Hirsch Siegfried:
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„Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II."

Werner, der damalige Inhaber der Nordmark, in Gut und Bös das Bild des deutschen Rittermannes jener Tage, gab durch sein keckes Wesen gewiß Anlaß genug zu übler Nachrede und damit zu Klagen, die auf den König Eindruck machen konnten. Wir erfahren, dass schon bei jenem Juniaufenthalt HEINRICHS zu Magdeburg Betreibungen Dedos im Gange waren, ihn um Amt und Würden zu bringen: sie gelangten nicht ans Ziel, weil Werner zur selben Zeit aufs Krankenlager kam, und Pfalzgraf Burchard gern diesen Umstand benutzte, die Hegung des Gerichts, bei den er doch die Hauptperson, zu vertagen.
Kaum aber hatte der König den Rücken gewandt, so entlud sich der Geist der Selbsthilfe in seiner vollen Unbändigkeit. Auf Dedos Anschlag und unter seiner Mitwirkung ward Wolmirstädt, ein zu dem WALBECKER Allode gehöriger Ort [„Urbs patris ejus et nostra" bei Thietmar VI, 33. Auch nach Werners Entsetzung scheint es die Residenz des Hauses geblieben: hier findet Thietmar die Liutgard auf dem Sterbelager. Thietmars Notiz: "Sclavonice Ustiure, co quod Ara et Albis finvii hic conveniunt" ist von Interesse, weil sie den Beweis verstärkt, dass die Elbe hier ehemals einen andern Lauf hatte, dass sie schon bei Wolmirstädt oder Elveboin die Ohre aufnahm, und dann in deren Bette auf Regätz fortfloß.], geplündert und in Asche gelegt. Da entschloß sich denn Werner zu ausgesuchter Rache. Mit einer Schar von 20 - sein Vetter, unseres Thietmar Bruder, darunter - wählte er sich einen hohen Punkt beim Dorfe Mose [Nahe bei Wolmirstädt. Es muß damals dem Mosedigau einem Südabschnitt des Balsamgaues den Namen gegeben haben; späterhin war es unbedeutend.], dem Feinde, der von Tangermünde her vorbeikommen mußte, und dessen Weg sich hier auf eine weite Strecke hin übersehen ließ, aufzulauern. Man dürfte sein Tun nicht als Meuchelmord brandmarken: es war in der Art Fehde, in der man einmal lebte, nur ein erlaubter Vorteil, dessen er sich bediente. Der Andere hatte das Übergewicht der Zahl: mit mehr als 40 erschien er an der verhängnisvollen Stelle. Doch bald floh alles; nur Dedo und ein getreuer Rittersmann, der an seiner Seite blieb, blieben auf dem Platze - 9. Juli 1009.
Eben zu Pöhlde erfolgte die Bestätigung Theoderichs, des Sohnes des Dedo, in dem gesamten Umfang der Ämter und Lehen seines Vaters. Theoderich hat später mit dem ohne männliche Nachkommenschaft ausgehenden Oheim Friedrich ein Abkommen geschlossen, danach ihn dessen Hauptsitz Eilenburg zufiel, jener aber das Recht erwarb, all sein übriges Erbgut an seine Töchter zu bringen. Als Friedrich dann - 1017 - mit Tode abging, handelte der König im Geiste dieses Familienpaktes, und Theoderich ward der Erbe der Komitate des Oheims. Er hatte überdies die Schwester Markgraf Hermanns von Meißen geheiratet, sich selber zum Verderben, seinem Hause dagegen wohl zu künftigem Wachstum [Sein Schwager Ekkehard II. sandte ihm 1034 die Meuchelmörder, Annal. Hildesheim, 1034.].