhne Friedrich den Freidigen und Diezmann suchte König Adolf seine Neuerwerbungen in zwei kriegerischen Feldzügen zu sichern. Noch 1295 gebot er auf einem Hoftag in Mühlhausen/Thüringen einen ewigen Landfrieden für die genannten wettinischen Territorien und setzte sogar königliche Landfriedensbeamte ein. Kurze Zeit darauf verließ er jedoch Thüringen und setzte in diesem Land seinen Vetter Graf Heinrich von Nassau ein. Dieser vertrat ihn auch in der Mark Meißen und im Osterland. Doch blieb dieses Interesse des Hauses Nassau ein Intermezzo, zumal sich nach Adolfs Tod 1298 die Wettiner in diesen Bereichen wieder voll durchsetzen konnten.
Die Belehnung der Wettiner
mit dem Kurfürstentum Sachsen - Wittenberg
1423 wurde Markgraf Friedrich der Streitbare von Meißen durch Kaiser Sigismund aus dem Hause Luxemburg nach dem Aussterben der im Kurfürstentum Wittenberg regierenden Askanier mit dieser Kurwürde belehnt. Am 1. August empfing Friedrich in Ofen - heute Budapest/Ungarn - durch den Kaiser die Insignien als neuer Kurfürst von Sachsen - Wittenberg. Dieses Amt war mit der Würde eines Erzmarschalls des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation verbunden. Noch heute erinnern die Kurschwerter als Markenzeichen der weltberühmten Meißner Porzellanmanufaktur an dieses ehrenvolle Amt. Mit der Übertragung der Kurwürde an die Wettiner trat Friedrich der Streitbare auf Grund der Goldenen Bulle Kaiser Karls IV. des Vaters von Kaiser Sigismund - in jenes Wahlkollegium ein, das seit 1365 die Wahl der deutschen Könige bzw. Kaiser zu vollziehen hatte.
Die Teilung 1485
Im Jahre 1485 trennten sich die beiden bisher gemeinsam regierenden Wettiner in zwei noch heute bestehende Hauptlinien. Damit standen auf der einen Seite die Ernestiner mit dem Kurfürsten Ernst (gestorben 1486) als Familienoberhaupt und auf der anderen Seite die Albertiner unter seinem jüngeren Bruder Herzog Albrecht dem Beherzten (gestorben 1500). Entsprechend dem Leipziger Teilungsvertrag von 1485 erhielt Ernst den Kurkreis Wittenberg und den südlichen Teil der Landgrafschaft Thüringen, während Albrecht vorzugsweise Nordthüringen und die Markgrafschaft Meißen als Herzogtum zugesprochen bekam.
Die Ernestinischen Wettiner
Bezeichnend erscheint, daß die nach Kurfürst Ernst benannten Ernestiner sich im weiteren Verlauf in ihrer historischen Entwicklung in zahlreiche kleinere Linien spalteten. Von diesen blieben bis zum Zusammenbruch der Monarchien in Deutschland 1918 das
Großherzogrum Sachsen-Weimar-Eisenach,
das Herzogtum Sachsen-Meiningen-Hildburghausen,
das Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha,
sowie das Herzogtum Sachsen-Altenburg
bestehen. Von Interesse ist weiter, daß durch die
Heiratspolitik der Linie Sachsen-Coburg und Gotha im 19. Jahrhundert das
Haus Wettin insgesamt Weltgeltung erlangte. Noch heute regieren in Belgien
und Großbritannien Vertreter des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha.
Daher kann auch die gegenwärtig regierende englische Königin
Elisabeth diesem Fürstenhaus zugerechnet werden.
Diese Ernestinische Linie regierte zusätzlich auch
in Bulgarien, Portugal und Brasilien. Sie besaß zudem enge dynastische
Verbindungen mit Schweden, Dänemark, Norwegen und Rußland. Interessant
ist, daß der ehemalige Zar Simeon von Bulgarien seit 2001 auf Grund
eines überwältigenden Wahlsieges das Amt des bulgarischen Ministerpräsidenten
bekleidet.
Die Albertinischen Wettiner
Die Albertinischen Wettiner führten 1539 unter Herzog Heinrich dem Frommen, dem Sohn Albrechts des Beherzten, unter persönlicher Anleitung Martin Luthers die Reformation im Herzogtum Sachsen ein. Für die weitere geschichtliche Entwicklung hatte das zur Folge, daß die Nachfolger Heinrichs ihre Frauen vorzugsweise aus Dänemark und Brandenburg nach Sachsen holten. Auch für die kulturelle, wirtschaftliche, soziale und politische Stellung der Albertiner besaß diese Tatsache erhebliche Bedeutung. Dabei ist noch zu bemerken, daß bestehende Kontakte aus der Zeit vor der Reformation mit den katholischen Habsburgern, Wittelsbachern und anderen verwandten Dynastien nie völlig unterbrochen wurden. Das bewiesen besonders die Kurfürsten August, Johann Georg I., Johann Georg II. und Johann Georg III.
Die Zusammenarbeit mit dem katholischen Süden und Westen Europas wurde auch deswegen wichtig, weil auf diese Weise die barocke Kultur im evangelischen Sachsen Eingang fand. So erhielt beispielsweise Kurfürst Johann Georg III. (1647-1691) für das kulturelle Leben seines Kurstaates deswegen erhebliche Bedeutung, weil er während seiner Regentschaft den aus Kammer bei Traunstein in Oberbayern stammenden Barockplastiker Balthasar Permoser (1651-1732) an den Dresdner Hof berief. Dadurch erhielt die kulturelle Blüte Sachsens und speziell Dresdens wertvolle Impulse.
Herzog und Kurfürst Moritz von Sachsen
Im Zusammenhang mit der Geschichte der Reformation und
ihrer Folgen ist noch anzuführen, daß Herzog bzw. Kurfürst
Moritz bewußt eine Großmachtpolitik betrieb, wie sie später
erst August der Starke im 18. Jahrhundert wieder aufnehmen sollte.
zum Kontext
Zu diesem bedeutenden Vertreter des Hauses Wettin-Albertinische
Linie ein biographischer Abriß.
Moritz wurde am 21. März 1521 in der Bergbaustadt
Freiberg als Sohn Heinrichs des Frommen von Sachsen und seiner Gemahlin
Katharina von Mecklenburg geboren. Damit fiel dieses wichtige Ereignis
vier Jahre nach Martin Luthers berühmten Thesenanschlag an der Schloßkirche
Wittenberg im heutigen Bundesland Sachsen -Anhalt. Zu bemerken ist noch,
daß seine Mutter Katharina maßgeblich zur Einführung der
Reformation im Albertinischen Sachsen beitrug. Moritz heiratete am 9. Januar
1541 Agnes von Hessen (1527-1555), eine Tochter des Landgrafen Philipp
I. von Hessen (1527-1567). Aus dieser Ehe stammt eine einzige Tochter mit
Namen Anna (1544-1577), die am 24. August 1561 Wilhelm I., Fürst von
Oranien, Grafen von Nassau, einen Sohn des Fürsten Wilhelm I. von
Oranien-Dillenburg heiratete. Damit kam es zu einer weiteren Bindung der
Fürstenhäuser Wettin-Albertinische Linie und Nassau.
Im Alter von 20 Jahren erbte Moritz von seinem Vater Heinrich dem Frommen das Albertinische Sachsen. Gleich nach seinem Regierungsantritt zeigte Moritz einen ausgesprochenen Charakterzug zur Selbständigkeit des Urteils und der Entschlußkraft. Als sein Ernestinischer Vetter, Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen, als Haupt des Bundes evangelischer Fürsten, sowie die Reichsstadt Frankfurt/Main ihn ersuchten, diesem Bündnis beizutreten, lehnte Moritz ab, da dies seinen Machtplänen widersprach. Sein Ziel bestand darin, das Albertinische Herzogtum Sachsen von einem verhältnismäßig unbedeutenden mittelstaatlichen Fürstentum zu einem wichtigen Machtfaktor mit ansehnlichem Länderbesitz werden zu lassen. Das war aber nur möglich, wenn er sich dem Kaiser, der zum Schlag gegen die Schmalkaldener ausholen wollte, zur Verfügung stellte. In aller Stille verhandelte er daher durch seinen Kanzler von Carlowitz mit Grandville, der rechten Hand Kaiser Karls V. Damit erreichte Moritz, daß er mit der Reichsexekution gegen seinen kurfürstlichen Vetter Johann Friedrich betraut wurde. Bei dieser Gelegenheit erhielt er die Zusicherung, daß ihn der Kaiser mit eigenen Truppen unter dem Oberbefehl des Herzogs Alba unterstützen würde. Karl V. selbst erschien inmitten der verbündeten Truppen und betonte auf diese Weise die Bedeutung, die er der Durchführung der Reichsacht beimaß.
Das kursächsische Heer unterlag am 24. April 1547
dem konzentriert von Herzog Moritz geleiteten Angriff nördlich von
Mühlberg an der Elbe, wobei Kurfürst Johann Friedrich in Gefangenschaft
geriet. Kurz darauf mußte auch die Haupt- und Residenzstadt Wittenberg
am 25. Mai 1547 vor Moritz kapitulieren. Auf Grund dieses großartigen
Sieges erhielt Herzog Moritz fast den gesamten Landbesitz seines besiegten
Vetters Johann Friedrich einschließlich der Kurwürde. Diese
verblieb von nun an bis zum Ende des alten Reiches 1806 im Besitz der Albertiner.
An der feierlichen Belehnung mit der Kurwürde an
Herzog Moritz in der Reichsstadt Augsburg mußte auch der in kaiserlicher
Gefangenschaft befindliche sächsische Kurfürst Johann Friedrich
wohl als Strafe teilnehmen. Den Ernestinern verblieb von da an nur der
südliche Teil der Landgrafschaft Thüringen.
Noch heute erinnert das prächtige Grabmal von Moritz
im Dom der Bergbaustadt Freiberg an diesen wohl bedeutendsten Wettiner
der frühen Neuzeit.
Das Augusteische Zeitalter (1694 - 1763)
Der wohl berühmteste Vertreter der Albertinischen Wettiner überhaupt war der zweite Sohn Kurfürst Johann Georgs III. Friedrich August I., der Starke (1670-1733), der 1694 nach dem völlig unerwarteten Tod Johann Georgs IV. die Regierung des Kurfürstentums Sachsen übernehmen mußte. Friedrich August ging als August der Starke nicht nur in die Geschichte Sachsens, sondern auch Deutschlands und Europas insgesamt ein. Wie kein anderer Vertreter seines Hauses prägte er in seiner 39jährigen Regierungszeit sächsische Identität und Tatkraft. Seine unermüdliche Ausdauer und sein Optimismus halfen ihm, politische oder kriegerische Niederlagen zu überwinden und den Blick stets in die Zukunft zu richten. August der Starke setzte die bereits unter Kurfürst Moritz im 16. Jahrhundert begonnene Bautätigkeit für sein Jagdschloß Moritzburg bei Dresden entschieden fort und schuf damit eine bedeutsame Stätte barocker Hofkultur. Entsprechend der Aufgabe als kurfürstliches Jagdschloß ließ der Kurfürst-König 1723 auch einen Tiergarten anlegen, dessen Einrichtung und Tradition auch in der Gegenwart weiter bestehen.
Wichtig wurde dieser wettinische Herrscher auch als Erbauer
des weltberühmten Dresdner Zwingers und der zur Zeit im Wiederaufbau
befindlichen Dresdner Frauenkirche. Dazu kamen die weithin bekannten und
berühmten Kunstsammlungen im Bereich des Zwingers, die Meißner
Porzellansammlung, das Grüne Gewölbe und die Gemäldegalerie
Alte Meister, die die sächsische Metropole zu einer führenden
Kunst- und Kulturstadt werden ließen.
Zu erinnern ist ferner an die Wiederentdeckung des Meißner
Porzellans durch Johann Friedrich Böttger und Ehrenfried Walter von
Tzschirnhaus im Jahre 1710; die seither ununterbrochen im Betrieb befindliche
Meißner Porzellanmanufaktur erhielt zu Recht den ehrenden Beinamen
"Mutter der europäischen Porzellanmanufakturen", gehen doch alle Produktionsstätten
ihrer Art in Europa direkt oder indirekt auf Meißen zurück.
Das "Augusteische Zeitalter" zwischen 1694 und 1763 brachte auch im Musikleben Sachsens und Europas beachtliche Leistungen hervor. In diesem Zusammenhang ist besonders an den Dresdner Hofkapellmeister Johann Adolph Hasse und den Leipziger Thomaskantor Johann Sebastian Bach zu erinnern, deren Lebenswerk noch heute in der Kirchenmusik der katholischen Hofkirche und in Leipzig durch den weltberühmten Thomanerchor in liebevoller Weise gepflegt wird.
Interessant ist weiterhin, daß schon damals im verhältnismäßig kleinen Kursachsen mit Dresden und Leipzig zwei gleichwertige kulturelle Zentren bestanden. Während die Haupt- und Residenzstadt Dresden durch den wettinischen Hof und die Beamtenschaft gefördert wurde, war es für die Messestadt Leipzig vor allem die Kaufmannschaft, die seit dem späten Mittelalter durch Einwanderung süddeutscher Kaufleute vor allem aus Nürnberg, Augsburg und Regensburg wertvolle Anregungen erhielt. Aber auch im Leipziger Kulturleben bewährten sich die Wettiner durch eine großzügige Förderung der kulturellen Eigenständigkeit des Bürgertums.
Große Bedeutung besaßen auch die barocken Hoffeste, die unter August dem Starken und seinem Sohn Friedrich August II. in regelmäßigen Abständen durchgeführt wurden. Diese Festlichkeiten dienten nicht nur der fürstlichen Repräsentation des Absolutismus, sondern besaßen auch kulturelle, wirtschaftliche und soziale Beweggründe. Als Beispiel ist auf die Hochzeitsfeiern des Jahres 1719 zu verweisen. Im Zuge der Heirat des Thronfolgers Friedrich August mit der Erzherzogin Maria Josepha von Österreich kam es zu einem wichtigen Auftritt der Bergleute aus dem Erzgebirge und der mit dem Bergbau verbundenen Vertreter dieses Wirtschaftszweiges. Damit konnte der sächsische Bergbau mit all' seinen Sozial- und Wirtschaftsproblemen im Plauen'schen Grund bei Dresden dargestellt werden. In gewissem Maße können somit diese Hoffeste des 18. Jahrhunderts als Vorläufer unserer modernen Handelsmessen angesehen werden.
In das Zeitalter Augusts des Starken fallen aber auch die ersten Ansätze für eine Industrialisierung Sachsens, wurde doch damals die Basis für die Blüte der sächsischen Volkswirtschaft im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert geschaffen. Ahnlich wie sein Vorfahre Kurfürst August von Sachsen im 16. Jahrhundert - dieser wurde mit Recht als der erste Volkswirt Sachsens bezeichnet - legte der Kurfürst-König sein besonderes Augenmerk auf die Förderang des Bergbaus und der Textilwirtschaft.
Nach dem Tode Augusts des Starken übernahm 1733 sein Sohn Friedrich August II. den Thron und konnte in vielen Bereichen die Tätigkeit seines Vaters vollenden oder zumindest ergänzen. Vor allem in der Kunst- und Kulturgeschichte Sachsens sind seine vielfältigen Leistungen noch heute klar erkennbar. Mit seinem Namen sind vor allem die Gemäldegalerie Alte Meister und die Förderung der Landes-Universitätsbibliothek verbunden.
August der Starke und sein Sohn Friedrich August II. prägten während ihrer Regierungszeit von 1694 bis 1763 eine Epoche, die in unserer Gegenwart unter dem Begriff "Augusteisches Zeitalter" bekannt ist. Beide Wettiner wurden auch deswegen bedeutsam, weil sie eine enge Verbindung zum Königreich Polen herstellten. Diese bahnbrechende Entwicklung ist für unsere heutige europäische Einigung deswegen ein Beispiel, weil das gewerbeorientierte Kurfürstentum Sachsen und das landwirtschaftlich ausgerichtete Königreich Polen zusammen wirken konnten. Daraus ergaben sich für den gegenseitigen Handel hervorragende Möglichkeiten eines Austausches.
König Friedrich August der Gerechte (1763-1827)
Der Enkel Friedrich August II. Kurfürst Friedrich August III. kann auf die längste Regierungszeit in der Geschichte der Albertinischen Wettiner insgesamt zurückblicken. Nach anfänglichen Schwierigkeiten verband sich dieser Kurfürst 1806 mit Kaiser Napoleon I. und dessen Rheinbund, worauf Sachsen zum Königreich erhoben wurde. Die festliche Inthronisation Friedrich Augusts wurde unter Beisein des Korsen durch einen festlichen Akt im Jagdschloß Moritzburg bei Dresden vollzogen. Gleichzeitig übertrug Napoleon seinem wettinischen Bündnispartner das aus Teilen Preußens und Österreichs geschaffene Herzogtum bzw. Großherzogtum Warschau, das Friedrich August der Gerechte bis 1815 in Personalunion verwaltete. Als neuer König von Sachsen erhielt er den Namen Friedrich August I. der Gerechte.
Im Jahre 1815 kam es anläßlich der Verhandlungen des Wiener Kongresses als Folge der Treue Friedrich Augusts zu Napoleon zum Zusammenbruch der wettinischen Macht. Sachsen mußte wegen seiner pro-französischen Haltung nicht nur das Großherzogtum Warschau an Rußland, sondern überdies auch 60 Prozent seiner Landesfläche an den nördlichen Nachbarn Preußen abtreten. Dadurch wurde eine wesentliche Voraussetzung dafür geschaffen, daß das restliche Sachsen verstärkt zur Industrialisierung gezwungen war, weil die hauptsächlich in den Gebirgsregionen der Oberlausitz, des Erzgebirges und des Vogtlandes lebende Bevölkerung eine neue Ernährungsbasis finden mußte. Das rührte daher, daß auf Grund der Beschlüsse des Wiener Kongresses die landwirtschaftlich orientierten Regionen verloren gingen und das Königreich Sachsen mit Ausnahme der Leipziger Tieflandbucht auf gebirgige Landschaften beschränkt war. Dadurch entwickelte sich das Königreich Sachsen bis zum Ausbruch des 1. Weltkriegs 1914 zum wichtigsten Industriegebiet Deutschlands gemeinsam mit dem Ruhrgebiet und Württemberg.
König Anton der Gütige (1755-1836)
Der jüngere Bruder König Friedrich Augusts des Gerechten war Anton der Gütige, der nach nur drei Jahren Regierungszeit mit der Revolution von 1830/31 und ihren Folgeerscheinungen sich konfrontiert sah. Deren wichtigstes Ergebnis kann darin gesehen werden, daß sein Neffe, Prinz Friedrich August, Mitregent wurde. Nur auf dieser Basis ist es zu verstehen, daß die gemeinsame Verantwortung des Königs und des Mitregenten zu Reformmaßnahmen besonders auf wirtschafts- und sozialpolitischem Gebiet genutzt werden konnten. Wohl das wesentlichste Ergebnis dieser gemeinsamen Anstrengungen war die erste konstitutionelle Verfassung des Königreiches Sachsen vom 4. September 1831, die bis Ende des Ersten Weltkrieges 1918 in Kraft blieb und das Königreich Sachsen in die Reihe der demokratischen Staaten führte.
König Friedrich August II. (1797-1854)
Der Nachfolger Antons wurde 1836 der bisherige Mitregent
Friedrich August II. Er stand den liberalen Ideen des 19. Jahrhunderts
besonders aufgeschlossen gegenüber. Mit großem Geschick verstand
er es im Zusammenwirken mit seinem jüngeren Bruder Johann und dem
Staatsminister Bernhard von Lindenau, die bereits erwähnte demokratische
Verfassung von 1830/31 und die damit zusammenhängenden Reformgesetze
zu verwirklichen. Diese Einstellung führte im Endeffekt dazu, daß
die Revolutionen 1830/31 und 1848/49 mit Ausnahme der Mai-Ereignisse 1849
in friedliche Bahnen gelenkt werden konnten.
Trotzdem blieben die Gegensätze weiter bestehen
und traten nach Vollendung der Verfassungsreform nach 1833 offen zutage.
Bis 1848 verstärkte sich die liberale Opposition fortlaufend und stellte
besonders die Forderungen nach Pressefreiheit, freier Bildung von Vereinen,
Wahlreform, Öffentlichkeit und Mündigkeit der Gerichtsverfahren
und der Schwurgerichte, Verbesserung des Staatsorganismus, sowie Trennung
der Justiz von der Verwaltung in den Mittelpunkt ihrer Agitation. Als Zentren
der liberalen Bewegung traten das Vogtland, das Erzgebirge und die Messestadt
Leipzig hervor.
Friedrich August und seine politischen Mitarbeiter erwarben
- wie bereits erwähnt - das große Verdienst, daß sie die
anfänglichen revolutionären Unruhen und Vorgänge in friedliche
Bahnen lenkten und damit die erfolgreiche Reformpolitik von 1830/31 unbeirrt
fortsetzten. Auf diese Weise kam es zu der unter dem Namen "liberaler Umschwung"
bekannten Entwicklung, die wiederum in friedlicher Weise gelöst werden
konnte. Eine einzige Ausnahme bildete nur die Dresdner Mai-Revolution 1849,
die allerdings weitestgehend von außen gesteuert wurde, wobei vor
allem der russische Anarchist Michael Bakunin eine erhebliche Rolle spielte.
Entscheidenden Anteil an dieser erfolgreichen Politik hatten neben dem
König auch die Mitglieder der im März 1848 berufenen liberalen
Minister des Kabinetts Braun-Oberländer. Wohl das wesentlichste Ergebnis
dieses Zusammenwirkens der liberalen Kräfte mit dem Königshaus
war die Verabschiedung eines freiheitlich orientierten Wahlrechtes, das
einen ersten Schritt in Richtung Demokratisierung des Königreiches
Sachsen im 19. Jahrhundert darstellte.
In die Regierungszeit Friedrich Augusts II. fallen auch die Anfänge einer sozialen Bewegung in Sachsen. Diese für die weitere Entwicklung wichtige Problematik, die unter dem Begriff "Soziale Frage" überregionale Bedeutung erhielt, wurde durch die seit der Jahrhundertmitte verstärkt einsetzende Industrialisierung und die 1847 ausgebrochene Wirtschaftskrise maßgeblich beeinflußt. Ihren Höhepunkt erreichte die "Soziale Bewegung" durch die auf dem Berliner Arbeiterkongreß vom 23. August bis 2. September 1848 ins Leben gerufene "Arbeiterverbrüderung" als erster gesamtdeutscher Zusammenschluß des kleinen Handwerks und der Industriearbeiterschaft. Als Sitz des Zentralkomitees bestimmten die Delegierten dieses Kongresses die Messestadt Leipzig, weil im Königreich Sachsen größere politische Freiheiten bestanden als im Nachbarland Preußen. Diese Verhältnisse waren eine Folge der fortschrittlichen Politik des Königs. Nur so ist es zu erklären, daß in Sachsen neben dem politischen Liberalismus eine überregional bedeutsame Arbeiterbewegung entstand. Zum Vorsitzenden der "Arbeiterverbrüderung" wurde Stephan Born bestimmt, der von Berlin nach Leipzig übersiedelte und als Redakteur das Vereinsorgan "Die Verbrüderung" herausgab. Auf diese Weise wurde die Messestadt Leipzig auch zum Mittelpunkt der frühen deutschen Sozialbewegung. Auch dafür gaben die fortschrittlich-liberalen Verhältnisse unter König Friedrich August II. den Ausschlag. Bis 1854 konnte die Arbeiterverbrüderung ihre Tätigkeit in Sachsen fortsetzen. Erst am 13. Juli 1854 verbot ein Erlaß des Deutschen Bundes sämtliche noch bestehenden Arbeiterorganisationen und Verbrüderungen, die politische, sozialistische oder kommunistische Ziele verfolgten.
Bezeichnend ist, daß sich der sächsische Staat als Folge der Entstehung dieser sozialen Bewegung mit ihren Zentren Leipzig und Chemnitz mit den aufgeworfenen sozialen und wirtschaftlichen Problemen des kleinen Handwerks und der Industriearbeiter beschäftigen mußte. So rief die sächsische Staatsregierung damals eine vorbereitende "Kommission für die Gewerbe- und Arbeitsverhältnisse" ins Leben. Die Aufgabe dieses Gremiums sollte es sein, die gerechte Leistung der Industrie im weitesten Sinne des Wortes durch eine neue gesetzliche Ordnung vorzubereiten. Gleichzeitig damit wurde die gewerblich tätige Bevölkerung in allen Landesteilen aufgefordert, lokale Ausschüsse zu bilden. Auf diese Weise entstanden 700 derartige Organe, deren Delegierte zunächst mit einigen Beamten und Sachverständigen zusammentraten, um den aus Arbeitgebern und Arbeitnehmern zusammengesetzten Bezirksausschüssen eine Reihe wichtiger gewerblicher Fragen und Probleme vorzulegen. Diese bildeten dann die Grundlage für die am 7. August 1848 unter dem Vorsitz des Präsidenten der Zweiten Kammer des sächsischen Landtages Franz Xaver Redwitzer beginnenden Verhandlungen der auf 58 Mitglieder verstärkten Kommission auf Landesebene.
Der Initiator dieses Vorhabens war der Erlanger Nationalökonom,
Sozialpolitiker und spätere sächsische Innenminister Albert Christian
Weinlig, der allerdings auf den Plänen des Ministers Johan Paul von
Falkenstein aufbauen konnte. Die Grundidee Weinligs bestand darin, eine
wirksame Abwehr gegen die seit 1847 in Sachsen unvermindert andauernde
Wirtschaftskrise zu schaffen. Wenn auch dieser Entwurf nie in die Tat umgesetzt
werden konnte, so handelt es sich doch "um die erste Gesetzesvorlage einer
verantwortlichen Regierung für eine fakultative Betriebsvertretung
in Deutschland", wie der Sozialhistoriker Jürgen Teuteberg zu Recht
bemerkt. Damit war ein wichtiger zukunftsweisender Schritt auf dem Wege
zu einer modernen betrieblichen und gewerblichen Mitbestimmung getan.
Mit diesen sozialen Problemen beschäftigte sich
auch der jüngere Bruder Friedrich Augusts Prinz Johann von Sachsen.
Die "Soziale Frage" wurde auf diese Weise zu einem entscheidenden Faktor
der weiteren historischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung in
Sachsen.
König Friedrich August II. war auch ein großer Liebhaber der Natur und des Jagdwesens. Aus diesem Grund unternahm er neun Reisen in das von ihm besonders geliebte Land Tirol. Zum zehnten Mal besuchte er dieses österreichische Alpenland im August 1854, um sich dort von verschiedenen Krankheiten zu erholen. Im Zuge dieser Reise kam er auch nach Brennbichl bei Imst/Gemeinde Karrösten. Dort übernachtete er vom 8. auf den 9. August im "Gasthof Neuner" - heute "Hotel/Gasthof Neuner". Am folgenden Tag brach er gegen 10 Uhr vormittags zu seinem schon lange geplanten Ausflug in das nahegelegene Pitztal auf. Doch schon kurz hinter Imst zwischen dieser Gemeinde und der Innbrücke kippte der kleine Pferdewagen des Königs an einer Wegbiegung um, wobei er herausgeschleudert wurde. Er fiel so unglücklich, daß er dicht hinter dem wild ausschlagenden Pferd zu liegen kam. Durch einen Hufschlag wurde er am Hinterkopf so schwer verletzt, daß er sofort das Bewußtsein verlor. Mit Hilfe des Flügeladjutanten Robert Eduard von Zeschwitz und einheimischer Rettungsmannschaften trug man den Schwerverletzten in den "Gasthof Neuner". Der aus Imst herbeigerufene Arzt konnte das Leben Friedrich Augusts nicht mehr retten. Nach Empfang der Sterbesakramente verschied er am 9. August 1854 gegen 10.30 Uhr. Bis 13. August blieb der Leichnam in Brennbichl aufgebahrt. Danach wurde der tote König im feierlichen Zug durch Schützen über den Fernpaß nach Bissenhofen bei Kempten gebracht. Von dort gelangte der Sarg mit einen Sonderzug über Augsburg, Hof und Leipzig nach Dresden, wo der Leichnam am Abend des 15. August eintraf. Am folgenden Tag fand die feierliche Beisetzung von Friedrich August II. in der königlichen Gruft unterhalb der katholischen Hofkirche in Dresden statt. Noch heute erinnert die Königskapelle in Imst bei Brennbichl an diesen tragischen Unglücksfall.
König Johann von Sachsen (1801-1873)
Nach dem plötzlichen Tod Friedrich Augusts II. übernahm sein jüngerer Bruder Johann 1854 das Amt eines Königs von Sachsen. Zu seinen wichtigsten Verdiensten gehört es, daß er im Laufe seiner 19jährigen Regierungszeit die gesellschaftliche, wirtschaftliche, politische, soziale und kulturelle Entwicklung Sachsens in neue Bahnen lenkte. Dazu gab er durch seine langjährige Tätigkeit als Mitglied der Ersten Kammer des Landtages und seinen umfangreichen Briefverkehr vor allem mit dem verwandten Haus Hohenzollern-Preußen eine entscheidende Weichenstellung für die Zukunft seines Landes. Das gilt besonders für das von ihm maßgeblich beeinflußte und gestaltete erste moderne Gewerbegesetz vom 15. Oktober 1861, dem später weitere wichtige Reformgesetze - besonders für den Bergbau 1869 - folgten. Beachtlich erscheint, daß in diesem Gewerbegesetz fast alle wichtigen Errungenschaften der späteren Bismarck'schen Sozialgesetzgebung vorweggenommen wurden. Beispielhaft sind anzuführen:
- das Problem der Kinderarbeit,
- die Einführung der sozialen Krankenversicherung,
- die Anfänge einer modernen Rentenversicherung,
- der Schutz der werdenden Mütter.
Auch Fragen des heute so aktuellen Kündigungsschutzes
wurden in diesem Gesetzeswerk berücksichtigt. Bezüglich der in
der Gegenwart so aktuellen Fragen der Umweltpolitik besitzt dieses Gewerbegesetz
von 1861 auch heute noch grundlegende Aktualität.
König Johann kann auch in rechtlicher Hinsicht bedeutsame Erfolge aufweisen. Dazu gehörte neben dem bereits aufgeführten Gewerbegesetz von 1861 das am 2. Januar 1863 verkündete und mit Wirkung vom 1. März 1865 in Kraft getretene Bürgerliche Gesetzbuch für das Königreich Sachsen. Auch am Zustandekommen des Strafgesetzbuches besaß er wesentlichen Anteil. Dieses seit 1865 gültige Gesetzeswerk besitzt auch für die Gegenwart durchaus aktuelle Bezugspunkte.
Entsprechend seiner politischen Einstellung beteiligte sich König Johann auch an der Reform des bis 1866 bestehenden Deutschen Bundes, wobei er immer wieder gemeinsam mit Bayern, Hessen und Nassau für eine föderalistische Gestaltung Deutschlands eintrat. Zeitweise bestand sogar ein bis in die Gegenwart aktueller Vorschlag der Lösung der deutschen Frage durch die "Trias-Idee". Danach sollte die Regierungsspitze Deutschlands nach den beiden Großmächten Österreich und Preußen wechselweise die deutschen Mittelstaaten stellen. Diese Idee verfochten vor allem die Regierungen Bayerns, Sachsens, Hessens und Nassaus. Wenn auch diese Vorstellung am Widerstand Preußens scheiterte, so könnte sie in der Gegenwart einen wesentlichen Beitrag zur Lösung nicht nur der deutschen Frage, sondern auch in Europa und in vielen Teilen der Welt leisten. Dieser wichtige Vorschlag fand beispielsweise in Malaysia (Südostasien) Verwirklichung, wo die einzelnen Herrscher der in einem Bundesstaat zusammengefaßten Sultanate wechselweise das Staatsoberhaupt bilden. Diesem Prinzip des Föderalismus blieben Bayern und Sachsen eigentlich bis in unsere moderne Zeit treu, ist doch beispielsweise die Zusammenarbeit in der sog. "Südschiene zwischen Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Sachsen" bezeichnend dafür, wie geschichtliche Traditionen in einem neuzeitlichen Gewand weiterwirken.
Ferner ist noch darauf zu verweisen, daß König Johann von Sachsen auch gegenüber der Wissenschaft sehr aufgeschlossen war. So schuf er eine noch in unserer Zeit voll anerkannte deutsche Übersetzung der "Göttlichen Komödie" von Dante. Diese wurde von ihm unter dem Pseudonym "Philalethes" (Freund der Wahrheit) ins Deutsche übersetzt und auch publiziert. Wahrscheinlich gab ihm dazu sein Freund und Leibarzt Carl Gustav Carus die entscheidende Anregung. Dieser gehörte einem Kreis von geistig interessierten Freunden dieses Wettiners an; sie trafen sich zu regelmäßigen Aussprachen über wissenschaftliche, künstlerische und kulturelle Fragen in den Lieblingsschlössern Johanns Weesenstein im Müglitztal, Jahnishausen bei Riesa und Pillnitz bei Dresden. Auch für Fragen der Medizin und der Naturwissenschaften zeigt er sich - wohl durch die Vermittlung von Carl Gustav Carus - ebenfalls als aufgeschlossen. So ist es verständlich, daß Johann bereits als Kronprinz schon 1852 die Ehrenmitgliedschaft der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München erhielt.
König Albert von Sachsen (1828-1902)
Diese bahnbrechende Tätigkeit für Sachsen, Deutschland und Europa führte auch Johanns ältester Sohn und Nachfolger, König Albert von Sachsen, mit großem Geschick fort. Er war nicht nur ein bedeutender Militärführer, sondern auch ein ebenso guter Kenner der aktuellen Probleme aus dem Bereich der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Für die politische Entwicklung erwies sich als bedeutsam, daß er - ähnlich wie Bismarck, mit dem er eng befreundet war - die Einigung Deutschlands nur gewährleistet sah, wenn die benachbarten Großmächte Frankreich, Großbritannien und Rußland Ruhe hielten. Für Sachsen bestand seine Bedeutung vor allem darin, daß er auf Grund seiner engen Kontakte nicht nur mit Bismarck, sondern auch mit Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Wilhelm II. immer Vorteile für sein Land erreichen konnte. Besonderes Augenmerk schenkte er auch seinen persönlichen Kontakten mit Großbritannien, weswegen er von Königin Viktoria - einer Angehörigen des Hauses Sachsen-Coburg und Gotha - mit dem englischen Hosenbandorden ausgezeichnet wurde. Insgesamt ist zu sagen, daß König Albert es verstand, sein Land nach der Einigung Deutschlands 1870/71 an die neuen Verhältnisse anzupassen.
Die engste Mitarbeiterin von König Albert war seine Gemahlin Carola, die letzte Nachkommin des Königs Gustav Adolph von Schweden aus dem Hause Wasa. Da das Königspaar keine eigenen Kinder hatte, setzten sich Albert und Carola vor allem für die wirtschaftliche Förderung und die sozialen Probleme Sachsens ein. Carola widmete sich dabei besonders der Förderung der Jugend und Frauen, weshalb sie mit Recht als Vorläuferin der modernen Frauenbewegung angesehen werden kann.
König Friedrich August III. von Sachsen (1865-1932)
Auch der letzte König von Sachsen, Friedrich August
III., vermochte sich mit politischem Feingefühl einer sich etablierenden
modernen Industriegesellschaft voll anzupassen und so seiner Rolle als
Staatsoberhaupt gerecht zu werden. Wiederholt besuchte er während
seiner Regierungszeit von 1904 bis 1918 Industriebetriebe und unterhielt
sich dabei mit den Firmeninhabern, den Arbeitern und Angestellten über
aktuelle wirtschaftliche und soziale Probleme und deren Lösungsmöglichkeiten.
Immer wieder wandte er sich den Fragen der akademischen Jugend zu und stellte
sich in Diskussionen den Studenten und Professoren der Landesuniversität
Leipzig, deren Rektor Magnificentissimus er war. Völlig ungerechtfertigt
wurde er ungewollt zum Opfer der Revolution von 1918; er dankte im November
des Jahres nur für seine Person und nicht für sein Haus Wettin-Albertinische
Linie ab, wie heute immer wieder irrtümlicherweise behauptet wird.
Dennoch blieb seine Popularität in Sachsen so groß, daß
ihn sogar die Sozial-demokratische Mehrheitspartei im sächsischen
Landtag nach 1918 zum ersten Staatspräsidenten vorgeschlagen hatte.
Auch seine Beisetzung 1932 in Dresden wurde zum Beweis seiner großen
Beliebtheit, nahmen doch 700.000 Trauergäste aus dem In- und Ausland
teil.
Zu bemerken ist noch, daß er nach seiner Abdankung
sich auf sein Jagdschloß Sibyllenort bei Breslau in Schlesien zurückzog
und dort nicht nur den Mittelpunkt seiner großen Familie, sondern
auch eines großen Freundes- und Bekanntenkreises bildete. Seine besondere
Vorliebe galt auch den Angehörigen der ehemaligen königlichen
Armee, weswegen er in enger und freundschaftlicher Weise mit dem sächsischen
Militärverein zusammenarbeitete.
Das Haus Wettin-Albertinische Linie
von 1918 bis zur Gegenwart
Auch wenn das Haus Wettin seit 1918 nicht mehr regiert, so mußten die Angehörigen dieses Fürstenhauses jedoch nicht wie später 1945 ihre angestammte Heimat verlassen, sondern behielten viele Möglichkeiten, besonders auf wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet, um im neu entstandenen Freistaat Sachsen eine den Traditionen des Hauses entsprechende Rolle zu spielen.
In der Zeit der Weimarer Republik bezogen die Prinzen Friedrich Christian (1893-1968) und Ernst Heinrich (1896-1971) Wohnsitze in Schloß Wachwitz bei Dresden und im ehemaligen Jagdschloß Moritzburg bei Dresden. Zusätzlich erhielten beide auf Grund des mit dem Freistaat Sachsen 1924 abgeschlossenen Staatsvertrages weitgehende Besitzrechte. Da sich Kronprinz Georg (1893-1943) im Jahre 1920 entschloß, in den katholischen Jesuitenorden einzutreten, übernahmen seine Brüder Friedrich Christian und Ernst Heinrich nach dem Tode von König Friedrich August III. 1932 die Verantwortung für die Albertinische Linie des Hauses Wettin. Sie leisteten durch ihre Engagements auf kulturellem, wirtschaftlichem und sozialem Gebiet einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der sächsischen Identität.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 brachte den Wettinern schmerzliche Erfahrungen mit dem Regime Adolf Hitlers, dessen Gedankengut und Zielen sie ablehnend gegenüberstanden. Dies führte so weit, daß beispielsweise Prinz Ernst Heinrich von Sachsen kurz nach der Machtergreifung der NSDAP als Folge des Röhm-Putsches verhaftet wurde, aber erfreulicherweise wieder freikam. Ein ähnliches Schicksal hatte auch Kronprinz Georg von Sachsen, der als Angehöriger des Jesuitenordens als Großstadtseelsorger in Berlin wirkte. Da er nachweislich Juden und andere Oppositionelle versteckte, fiel er den Machenschaften der Gestapo zum Opfer. Einen ähnlichen Weg verzeichnete auch der älteste Sohn des Prinzen Friedrich Christian, mein Bruder Maria Emanuel, der ein Opfer des NS-Regimes wurde und nur durch Zufall dem Tod entging.
Nach den verheerenden Bombenangriffen auf Dresden vom 13. auf den 14. Februar 1945 mußten die Wettiner ihre sächsische Heimat verlassen. Markgraf Friedrich Christian - mein verehrter Vater - floh vor den anrückenden Russen mit seiner Familie über Regensburg nach Bregenz in Vorarlberg, wo seine jüngsten Kinder Albert und Mathilde seit 1941 lebten. Prinz Ernst Heinrich mit seiner Familie führte die Flucht von Dresden über Sigmaringen nach Irland. Zwei seiner noch lebenden Söhne, Dedo und Gero, wanderten später von Irland nach Kanada aus, während Thimo, der mittlere Sohn, im westlichen Teil Deutschlands blieb. Zu bemerken ist noch, daß Prinz Ernst Heinrich von Sachsen von 1947 bis zu seinem Tode 1976 ein Bauerngut in Irland besaß und sich dort der Landwirtschaft widmete. Sein Erbe führte bis zu ihrem Tode im Jahre 2002 seine zweite Gemahlin, die ehemalige Dresdner Schauspielerin Virginia Dulon weiter. Bedauerlicherweise wurde dieser reizvolle Besitz in Coolamber verkauft.
Bezeichnend ist, daß Prinz Ernst Heinrich von Sachsen in erster Ehe mit Prinzessin Sophie von Luxemburg verheiratet war. Sie war die Tochter des Großherzogs Wilhelm von Luxemburg und der Infantin Maria von Portugal. Prinzessin Sophie (1902-1941) lernte ihren späteren Gemahl Ernst Heinrich im Familiensitz des Hauses Luxemburg-Nassau in Hohenburg bei Lenggries/Oberbayern kennen. Dazu schreibt Prinz Ernst Heinrich in seinen 1968 erschienenen Lebenserinnerungen "Mein Lebensweg/Vom Königsschloß zum Bauernhof folgendes:
"Als ich wieder einmal in Hohenburg war, machte ich bei
herrlichem Herbstwetter einen Spaziergang mit ihr und sah mit Begeisterung
dieses schöne zauberhafte Wesen neben mir. Im Überschwall meines
Gefühls hakte ich mich bei ihr ein, zog sie etwas an mich und sagte
ihr alles, was ich auf dem Herzen hatte. Ohne viel Worte zu machen, stimmte
sie dieser für unser beiderseitiges Leben so entscheidenden Frage
zu. Ich war überglücklich, und wir eilten zum Schloß, um
meiner Tante das große Ereignis mitzuteilen.
Am 12. April 1921 heirateten wir und wurden in der kleinen
barocken Schloßkapelle von meinem Onkel Max getraut. Eine Woche vorher
hatte Kronprinz Rupprecht von Bayern in derselben Kapelle die Lieblingsschwester
meiner Frau, Toni, geheiratet. Beide, Toni und Sophie, waren wirklich von
strahlender Schönheit. Nach der Hochzeitsreise, die uns nach Rom,
Neapel und Sizilien fährte, zog ich mit meiner jungen Frau nach München
und kaufte mir ein kleines Haus in Nymphenburg. Auf der Hochzeitsreise
in Taormina traf meine Frau eine alte Italienerin, die ihr aus der Hand
prophezeite. Sie sagte, daß wir drei Söhne bekommen würden,
was auch tatsächlich eintraf."
Die Verbindung zwischen Sophie von Luxemburg und Ernst
Heinrich dauerte bedauerlicherweise nur bis zum 21. Mai 1941 an. Anläßlich
einer Fahrt nach München wurde Sophie plötzlich von hohem Fieber
heimgesucht, der herbeigezogene Arzt stellte eine einseitige Lungenentzündung
fest und riet zu einer Behandlung im Krankenhaus rechts der Isar. In den
folgenden Tagen brach die Krankheit voll aus; trotzdem bezeichneten die
Ärzte den Verlauf derselben als durchaus normal, so daß sich
Ernst Heinrich keine Sorgen machen mußte. So war es für ihn
überraschend, daß er am 24. Mai 1941 die Nachricht vom Tode
seiner Gemahlin erhielt. Damit ging eine glückliche und harmonische
Ehe nach 19 Jahren zu Ende.
Aus dieser Verbindung zwischen Sophie und Ernst Heinrich
gingen drei Söhne hervor:
Prinz Dedo, geboren am 9. Mai 1922
Prinz Thimo, 1923 bis 1982
Prinz Gero, geboren 12. Sept. 1925, gestorben 10. April
2003
Alle drei Söhne wurden in München geboren.
Dedo und Gero leben als ehemalige Landwirte wechselweise
in Kanada und Florida. Dagegen verstarb Thimo am 25. April 1982 in Emden,
bis zuletzt umsorgt von seiner dritten Gemahlin Erna Emilie. Seine letzte
Ruhestätte fand er im Emdener Ortsfriedhof.
Aus der ersten Ehe Thimos mit Margrit Lucas (gestorben am 6. Juni 1957) stammen zwei Kinder, und zwar Prinz Rüdiger (geboren am 23. Dezember 1953) und Prinzessin Iris (geboren am 21. September 1955). In zweiter Ehe war Thimo seit dem 3. Februar 1966 mit Charlotte Schwindack - sie lebt heute in Marburg - vermählt. Nach der Scheidung am 6. Februar 1974 heiratete Thimo in dritter Ehe Erna Emilie Hardisty, geborene Eilts, eine Kauffrau aus Emden, mit der er seine letzten Lebensjahre verbrachte.
Aus der Ehe Rüdigers mit Astrid Linke (1949-1989) stammen die drei Söhne Daniel (geboren am 23. Juni 1975), Arne (geboren am 7. März 1977) und Nils (geboren am 6. November 1978). Damit ist die Nachfolge im unmittelbaren Mannesstamm der Albertiner gesichert. Auch die Gefahr des Aussterbens der Familie ist damit gebannt. Rüdiger und seine Söhne leben vorwiegend im Westerwald, sind aber entschlossen, in absehbarer Zeit wieder in Moritzburg ansässig zu werden. Die Vorhut bildet der älteste Sohn Daniel, der bereits seit Herbst 2002 dort lebt und seine betriebswirtschaftlichen Studien beenden will. Es ist in diesem Zusammenhang positiv zu bewerten, daß Rüdiger seinen Söhnen durch das Studium der Betriebswirtschaftslehre eine solide Ausbildung angedeihen ließ und dies, obwohl bedingst durch den frühen Tod von Rüdigers Frau Astrid die für die Erziehung notwendige Partnerin fehlte.
Seit der Einigung Deutschlands 1990 besteht auch für die Albertiner wiederum die Möglichkeit, ihre angestammte Heimat aufzusuchen und dort entsprechend der Tradition des Gesamthauses Wettin auf dem Gebiet der Geschichte, Kultur, Wirtschaft und des sozialen Lebens Leistungen zur Identitätsfindung der sächsischen Bevölkerung nach langen Jahren der Diktaturen zu erbringen.
München, Bad Ems, den 5. März 2003
(Dieser - leicht gekürzte - Text wurde am 5. März 2003 als Vortrag im Rahmen der Veranstaltungen des Vereins für Geschichte, Denkmal- und Landschaftspflege Bad Ems gehalten)
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