Starke Heinz-Dieter: Seite 7,12-17
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"Die Pfalzgrafen von Sommerschenburg"

Wahrscheinlich suchte Friedrich von Sommerschenburg gerade damals die Anerkennung des Kaisers, der im Sommer 1088 in Sachsen weilte. Denn es ist leicht möglich, dass Adelheid, die Mutter des jungen Friedrich von Putelendorf, strebte, die Ansprüche ihres Kindes durchzusetzen. Da sie jedoch mit Ludwig dem Springer wieder verheiratet war, fehlte ihr entweder das Vertrauen oder aber eine derartige Machterweiterung Ludwigs, worauf die Sache zunächst hinausgelaufen wäre, fand die Mißbilligung anderer Großer. Vielleicht hatte auch der alte Pfalzgraf selbst die Regelung seiner Nachfolge bestimmt.
Ebenso wuchs aber auch für den SOMMERSCHENBURGER die Gefahr, dass ihm diese Würde streitig gemacht wurde. Als Rivale erhob sich nämlich der um 1085 nachgeborene Sohn des ermordeten Friedrich III. von Goseck, Friedrich IV. von Putelendorf. Er wird oftmals in der Forschung mit dem SOMMERSCHENBURGER verwechselt. Der PUTELENDORFER erinnerte sich bei seinem Heranwachsen, dass ihm von der Erbschaft seiner Väter - Besitz und Würde - nichts geblieben war. Sein Onkel, der SOMMERSCHENBURGER, hatte die Grafenrechte übernommen. Über das ihm zustehende Hausgut verfügte sein Stiefvater, Ludwig von Thüringen, und betrachtete es anscheinend ganz als sein Eigen. Dieser stand außerdem in dem Rufe, den Mord an Friedrich III. angestiftet zu haben. Nur mit Mühe konnte der jugendliche PUTELENDORFER von seinen Freunden abgehalten werden, gegen seinen Onkel kriegerisch vorzugehen. Auch als die Spannung zwischen ihm und Ludwig nicht nachließ, entbot er seinen Stiefvater wegen des Mordes an seinem Vater und des vorenthaltenen Gutes zu einem Zweikampf nach Merseburg. Doch wurde dieser durch das Dazwischentreten HEINRICHS verhindert. Die Angaben des Gosecker Chronisten sind ziemlich unbestimmt und lassen nur schwer den Zusammenhang erkennen. Höchstwahrscheinlich wurde über diese Klage auf dem Fürstentag in Merseburg am 30. Mai 1108 entscheiden. Dort ist auch die Anwesenheit des Grafen Ludwig nachzuweisen. Da dieser aber lange Zeit in hoher Gunst beim König stand, war die Angelegenheit von Beginn an für den PUTELENDORFER ziemlich aussichtslos.
Etwa in den gleichen Jahren hat der PUTELENDORFER die Tochter des Herzogs von Nieder-Lothringen, Heinrich von Limburg, Agnes, geheiratet, von der er bereits 1114 zwei Kinder besaß. In dieser Eheverbindung über Stammesgrenzen hinweg findet eine hohe Adelsstellung ihren Ausdruck. Der PUTELENDORFER versprach sich mit dieser Verbindung sicherlich verstärkten politischen Erfolg und durch den Einfluß seines Schwiegervaters eine günstigere Stimmung des Königs für seine Interessen. Deshalb schöpfte Friedrich IV. neue Hoffnung, ging abermals gegen Ludwig vor und suchte dessen Land zu verwüsten. Doch scheint das recht ungünstig ausgegangen zu sein: Friedrich IV. begab sich sehr bald zum König, um nun auf dessen Rat, wie der Gosecker Mönch ausdrücklich betont, wiederum "den Kampf gegen den Stiefvater und die Fürsten Sachsens" aufzunehmen. Das kann aber nur bei der nicht sehr bedeutenden Auseinandersetzung zwischen Lothar von Süpplingenburg und dem STADER Markgrafen Rudolf im Jahre 1111 geschehen sein.
Auffallend ist die Verbindung des PUTELENDORFERS zum König. Wahrscheinlich sind ihm damals Hoffnungen und Versprechungen gemacht worden, die später nicht eingehalten wurden. Anders wäre es nicht zu verstehen, wenn eine Quelle berichtet, der PUTELENDORFER habe sich mit seinem Stiefbruder Hermann gegen den König verbündet und sei von Hoyer von Mansfeld am 6. Juni 1112 in Teuchern gefangengenommen worden.
Der PUTELENDORFER war in seinen Handlungen wohl recht unüberlegt. Sein Ziel erreichte er nicht. Vielmehr kam er in zweijährige Gefangenschaft. Vielleicht hat sich Friedrich IV. bei seinem Frontwechsel gegen den Kaiser mit Markgraf Rudolf und Herzog Lothar, die jetzt wegen Friedrich von Stade gemeinsame Sache gegen HEINRICH V. machten, verbündet. Wenige Tage nach der Gefangenschaft des PUTELENDORFERS unterwarfen sich auch diese beiden gebannten und in Salzwedel belagerten Fürsten. Im Gegensatz aber zu dem PUTELENDORFER erlangten sie Verzeihung und die ihnen entzogenen Rechte und Ehren zurück.
Des Pfalzgrafen Rivale, der PUTELENDORFER, wurde im Frühjahr 1114 nach einer zwei Jahre dauernden, martervollen Haft wieder entlassen. Jedoch hatte er vorher zu versprechen, 500 Mark Silber als Lösegeld zu zahlen. Um diese Summe aufzubringen, mußte er viele Eigengüter an die Kirche verkaufen. Hauptsächlich lagen diese innerhalb der Halberstädter Diözese. Demnach war der GOSECKER Besitz im nördlichen Harzvorland dem PUTELENDORFER verblieben. Bode ist es bereits aufgefallen, wie sehr bei der Erbauseinandersetzung des PUTELENDORFERS Bischof Reinhard von Halberstadt die Partei des SOMMERSCHENBURGERS ergriff und nur ihn mit dem Titel "Pfalzgraf" bezeichnete. Anders scheint sich die kaiserliche Kanzlei verhalten zu haben. In der Zeugenliste eines Diploms heißt es 1114 "Fridericus palatinus, item Fridericus palatinus". Unter dem einen hat man natürlich den SOMMERSCHENBURGER zu verstehen, der sich demnach in der Nähe des Königs aufhielt. Der andere dürfte aber kaum dessen Sohn gewesen sein. Vielmehr scheint es dem PUTELENDORFER nach seiner Freilassung, wohl begünstigt durch die zwischen dem Kaiser und den sächsischen Fürsten bestehenden Spannungen gelungen zu sein, das Wohlwollen HEINRICHS zu erlangen und damit abermals je nach Lage der Dinge die Partei zu wechseln. Sicherlich hat der Kaiser die Ansprüche seines Parteigängers auf die Pfalzgrafenwürde anerkannt.
Im Jahre 1117 belagerte Pfalzgraf Friedrich I. dann mit den anderen zusammen eine Burg am Kyffhäuser. Der Schwerpunkt der Kämpfe war damit in den S-Harz verlegt. Als das hauptsächlichste Ereignis des folgenden Jahres wird die Einnahme der Befestigung auf dem Kyffhäuser durch die Sachsen berichtet. Diese wurde von Friedrich von Putelendorf verteidigt, der von hier aus das umliegende Gebiet stark beunruhigt hatte. Zwischen ihm und seinen Stiefvater war es nach dessen Entlassung aus kaiserlicher Gefangenschaft 1116 zu einer Beilegung des Streites gekommen: Ludwig erhielt nach Geldzahlung einige Güter und die Vogtei über Goseck. Dem PUTELENDORFER blieb demnach ein gewisser Teil des GOSECKER Allodialbesitzes im nördlichen und südlichen Harzvorland.