Wahrscheinlich suchte Friedrich
von Sommerschenburg gerade damals die Anerkennung des Kaisers,
der im Sommer 1088 in Sachsen weilte. Denn es ist leicht möglich,
dass Adelheid,
die Mutter des jungen Friedrich von Putelendorf,
strebte, die Ansprüche ihres Kindes durchzusetzen. Da sie jedoch mit
Ludwig dem Springer wieder verheiratet war, fehlte ihr entweder das Vertrauen
oder aber eine derartige Machterweiterung Ludwigs, worauf die Sache zunächst
hinausgelaufen wäre, fand die Mißbilligung anderer Großer.
Vielleicht hatte auch der alte Pfalzgraf selbst die Regelung seiner Nachfolge
bestimmt.
Ebenso wuchs aber auch für den SOMMERSCHENBURGER
die Gefahr, dass ihm diese Würde streitig gemacht wurde. Als Rivale
erhob sich nämlich der um 1085 nachgeborene Sohn des ermordeten
Friedrich
III. von Goseck, Friedrich IV. von Putelendorf.
Er wird oftmals in der Forschung mit dem SOMMERSCHENBURGER verwechselt.
Der PUTELENDORFER erinnerte sich bei
seinem Heranwachsen, dass ihm von der Erbschaft seiner Väter - Besitz
und Würde - nichts geblieben war. Sein Onkel, der SOMMERSCHENBURGER,
hatte die Grafenrechte übernommen. Über das ihm zustehende Hausgut
verfügte sein Stiefvater, Ludwig von Thüringen, und betrachtete
es anscheinend ganz als sein Eigen. Dieser stand außerdem in dem
Rufe, den Mord an Friedrich III. angestiftet zu haben. Nur mit Mühe
konnte der jugendliche PUTELENDORFER
von seinen Freunden abgehalten werden, gegen seinen Onkel kriegerisch vorzugehen.
Auch als die Spannung zwischen ihm und Ludwig nicht nachließ, entbot
er seinen Stiefvater wegen des Mordes an seinem Vater und des vorenthaltenen
Gutes zu einem Zweikampf nach Merseburg. Doch wurde dieser durch das Dazwischentreten
HEINRICHS
verhindert. Die Angaben des Gosecker Chronisten sind ziemlich unbestimmt
und lassen nur schwer den Zusammenhang erkennen. Höchstwahrscheinlich
wurde über diese Klage auf dem Fürstentag in Merseburg am 30.
Mai 1108 entscheiden. Dort ist auch die Anwesenheit des Grafen Ludwig nachzuweisen.
Da dieser aber lange Zeit in hoher Gunst beim König stand, war die
Angelegenheit von Beginn an für den PUTELENDORFER
ziemlich aussichtslos.
Etwa in den gleichen Jahren hat der PUTELENDORFER
die Tochter des Herzogs von Nieder-Lothringen, Heinrich
von Limburg, Agnes,
geheiratet, von der er bereits 1114 zwei Kinder besaß. In dieser
Eheverbindung über Stammesgrenzen hinweg findet eine hohe Adelsstellung
ihren Ausdruck. Der PUTELENDORFER versprach
sich mit dieser Verbindung sicherlich verstärkten politischen Erfolg
und durch den Einfluß seines Schwiegervaters eine günstigere
Stimmung des Königs für seine Interessen. Deshalb schöpfte
Friedrich
IV. neue Hoffnung, ging abermals gegen Ludwig vor und suchte
dessen Land zu verwüsten. Doch scheint das recht ungünstig ausgegangen
zu sein: Friedrich IV. begab sich sehr
bald zum König, um nun auf dessen Rat, wie der Gosecker Mönch
ausdrücklich betont, wiederum "den Kampf gegen den Stiefvater und
die Fürsten Sachsens" aufzunehmen. Das kann aber nur bei der nicht
sehr bedeutenden Auseinandersetzung zwischen Lothar
von Süpplingenburg und dem STADER Markgrafen Rudolf
im Jahre 1111 geschehen sein.
Auffallend ist die Verbindung des PUTELENDORFERS
zum
König. Wahrscheinlich sind ihm damals Hoffnungen und Versprechungen
gemacht worden, die später nicht eingehalten wurden. Anders wäre
es nicht zu verstehen, wenn eine Quelle berichtet, der
PUTELENDORFER
habe sich mit seinem Stiefbruder Hermann gegen den König verbündet
und sei von Hoyer von Mansfeld am 6. Juni 1112 in Teuchern gefangengenommen
worden.
Der PUTELENDORFER
war in seinen Handlungen wohl recht unüberlegt. Sein Ziel erreichte
er nicht. Vielmehr kam er in zweijährige Gefangenschaft. Vielleicht
hat sich Friedrich
IV. bei seinem Frontwechsel gegen
den Kaiser mit Markgraf Rudolf und Herzog
Lothar, die jetzt wegen Friedrich von Stade gemeinsame Sache
gegen HEINRICH V. machten, verbündet.
Wenige Tage nach der Gefangenschaft des PUTELENDORFERS
unterwarfen sich auch diese beiden gebannten und in Salzwedel belagerten
Fürsten. Im Gegensatz aber zu dem PUTELENDORFER
erlangten sie Verzeihung und die ihnen entzogenen Rechte und
Ehren zurück.
Des Pfalzgrafen Rivale, der PUTELENDORFER,
wurde im Frühjahr 1114 nach einer zwei Jahre dauernden, martervollen
Haft wieder entlassen. Jedoch hatte er vorher zu versprechen, 500 Mark
Silber als Lösegeld zu zahlen. Um diese Summe aufzubringen, mußte
er viele Eigengüter an die Kirche verkaufen. Hauptsächlich lagen
diese innerhalb der Halberstädter Diözese. Demnach war der GOSECKER
Besitz im nördlichen Harzvorland dem PUTELENDORFER
verblieben. Bode ist es bereits aufgefallen, wie sehr bei der Erbauseinandersetzung
des PUTELENDORFERS Bischof Reinhard
von Halberstadt die Partei des SOMMERSCHENBURGERS ergriff und nur
ihn mit dem Titel "Pfalzgraf" bezeichnete. Anders scheint sich die kaiserliche
Kanzlei verhalten zu haben. In der Zeugenliste eines Diploms heißt
es 1114 "Fridericus palatinus, item Fridericus
palatinus". Unter dem einen hat man natürlich den SOMMERSCHENBURGER
zu verstehen, der sich demnach in der Nähe des Königs aufhielt.
Der andere dürfte aber kaum dessen Sohn gewesen sein. Vielmehr scheint
es dem PUTELENDORFER nach seiner Freilassung,
wohl begünstigt durch die zwischen dem Kaiser und den sächsischen
Fürsten bestehenden Spannungen gelungen zu sein, das Wohlwollen HEINRICHS
zu erlangen und damit abermals je nach Lage der Dinge die Partei zu wechseln.
Sicherlich hat der Kaiser die Ansprüche seines Parteigängers
auf die Pfalzgrafenwürde anerkannt.
Im Jahre 1117 belagerte Pfalzgraf Friedrich I.
dann mit den anderen zusammen eine Burg am Kyffhäuser. Der Schwerpunkt
der Kämpfe war damit in den S-Harz verlegt. Als das hauptsächlichste
Ereignis des folgenden Jahres wird die Einnahme der Befestigung auf dem
Kyffhäuser durch die Sachsen berichtet. Diese wurde von Friedrich
von Putelendorf verteidigt, der
von hier aus das umliegende Gebiet stark beunruhigt hatte. Zwischen ihm
und seinen Stiefvater war es nach dessen Entlassung aus kaiserlicher Gefangenschaft
1116 zu einer Beilegung des Streites gekommen: Ludwig erhielt nach Geldzahlung
einige Güter und die Vogtei über Goseck. Dem PUTELENDORFER
blieb
demnach ein gewisser Teil des GOSECKER
Allodialbesitzes im nördlichen und südlichen Harzvorland.