Dedo verbrachte -
wie bereits angedeutet - die Kindheit bei seinem Verwandten, dem Markgrafen
Rikdag [27 Thietmari Chronicon VI, 50, Seite 336. Rikdag
wird
dort als "agnatus" Dedos bezeichnet; zu Rikdag vgl. S. Lüpke,
Seite 13, R. Wenskus, Stammesadel, Seite 334 und C. Lübke,
Seite 413 f.], und stand somit in enger Beziehung zu einem der einflußreichsten
Männer O-Sachsens [28 Zu Dedo I. vgl. Posse, Nachlaß,
Seite 10-16 sowie O. Posse, Meißen, Seite 224-229 und R. Kötzschke/H.
Kretschmar, Seite 72.]. Im Jahre 976 befehligte Dedo
ein böhmisches Heer, das Zeitz einnahm und die Bischofskirche
ausraubte. Mit der Beute führte der WETTINER angeblich auch
seine eigene Mutter als Gefangene fort [29 Thietmari Chronicon III
18 und VI, 50, Seite 120 bzw. 336; vgl. Lübke, Regesten 2, 191. -
Thietmar datiert das Ereignis irrtümlich in das Jahr 983, also in
die Zeit des Slavenaufstandes. Es gehört aber, wie R. Holtzmann in
seiner Edition, Seite 120 A. 1 zeigt, in den Zusammenhang der Empörung
Heinrichs des Zänkers gegen OTTO
II.]. Die Gründe für sein Verhalten sind allerdings
unbekannt [30
Die These von Lübke, Regesten 3, 277a, Dedo
befinde sich deshalb in der Opposition, weil sein Großvater, der
Thüringer Dadi, wegen der Beteiligung am Aufstand Liudolfs
gegen OTTO I. seine Grafschaft verloren
habe, und daher auch sein Sohn Dietrich keinen Komitat habe verwalten
dürfen, entbehrt schon deshalb jeder Grundlage, weil verwandtschaftliche
Beziehungen zwischen Dadi und den WETTINERN unwahrscheinlich
sind; vgl. dazu oben Seite 11 Anmerkung 24.].
[24. Problematisch bleibt bei dieser Sicht der
Dinge allerdings, daß Thietmar den Markgrafen Rikdag ausdrücklich
als "agnatus" Dedos I. bezeichnete, während Wenskus
sich für einen cognatischen Zusammenhang entscheidet. Es ist jedoch
sehr fraglich, ob "agnatus", das in Thietmars Werk nach Ausweis
des Wortverzeichnisses von R. Holtzmann vorgelegten Edition des Thietmari
Chronicon, Seite 584 nur ein einziges Mal an der genannten Stelle Chron.
VI 50 vorkommt, im Sprachgebrauch des Bischofs tatsächlich ausschließlich
das verwandtschaftliche Verhältnis von Schwertmagen umschreibt, wie
K.A. Eckhardt, Seite 77-79 meint. Vgl. dazu Mittellateinisches Wörterbuch,
s.v. agnatus; Seite 389, wo Thietmari Chronicon VI 50 als Beleg für
die Verwendung "latius de quibuslibet vel incertis propinquis" herangezogen
wird. - Die anzunehmende schwäbische Herkunft der WETTINER
macht im übrigen die häufig geäußerte Vermutung unwahrscheinlich,
daß der bei Widukind genannte Thüringer Dadi, mit dem
wiederholt auch der in DO I. 114 erwähnte Graf Teti und der
957 gestorbene Träger dieses Namens gleichgesetzt werden, zu dieser
Verwandtengruppe gehörte. Vgl. dazu K.A. Eckhardt, Seite 73f., R.
Wenskus, Hassegau, Seite 50f., G. Althoff, Memorialüberlieferung,
Seite 392 G 26 sowie C. Lübke, Seite 412.].
In den folgenden Jahren gewann er gleichwohl an Besitz
und Einfluss [31 Thietmari Chronicon VI 50 Seite 336, Zeile 22-338
Zeile 5. Eine genaue Datierung des Geschehens ist nicht möglich. Aus
der Beteiligung des Erzbischofs Gisiler von Magdeburg, der 1004 starb,
ergibt sich lediglich, daß das Berichtete vor diesem jahr stattfand.].
Es kam überdies zu einer Aussöhnung mit OTTO
III., dessen Gunst und Freundschaft er erlangte [32 Weder
der Grund des Zerwürfnisses zwischen dem WETTINER und dem OTTONEN
noch die Art der mit "gratia et familiaritas" umschriebenen Beziehung
zwischen Kaiser und Graf werden von Thietmar ausdrücklich angegeben.
Anscheinend betrachtete der Chronist Dedos Angriff auf Zeitz als
die Ursache des Konfliktes und der anschließenden Versöhnung.
- Zu den Jahren 984 und 1000 erwähnt Thietmari Chronicon IV 2 und
IV 44, Seite 134 und Seite 180 unter den Gefolgsleuten OTTOS
III. einen Adligen, der "Ciazo" beziehungsweise
"Ziazo" hieß; vgl. dazu Lübke, Regesten 3, 229 und 333.
Dieser Name kann sprachlich mit Dietrich oder Dedo gleichgesetzt
werden, wie das Beispiel der DD H II. 110 und 111 zeigt, in denen der Kaplan
des Königs zunächst als "Thiedericus" (110) und dann als "Ziazo"
(111) erscheint; vgl. dazu W. Schlaug, Seite 183, Seite 183. Daher nehmen
F. Kurze, Seite 306-308, K.A. Eckhardt, Seite 68f., H. Ludat, An Elbe und
Oder, Seite 137 A. 268 und C. Lübke, Seite 413 A. 56, die Identität
mit Dedo I. an. Für diese Vermutung spricht, daß Ziazo
einen Bruder namens Friedrich hatte, mit Dedo I. an. Für
diese Vermutung spricht, daß Ziazo einen Bruder namens Friedrich
hatte, mit dem er 984 die Versammlung auf der Asselburg aufsuchte (Chron.
IV, 2, Seite 134). Im Jahre 1000 begegnet Ziazo dann als "patricius"
in Regensburg, wo er sich als Petent beim Kaiser dafür einsetzte,
daß OTTO III.
dem
Kämmerer Reginher einen Ort im Komitat des WETTINERS Friedrichs
I. übertrug, vgl. Chron. IV, 44, Seite 180 und D O III. 346. Aber
wie bereits im Falle Dietrichs I. lassen auch hier erzähltechnische
Aspekte in der Darstellung Bischof Thietmars eine Gleichsetzung von Ziazo
und
dem WETTINER Dedo I. als unsicher erscheinen. Das betrifft zunächst
den Umstand, daß Thietmar, Chron. VI 48-50, Seite 334-338, VI 70;
Seite 360 und VII 50, Seite 460 den dort erwähnten Dedo
jeweils
einen Hinweis auf dessen verwandtschaftliche Zugehörigkeit eindeutig
als einen WETTINER identifiziert, bei
Ziazo jedoch auf eine
solche Einordnung verzichtet. Überdies erwähnt der Bischof in
seinem kurzen, biographischen Exkurs zu Dedo in Chron. VI 50, Seite
336, wo er auch auf die bereits Chron. III 18, Seite 120 berichtete Eroberung
von Zeitz zurückgreift, das bedeutende Amt des "patricius"
mit keinem Wort; vgl. dazu C. Erdmann, Ideenwelt, Seite 95 A. 4. Schließlich
ist noch hervorzuheben, daß Thietmar andernorts zumindest bei getauften
Slaven darauf aufmerksam macht, wenn ein und dieselebe Person unter ihrem
slavischen sowie ihrem christlichen (Tauf-)Namen bekannt war. So bezeichnet
er den Chron. III 21, Seite 124 Zeile 17 begegnenden Ritter Heinrich, "qui
Slavonice Zolunta vocatur", ebendort, Seite 126 Zeile 3 ausdrücklich
als "binomius", während bei Ziazo eine entsprechende Anmerkung
fehlt. Im übrigen bietet auch D O III. 346 kein deutliches Indiz für
die Verwandtschaft des Petenten Ziazo mit dem WETTINER Friedrich.].
Auch zu Erzbischof Gisiler von Magdeburg hatte Dedo
offensichtlich
ein gutes Verhältnis [33 Zu Gisiler vgl. D. Claude, Band 1,
Seite 136-213, besonders 211.]. Dieser verschaffte ihm nach dem Tod des
Grafen Bi[niz]o die Grafenrechte im nördlichen Hassegau [34
Der Amtsbereich des Grafen wird durch die Flüsse Saale, Salza,
Wipper und Wilderbach (heute Böse Sieben) ungefähr umrissen,
vgl. W. Hessler, Seite 102 ff. und R. Wenskus, Hassegau, Seite 43f. Möglicherweise
übte
Dedo auch noch in der "provoncia Ploni"
Grafenrechte aus, wie das D O III. 246 von 997 nahelegt.].
Zudem beanspruchte Dedo erfolgreich
den Burgward Zörbig für sich und seinen Bruder Friedrich
[35 Thietmari Chronicon VI, 50, Seite 338; vgl. dazu Lübke,
Regesten 2, 116 IIIc11 sowie unten Seite 139.]. Ebenso ist die Ehe mit
Thiedburga, der Tochter des Markgrafen Dietrich von der Nordmark,
als Hinweis auf seine angesehene Stellung innerhalb des ostsächsischen
Adels zu werten [36 Zu Dietrich von der Nordmark vgl. S. Lüpke,
Seite 10 und zu Dedos Ehe mit Thiedburga vgl. Thietmari Chronicon
VI 50, Seite 338 sowie Lübke, Regesten 3, 277 a III c 11. Zu den HALDENSLEBENERN
vgl. R. Schölkopf, Seite 93-98, H. Ludat, An Elbe und Oder, Seite
24, 54-56 und Stammtafel sowie W. Petke, Haldensleben, Spalte 1873.]. Die
Jahre vor Dedos Tod waren schließlich
von schweren Auseinandersetzungen mit den WALBECKERN überschattet
[37 Thietmari Chronicon VI 48, Seite 334, Zeile 3-7 und VI 49, Seite
336, Zeile 1-4. Zu den WALBECKERN vgl. R. Schölkopf, Seite 73-82 und
S. Lüpke, Seite 13ff.], deren Ursache jedoch nicht bekannt ist. Möglicherweise
beanspruchte
Dedo
als Schwiegersohn
des Markgrafen von der Nordmark nach dessen Tod das Amt für sich,
das freilich der WALBECKER Lothar erhielt. Lothars Herrschaft in der Nordmark,
die Dedo angefochten haben mag, dauerte
von 985 bis 1003. Thietmar, ein Neffe Lothars, erwähnt in diesem Zusammenhang,
dass sich Dedo an der Verwüstung
der Burg Wolmirstedt beteiligte, die den WALBECKERN gehörte
[38 Das Datum der Zerstörung der Burg Wolmirstedt ist
umstritten; vgl. Lübke, Regesten 3, 361, der eine Vernichtung zu Lebzeitten
Lothars und damit vor 1003 annimmt; S. Hirsch, Band 1, Seite 287 sieht
sie hingegen im Zusammenhang mit den Ereignissen um 1009.]. Auch mit Lothars
Sohn und Nachfolger Werner war der WETTINER verfeindet, gegen den
er sogar vor dem Kaiser Klage erhob; allerdings berichtet Thietmar darüber
nicht ausführlicher [39 Thietmari Chronicon VI 48, Seite 334
Zeile 3-7; vgl. Lübke, RRegesten 3, 421.]. Der Konflikt eskalierte
jedenfalls, und Dedo
wurde
im Jahre 1009 von seinem Widersacher Werner in der Nähe von
Mose am Zusammenfluss von Tanger und Elbe getötet [40 Als Todestag
Dedos ist mit gewisser Wahrscheinlichkeit der 13. November
anzusehen, denn unter diesem Datum verzeichnet das Totenbuch von Lüneburg,
Seite 11 d4: "Thado occ. et Eghillerdus". Da auch Thietmari
Chronicon VI 49, Seite 366 berichtet, daß zusammen mit Dedo
dessen Vasall Egilhard erschlagen wurde, dürfte "Thado" mit
dem WETTINER identisch sein; vgl. dazu Lübke, Regesten 3, 425
sowie O. Posse; Meißen, Seite 229 A. 44 und G. Althoff, Memorialüberlieferung,
Seite 422 G 161. - Die Ermordung Dedos I. durch Thietmars Verwandten,
den Markgrafen Werner, der daraufhin sein Amt einbüßte, ist
für den Merseburger Bischof der eigentliche Anlaß, so ausführlich
über den
WETTINER und seine Verwandten zu berichten. Dadzerch
finden auch die negativen Züge eine Erklärung, die das Bild Dedos
in Thietmars Chronik beherrschen.].