Annalen von Quedlinburg
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Das Jahr 991.

 
Die Kaiserin Theophanu beging das Osterfest mit ihrem Sohne, dem Kaiser Otto dem Dritten, in kaiserlichem Glanz in Quedelingaburg, wo auch der tuscanische Markgraf Hugo und der Sclavenherzog Misica mit den übrigen daselbst zusammenströmenden Fürsten Europas anwesend waren, um der kaiserlichen Ehre schuldigen Gehorsam zu leisten und die größten Kostbarkeiten, welche sie besaßen, als Geschenke darzubringen. Von ihnen zogen Misica und die meisten Anderen  reich beschenkt nach Hause. Hugo aber begleitete dienstwillig die Kaiserin und ihren Sohn, wo auch im Reiche sie waltend und schaltend umherzogen, bis man nach Niumagon gekommen war. Daselbst endete der an Gutem reiche Lebenslauf der Kaiserin Theophanu, welche - o Jammer! es ist traurig es  zu erzählen! - am 15. Juni durch zu frühen Tod erlöst wird, nachdem sie das ganze Reich unter ihrem Gebote wie mit einer Fessel vereinigt hatte, und von dort wird sie im Trauergeleite des Kaisers, ihres Sohnes und ihrer übrigen Getreuen nach der Stadt Agrippina gebracht und, wie sie selbst verfügt hatte, in der Kirche des heiligen Märtyrers Pantaleon unter dem Geleite der Bischöfe und der versammelten Mönche und Nonnen und im Beisein des ganzen Klerus und Volkes mit den letzten Ehren und unter Thränen bestattet. In demselben Jahre starben die Bischöfe Ercanbald und Biligrim und der Salzburger Erzbischof Frithurich und Brunos Tochter Emnild. Auch starb Manogold, nicht der geringste Sohn seines Mutterlandes Schwaben, in Sachsen und wurde wegen des treuen Dienstes, welchen er der Kaiserin Adelheid geleistet, in ihrer eigenen Begleitung nach Quedelingaburg geführt und hier mit Ehren begraben.