Begraben: Familienkloster Gerbstedt
Eventuell Sohn des 945 bezeugten Folkmar;
Verwandter der Harzgrafen; Neffe des Markgrafen
Rikbert im Harzgau
Nach Lexikon des Mittelalters, Anhang, Sohn des 945 bezeugten
Grafen
Rikbert II.
Nach H. Ludat Sohn Rikberts II. und Bruder der
Äbtissin
Eilsvit von Gerbstedt
Nach R. Wenskus Sohn des Liesgaugrafen
Burkhard
Althoff Gerd: Seite 421
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"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"
G 154
Lü: 6.11. Ricbrog com + 985 ? Markgraf von Meißen
Schon Wedekind, Noten 3, S. 343 schlug den Meißener
Markgrafen Ricdag zur Identifizierung vor, dessen Todestag sonst
nicht belegt ist. Der Name ist im Lüneburger Necrolog offensichtlich
verderbt wiedergegeben. Dafür, dass es sich um den 985 verstorbenen
Markgrafen handelt, sprechen die zahlreichen Einträge von Angehörigen
der WETTINER Familie im Lüneburger
Necrolog, mit der Ricdag
nach dem Zeugnis
Thietmars von Merseburg (VI, 49) verwandt war; vgl. dazu G 26.
Sein Sohn und Nachfolger Karlfindet
sich gleichfalls im Lüneburger Necrolog (G 41); vielleicht auch seine
Tochter Gerberga
(A 65). Zu Ricdags Tätigkeit
vgl. Posse, Die Markgrafen von Meißen, S. 25 f.; Schölkopf,
Die sächsischen Grafen, S. 85 und FW G 74 mit weiteren Hinweisen.
Schölkopf, S. 86 vermutet auch, dass der 1026 verstorbene
Abt
Ricdag von St. Michel in Lüneburg (A 75) ein Angehöriger
der gleichen Familie war.
Sein Grab fand Ricdag im
Familienkloster Gerbstedt, das er mit seiner Schwester Eilsuitgegründet
hatte; vgl. Annalista Saxo, S. 633; Lüpke, Markgrafen, S. 13; Patze,
Thüringen, S. 108.
RIKDAG
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+ 985
Neffe des Markgraf Rikbert im Harzgau, verwandt mit dem Haus WETTIN
978 Markgraf
von Meißen-Zeitz,
folgt dem Markgrafen
Thietmar I. von Nordmark, 982 auch Margkgraf
von Merseburg und damit sehr mächtig im östlichen
Reich; unterstützt
Kaiser
OTTO III. im Thronkrieg, verliert
Meißen an Böhmen; gründet Kloster Gerbstedt; steht
stets gegen Polen und Böhmen.
RIKDAG
-------------
+ 985
Sohn des Grafen Volkmar
Verwandt mit den WETTINERN. Markgraf von Meißen,
983 Graf der Merseburger und Meissner Gaue Chutizi und Daleminzi. Daneben
verwaltete er die Grafschaft im Schwabengau. 985 gründete er
mit seiner Schwester Eilsuit das Kloster Gerbstedt.
Lüpke Siegfried: Seite 13
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"Die Markgrafen der Sächsischen Ostmarken in der
Zeit von Gero bis zum Beginn des Investiturstreites (940-1075)"
Nach 982 ist in den südlichen Marken nur noch ein Markgraf zu finden: Rikdag (982-985), der als Nachfolger Gunthers, Wiggers und Wigberts anzusehen ist. Rikdag, der wahrscheinlich mit dem Hause WETTIN verwandt war, tritt in den Gauen Dalaminza, Scuntiza und Suevon auf. Von seinen Taten wird nur seine Teilnahme an dem siegreichen Rachezug gegen die Slawen 983 und die Gründung von Gerbstädt berichtet. Seine Gestalt ist nicht mehr ganz so schattenhaft wie die seiner Vorgänger. Als sicher kann angesehen werden, dass Rikdag die Gebiete seiner Vorgänger wenigstens in ihren wichtigsten Teilen vereinigte. Wiggers Mark scheint in der Hauptsache nicht mehr dazu gehört zu haben.
Holtzmann Robert: Seite 252,276,292
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"Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"
In den Marken wurde die frühere Teilung wiederhergestellt.
Thietmars
Sohn Gero
II. erhielt den alten Bezirk des Vaters (Serimunt-Nicici), die
Mark
Merseburg wurde an
Gunther
zurückgegeben, mit dem der Kaiser sich ausgesöhnt hatte, die
Mark
Meißenkam an einen homo novus, Rikdag, der
auf diesem besonders exponierten Posten die deutsche Ordnung mit starker
Hand aufrechterhielt.
Schon war Magdeburg bedroht. Inzwischen hatten sich jedoch
die Sachsen aufgerafft. Erzbischof Gisiler von Magdeburg, Bischof Hildiward
von Halberstadt, die
Markgrafen Thiedrich, Hodo
und Rikdag sowie mehrere Grafen zogen den Slawen entgegen und brachten
ihnen an der Tanger eine Niederlage bei, in der viele der Feinde gefallen
sind, der Rest sich durch die Flucht über die Elbe rettete.
Die sächsische Nordmark, deren Markgraf Thiedrich,
mitschuldig am Ausbruch des Slawensturms, im Jahre 985 starb und durch
den Grafen Liuthar von Walbeck ersetzt wurde, die sächsische Ostmark
unter dem kriegerischen Hodo, die Länder Serimunt-Nicici unter Gero
II. und die Mark Meißen, die unter Rikdag zu großer
Bedeutung gelangt war, da noch unter OTTO
II. die Marken Zeitz und Merseburg mit ihr
vereinigt wurden, Zeitz nach dem Tode Wiggers, Merseburg nach dem Fall
Gunthers in der Schlacht bei Kap Colonne. Freilich 984 war, wie wir sahen,
Meißen durch die Schuld des
Zänkers an den Böhmen-Herzog verlorengegangen,
so daß Rikdag nur noch den Westen seiner Mark in der Hand
hatte, als auch er im Jahre 985 starb.
Pätzold Stefan: Seite 7,9,12,31,94,105,122
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"Die frühen Wettiner. Adelsfamilie und Hausüberlieferung
bis 1221."
Thietmar berichtet, daß Dietrich
I. agnatisch mit dem Markgrafen Rikdag verwandt war und
von der "tribus, quae Buzici dicitur", abstammte [4 Thietmari Chronicon
VI 50, Seite 336].
Überdies hebt man die agnatische Beziehungen Dietrichs
I. zu Markgraf Rikdag hervor, der als Angehöriger der Harzgrafen
gilt [15 Zu ihnen vgl. R. Schölkopf, Seite 83-93], und leitet
die WETTINER von dieser adligen Verwandtengruppe her [16 K.
A. Eckhardt, Seite 76-90. Ihm folgen K. Blaschke, Raum, Gesellschaft und
Persönlichkeit, Seite 415f und eingeschränkt J. Fleckenstein,
Wettiner, Seite 91f.].
Dedo verbrachte die Kindheit bei seinem Verwandten,
dem Markgrafen Rikdag [27 Thietmari Chronicon VI, 50 Seite
336. Rikdag wird dort als "agnatus" Dedos bezeichnet;
zu Rikdag vgl. S. Lüpke; Seite 13, R. Wenskus, Stammesadel;
Seite 334 und C. Lübke; Seite 413f.], und stand somit in enger Beziehung
zu einem der einflußreichsten Männer O-Sachsens.
So waren die WETTINER mit dem Markgrafen Rikdag
(982-985) verwandt [61 Das Verwandtschaftverhältnis zwischen
Dedo
und Rikdag läßt sich nicht genau bestimmen. R. Wenskus,
Stammesadel, Seite 334 hält Rikdag für einen Vetter Dedos;
vgl. dazu oben Seite 10 Anm. 24. Zu Rikdag vgl. Lübke, Regesten
2, 213 IIIc 5.], unter dessen Obhut Dedo seine Jugendzeit verbrachte.
So fungierten möglicherweise bereits Rikdag
und Friedrich I. in den siebziger Jahren des 10. Jahrhunderts als
Magdeburger
Domvögte [146 D DO. II. 64a (973) und 177 (978). Eine zweifelsfreie
Identifizierung der beiden Adligen mit den WETTINERN ist allerdings
nicht möglich, da zu dieser Zeit mindestens noch jeweils ein weiterer
Adliger gleichen Namens lebte, nämlich Rikdag, der Burggraf
von Meißen, sowie der sächsische Pfalzgraf Friedrich.
Vgl. dazu D. Claude, Band 2, Seite 244 und unten 225.].
In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts ist wettinischer
Besitz zunächst auch noch links der Saale in der Umgebung des Klosters
Gerbstedt nachweisbar, das von Markgraf Rikdag und seiner Schwester
Eilsuit
um 985 gestiftet worden war [9 Annalista Saxo zu 985, Seite 633.
- Zu Kloster Gerbstedt vgl. unten Seite 181.]. Diese Güter, die wahrscheinlich
aus Rikags Erbe stammten [10 Vgl. Lübke, Regesten 3,
428a.], sind wohl im nördlichen Hassegau zu vermuten, in dem Dedo
I. vor 1009 Grafenrechte ausübte.
oo N.N.
-
Kinder:
Karl
-28.4.1014
Emnildis
-
oo 1. Boleslaw I. Chobry Herzog von Polen
967-17.6.1025
Gerburg Äbtissin von Quedlinburg
-30.10.1022
Literatur:
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Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien
im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Wilhelm Fink Verlag München
1984 Seite 421 G 154- Annalen von Quedlinburg ad a. 1022 - Annalista
Saxo: Reichschronik - DEUTSCHE FÜRSTEN DES MITTELALTERS.
Fünfundzwanzig Lebensbilder. Edition Leipzig 1995 Seite 101,103 -
Eckhardt
Karl August: Genealogische Funde zur allgemeinen Geschichte. Deutschrechtlicher
Instituts-Verlag Witzenhausen 1963 Seite 164-190 - Eickhoff, Ekkehard,
Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite 110,205,474
- Fenske, Lutz: Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung im
östlichen Sachsen, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1977
Seite 182 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit.
Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 252,276, 292 - Ludat,
Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik des Ottonenreiches
und der slavischen Mächte in Mitteleuropa, Böhlau Verlag
Weimar Köln Wien 1995, Seite 21,23-25,39,41, 98,112,140,156,163,171,180,182,268,293,497
-
Lüpke,
Siegfried: Die Markgrafen der Sächsischen Ostmarken in der Zeit von
Gero bis zum Beginn des Investiturstreites (940-1075), Dissertation Halle
1937 Seite 13,23 - Patze, Hans/Schlesinger, Walter: Geschichte
Thüringens, Böhlau Verlag Köln/Graz 1967 Seite 108 - Pätzold
Stefan: Die frühen Wettiner. Adelsfamilie und Hausüberlieferung
bis 1221, Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 1997, Seite 7,9,12,31,94,105,122,181,188,225,239,273,340
- Posse, Otto: Die Markgrafen von Meissen und das Haus Wettin bis
zu Konrad dem Grossen. Giesecke& Devrint Verlag Leipzig 1881 Seite
19,21,25-30, 32,214,215,218-221,224-226,231,232 - Posse, Otto: DIE
WETTINER. Genealogie des Gesamthauses Wettin. Zentralantiquariat Leipzig
GmbH 1994 Tafel 1 - Rogge, Helmuth: Das Verbrechen des Mordes begangen
an weltlichen deutschen Fürsten in der Zeit von 911 bis 1056. Dissertation
Berlin 1918, Seite 28 - Rupp, Gabriele: Die Ekkehardiner, Markgrafen
von Meißen, und ihre Beziehungen zum Reich und zu den Piasten, Peter
Lang GmbH Frankfurt am Main 1996 -
Schneidmüller Bernd/Weinfurter
Stefan: Otto III. Heinrich II. Eine Wende? Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen
1997 Seite 100,113 A., 119 - Schölkopf,
Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024, Göttingen 1957 Studien
und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens Seite 86 - Thietmar
von Merseburg: Chronik. Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt
1992 Seite 106,118,120,174,298,354 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher
des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. 1. und 2. Band. Verlag
Duncker & Humblot Berlin 1967 Seite 31,41,66,447 - Wenskus
Reinhard: Sächsischer Stammesadel und fränkischer Reichsadel.
Vandenhoeck
& Ruprecht Göttingen 1976 Seite 206,334 -