Annalista Saxo: Seite 32,42,62,66,69,75,113
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"Reichschronik"
 

Das Jahr 983.
 

[Der Kaiser hielt in Verona einen Reichstag und Heinrich der Jüngere, Bertolds Sohn, wurde von der Verbannung befreit und zum Herzoge von Baiern eingesetzt,] während Heinrich, des Kaisers Vetter, noch in Gefangenschaft blieb. [Des Kaisers Sohn Otto III wird von allen zum Herrn erwählt.] Nachdem nun auch der Reichstag und die Zusammenkunft mit den Sachsen, Sueven, Lothariern, Baiern und Italienern und die Begegnung mit anderen durch Abstammung, Sprache und Kleidung sehr verschiedenen Völkern zu Verona ruhmreichst abgehalten worden, kehrt derselbe erhabene Kaiser nach Rom zurück und setzte mit geziemender Ehre einen Herrn Papst über die römische Kirche.  - Der Paderborner Bischof Folkmar starb.

Dedo, der Sohn Teoderichs, eines Mannes von besonderer Freiheit, hatte einen Bruder Friderich, einen sehr klugen Menschen. - Seine Nachkommen waren unter den Fürsten Sachsens, wie im Einzelnen später erzählt werden soll, edle Blüthen. Jetzt wollen wir zu unserer Aufgabe zurückkehren. -

Wegen der Zerstörung der Kirchen in Brandenburg und Havelberg verlor der Herzog und Markgraf Teoderich, welcher der Vertheidiger jener Gebiete war, seine Würde und Lothar von Waldbike empfing vom Kaiser die Mark. [Als der Kaiser nach Rom gekommen war, während seine ehrwürdige Mutter in der Stadt Papia zurückblieb, wird er schwer krank und  wie er sein Ende nahen fühlte, theilte er all sein Geld in vier Theile, einen für die Kirchen, den zweiten für die Armen, den dritten] für seine Mutter und seine einzige Schwester zum Beweise der Liebe, welche er ihnen schuldete, den vierten für die Ritter, welche Leben und Heimat der Liebe zu ihm und dem Gehorsam nachgesetzt hatten.

Als diesen [Otto II] sein Oheim, der Kölner Erzbischof Bruno, welcher ihn von der ersten Kindheit an erzog, mit großer Strenge im Zaume hielt, hat der Knabe etwas gar nicht Knabenhaftes vollführt. Denn während der Bischof in einer Nacht die nächtlichen Horen hielt, legte jener einen in der Stadt gestorbenen Knaben in sein eigenes Bett und bedeckte ihn mit seinem eigenen Kleide, als sei er selbst gestorben; dann ging er fort und machte sich aus dem Staube. Wie nun der Bischof bei der Rückkehr nach dem Bette seines Neffen sah und den Leichnam fand, glaubte er, daß jener heimgegangen sei,
und verfiel vor übergroßem Schmerze in Hüftweh. Inzwischen kommt der Knabe, den Alle beweinten, lebendig herbei und antwortete auf die Frage des Bischofs, warum er ihn so  getäuscht habe: "Nicht besser konnte ich mich für die zu große Schmach der Schläge rächen."
 

Das Jahr 984.
 

Otwin, von dem wir schon oben gesprochen haben, ist derselbe, welcher den heiligen Epiphanius aus der Stadt Papia nach Hildinisheim gebracht hat, und er war der zweite Abt zu Sanct Mauricius in der Stadt Magdaburg gewesen.
 

 Das Jahr 985.
 

Markgraf Rikdag erbaute und gründete mit seiner Schwester Namens Eilsuit das Kloster, welches Gerbizstidi heißt. Dort stand dieselbe Schwester den Nonnen vor und daselbst wurde er auch begraben mit seinem Sohn Karl und den Meisten aus derselben Verwandtschaft. Ihm folgte Ekkihard, Gunthars Sohn, ein Mann von großer Thatkraft.
 

 Das Jahr 987.
 

Liudolf wurde zum Augsburger Bischof geweiht.
 

Das Jahr 1009.
 

[Der heilige Bruno, auch Bonifacius genannt, Erzbischof der Heiden, zuerst Canonicus von Sankt Mauricius in Magdaburh, ging am 14. Februar als berühmter Märtyrer zum Himmel ein.] Sein Vater hieß Bruno, die Mutter Ida und sein Bruder Gebehard. Gebehard zeugte Burchard und Ida, Burchard
zeugte Gebehard, des Magadaburger Erzbischofs Konrad Vater. Ida gebar Gebehard, den Vater des Kaisers Lothar. Also war der selige Märtyrer Bruno von erlauchtem Geschlechte entstammt, aber durch Gottes Erbarmen vor seinen übrigen Verwandten unter den Kindern Gottes ausgezeichnet. -

Der Vater [des Grafen Dedo vom Stamme Butzieci], Namens Theoderich, lebte zur Zeit Ottos I als ein Mann von besonderer Freiheit und er zeugte diese Brüder, die Grafen Dedo und Friderich. Dedo diente von Kindheit an dem Markgrafen Ricdag und seinem Sohne Karl. -

[Viele Brände entstanden, so daß in einem Flecken selbst Menschen im Feuer umkamen. Auch das Mainzer Münster,] welches vom Erzbischof Willigis mit dem größten Streben nach Pracht zur Ehre des heiligen Martin erbaut war, [wird mit allen dazu gehörigen Baulichkeiten, so daß allein die alte Kirche
übrig blieb, elendiglich vom Feuer verzehrt] am 30. August im achten Jahre des Königthums Heinrichs II. [Donner und Blitzen geschah oft in der Zeit des Winters.] Unter demselben Heinrich soll die Stadt Goslar in folgender Weise gegründet worden sein. Heinrich II pflegte die Gegend häufig der Jagd wegen zu besuchen, denn sie war waldreich und ausgezeichnet durch die Jagd auf Bären, Hirsche und Rehe. An demselben Orte lebte ein armer Mann, ein Bauer, Namens Gundelkarl, und in seine Hütte pflegte der König nach der Jagd einzutreten und jener ihm in der Hoffnung größeren Lohns Heerd und Tisch zuzurüsten, die Speisen zu kochen und nach der Arbeit ihm darzubringen. Denn in solchem Falle verschmähen auch die Könige nicht den Dienst der Knechte und Bauersleute. Als er nun, da er dies oft that, sein bischen Vermögen  ausgegeben hatte, erinnerte er den König daran, daß er seines Dienstes gedenken und ihm etwas zuwenden möge, womit er sein armes  Leben erhalten könne, doch so viel als der königlichen Freigebigkeit gezieme. Da sagte der König: "Du wirst für deinen Dienst Lohn bekommen, wenn es mir gelegen sein wird." Aber, wie es so geht, die Erinnerung an den Armen verschwand sehr schnell aus dem Herzen des Mächtigen. Als der König darnach wiederum in diese Gegend kam, trat er nach seiner Gewohnheit in das Haus des Bauers und der wandte für ihn
den aufgespeicherten Unterhalt eines ganzen Jahres auf. Weil er dies nun öfters gethan und nichts von ihm bekommen hatte, warf er sich eines Tags dem Könige zu Füßen und bat, ihm etwas Lohn zu gewähren. Dieser gab ihm die Erlaubniß zu bitten, was er wollte. Der Bauer sagte, er wolle nichts anderes, als daß ihm der benachbarte Berg, welcher Rammesberch heißt, zu Lehen gegeben würde. Da hieß der sehr gnädige König ihn um etwas bitten, was ihm mehr nütze, aber jener blieb dabei, daß er nichts anderes wolle, da er vielleicht recht gut wußte, welchen Nutzen jener Berg ihm bringen konnte.
Endlich verlieh ihm der König, durch das Drängen des Mannes besiegt, den Berg, sagte jedoch, er hätte gewünscht, jener möchte um etwas Nützlicheres gebeten haben. Ohne Verzug ging der
genannte Mann nach Franconien, denn er war selbst ein Franke, brachte mehrere Stammesgenossen mit und begann den Ort Goslar zu bauen, und fand daselbst zuerst Erzadern mit Silber, Kupfer und Blei. Was soll ich mich noch bei vielem  aufhalten? Jener Mann wurde mit den Seinen übermäßig reich und viele Menschen begannen sich in der Gegend anzusiedeln und ihre Sachen zum Verkauf dorthin zu bringen. Auf diese Weise entstand der so sehr berühmte Markt. Wie es aber zu geschehen pflegt, mit dem Reichthum wuchs jenen auch ihr Uebermuth und sie verachteten die von allen Seiten  Hinzukommenden und thaten diesen viel Unrecht. Das wurde den Fürsten Sachsens gemeldet. Diese lassen ihnen durch Boten sagen: wenn sie ein friedliches und ruhiges Leben führen wollten, sollten sie aufhören, die dorthin Kommenden ungerechter Weise zu belästigen. Da sie aber auf ihren Reichthum zu sehr vertrauten, thaten sie, wie sie es gewohnt waren, den  Ankommenden Schimpf an. Darüber waren die Fürsten Sachsens erzürnt, schickten ihre Leute dorthin und tödteten ihrer Viele; andere sind kaum den Händen der Wüthenden entgangen. So fiel jener Platz, der früher von Fremden bewohnt war, den Sachsen zu. Daß es also zugegangen, habe ich von denen, die damals lebten, gehört; ob es aber feststeht oder ob das Gegentheil der Fall ist, weiß ich nicht sicher. Denn man sagt auch, daß der Berg von den ersten Einwohnern jener Gegend Frankenesberch genannt worden sei.
 

Das Jahr 1036.
 

[Auf der Synode zu Tribur hat Otto von Suinvorde, von der Synode gezwungen, sich durch einen Schwur von seiner Verlobten Machthild getrennt]. Nach dieser nahm er eine Frau, welche Emilias oder Immula oder Irmingard hieß und deren Schwester Namens Adelas den Markgrafen Otto von Italien geheirathet hatte. Die genannte Immula oder Irmingard gebar dem Otto fünf Töchter, deren Namen diese sind: Eilika, Judhita, Beatrix, Gisla, Berta. Eilika wurde Aebtissin. Judhita heirathete den Herzog Kono von Baiern, und als er gestorben war, führte sie Bodo, ein sehr edler Mann, heim und sie gebar ihm Adelheid; von dieser hat Herzog Heinrich von Lintburg den Herzog Walrabo  gezeugt, der auch Paginus hieß, und zwei Töchter, von denen eine, Namens Agnes, den Pfalzgrafen Friderich von Putelenthorp heirathete, die andere aber der Graf Friderich von Arnesberge heimführte. Beatrix heirathete den Markgrafen [Heinrich von Schweinfurt]  und sie gebar ihm eine Tochter, welche Godefrid von Cappenberg nahm, und er hatte von ihr zwei Söhne Godefrid und Otto. Die Berta führte einer von den Fürsten der Baiern heim, der nach seiner Feste, die Havekesberg hieß, zubenannt war, und er zeugte mit ihr eine Tochter, welche Judhita geheißen wurde, und mit dieser verband sich durch ein unglückliches Ereigniß ein Ministerial, der für ihre edle Abkunft nicht paßte, und sie gebar ihm zwei Töchter: Judhita, welche "die Tapfere" genannt wurde, und ihre Schwester, welche Folrad von Hantorp nahm. Gisla wurde mit dem Grafen Wigmann von Seburg verbunden und er zeugte mit ihr den Grafen Gero, den Vater des Magdaburger Erzbischofs Wigmann, und die Aebtissin Hathwiga von Geronrothe. Dieses Grafen Wigmann Bruder war Graf Willehelm von Lutisburg und ihr Vater war Graf Cristin, der Bruder Gebehards von Quernvorde. - - [Brantog, der Halberstädter Bischof, starb im Herrn am 27. August]. Dieser machte in Halberstadt zwei Propsteien, die eine zur Ehre des heiligen Täufers Johannes und des heiligen Evangelisten Johannes, die andere zur Ehre des heiligen Bischofs und Märtyrers Bonifacius in Bossenleve.
 

Das Jahr 1043.
 

[1042]. Als der König Weihnachten in Augsburg zugebracht hatte, kam er nach Burgund, und als die  Reichsangelegenheiten daselbst aufs Beste geordnet und der Frieden gesichert worden, feierte er in Köln die Auferstehung des  Herrn in der prächtigsten Weise. - [1043] Der Bremer Erzbischof Adalbrand starb und ihm folgte der Halberstädter Probst Adalbert, der zu Aachen in Gegenwart des Königs und der Fürsten geweiht wurde, während zwölf Bischöfe dabeistanden und die Hand auflegten.] Sein Vater war Graf Friderich, der die Tochter des Markgrafen Dedo zur Frau nahm, des jüngern Dedo Schwester von der Mutter des Markgrafen Otto von Orlagemünde, und er zeugte mit ihr diesen Erzbischof Adalbert und die Pfalzgrafen Dedo und Friderich.
 

Das Jahr 1046.
 

Markgraf Ekkihard ist vergiftet eines plötzlichen Todes gestorben und seine Mark bekam Willehelm. Dessen Vater war Graf Willehelm von Wimmare, ein ehrwürdiger Greis, welcher durch seine Bitte für das Volk der Thüringer vom Kaiser Heinrich von Babenberg ausgewirkt hatte, daß der Schweinezins erlassen wurde, welchen sie jedes Jahr in die königliche Kasse zahlten. Diesen Zins hatte König Theoderich eingeführt, der die Thüringer zum größten Theile vernichtete und ihr Land den Sachsen gab. Dieser Graf Willehelm hatte drei Söhne: diesen Markgrafen Willehelm, von dem wir sprechen, Otto und Poppo. Auch der Graf der Nordmark Willehelm und sein Bruder Otto, welche nach diesem
Willehelm und seinem Bruder Otto benannt waren, waren durch sehr nahe Blutsverwandtschaft mit ihnen verbunden, obwohl der Name und der Gang dieser Verwandschaft nicht  genauer bekannt ist. Als aber der oben erwähnte Graf Willehelm todt war, heirathete seine Frau Oda den Markgrafen
Dedo, wie oben gesagt ist. - [Als König Heinrich die Aufstände der Pannonier gebändigt hatte, wurde er durch die Noth der Kirche nach Rom gezogen und hatte in seinem Gefolge nebst den übrigen Großen des Reiches den Bremer Erzbischof Adalbert; daselbst wurden die drei Schismatiker Benedict, Gratian und Silvester abgesetzt, welche um den apostolischen Stuhl gestritten hatten] und von denen ein Einsiedler dem Könige geschrieben hatte: "Die Eine Sunamitin hat drei Männer geheirathet. O König Heinrich, an des Allmächtigen Stelle löse die Ehe, die dreifache, die zweifelhafte!"
 

Das Jahr 1056.
 

[Pfalzgraf Dedo, ein trefflicher Mann, wurde von einem Bremer Priester erschlagen, welchen er von seinem Bruder, dem Erzbischofe Adalbert, bekommen hatte, um ihn wegen der ihm vorgeworfenen Verbrechen in die Verbannung zu bringen, und auf Befehl des Kaisers wurde er in Goslar begraben], und in der Grafschaft folgte ihm sein Bruder Friderich nach. Er hat eine Probstei an dem Orte, der Sulza heißt, gestiftet und sein Sohn war der Pfalzgraf Friderich, welchen Graf Lodowich von Thüringen mit Hinterlist ermorden ließ; aber seine Witwe, des Markgrafen Udo Schwester, nahm er zur Ehe. Der Pfalzgraf aber hatte von ihr einen Sohn Namens Friderich, der, als der Vater getödtet wurde, noch nicht geboren war; doch lebte noch der Großvater. Dessen Schwestersohn Friderich von Sumersenburg erwarb die Pfalzgrafschaft und sein Vater Adalbert wurde Scucco genannt.

[Die Christen erlitten eine große Niederlage von den Barbaren, welche Liutizen heißen; einige kamen durchs Schwert um, andere auf der Flucht im Wasser und unter diesen wird der Markgraf der Nordmark Willehelm getödtet] nicht weit von der Burg, die Prizlava heißt und am Ufer des Flusses Albis liegt, da wo derselbe den Fluß Habola in sich aufnimmt. Daselbst also in der Mitte zwischen den beiden Flüssen wurde der fromme Fürst von den Heiden heimtückisch umzingelt und erlag mit Vielen. Sein von den Barbaren mit tausend Wunden durchbohrter und zerfleischter Leib wurde, wie man sagt, von den Seinen nicht mehr aufgefunden. Dieser Markgraf Willehelm und sein Bruder Otto waren durch sehr nahe Blutsverwandtschaft mit den Brüdern Willehelm und Otto verbunden, den Söhnen jenes großen Willehelm von Wimmare, welche Einer nach dem Andern nach dem Tode des Markgrafen Ekkehard II die Mark desselben gehabt haben; doch sind die Namen und der Gang dieser Verwandtschaft nicht genauer bekannt. Mit jenem wurde der Graf Theoderich von Katalanburg  getödtet, der Sohn des Udo, welcher mit seinem Bruder Heinrich und einigen Andern nach dem Tode des Kaisers Otto III den Markgrafen Ekkihard in Palithi erschlagen hat. Dieser Udo hatte eine Frau aus Schwaben, Namens Bertrada, welche ihm diesen Theoderich gebar. Auch dieser hatte ebenfalls
eine Bertrada zur Frau, die Schwester der Gräfin Suanehild von der Burg Lon in Hasbanien, deren Sohn der Mainzer Burggraf, Graf Arnold war, und sie gebar ihm einen Sohn, der ebenfalls Theoderich genannt wurde, und eine Tochter, welche Othilhild hieß und Konrad, den Bruder des Markgrafen Dedo, heirathete. Dieser Theoderich nahm Gertrud zur Frau, die Tochter des Markgrafen Ekbert des Aelteren, die Mutter der Kaiserin Richenza, und zeugte mit ihr wieder einen Theoderich, der ohne Kinder starb. - Dem Markgrafen Willehelm folgte aber Graf Udo von Stadhen, ein thätiger und edler Mann. Denn Graf Heinrich der Kahle von Stadhen, welcher zur Zeit Otto's I lebte, ein Verwandter dieses Kaisers, hatte zur Frau Juditha, eine Schwester des Herzoge Udo, der mit vielen in Calabrien fiel, als Kaiser Otto der Rothe mit den Sarracenen kämpfte. Diese gebar ihm die Söhne Heinrich, Udo und Sigefrid. Dieser Sigefrid bekam, da sein Bruder Heinrich gestorben war, seines Vaters Grafschaft vom Kaiser Heinrich, dem Gründer der Babenberger Kirche. Zur Frau hatte er Adhela, eine Tochter des Grafen Gero von Alesleve, den Kaiser Otto der Rothe auf einer Insel bei  Magedaburg enthaupten ließ. Sie gebar ihm den Grafen Ludiger, welcher meistentheils Udo genannt wurde, und dessen Gattin hieß Adelheid, eine Mutterschwester des Königs Rodolf; mit ihr zeugte er diesen Udo, der nach dem Tode Willehelms als der Erste aus diesem Geschlechte die Nordmark erwarb. -

Nach dem Tode des Kaisers Heinrich III erhielt die Regierung des Reichs sein Sohn Heinrich, dieses Namens der Vierte, durch dessen Uebermuth in der ganzen Welt viel Jammers wurde: mit Mord, Raub, Brand und Frevel wurden fast alle Theile des römischen Kaiserreiches und besonders die
sächsische Erde besudelt und eine Blutschuld kommt nach der andern, wie der Prophet sagt. Endlich hat ihn, der das Schwert der weltlichen Gewalt über alles Maß mißbrauchte, Gregor oder Hildebrand mit dem Schwerte des heiligen Petrus getroffen und vom Leibe Christi und der Mutter, der Kirche, wie ein unnützes Glied abgehauen und ihn auf ewig in die unlösliche Fessel des Anathems gethan. Da er hernach viele Jahre hindurch bald die Sanftmuth eines Lammes mit  erheuchelter Demuth zur Schau trug, bald mit offener Grausamkeit die Wuth eines Wolfes zeigte, hat er nach Gottes gerechtem Gerichte so verschiedene Schicksale erlebt, indem bald Unglück, bald scheinbares Glück wechselten, daß mit Recht auf ihn jenes bezogen werden zu müssen scheint, was irgendwo gesagt wird:

Wohl und Wehe verhängt nach Laune die göttliche Allmacht;

Kaum hat's sicheren Bestand jetzige Stunde hindurch.
 

Das Jahr 1070.
 

[Wer der Anstifter der Ermordung des jüngern Dedi gewesen, ist nicht hinlänglich bekannt, obgleich hier und da das Gerücht unter dem Volke ging, er sei durch Arglist seiner Stiefmutter aus dem Wege geräumt worden]. Diese war die Witwe des eben genannten Otto, welche Dedo der Aeltere, als Otto und seine Mutter Oda gestorben waren, zur Frau genommen hatte, und er zeugte mit ihr den Markgrafen Heinrich von Ilburg und den Grafen Konrad, der von den Heiden erschlagen worden ist. Sie selbst hieß aber Adela und war von Brabant gebürtig aus dem Schlosse, welches Lovania oder gewöhnlich Lovene heißt, und ihre Brüder waren Graf Heinrich und Reginher. - [Odalrich, der Markgraf der Carentiner, starb] und seine Witwe Sophia, die Schwester des Königs Ladizlaus von Ungarn, nahm Magnus, des sächsischen Herzogs Ordulf Sohn, zur Frau und zeugte mit ihr zwei Töchter Wifhild und Eilika. In demselben Jahre ließ der Halberstädter Bischof Burchard, da er als fleißiger Seelsorger bemerkte, daß eine Magd Gottes Namens Bia, welche in dem im Westen der Stadt Quidelingeburg belegenen Kloster der Gottesmutter erzogen war, ein einsiedlerisches Leben ersehnte, dieselbe an einem passenden Orte Namens Huiusburg einschließen. Damit ihr nicht der Gottesdienst fehlte, bestimmte er den Kanonikus Ekkehard von Sankt Stephan in Halberstadt, den sie selbst vorher zum Mitwisser ihres geheimen Wunsches gemacht hatte, zum dortigen Priester und sorgte für den  nöthigen Unterhalt beider, indem er ihm eine passende Wohnung zutheilte, während jedoch der Bischof nicht wußte, daß beider Sinn schon lange diesen Vorsatz gehegt hatte. Der Ort liegt aber hoch und auf ihm war ein Hof des Halberstädter Bischofs und mit dem bischöflichen Hause zusammenhängend eine Kapelle, welche der ältere Bischof Burchard fromm erbaut und von der er in prophetischem Geiste vorausverkündigt hatte, daß dort einst in ehrenvollster Weise Gottesdienst eingerichtet werden werde. Im sechsten Jahre darnach wurde eine Magd Gottes aus dem Gandersheimer Kloster Namens Adelheid theils durch göttliche Offenbarung, theils durch des erwähnten Ekkehard Ermahnung dazu veranlaßt und von dem Bischofe Burchard aus ihrem Kloster herausgeführt, dort eingeschlossen. Auf seine Ermahnung wurden von ihnen einige Mönche herbeigezogen, wobei sie ebenfalls der ehrwürdige Bischof Burchard unterstützte. Aber auch der erwähnte Ekkehard nahm das Mönchskleid an und wurde darauf dort Abt und brachte zu den genannten zwei Mägden Christi Bia und Adelheid eine dritte, Ida, eine Gottesmagd von Quidelingeburg hinzu. Eine Zeit lang hatte vor ihm Herrand ihnen vorgestanden, welchen Bischof Burchard über das Ilseneburger Kloster gesetzt hatte, um das daselbst matt gewordene Klosterleben aufzurichten. Nachdem in solcher Weise das Huiusburger Kloster seinen Anfang genommen hatte,
machte Herr Bischof Burchard den Ort von seinem Anrechte frei und schenkte Zehnten und andere Einkünfte; auch fügte noch bei seinen Lebzeiten die Freigebigkeit der Christgläubigen vieles hinzu. - Der Bischof Sigebert von Farden starb und ihm folgte Rikbert.
 

Das Jahr 1075.
 

Nachdem nämlich der König den Sieg gewonnen hatte, brach er das Gelübde der Besserung, welches er in der Zeit der Bedrängniß dem Papste geleistet hatte, und unter Anderem nahm er die Gebannten wieder in seinen vertrauten Umgang auf. Zu dieser Zeit empfing er unter anderen  Ermahnungen durch die Legaten oder in ihm zugesandten Briefen vom Papste Gregor folgendes Schreiben:

"Gregor, Bischof, Knecht der Knechte Gottes, dem  ruhmreichen König und dem in Christo geliebten Sohne Heinrich Heil und apostolischen Segen! Als ich Deiner Herrlichkeit Brief empfing, waren diejenigen, mit denen ich nothwendig verhandeln mußte, um Deiner Botschaft so vollständig wie ich
mußte zu antworten, weit von der Stadt entfernt, zumeist   wegen der schlechten Luft. Aus demselben Grunde, der Krankheit wegen, fürchtete Euer Bote, der Ueberbringer dieses, sich lange bei uns aufzuhalten. Weil wir aber uns sehnen, nicht allein mit Euch, den Gott an die Spitze der Welt gestellt
hat, sondern auch mit allen Menschen den Frieden, der in Christo ist, zu haben und das Recht eines Jeden zu achten, wünsche ich mit ganzem Herzen und ganzer Seele an Dir zu hangen. Denn ich weiß, und ich glaube, auch Du weißt es ganz gut, daß Männer, welche Gott wahrhaft lieben und nicht vor der römischen Kirche und dem römischen Reiche als den Richtern ihrer Verbrechen in Furcht sind, durch Handeln und Bitten unter uns Frieden und Eintracht zu stiften  begehren. Gute Hoffnung hege ich deshalb, weil Du angefangen hast, unsere Sache oder vielmehr die der ganzen Kirche frommen Männern anzuvertrauen, die uns und nicht ungerechter Weise das Unsere lieben, und mit heiligem Eifer suchen, wie der christliche Glaube gesichert werden möge. Um es kurz zu sagen, ich bin nach dem Rathe derselben bereit, mit Christi Verlaub Dir den Schooß der heiligen Kirche zu öffnen und Dich als Herrn, Bruder und Sohn aufzunehmen und Dir so wie es nötig ist Beistand zu leisten, indem ich nur das Eine bei Dir suche, daß Du es nicht verschmähest, den Mahnungen zu Deiner Seligkeit das Ohr zu leihen, und daß Du Dich nicht sträubest, Deinem Schöpfer Ruhm und Ehre zu geben, wie es Dir geziemt. Denn sehr  unwürdig ist es, daß wir unserm Schöpfer und Erlöser die Ehre zu geben verschmähen, die wir von Unsern Mitknechten und Brüdern einfordern. So leite uns Gottes Zusicherung, in der es heißt: 'Wer mich ehret, den will ich auch ehren; wer aber mich verachtet, der soll wieder verachtet werden' - und laß uns ihm opfern, was in diesem irdischen Leben  uns gefällt, auf daß wir im Himmel uns der Gabe des Geistes erfreuen. In Betreff der Sachsen aber, welche
ungerechter Weise Euch widerstreben, und ihres Hochmuths, der durch Gottes Gericht aus Euerm

Angesichte vertilgt ist, muß die Kirche sowohl sich freuen wegen des Friedens als auch trauern, weil viel Christenblut vergossen worden ist. Sorget aber bei solchen Dingen mehr dafür, daß Ihr Gottes Ehre und seine Gerechtigkeit vertheidiget, als daß Ihr der eigenen Ehre dient. Denn jeder Fürst kann sicherer tausend  Gottlose ihrer Ungerechtigkeit wegen strafen, als einen einzigen Christen seines eigenen Ruhmes wegen mit dem Schwerte niederstrecken. Der hat Alles geschaffen und regiert, der da spricht: 'Ich suche nicht meine Ehre'. Wir sorgen also dann für unsere Seligkeit, wenn wir in allen unseren Thaten Gottes Ehre an die Spitze stellen.

In Betreff Herimanns aber, der einst Bischof von Babenberg genannt wurde, möge Euere Hoheit wissen, daß schon vor langer Zeit wir Euch und unserem Mitbruder dem Mainzer Erzbischofe durch einen Geistlichen selbiger Kirche ein Schreiben von uns geschickt haben, daß er auf Befehl des apostolischen Stuhles von jeglicher bischöflichen und Priesterlichen Würde abgesetzt und in die Banden des Anathems  gelegt worden sei, weil er sich nicht gefürchtet hat zur  simonistischen Ketzerei Kirchenraub hinzuzufügen und die ihm anvertraute heilige Kirche wie ein Tyrann zu verwüsten. Deshalb haben wir gebeten und im Namen des heiligen Petrus befohlen und befehlen noch, daß in der genannten Kirche nach Gottes Willen ein solcher Hirt bestellt werde, der mit Gottes Hülfe lebendig
mache, was der Dieb und Mörder getödtet hat, und der im Stande sei dasjenige herbeizubringen, was jener zerstreut hat. Der allmächtige Gott, von dem alles Gute ausgeht, möge durch die Verdienste und aus Fürsprache der heiligen Apostel Petrus und Paulus Euch mit seiner Liebe in diesem Leben
beschützen und vertheidigen und mit doppeltem Siege ins ewige Leben einführen."

Der König aber sorgte für jenes leerstehende Bisthum nach seiner Weise, indem er an dieses Herimanns Stelle einen Andern Namens Rodbert ernannte, nicht weil er nach Wandel und Weisheit des Bisthums würdiger war, sondern weil er noch mehr die Schandthaten des Königs in allem billigte. -
 

Das Jahr 1078.
 

Papst Gregor hielt zu Rom in der Kirche des Erlösers, die Constantiniana heißt, eine Synode ab, auf welcher hundert Erzbischöfe und Bischöfe zugegen waren und eine unzählige Menge von Geistlichen verschiedener Orden und von Laien, und als er auf dieser die apostolischen Satzungen  bestätigte, verbesserte er vieles, was zu verbessern war, und bekräftigte, was zu bekräftigen war. Unter anderm fügte er auch am Ende des Synodalabschlusses folgendes hinzu und befahl, es zur ewigen Erinnerung den Nachkommen aufzuschreiben: "Weil wir sehen, daß durch Schuld unserer Sünden viele aus Anlaß des Bannes umkommen, theils durch Unwissenheit, theils durch Einfalt oder aus Furcht oder durch Zwang, so mildern wir, von Mitleid ergriffen, zeitweilig in angemessener Weise, den Bannspruch, soviel wir können. Nämlich kraft  apostolischer Vollmacht befreien wir folgende von den Ketten des Anathema: Frauen, Kinder, Knechte, Mägde, Sklaven, Landleute, Diener und alle, die nicht so mit dem Hofe in Verbindung stehen, daß nach ihrem Rathe Verbrechen verübt werden, und diejenigen, welche unwissentlich mit Gebannten  verkehren und welche mit denjenigen verkehren, die mit  Gebannten verkehren. Sollte aber ein Botschafter oder Pilger oder Wanderer in das Land der Gebannten kommen, wo er etwa nicht kaufen kann oder nicht hat, womit er kaufe, so geben wir ihm die Erlaubniß von den Gebannten etwas anzunehmen. Und wenn jemand den Gebannten etwas sollte geben wollen, nicht um ihren Hochmuth zu nähren, sondern aus  Menschlichkeit, so verbieten wir dies nicht."
 

Das Jahr 1082.
 

In diesem Jahre wurde das Münster des heiligen Johannes des Täufers in der Vorstadt der Stadt  Magedaburg vom Erzbischofe Hartwig und den Bischöfen Godescalc und Gifrod geweiht. Der sächsische Markgraf Udo der Aeltere starb am 4. Mai. Seine Gattin hieß Oda und ihre Herkunft war folgende. Graf Rodolf, gebürtig aus einem Orte Westfalens, der Werla heißt, der Kaiserin Gisla Bruder, zeugte einen Sohn Namens Herimann, welcher eine Frau Namens Richenza heirathete und mit ihr die erwähnte Oda zeugte. Diese gebar dem genannten Udo Heinrich, Udo, Sigifrid, Rodulf und eine Tochter, die Adelheid geheißen wurde und welche der Pfalzgraf Friderich von Putelenthorp heirathete und, als er starb, Graf Lodowich der Aeltere von Thüringen. Die Mutter der eben genannten Oda aber hatte nach dem Tode des Grafen Herimann der vormalige Herzog von  Northeim zur Frau genommen und er zeugte mit ihr treffliche Männer, den Grafen Heinrich den Dicken, den Vater der Kaiserin Richinza und der Pfalzgräfin Gertrud,  ferner den Grafen Sifrid von Boumeneburg, den Grafen Kono von Bichlinge und drei Töchter, von denen eine Namens Ethilinde der Herzog Welph von Baiern heimführte und als er sie verstieß, heirathete sie Graf Herimann von Kalverla und sie gebar ihm den Grafen Herimann. Die dritte aber führte Graf  Konrad von Arnesberg heim und zeugte mit ihr den Grafen Friderich. Als nun der ältere Udo gestorben war, folgte ihm sein Sohn Markgraf Heinrich. Dieser hatte eine Frau Eupraccia, des Königs von Ruscien Tochter, die in unserer Sprache Adelheid genannt wurde und welche nachher Kaiser Heinrich heirathete.
 

Das Jahr 1100.
 

In diesem Jahre war der Winter sehr streng; auch entstand Hungersnoth in vielen Gegenden und es war großes Sterben. Die Kongregation der Mönche zu Ilsineburg, welche sich weigerte dem Halberstädter Eindringling, dem gebannten Friderich, sich zu unterwerfen und zu gehorchen, wurde aus diesem Grunde gezwungen ihr Kloster zu  verlassen.  - Vom Tode Burchards II bis zur Wahl Reinhards werden achtzehn Jahre gerechnet. Während dieser Zeit haben der Diakon Thietmar und der Abt Herrand, die kanonisch erwählt worden sind, vorübergehend regiert; von diesen ist der erste sogleich mit Gift bei Seite geschafft worden und  erlegen, und der zweite wurde von den Ketzern vertrieben, und ein anderer Thietmar, nämlich der Oheim des Kaisers Lothar, wurde von ihnen zum Bischofe eingesetzt. Als dieser ohne Weihe verstarb, setzten sie an seine Stelle Friderich, während noch Bischof Herrand lebte, und also wurde so viele Jahre hindurch die Kirche von Ketzern und Schismatikern vielfach geplagt. - Als der Ilsineburger Abt Otto um Christi willen nach Jerusalem zog, ist er zu Andrinopolis aus der Welt  gegangen und wurde im Kloster der Gottesmutter Maria  begraben. Der Straßburger Bischof Otto starb; für ihn wurde Baldwin eingesetzt, der zwei Monate lebte und starb. [Die Pfalzgräfin Adhela oder Adelheit starb auf dem Wege nach Rom.] Diese und ihre Schwester Kunigunde waren Töchter der Markgräfin Adhela vom Markgrafen Otto. [Markgraf Udo und mehrere andere von den Sachsen griffen die Barbaren an, welche Liutizen heißen, und ruhmvoll über sie siegend] hat er die Stadt Brandeburg vier Monate lang belagert und eingenommen. König Willehelm von England wurde mit einem Pfeile getödtet. Als sein Bruder Heinrich an demselben Orte zum Heile seiner Seele ein Kloster erbauen wollte, wurde er daran gehindert. Denn er erschien ihm von zwei Drachen getragen und sagte, daß das ihm nichts nütze, weil in seinen Zeiten alles zerstört worden sei, was seine Vorgänger zur Ehre Gottes erbaut hatten. [Der Herzog Bracizlaus von Böhmen wurde am Abende des heiligen Thomas, als er in der Nacht von der Jagd heimkehrte, von einem Jäger, der aus einem Verstecke hervorsprang, mit dem Jagdspieße an den Weichen verwundet und ist nach zwei Nächten am 22. December gestorben und sein Bruder Borivoy folgte ihm im Herzogthume nach.] Seit dieser Zeit wurde Böhmen mehrere Jahre lang durch Bürgerkriege arg geplagt, aus dem Grunde, weil dieses nicht eben weite Land jetzt sehr vielen Herren aus der  männlichen Linie unterworfen war. Es war aber Recht der  Böhmen, daß immer der Aelteste unter ihren Fürsten das Fürstenthumbekam. Nun waren zu dieser Zeit von drei Brüdern, nämlich von Wratizlaus, Konrad und Otto, mehrere Söhne. Die Söhne des Wratizlaus, die Brüder des Bracizlaus, von dem wir gesprochen haben, waren Herzog Borivoy, Bolizlaus, Wladizlaus und Sobezlaus; Konrads Söhne waren Odalrich und Lutold, Otto's aber Suatopluk und Otto. - -

[In Palästina . . . . . . entstand eine Pest . . . . . und hat unter Anderen . . . . . . Godefrid . . . . . . zu früh  fortgerafft . . . . . . Vor dem Kalvarienberge in der Vorhalle der Kirche auf Golgatha ist sein von parischem Steine erbautes Grabmal ].

Hier ist der leuchtende Stern vom Volke der Franken, der HerzogGodefrid niedergelegt, der Zionstürmenden einer, Persiens Furcht, Aegyptens Entsetzen, der Araber Scheuche.
Ob zum König erwählt, nicht hat er den Namen des Königs, Nicht die Krone gewollt; nur Christus zu dienen begehrt er.
Einzig war er bemüht, was Zion verloren, zu schaffen, Gläubig Gottes Gebot und fromme Satzung zu achten, Kraft zu geben dem Recht und jeglichen Zwist zu ertödten.
Also hat er gekonnt die Himmelskrone erwerben, Rittern als Spiegel, als Seele des Volks, als der Geistlichen Anker.

Wikbert, einst Bischof von Ravenna, trug nicht Sorge, den Gehorsam, welchen er dem apostolischen Stuhle eidlich gelobt hatte, zu halten, sondern vielmehr gegen denselben auf alle Weise zu trotzen. Deshalb ist er aus der römischen Synode vom apostolischen Stuhle und den Bischöfen der ganzen Kirche unwiderruflich abgesetzt und verflucht worden, und zwar nicht ein Mal auf einer Synode, sondern auf allen Synoden, die in sieben Jahren gehalten worden sind. Also im Meineide alt geworden und deshalb unwiderruflich abgesetzt und verflucht, hat er den Stuhl des römischen Bischofs mit Hülfe der Gebannten eingenommen, während noch der rechtmäßige Hirte auf demselben Stuhle saß. Von den Gebannten selbst aber wagte niemand ihn zu konsekriren oder vielmehr zu exsekriren, außer denen von Mutina und Aretium, welche beide wegen ihrer Verbrechen schon seit drei Jahren von der Gemeinschaft und vom Amte ausgeschlossen waren. Aber wenn auch diese Amt und Gemeinschaft gehabt hätten und der römische Stuhl ohne Hirten gewesen wäre, hätten siedoch für diesen Stuhl keinen Bischof weihen können. In Betreff aber der Ordinationen desselben Wikbert hat der oft genannte Papst Urban dem Placentiner Concil folgendes Dekret verkündigt, in dem er unter
anderem sagt: "Die Ordinationen, welche vom Ketzer-OberstenWikbert gemacht worden sind, nachdem er von Gregor apostolischen Gedächtnisses und von der römischen Kirche verdammt worden ist, und von anderen namentlich gebannten Ketzer-Obersten und von denen, welche die Sitze katholischer und noch lebender Bischöfe eingenommen haben, - die erklären wir durchaus für ungültig. Welche aber von einst zwar katholisch geweihten, aber bei diesem Schisma von der römischen Kirche getrennten Bischöfen geweiht worden sind, die möget ihr  befehlen barmherzig mit Beibehaltung ihres eigenen Ranges  aufzunehmen, wenn sie Leben und Wissen empfiehlt und wenn sie bald nach dem Bekanntwerden mit diesen unsern Dekreten von ihrem Irrthume zur katholischen Kirche übergetreten sind, und wenn sie gelobt haben, uns und unsern Befehlen in allem zu gehorchen. Aber diejenigen, welche jetzt noch sich von den  erwähnten Schismatikern und Gegnern der heiligen Kirche werden weihen lassen, sollen in keiner Weise dieser Verzeihung würdig erachtet werden. Obwohl wir aber in Rücksicht auf  Barmherzigkeit und unter dem Zwange großer Noth in den heiligen
Würden diese Dispensation gegeben haben, so wollen wir doch den heiligen Satzungen keinen Abbruch thun, sondern sie sollen ihre Gültigkeit behalten. Denn, wenn die Noth aufhört, soll auch jenes aufhören, was um der Noth willen geschehen ist. Wo nämlich eine sehr große Anzahl in Gefahr ist, soll man etwas von der Strenge nachlassen und die Liebe mehr steigern."
 

Das Jahr 1103.
 

Graf Kono [Otto's, des ehemaligen Herzogs von Baiern Sohn] hatte eine Frau Namens Kunigunde, die Tochter des Markgrafen Otto von Orlagemunde. Diese hatte zuerst den König von Ruzien geheirathet, nach dessen Tode sie in die Heimat zurückkehrte und diesen Kono heirathete. Ihre Tochter aber, welche sie vom Könige der Ruzen hatte, empfing einer von den Fürsten der Thüringer Namens Gunter und zeugte mit ihr den Grafen Sizo. Darnach gebar sie vom Grafen Kono vier Töchter, von denen eine Graf Heinrich von Suitfene bekam, die zweite Graf Willehelm von Licelenburg und die dritte, welche Adela hieß, Graf Thiederich von Katelenburg; als er aber todt war, führte Graf Helprich von Ploceke sie heim und sie gebar ihm den Markgrafen Konrad und den Grafen Bernhard. Die vierte, welche Kunigunde hieß, wie die Mutter, heirathete den jüngern Wipert; als er gestorben war, nahm sie Markgraf Thieppold von Baiern. Der ältere Wipert heirathete die Mutter jener Mädchen als ihr dritter Mann. Markgraf Heinrich von Ilburg, der Sohn des Markgrafen Dedo von der Markgräfin Adhela, welche des Markgrafen Otto von Orlagemunde Witwe war, ist gestorben, zu seiner Zeit der mächtigste Mann in Sachsen. Er hatte aber von der Gräfin Gertrud von Bruneswik einen Sohn, den Markgrafen Heinrich den Jüngern, von dem gesagt wurde, daß er untergeschoben und in Wahrheit nicht sein Sohn sei. Die Fürsten Sachsens versammeln sich gegen den Markgrafen Udo und belagern Alesleve, das Vaterland aber wird von beiden Theilen durch gar großes Brennen verwüstet. Graf Rotbert von Flandern bat den Kaiser durch seine Boten um Frieden und erhielt Waffenstillstand, um mit dem Kaiser bei Lüttich zusammenzutreffen, damit der Streit dort entschieden würde. Am Feste der Apostel Petrus und Paulus also kam der Kaiser Heinrich mit einer sehr zahlreichen Versammlung von Fürsten aus dem ganzen Reiche nach Lüttich und daselbst gewann Rotbert die Gnade desselben. Des Kaisers Sohn Heinrich nahm die sehr feste Burg Glizberg ein.
 

Das Jahr 1110.
 

[Am 7. März wird in der Kirche des Laterans eine großartige Synode unter dem Vorsitze des Herrn Papstes Paschalis] und in Gegenwart sehr vieler Aebte und Bischöfe abgehalten und daselbst wurden unter einmüthiger Zustimmung Aller folgende Bestimmungen getroffen: "In den Regeln der Apostel ist bestimmt, daß der Bischof die Sorge für alle kirchlichen Angelegenheiten haben und diese gleichsam vor Gottes Angesicht versehen solle. Ferner auf dem Concil zu Antiochia ist bestimmt worden, daß das Eigenthum der Kirche mit aller Sorgsamkeit, mit gutem Gewissen und nach dem Vertrauen, welches man auf Gott setzt, erhalten werde, auch daß dasjenige, was ausgegeben werden solle, nach dem Urtheile und der Gewalt des Bischofs, dem das Volk und die Seelen, welche in der Kirche sich versammeln, anvertraut sind, ausgegeben werde. Ferner schreibt der Märtyrer Stephan: Mögen Laien
noch so sehr fromm sein, so wird doch nirgends gelesen, daß Einem jemals das Recht beigelegt worden ist, über das Kirchenvermögen zu verfügen, und wir erlauben es auch nicht, sondern untersagen und verbieten es durchaus. Wenn also jemand von den Fürsten oder anderen Laien sich über kirchliche Güter oder Besitzungen Verfügungs- oder Schenkungsrecht beilegen sollte, so soll er wie ein Kirchenräuber beurtheilt werden. Geistliche aber und Mönche, welche dergleichen mittelst der Macht  derselben übernehmen werden, sollen dem Banne unterliegen. Wer schiffbrüchiger Leute Habe raubt, soll als Räuber und  Brudermörder von der Kirche ausgeschlossen werden." Auch wurde jenes wiederholt und bestätigt, was aus dem Concil zu Troyes bezüglich der Investitur bestätigt worden war und welches also anhebt: "Den Satzungen der Väter nachfolgend" u. s. w. - [Die Slaven brechen in die Elbländer ein und kehren heim, nachdem sie viele getödtet und gefangen]. Erschlagen wird dabei Graf Godefrid von Hammaburg.

In diesem Jahre starb Markgräfin Oda, die Stieftochter des Herzogs Otto, die Gattin des MarkgrafenUdo des Aeltern von Stadhen, die Mutter der Markgrafen Heinrich, Udo des Jüngern und Rodolfs. Ihre Tochter Adelheid hatte Graf Friderich von Puteledorp zur Frau und nach seinem Tode nahm sie Lodowich der Altere von Thüringen. Die Propstei in Hildesleve wurde in eine Abtei verwandelt, und zum ersten Abte dort wird Alverich geweiht.
 

Das Jahr 1123.
 

Am Tage nach Weihnachten bauten einige Leute von der Partei des Halberstädter Bischofs Heimenburg wieder auf, zum Schaden des Herzogs Liuder, der damals das nicht fern gelegene Schloß Blankenburg inne hatte. Da rafft plötzlich der Herzog eine Schaar zusammen und umschließt die erwähnte Burg. Ohne Verzug kommen einmüthig zusammen, um mit dem Herzoge Liuder zu streiten, der Halberstädter Bischof, Markgraf Heinrich von Stade, Markgraf Heinrich von Ilburg, von dem man sagte, er sei der untergeschobene und nicht wahre Sohn des Markgrafen Heinrich von Ilburg, Graf Lodowich von Thüringen und Graf Rotholf. Diesen zieht der Herzog furchtlos entgegen. Endlich wird mit Rath des Mainzer Erzbischofs, welcher dem Herzoge zu Hülfe gekommen war, die Burg in die Gewalt des Herzogs gebracht und verbrannt. Der Herzog kehrt als Sieger heim. - Kono, nur dem Namen nach Bischof von Straßburg, wird, weil er für die Tödtung des Herzogs Bertold gestimmt hat, vom Bisthum entsetzt und Bruno, ein Kanonikus der Babenberger Kirche, wird daselbst als Bischof eingesetzt. Der ehrwürdige Bischof der Halberstädter Kirche, Reinhard, starb am 27. Februar; ihm folgte Oddo, ein Kanonikus der Magedaburger Kirche. Es starben Graf Lodowich von Thüringen, der Mönch geworden, und Graf Otto von Ballestad; auch kam Markgraf Heinrich von Ilburg durch Gift um. Zu Pfingsten kam der Kaiser in die Gebiete des Westens; er belagerte Skulenberch zum Schaden des Utrechter Bischofs Godebald. Aber Herzog Liuder und Bischof  Theoderich von Münster ziehen mit eilig aufgebotener Mannschaft gegen den Kaiser, um die erwähnte Burg von der Belagerung zu befreien, und schlagen nicht weit von ihm ihr Lager auf. Ein dazwischenliegender Sumpf hielt sie vom Beginne des Kampfes zurück. Endlich hebt Herzog Liuder das Lager auf und fällt über Daventre her, in der Hoffnung, daß der Kaiser deshalb von der Belagerung ablassen und daß so eine Gelegenheit zum Kampfe sich bieten werde. Einige Leute aber von dem Haufen des Münsterischen Bischofs, welche die erwähnte Stadt der Beute wegen angreifen, übersteigen den Wall und zerstören einen großen Theil der Vertheidigungswerke. Die Städter aber jagen diese in tapferem Widerstande, zu welchem die Lage drängte, wieder zurück, und diese lagern sich, nachdem sie also einige Leute verloren hatten, auf dem nächsten Felde. Als der Kaiser dies hörte, giebt er die Burg auf und zieht ab, um Daventre Hülfe zu bringen. Die Burgleute werden von der Belagerung befreit. Der Herzog aber verstärkt die Kraft der Burgleute und füllt die Burg selbst wieder mit Lebensmitteln an. Als dies geschehen war, zieht er heim, da seine Absicht gelungen war. [Erzbischof Adalbero von Bremen, welcher] nach Friderich, der am 30. Januar  gestorben war, [kanonisch erwählt worden war, geht nach Rom um die Würde des Palliums zurückzufordern. Daselbst wird er vom HerrnPapste Kalixtus ehrenvoll empfangen und von ihm zum Erzbischofe geweiht, und auf einer Synode erlangte er nach Urtheil und Recht das Pallium, welches durch die Nachlässigkeit seiner beiden Vorgänger eingebüßt und auf die Dänen übertragen war]. Denn jene alte und edle Bremer Kirche hatte nach Metropolitanrecht den Prinzipat über Dänen und Suethen und Norweger und Skridevingen. Auch fügte der Herr Papst folgendes Recht hinzu, daß der Bischof der erwähnten Kirche unbeschränkte Erlaubniß zur Predigt habe, so weit das Land in jenen Gebieten sich am Ocean hinstreckt. Als dieses also geschehen war, erwies der Herr Papst ihm noch darin eine Ehre, daß er einen Geistlichen von gutem Wandel, der mit ihm nach Rom gekommen war, zum Bischof der Suethen weihte. Darnach kehrt er in die Heimat zurück, nachdem ihm ein Kardinal, ein frommer Mann beigegeben worden war, welcher nach dem Befehle des Herrn Papstes allen Bischöfen Daciens befehlen sollte, ihm als ihrem  Metropolitan zu gehorchen. Stattlich vom Kaiser aufgenommen kam er nach Bremen, wo ihn die zahlreich versammelten Konvente dieser ganzen Provinz feierlich empfingen.

Der Kaiser übergiebt die Mark in Misne an Wikbert. Herzog Liuder beginnt in Gemeinschaft mit anderenFürsten, welche darüber unwillig waren, Krieg und führt in diese Mark Konrad von Witin, den er dort einsetzt. Als dies geschehen, geht er mit Adelbert, dem Sohne des Otto von Ballenstide,
bis Ilburg vor und mit ihrer Zustimmung übernehmen in beiden Marken die Großen die Regierung jeder Mark für sich. [In diesen Tagen haben Herzog Wladizlaus von Böhmen und Otto, welche auf Befehl des Kaisers sowohl aus Böhmen als  aus Mähren ein Heer zusammengebracht hatten, den Wald durchziehend bis über die Burg Guozdec hinaus dem Herzoge Liuder gegenüber ihr Lager aufgeschlagen. Der Bischof von Mainz aber und Graf Wikbert standen mit einer Menge Bewaffneter am Flusse Milda. Jedoch die Sachsen, welche in der Mitte sich befanden, hielten sie auseinander und ließen es nicht zu, daß ihre Gegner sich vereinigten]. Wikbert jedoch kehrte wie ein Flüchtling zurück; der Herzog von Böhmen aber zog, nachdem er viele Leute verloren, in sein Land fort. Der Herzog Liuder aber belagert Libuze, und nachdem er den Sohn Heinrichs mit dem Kopfe, welcher die Burg  befehligte, als Geisel empfangen hatte, zog er heim - siegreich, wie er immer gewohnt war. Bischof Godebald von Utrecht gewinnt des Kaisers Gnade durch die Vermittlung der Kaiserin und die Fürbitte der Fürsten. Skulenberch wird verbrannt. Hugo von Dagesburg stirbt, der in seiner Schönheit jenen
Trojaner Alexander, in Tapferkeit aber den Hektor darstellte. - Gräfin Adela starb. Die Probstei in Ballenstide wird in eine Abtei verwandelt, in der Johannes zum ersten Abte geweiht wird. - In diesem Jahre war sowohl Herbst als Frühjahr fruchtbar, außer daß an mehreren Orten Hagel den Saaten Schaden that. Der Winter war sehr streng und reich an Schnee.
 

 Das Jahr 1124.
 

Als nach diesem Winter der Frühling kam,  wütheten die heftigsten Winde während der ganzen Mondzeit des Monats März. - [Am 25. Juli fiel Hagel in großer Menge. Am 11. August in der elften Stunde des Tages geschah eine Sonnenfinsterniß] und es folgte darauf sehr große Pestilenz unter Rindern, Schafen und Schweinen. [Es kam große Hungersnoth. Herr Papst Calistus II,] ein sehr heiliger Mann, da während seines Papstthums niemand je sein Antlitz verändert sah, [. . . . beschloß sein Leben im Herrn ]. - - Graf Rodolf, des Markgrafen Udo Bruder, eine Zeitlang selbst Markgraf, starb. Er hatte eine Gattin Namens Richardis, die Tochter des Magedaburger Grafen Herimann, von der er drei Söhne bekam: Rodolf, Udo und den Bremer Erzbischof Hartwig, und eine Tochter Namens Liuccardis, mit der Pfalzgraf Friderich der Jüngere von Sumersenburg den Adalbert zeugte. Udo und Rodolf aber wurden, ohne Kinder zu haben, getödtet. Auch ihr Vetter Markgraf Heinrich starb kinderlos, obwohl er doch mit Adelheid, der Tochter Otto's, der Schwester des Markgrafen Adelbert, vermählt war, und also erlosch kläglich der Mannsstamm dieses edlen Geschlechtes. In diesem Jahre stirbt Graf Friderich von Arnesberg, durch dessen Gewalt fast das ganze Land Westfalen in Knechtschaft gebracht worden war. Ein zweiter Cedar - denn "seine Hand war wider jedermann und jedermanns Hand gegen ihn" - baute er eine in der Hunenzeit errichtete Burg Wifelesburg, welche aber im Laufe der Zeit nachher vernachlässigt worden, nicht ein ganzes Jahr vor seinem Tode wieder auf. Von hier quälte er das ganze in der Nähe und Ferne umherliegende Land und sog es mit unsäglicher Belastung aus. Diese wurde bei seinem Tode augenblicklich von den Landleuten, die von ihm gezwungen sie erbaut hatten, zerstört nach Gottes Barmherzigkeit und, wie man hofft, auf die Fürbitte des heiligen Bekenners Mainulf. In ähnlicher Weise wurde auf Befehl des HerzogsLiuderRietbike abgebrochen, wohin die beutelustigen Trabanten desselben wie in eine Mistgrube zusammengeströmt waren.
 

Das Jahr 1125.
 

Erzbischof Rochker von Magedaburg und Bischof Gumbert von Havelberg starben. In diesem Jahre ging Herzog Liuder über die Elbe gegen die Slaven, kehrte aber unverrichteter Sache heim. Um diese Zeit starb Friderich, des Pfalzgrafen Friderich Sohn, der nach der Beerdigung seines Vaters von Adelheid, der Schwester des Markgrafen Udo, geboren worden war.

[Am Feste des heiligen Bartholomäus kommen alle Fürsten des ganzen Reiches in Mainz zusammen. Daselbst erwählen Bischöfe, Herzoge, Markgrafen und Grafen, alle einmüthig, den Herzog von Sachsen Liuder oder Lothar zum Könige], einen Mann, der schon von Jugend auf in Kriegen erprobt und reich an Siegen war. Denn wohin er sich auch wandte, immer siegte er, wie Julius Cäsar eines besonderen Glückes sich erfreuend. Denn um von anderen Kämpfen zu schweigen, welche er mit Gottes Beistand ruhmreich führte, so trat er dem Sachsen angreifenden Kaiser Heinrich an dem Orte, welcher Welpesholt heißt, männlich entgegen, besiegte ihn und schlug ihn in die Flucht. Ferner bei Skulenburg belagerte er den diese Burg belagernden Kaiser, zwang ihn die Belagerung aufzuheben
und kehrte als Sieger heim, nachdem er die Burg mit Streitern und Lebensmitteln versehen hatte. Und weil er ein eifriger Vertheidiger der Kirche war, ist er durch die Unterstützung der Bischöfe und besonders des Erzbischofs Adelbert wie des Kölner Erzbischofs Friderich, der in kirchlichen Geschäften beredtesten Männer, zum Könige gemacht worden. Denn er war ein Mann von ganzer Klugheit, der treueste Vereiniger des Papstthums und des Reiches, von größter Demuth vor Gott,
vorsichtig im Rathe, der tapferste Streiter im Kriege und  niemals durch Furcht vor irgend einer Gefahr bestürzt, so daß er in diesen Zeiten der für die Leitung des Reiches passendste Mann zu sein schien. Im Schisma endlich, durch welches Gottes Kirche unter seinen kaiserlichen Vorgängern sehr in Noth war wegen der Zwietracht zwischen dem Papstthume und dem Reiche, und welches die Geister vieler Leute von beiden Ständen, nämlich von der Geistlichkeit und vom Volke, durch einen gewissen Nebel des Irrthums verfinstert hatte, da zeigte er als frommer und katholischer Fürst fürstliche Gesinnung, war ein Vertheidiger aller Getreuen der Kirche, und weil er mit so großen ausgezeichneten Tugenden begabt war, wurde er, als Heinrich dieses Namens der Fünfte ohne Erben mit Tode abging, nach dem einmüthigen Wunsche der ganzen Kirche und der Fürsten des Reiches, als der treueste Schutzherr, auf den Thron des Reiches erhoben, im 1125sten Jahre der Fleischwerdung des Herrn, dem 1877sten seit der Gründung Roms, der Dreiundachtzigste seit Augustus, und er hat regiert zwölf Jahre, drei Monate und zehn Tage. Seine Gattin Frau Richeza wird zu Köln vom Erzbischofe Friderich zur Königin geweiht. Also erwählt und geweiht zieht König Liuder nach Baiern, wird in Regensburg in der Weise eines Königs empfangen und kehrt heim, als die dortigen Angelegenheiten wohl geordnet waren.

 Hier beginnen die Friedensjahre.
 

Das Jahr 1136.

 
Kaiser Lothar feierte Weihnachten in Speier und der Markgraf und Magedaburger Graf Heinrich, der Sohn des Markgrafen Wikbert, starb auf der Reise an den Hof in Mainz, und ihm folgte in der Magedaburger Grafschaft des Erzbischofs Konrad Bruder Burchard; die Mark aber wurde dem Markgrafen Konrad verliehen. Bischof Otto von  Halberstadt, der einst vom Papste Honorius abgesetzt, aber durch den Papst Innocentius auf Bitte des Kaisers Lothar und sehr vieler Bischöfe wieder in seine frühere Würde eingesetzt worden war, wird zum zweiten Male mittelst der Boten der oben erwähnten Kirche, welche ihn in Pisa angeklagt hatten, von demselben Papste Innocentius gesetzmäßig abgesetzt. Zu Mittfasten hielt der Kaiser eine Versammlung zu Goslar, bei welcher  Kardinal Gerhard zugegen war. Daselbst wird der Vicedominus der Halberstädter Kirche Rodolf kanonisch erwählt und am 12. April in Erpesford zum Bischof geweiht. Der Kaiser feierte Ostern in Aachen, Pfingsten in Mersburg, den Gedenktag der Apostel Petrus und Paulus in Goslar, und daselbst kam der Havelberger Bischof Anselm zu ihm auf der Rückkehr von Konstantinopel, wohin er geschickt worden war. 

In diesem Jahre geben sich die Bürgen des Grafen Godefrid von Kuc, an Zahl zwölf, in die Gewalt des Kaisers. Godefrid selbst wird nebst seinem Bruder Herimann nach Sitte der Alten in ihrem eigenen, daß heißt, auf salischem Lande geächtet.
 
Havelberg wurde von Widikinds Söhnen eingenommen und die Kirche zerstört. Der Markgraf Adalbert bot wegen eines Einfalls der Slaven in Sachsen das Heer auf, fiel mehr als einmal feindlich in ihr Land ein und verwüstete es. Die Soester und Arnesberger verüben in Abwesenheit des Kaisers, der schon nach Italien gezogen war, gegen einander Plünderung, Brandstiftung und Todschlag.
 
Der Kaiser Lothar feierte der heiligen Maria Himmelfahrt prächtig durch Abhalten eines allgemeinen Hoftages in Wirceburg und von hier beabsichtigte er nach Italien zu ziehen, um dort den Stand des Reiches zu befestigen, vornehmlich gegen Rokker, den Tyrannen Siciliens, welcher die meisten Städte Apuliens eingenommen und sie durch Thürme und verschiedene Festungsanlagen seiner Herrschaft gesichert hatte. Als nun die Fürsten der verschiedenen Länder, welche schon lange vorher diese Heerfahrt beschworen hatten, mit ihrem Gefolge zusammenkamen, kommt ein sehr großes und starkes Heer zu Stande. Darunter waren besonders die Erzbischöfe Bruno von Köln, Adalbero von Trier und Konrad von Magedaburg mit mehreren anderen Bischöfen und Aebten, und Herzog  Heinrich von Baiern, Herzog Konrad von Ostfranken, der Bruder des Herzogs Friderich von Schwaben, und der Markgraf Konrad von Sachsen mit vielen anderen Fürsten und Großen. Nachdem nun die Geschäfte des deutschen Reiches den Zeitverhältnissen angemessen geordnet waren, trat der Kaiser mit den Genannten den Zug an und ließ nicht zu, daß das Heer plünderte. Wie man nun von Ort zu Ort weiterrückte und mit aufgerichteten Feldzeichen einherzog, entsteht plötzlich große Zwietracht zwischen den Rittern des Erzbischofs von Köln und des von Magedaburg, indem die Fahnenträger darüber stritten, wer von ihnen auf der rechten Seite des königlichen Fahnenträgers gehen sollte. Von beiden Seiten liefen deshalb Viele hinzu und der Streit wuchs so sehr, daß man mit gezogenem Schwerte feindlich auf einander losstürzte und wäre nicht der Kaiser, welcher es hörte, wie er sich gerade eben zum Mahle an den Tisch gesetzt hatte, herbeigeeilt, und hätte er nicht bewaffnet dazwischentretend die Wüthenden mit der Hand und mit Drohungen zur Ruhe gebracht, so hätte wahrhaftig an jenem Tage eine große Schlacht stattgefunden. Also wurde dies beigelegt und als man zur Stadt Trident gekommen war, verwehrten Einige den Uebergang und haben die Brücken über den Fluß Athasis abgebrochen; es wurde aber eine Furt aufgefunden und benutzt, und so wurden die Feinde zurückgetrieben und flohen. In ähnlicher Weise wurden die Einwohner der Kluse, welche den Durchzug hinderten, mit starker Hand besiegt; von diesen wurden Einzelne, welche herausgekommen waren und die Unsern mit Schimpfen gehöhnt hatten, von den Hufen der Pferde zertreten, die Uebrigen aber, als die Feste mit dem Fürsten derselben genommen war, getödtet oder gefangen. So
waren nun die Pässe der Alpen glücklich überstiegen und der Kaiser kam nach Verona und wurde ehrenvoll empfangen;  darnach schlug er am Flusse Minta sein Lager auf, woselbst er am Feste des heiligen Mauritius, als die Fürsten der Longobarden ihm entgegenkamen und schuldige Unterthänigkeit gelobten, einen sehr großen Hoftag unter Krone gehend abhielt; daselbst hat sich auch der Bischof von Mantua, welcher sich vorher nicht dem Kaiser unterwerfen gewollt, aber im Gericht den Kürzern gezogen hatte, gedemüthigt, um seine Gnade wiederzugewinnen. Von hier zogen diese Longobarden mit dem Kaiser ab, bestürmten auf seinen Befehl die sehr befestigte Stadt Warstal und nahmen sie ein, und belagerten darauf die sehr feste über der Stadt liegende Burg. Nämlich in solcher Weise waren in den meisten Städten und größeren Ortschaften Italiens von den Besitzern derselben, am meisten von dem erwähnten Rozier, Burgen gegründet worden, um die Einwohner entweder im Zaume zu halten oder zu vertheidigen. An einem der Tage nach der Zerstörung der genannten Stadt aber, als man in dem Lager des Kaisers am andern Ufer des Padus davon Kunde erhielt, zogen etwa fünfhundert  bewaffnete Ritter aus demLager gegen die Burg, wobei sie mit lauter Stimme sangen. Dadurch erschreckt, haben sich auch die Burgleute nach Gottes Willen ergeben. Von dort weiterziehend wich der Kaiser vorläufig der rebellischen Stadt Cremona aus, da er anderswohin eilte; nachdem er aber ihre Weingärten und Besitzungen auf dem Durchzuge verheert hatte, belagerte, nahm und zerstörte er Casala und ebenfalls Cincilla, wobei mehrere getödtet und gefangen wurden, und so kam er nach Runcanien zu dem alten Rastplatze der Kaiser, einer lieblichen und ganz herrlichen Ebene, und hielt einen Reichstag; hier zogen ihm die Mailänder mit vierzigtausend Mann entgegen, ihn froh empfangend, und um ihre Ergebenheit, welche sie gegen seine Würde hegten, zu zeigen, belagerten sie die sehr befestigte Burg Samassan und nahmen sie endlich mit seinem Beistande ein, indem sie das Meiste mit Feuer und Schwert vertilgten, das Uebrige aber als Beute davonführten. Mit ihnen kam nun der Kaiser nach Papia und schlug in der Umgebung dieser Stadt sein Lager auf. Die Einwohner  derselben haben nicht allein es verschmäht, ihn so aufzunehmen, wie es passend war, sondern ihn auch mit beleidigenden Worten, die sie zurücksandten, verunehrt. Aber gegen ihr Hoffen und Erwarten wurden sie von einem Theile des Heeres, das in die Stadt eingedrungen war, noch am selbigen Tage mit List überfallen, zur Ergebung gebracht und von der schweren Uebermacht der Verwüster heimgesucht, da die Mailänder mit dem größten Hasse mitwirkten wegen der alten Feindschaften aus Zwist und Krieg, mit welchen das Volk beider Städte, das heißt Mailands und Papias, gegenseitig sich zu verfolgen pflegte. Und als die Sieger auf allen Seiten in Mord und Brand schwelgten, kommt eine Menge Geistlicher und Mönche mit Kreuzen und den Reliquien der Heiligen aus der Stadt heraus und wirft sich vor dem Kaiser mit kläglicher Stimme und Gebärde zu Boden, seine Milde und die Vermittelung guter Menschen erflehend, bis der fromme Kaiser, als er von den Büßenden Genugthuung erhalten hatte, das Volk und ihre Stadt verschonte. Am andern Tage aber kam Graf Otto von Wusfradeshusen mit einigen Anderen aus dem Lager unvorsichtig an die Stadt heran und forderte prahlerisch, daß Einige von dort zu ihm herauskommen möchten der Ritterschaft wegen. Da jene dieses mit Rücksicht auf den gewährten Frieden verweigerten, versuchte er selbst mit Beilen die Thore zu erbrechen, wo er bald getödtet wurde und umkam, wie auch Adalbert Colvo, einer von den Großen Sachsens. Als man davon im Lager hörte, erzürnte sich der Kaiser, umgab mit dem ganzen Heere die Stadt, erstürmte sie und drohte Allen den Untergang. Jene aber begannen mehr ihre Unschuld  darzulegen als dem Kaiser zu widerstehen, und sagten, daß die Tödtung der Genannten nicht nach ihrem Willen, sondern aus Noth geschehen sei, und also haben sie ihn, der der Vernunft nachgab, durch Zahlung einer Geldsumme von zwanzigtausend Talenten versöhnt. Von hier aufbrechend, durchzog der Kaiser die Städte Vercellä, Gamundi und Turin, deren ihm widerspänstige Einwohner er durch Angriff, Gefangennahme und Tod demüthigte. So that er der Burg, welche Rokkepandolf hieß. Darnach betrat er das Land des Fürsten Hamadan, der seiner Hoheit widersprach und den er durch die Zerstörung zahlloser Städte und fester Oerter nöthigte, ihm sich zu unterwerfen. Von dort zurückgekehrt, eroberte er die Stadt Placentia; darauf kam er nach Parma, dessen Bürger ihn ehrerbietig  aufnahmen, und er schenkte ihnen eine Burg und Feste gegen ihre Gegner, die Cremoneser.
 

 Das Jahr 1137.

 
Kaiser Lothar schlug sein Lager auf auf den Feldern der Stadt Bolonia, welche er zwar wegen der  Rauheit der Winterszeit nicht zu erobern vermochte, aber eine Zeit lang belagerte. Nicht weit von hier war eine Burg,in welche viele wegen ihrer Festigkeit geflohen waren, weil der in die Höhe ragende und felsige Berg nur einen sehr engen Zugang hatte und auf allen Seiten entsetzliche Abgründe drohend
zeigte. Hierher nun kamen zufällig Einige aus dem Lager, aber sie wurden zurückgetrieben, nachdem Bernhard, ein Diener des Königs, mit zwei Anderen von einem Priester, der den Zugang bewachte, getödtet worden war. Ihre Freunde kehrten ins Lager zurück, nahmen einen Theil des Heeres mit sich und eroberten die Burg und tödteten mehr als dreihundert mit dem Schwerte, im Brande und durch Herabstürzen; um den Priester aber mit einem kläglichen Tode zu bestrafen, zertraten sie ihn unter den Hufen der Pferde. Als der Kaiser endlich  Bolonia eingenommen hatte, kam er friedlich nach Cassan,
woselbst er auch der heiligen Maria Reinigung feierte, und hier ist ihm der Herzog von Ravenna mit geziemender Ehrerbietung entgegengekommen. Von hier schickte er den Herzog Heinrich von Baiern, um den von den Seinigen vertriebenen Markgrafen Eggelbert in seine frühere Würde wieder einzusetzen, und um diejenigen Städte, zu welchen er selbst, weil er nicht Lust hatte den Marsch aufzuhalten, nicht kommen konnte, zu unterwerfen. Der Kaiser aber kam nach Ravenna und wurde von einem prächtigen Zuge des Erzbischofs, der Kardinäle, des Klerus und der Fürsten, die ihm weit entgegenkamen, empfangen. Darnach griff er Lutizan an, und diesen Ort, welcher den früheren Kaisern recht widerspänstig und uneinnehmbar gewesen, nahm er bei dem ersten Sturm ein. Darauf
belagerte und eroberte er die Städte Vana und Sinegalla und so kam er zur Stadt Ancuna. Die ihm feindlichen Einwohner dieser Stadt zogen ihm in großer Anzahl entgegen und belästigten durch heftige Angriffe die Vorhut, welche damals der Magdeburger Erzbischof Konrad und Markgraf  Konrad bildeten, die jedoch Widerstand leisteten und sie mit starker Hand zurücktrieben. Als der Kaiser dies erfuhr, machte er auf sie einen Angriff, und nachdem mehr als zweitausend getödtet waren, schlug er die Uebrigen in die Flucht und zwang die auf der einen Seite vom Heere eingeschlossene und auf der andern Seite von der Flotte bedrängte Stadt zur Ergebung, und befahl ihr, für seinen Dienst hundert mit Mundvorrath geladene Schiffe zu stellen. Es ist aber zu  umständlich zu erzählen, mit welchem Wetteifer und Bestreben die Fürsten dieser Länder, umgeben von ihren Schaaren und mit begeistertem Gehorsam, den Kaiser begleiteten, andere aber mit zahlreichen Schiffen, um Lebensmittel und andere im Kriege nöthige Dinge herbeizuführen, oder um die Seestädte zu erobern, nachfolgten.
 
Der Kaiser feierte Ostern in Firma und von hier aufbrechend nach Firint trieb er die zum Widerstande bereiten Einwohner derselben aus der Stadt. Daselbst entstand zwischen Sachsen und Baiern ein Streit, bei welchem Erzbischof Konrad mit seinen Getreuen beraubt ward, aber durch den Beistand des Markgrafen Konrad wurden die Baiern besiegt, ausgeplündert und verjagt, nachdem Nithard, ein Edler, getödtet worden war. Als nun so die Angelegenheiten in Italien geordnet waren, betrat der Kaiser Apulien und hielt am Flusse Trunta einen Reichstag, auf welchem er die Markgrafen Thomas und Matheus mit ihrem Herrn, dem Pfalzgrafen Willehelm, einem sehr erlauchten Manne, zu Gnaden und zur Lehnspflicht annahm, und so kam er durch das Gebiet dieses Pfalzgrafen zur Stadt Castelpagan, einer Stadt, die mit ihrer Burg wegen ihrer durch Natur und Kunst sehr befestigten Höhe für menschliche Kräfte unersteiglich war. Da alle daran zweifelten sie einnehmen zu können, haben die Städter aus Haß gegen Rozier, der sie von der erwähnten Burg aus schwer drückte, freiwillig sich ergeben. Die dadurch erschreckten Burgleute haben sich nothgedrungen auch ergeben. Ihren Befehlshaber Richard, der nicht lange darnach zu Rozier zurückkehrte, ließ derselbe blenden. Ein anderer Richard aber, welcher nach jenem diese Burg vom Kaiser empfangen hatte, versprach dem Rozier in der Hoffnung auf Geld, sie ihm zu verrathen; als dieses gezahlt war, wurde er auf Roziers Befehl neben demselben wegen seiner Treulosigkeit nicht unbilliger Weise gehängt. Der Kaiser aber sandte den Herzog Konrad mit einem Theile des Heeres aus zur Belagerung der Burg Rigian, deren  Einwohner allein durch das Geschrei der Kommenden erschreckt sich ergaben. Deshalb zog der Herzog Konrad weiter und  belagerte den Berg Garganus drei Tage lang, bis bei der Ankunft des Kaisers mit dem Heere und dem Angriffe auf Stadt und Burg alle sich ergaben, nachdem von ihnen Einer getödtet worden, der an Tapferkeit und Kühnheit die Uebrigen übertraf. Oberhalb dieser Burg aber und in einer am Berge verborgen gelegenen Kirche nahmen sie einen großen Vorrath an Gold, Silber, Steinen und Gewändern fort, welchen Herzog Simon von Dalmatien dort niedergelegt hatte. Nachdem nun demüthig der heilige Erzengel Michael verehrt worden, zog der Kaiser weiter nach Troja, von hier nach Cannä und darauf nach Barlit, und als aus diesen Städten die Einwohner, um mit ihrer Tapferkeit zu prahlen, leichtsinnig gegen das Heer ausfielen, wurden viele gefangen, mehrere getödtet, viele an Nasen und andern Gliedern verstümmelt und die Uebrigen sind kaum durch die Flucht in die Städte entkommen. Mit ihrer Niederlage zufrieden, stand der Kaiser davon ab die Städte selbst zu belagern, da er anderswohin eilte; als er jedoch später zurückkam, ließen die Bürger aus Furcht dieselben im Stich und flohen nach verschiedenen Richtungen. Von hier kam er nach Trana, dessen Einwohner ihn mit Freuden  aufnahmen, und sobald er sich näherte, durch das Vertrauen auf ihn ermuthigt, Roziers Burg zerstörten; und als daselbst dreiunddreißig von Rozier zum Schutze der Seinigen geschickte Schiffe eintrafen, wurden acht von diesen versenkt, ihre Führer getödtet, und die übrigen, welche sich kaum durch die Flucht retteten, sind nicht wieder erschienen. Dort ließ der Kölner Erzbischof Bruno sich am Mittwoch vor Pfingsten zur Ader und am dritten Tage starb er eines plötzlichen Todes, und an seine Stelle tritt Hugo.
 
Inzwischen hat Herzog Heinrich von Baiern, von dem wir oben erzählt haben, daß er wegen des Markgrafen Eggelbert vom Kaiser aus Cassan abgeschickt worden war, als er auf die Ebene von Musella kam, den gegen diesen Markgrafen empörten Grafen Wido besiegt und nach Zerstörung dreier seiner Burgen gezwungen, sich mit seinem Herrn zu versöhnen, und so begab er sich mit diesem nach Florenz, belagerte und brachte es zur Ergebung und setzte den ungerechter Weise vertriebenen
Bischof  dieser Stadt wieder in sein Bisthum ein. Von hier kam er über Pistoria nach S. Genesius und unterwarf dessen wie auch der Burg Wicik aufständische Einwohner durch  Eroberung und zerstörte den Thurm Capian, eine Behausung von Räubern, welche die Vorüberziehenden frevelhaft  ausplünderten. Von hier versuchte er auf einem felsigen und rauhen Wege unter vielen Verlusten und mit großer Beschwerde nach Lucca zu gelangen, welches er auch zu belagern beabsichtigte; aber durch Vermittelung einiger Bischöfe und des Abtes von Claravallis besänftigten sie den Herzog durch  Zahlung einer großen Geldsumme, indem sie dazu auch die Furcht vor ihren Gegnern den Pisanern antrieb, von denen sie gehört hatten, daß diese, um die jetzige Gelegenheit zu benutzen, den Herzog um Hülfe bäten zur Zerstörung ihrer Stadt und  des Berges der heiligen Maria, auf welchem sie einen
Zufluchtsort zu haben hofften. Als dieses so beigelegt war, zog der Herzog nach Hunsiem, welches er eroberte, nachdem die ganze Umgegend verbrannt worden war. Auch zerstörte er eine andere diesem benachbarte Burg und so richtete er seinen Marsch auf die Stadt Grosset. Als er durch dorthin gesandte Boten dem Kaiser schuldigen Dienst forderte, drohte man höhnisch, man werde Steine schicken und auf dem Felde ihn treffen. Deshalb umschloß und belagerte er die Stadt, wobei er auch
eine sehr feste und ihm lange widerstehende Burg endlich durch Kriegsmaschinen eroberte und einnahm, und deshalb in Furcht haben sich die Einwohner der vorerwähnten Stadt ergeben. In ihr aber fand der Herzog den Papst Innocentius vor, den er ehrenvoll aufnahm, und ihn gegen seine Gegner von Stadt zu Stadt mit Macht weiterführend, kam er nach Bitervia, dessen größerer Theil für Innocentius, dessen festerer aber für Petrus, den Sohn des Leo war. Diese hatten schon früher die in der Nähe liegende Stadt des heiligen Valentin und den Markt des Kaisers zerstört; endlich aber übergaben sie sich, getrieben von den Ermahnungen des Papstes und von der Furcht vor dem Herzoge, mit dreitausend Talenten. Hier entstand großer Streit zwischen dem Papste und dem Herzoge, da jener dieses Geld vom Eigenthume seiner Stadt für sich in Anspruch nahm, dieser es aber nach Kriegsrecht behielt. Als sie von hier nach Sutheren kamen, setzten sie den Bischof, einen Anhänger des Petrus Leonis ab und an seiner Stelle den Kapellan des Fuldaer Abtes, Johann, dort ein. So also durch
Romanien nach Campanien gelangend, lagerte der Herzog am Zugange zu Monte Cassino und zwang es zur Uebergabe. Als er darauf bis Capua kam und über die Belagerung der Stadt verhandelte, gab der Fürst für die Unversehrtheit der Stadt viertausend Talente und zog mit ihm in den Krieg. Nun zogen sie umher, zerstörten Städte und Burgen, welche sich zu widersetzen gesucht hatten, und rückten endlich auf Benevent. Die Bürgerdesselben, welche mit Feindseligkeiten drohten, besiegte der Herzog und nachdem mehrere erschlagen und unzählige gefangen worden waren, setzte er dort den Papst in seinen Besitz wieder ein und steckte zwei Kardinäle, welche nach dem Urtheile desselben wegen des Schisma des Petrus Leonis abgesetzt worden waren, in ein Mönchskloster. Von hier ging er hinüber nach dem erwähnten Troja, plünderte es aus, nachdem einige gefangen worden, und suchte mit dem Papste den Kaiser auf, welcher zu dieser Zeit, d. h. vor dem Pfingstfeste, in Barum eingezogen war und sein Lager vor der sehr befestigten, der Stadt gegenüberliegenden Burg Rokkers aufgeschlagen hatte. Obwohl diese von großer Heeresmacht lange mit Kriegsmaschinen bestürmt wurde und auf beiden Seiten viele fielen, konnte sie doch nicht eingenommen werden. Daselbst ist auch Graf Sigefrid von einem Pfeile getroffen umgekommen. Endlich haben die mit vielen Versuchen sich abmühenden Streiter des Kaisers und die Barenser durch Untergraben die Mauern der Thürme zum Einsturze gebracht und hineindringend alle umgebracht, mit Ausnahme weniger, welche sie gefangen fortführten.

Als in Barum der Papst am heiligen Pfingsttage in Gegenwart des Kaisers, der Bischöfe und der Fürsten die Feier der Messe abhielt, erschien über dem Münster des heiligen Nikolaus eine goldene vom Himmel herabkommende Krone und über dieser schwebte eine Taube, unter derselben aber ein  Gefäß mit brennendem Weihrauch und vor jener schienen zwei brennende Kerzen sich zu bewegen.  Dort wurde auch der Kölner Erzbischof Bruno ehrenvoll begraben und der für ihn eingesetzte Dekan derselben Kirche Hugo empfing hier vom Papste die Weihe zum Bischofe und das Pallium. Rozier
bat durch ebenfalls dorthin geschickte Boten um die Gnade des Kaisers und versprach ihm unendlich viel Geld und seinen Sohn als Geisel, wenn er das Fürstenthum Apulien einem zweiten Sohne übergeben würde. Der Kaiser aber, welcher mehr für den Frieden der Kirche als für Geld sorgte, weigerte sich durchaus dem halbheidnischen Tyrannen das Land zu  übergeben. Nach vier in der genannten Stadt zugebrachten Wochen kehrte der Kaiser nach Trana zurück und zog von hier auf Melphia; daraus kamen vierzig bewaffnete Ritter auf einen Berg um zu spähen, sie wurden aber vom Heere umzingelt und als einige von ihnen getödtet waren, sind die Uebrigen geflohen. Als dies die Städter sahen, kamen sie heraus, um den Ihrigen zu helfen; nachdem aber mehr als dreihundert
erschlagen und andere gefangen worden, kehrten sie den Rücken, und als am andern Tage der Kaiser die Vorbereitung zur  Belagerung traf, übergaben sie die Stadt.
 
Zu dieser Zeit starb in Germanien der Erzbischof Adelbert von Mainz und ein großer Theil dieser Stadt brannte ab; das Erzbisthum aber empfing Adelbert der Jüngere. In diesem Jahre wurden viele Orte vom Feuer verheert, nämlich die Münster von Mainz, Speier und Straßburg und ein großer Theil von Goslar. Der Mönch Rikbert vom Kloster Wallesrod wird getödtet.
 
Kaiser Lothar feierte das Fest der Apostel in Melphia und  als sich der Kölner Erzbischof Hugo hier zur Ader ließ, ist er am vierten Tage darauf, das heißt am 30. Juni gestorben und wurde in der Abtei begraben. Der Kaiser aber schlug sein Lager in den Bergen von Melphia auf, wo ein großer Streit auf Anstiften einiger Leute entstand, welche den Papst und die anderen Kardinäle und den Bischof von Trier ermorden wollten, weil sie ihnen es zuschrieben, daß nach ihrem Rathe der Aufenthalt an jedem einzelnen Orte ausgedehnt und deshalb die Rückkehr in die Heimat verzögert würde. Durch diesen Aufruhr herbeigerufen, kam der Kaiser zu Pferde  dazwischen und strafte die Schuldigen streng. Von den Bergen aber herabsteigend, ging er zur königlichen Abtei Fulda und wurde ehrenvoll empfangen, und nachdem er hier seine Geschenke übergeben hatte, zog er nach Potentia, woselbst er an der Stelle des Kölner Erzbischofs den Regensburger Bischof zum Kanzler ernannte. Von hier sandte er auch den Herzog Heinrich und den Markgrafen Adalbert mit anderen tüchtigen Männern zur Belagerung von Salerna voraus. Als diese dorthin zogen, aber wegen der sie heftig angreifenden Bogenschützen den engen Zugang nicht zu gewinnen vermochten, schickten sie Boten zu den Pisanern und baten um Bogenschützen, mit denen sie jene von dem Zugange vertreiben könnten. In dieser Zeit hatten die Pisaner die sehr große und mächtige Stadt Amalphia um des Kaisers willen erobert und dem Reiche unterworfen, und waren nach Neapel gegangen, um es von Rozier zu befreien, der die schon lange Zeit belagerte Stadt in große Hungersnoth und Unglück gebracht hatte. Als er aber von ihrer Ankunft und der Belagerung seiner Stadt hörte, eilte er zur Unterstützung derselben und gab das genannte Neapel auf. Also übernahmen die Pisaner es und schickten dem Herzoge fünfhundert Bogenschützen. Sie selbst aber mit ihren Schiffen und achtzig der Genuesen und dreihundert der Amalphitaner schlossen mit einer zahllosen Menge Salerna von der Seeseite ein; der Herzog aber schlug mit den Seinigen ein Lager auf dem Felde der Stadt gegenüber auf. Deshalb war die Menge der Feinde bestrebt, ihn bei einem Ausfalle durch häufige Angriffe zu verdrängen. Gegen diese machte er einen Angriff und nöthigte sie in die Stadt zu flüchten, nachdem mehrere erschlagen und nicht wenigere gefangen waren. Die Stadt selbst schloß man vereint mit den Pisanern ein durch tapferen Kampf hier zu Lande und dort zur See, bis bei der Ankunft des Kaisers vor Salerna, welcher von Potentia über Avellan gegangen war und die Burg S. Severin erobert hatte, die Pisaner mit großen Kosten und wunderbarer Kunst eine Maschine verfertigten, welche sie auf abschüssiger Bahn vorwärts bewegten und mit der sie die Stadtmauern sammt den Thürmen niederrissen und umstürzten und so die Stadt  einnahmen.
 
Nachdem hier die Himmelfahrt der heiligen Maria gefeiert worden war und der Kaiser nach Sanct Severin zurückkehrte, entstand eine Zeit lang mit dem Papste eine Entzweiung darüber, wem von ihnen die Herrschaft über das erworbene Apulien zufallen sollte; zuletzt aber haben sie, nachdem darüber berathen war, sie gemeinsam dem Herzoge Reinhald übertragen. Von hier nach Benevent ziehend und daselbst mit dem Herzoge über verschiedene Verhältnisse in Apulien, welche geordnet werden mußten, verhandelnd, ermahnen sie ihn, von den deutschen Rittern, da diese in Gesinnungstüchtigkeit und Ritterlichkeit, in Tapferkeit und Klugheit die lateinischen überträfen, so viele als möglich für sich gegen Rozier zu gewinnen. Bald waren von diesen achthundert um ihn versammelt und kehrten, angeführt von Richard, dem Sohne dieses Reinhald, und von Alexander, nach Melphia zurück. Von hier kamen sie nach Gerentia, welches Alexander durch List, indem er nämlich die Ankunft des Kaisers erdichtete, von Willehelm bekam. Dieser zog aus Furcht ab, worauf die Ritter die Burg einnahmen, und den fliehenden Willehelm verfolgend, fingen sie ihn und hingen ihn auf mit seiner Gemahlin und dreihundert anderen Rittern Roziers und noch zweihundert, welche sie in der Stadt gefangen genommen. Nachdem dies vollbracht war, befreiten sie mit Hülfe der Einwohner von Barum und den benachbarten Städten das von Rozier belagerte Manopolis, und mit demselben Heere Brundisium belagernd nahmen sie nach Uebergabe der Stadt ebenfalls auch die Burg mit Sturm ein, wobei deren Insassen ertränkt und fünfundzwanzig Schiffe erobert wurden. Der Kaiser aber kam von Benevent nach Capua, und Campanien durchziehend nach Monte Cassino; nachdem er hier dessen tadelswürdigen Abt abgesetzt und einen anderen an seiner Statt ernannt hatte, gab er der Kirche sehr viele verlorene Güter und Burgen wieder, die er theils mit Gewalt, theils nach Urtheil zurückforderte. Daselbst ist auch der Bischof von Concordia gestorben und begraben worden. Von hier kam der Kaiser nach Präneste, wo seine Ritter einen unterhalb desselben  gelegenen Ort, der ein Aufenthalt von Räubern war, welche die zu den Gräbern der Apostel ziehenden Pilger plünderten, sammt der Burg durch die große Menge der Bogenschützen eroberten, und wer da kam, trug nach Austreibung der Bürger die von den Räubern zusammengeschleppte große Beute fort. In Präneste starb auch und wurde begraben Graf Giso von Hessen. Von hier kam man über Tiburtina nach Farva, dessen Abte  der Kaiser viele von Petrus Leonis und Anderen mit Gewalt entrissene Burgen und Güter wiedergab; aber eine große und reiche Stadt, deren Einwohner mit Schimpfen die Unterwerfung verweigerten, überlieferte das Heer nach der Einnahme sammt der Burg den Flammen, wobei eine nicht geringe Menge Menschen durch Herabstürzen oder anderes Unglück umkam.
 
Nachdem sich hierauf der Papst bei dem Kaiser und den Fürsten ehrenvoll verabschiedet hatte, ging er heim in sein Land. Der Kaiser aber kam über Narni und unterwarf es und gelangte so zu einer großen Stadt, Emilium, und indem er die Bürger, welche mit Schelten und Hohn ihm den Gehorsam verweigerten, endlich besiegte und dadurch demüthigte, daß er mehrere fing und anderen manches Leid anthat, ging er dort über den Tiber und kam, Orvet, das ist urbs vetus, durcheilend, nach Aricia. Daselbst starb Bischof Adalbert von Basel. Als der Kaiser darauf durch die Ebene von Mosella zog, begleitete ihn ein elender zusammengelaufener Haufe, der mit Steinen, Schimpfen und Raubanfällen die letzten im Heere angriff; wer von diesem gefangen und vor den Kaiser gebracht wurde, kam unrühmlich mit verstümmelter Nase und durch Strafe gepeinigt zurück. Als man so nach Bolonia gelangt war, erhielt das Heer Urlaub vom Kaiser und ging allmählich auseinander, und ein Jeglicher kehrte in seine Heimat zurück.

Endlich als der Kaiser nach Trigentina kam und daselbst das Fest des heiligen Martin in Freuden feierte, begann er  zu kränkeln. Obwohl aber von Tag zu Tag die Krankheit zunahm, ließ er doch aus großer Sehnsucht die Heimat wiederzusehen, deshalb seine Reise nicht verzögern. Da aber die tödliche Krankheit überhand nahm, wurde er aufgegeben, und nachdem die anwesenden Bischöfe sein Hinscheiden durch die Salbung mit dem heiligen Oele und durch die lebenspendenden Sakramente gesichert hatten, ist er endlich in Breduvan, einem in den Pässen der Alpen gelegenen Dorfe, am 3. Dezember aus der Welt heimgegangen, ach! er der von vielen als Frieden der Kirche und Freund des Glaubens und der Gerechtigkeit beklagt werden muß. Seine Zeiten sind lieblich gewesen. Denn durch gute Witterung und mannichfaltige Fruchtbarkeit des Landes war Fülle an allen Dingen, nicht allein im Reiche, sondern in der ganzen Welt. Mit Recht wird er von uns und unsern Nachkommen Vater des Vaterlandes genannt, weil er ein trefflicher Vertheidiger und der tapferste Vorkämpfer war, der es für nichts achtete, um der Gerechtigkeit willen sein Leben gegen alles Unheil einzusetzen. Herrlicheres noch mögen wir von ihm erzählen: in seinen Tagen war das Volk des Landes ohne Furcht. Denn ein Jeglicher besaß frei und friedlich das Seinige. [Seine ins Vaterland zurückgebrachte Leiche wurde nach königlicher Weise im väterlichen Erbgute an dem Orte Lutheron begraben. - Markgraf Adalbert, welcher eine starke Mannschaft versammelt hatte, durchzieht in der Winterszeit plündernd das Land der Slaven]. Meingot, der Merseburger Bischof, welcher von der Heerfahrt krank bis nach Schwaben gebracht worden war, starb und ihm folgte Ekkilesus. Die Quidelingeburger Aebtissin Gerburg starb.
 

 Das Jahr 1138.

 
Die Kaiserin Richenza sagte für das Fest der Reinigung der heiligen Maria eine Fürstenversammlung in Quidelingeburg an. Diese Versammlung wurde von dem Markgrafen und seinen Helfershelfern verhindert, welche alles, was für den Dienst der Kaiserin dort vorbereitet war, wegnahmen, ihr den Einzug in die Stadt verwehrten und ihr mit Raub sowohl als mit Brand sehr vielen Schaden thaten.
Lambert, welcher als Abt von Ilsineburg zum Bischof der Brandenburger Kirche erwählt worden, reiste auf Bitte des Halberstädter Bischofs Rodolf nach Rom und wurde auf der Heimkehr von Räubern erschlagen. Es folgte Wigger, Probst der heiligen Maria in Magedaburg. Für die  Quidelingeburger Aebtissin Gerburg wird Beatrix, Aebtissin des Klosters, welches Herse heißt, eingesetzt. Es starb Petrus Leonis, welcher gegen Innocentius sich des päpstlichen Stuhles bemächtigt hatte. Die Kölner erheben für Hugo den Probst des heiligen Andreas, Arnold, zum Erzbischofe über sich, die Mainzer aber den jungen Adalbert, des vorigen Adalbert Neffen. Folkmar, Abt von Korvey, starb, und ihm folgte, aus derselben Genossenschaft erwählt, Adalbero, ein Bruder des Herzogs Heinrich.

Die Fürsten beschlossen auf Verabredung, zu Pfingsten eine allgemeine Versammlung in Mainz zu halten, um gemeinschaftlich denjenigen über das Reich zu setzen, den Gott dazu bestimmt haben würde. Aber auf Antrieb des Erzbischofs Adalbero von Trier und einiger Fürsten folgte der schwäbische Konrad, des Herzogs Friderich Bruder, einst der Usurpator des Königstitels, am Montage nach dem Sonntage Oculi erhoben zum König der Römer und geweiht von dem  Kardinalbischöfe Thietwin, und regierte an der vierundachtzigsten Stelle nach Augustus, im Jahre 1890 nach der Gründung Roms, dem elfhundertachtunddreißigsten der Fleischwerdung des Herrn. Jedoch ist die Zustimmung vieler großen Fürsten zur Verherrlichung dieses Ereignisses keineswegs nachgesucht worden. Dieser Konrad hat die königlichen Güter, welche Herzog Heinrich von Baiern unter sich hatte, der auch der Sachsen Herzog und Schwiegersohn des Kaisers Lothar war, schlau an sich gebracht und wollte denselben des Herzogthums Sachsen berauben, indem er dieses dem Markgrafen Adalbert gab. Seiner Wahl wird von Einigen, besonders von den Fürsten Sachsens,  widersprochen. Erzürnten Gemüths haben nämlich Markgraf Konrad, Pfalzgraf Friderich, Graf Sifrid von Boumeneburg und Graf Rodolf von Stade auf Anstiften der Kaiserin Richeza sich verabredet, gleichzeitig einzutreffen, um gegen den Markgrafen Adalbert zu kämpfen. Er aber kam der Feindesschaar zuvor an dem Orte, welcher Mimirberg heißt, und nahm, da er unerwarteter Weise Sieger blieb, mehrere der Gegner  gefangen. Bolizlaus, der Herzog der Polanen, starb und hinterließ fünf ihn überlebende Söhne, unter welche er vor den Bischöfen und Fürsten jenes Landes seine Erbschaft vertheilte. Von diesen erhielt Bolizlaus das Herzogthum, weil er der Aelteste und ein Schwager des Königs Konrad war. Das Schloß, welches Berneburg heißt, wurde mit Feuer verbrannt,
der Gewaltsamkeiten wegen, welche die Markgräfin Eilika von dort aus verübte.
 

 Das Jahr 1139.

 
König Konrad feierte Weihnachten in Goslar, woselbst er eine öffentliche Versammlung hielt, aber in Betreff der Förderung der Reichsangelegenheiten wurde nichts abgemacht und also löste sich, da Einige seine Gebote mißachteten, der Hoftag auf, während jener einen ganzen Monat unnütz sich dort aufhielt. In dieser Zeit kam Herzog Heinrich von Baiern heimlich nach Sachsen und zog die Gegner des Königs an sich. Im Beginne des Februar kam der König nach Quidelingeburg und feierte hier der heiligen Maria Reinigung in Erwartung des Magdeburger Erzbischofs Konrad und der übrigen Fürsten Sachsens, welche in Goslar gefehlt und hierher zu kommen gelobt hatten. Als diese kamen und in der
Nähe dieses Ortes herbergten, zog er selbst sich plötzlich zurück und befahl mit Nachdruck, daß im nächsten Sommer seine Heerfahrt nach Sachsen stattfinden sollte. Nach Ostern hat Erzbischof Konrad mit Herzog Heinrich und anderen Fürsten Plozeken, die Burg des Grafen Bernhard, belagert, eingenommen und zerstört, weil derselbe ein Anhänger des Markgrafen war. Als so der Haß der Verwandten, Heinrichs und Adalberts, wuchs, weil der Eine von ihnen als Herzog von Baiern für
seine Verbindung mit der Tochter des Kaisers Lothar von diesem auch das Herzogthum Sachsen erhalten, der Andere es sich aber bei dem Könige Konrad ausgewirkt hatte, indem er darauf als auf ein Lehen seiner Ahnen mit Recht Anspruch machte, wurde Sachsen mit gegenseitiger Parteiung befleckt. Aber Heinrich war an Zahl seiner Krieger Adalbert überlegen und eroberte und zerstörte dessen Städte und Burgen. Als das Fest der Himmelfahrt der heiligen Maria sich näherte, vereinigte sich Erzbischof Konrad mit dem Herzoge Heinrich und den erwähnten Fürsten in Cruceburch gegen den König, der mit allen Kräften Sachsen zu verwüsten strebte. Aber die Bischöfe, welche sehr zahlreich dorthin mit dem Könige gekommen waren, hinderten es, als man kämpfen wollte, und
nachdem zwischen beiden Theilen ein Vergleich bis auf eine bestimmte Zeit geschlossen war, kehrten alle in Frieden heim. Darauf wurde in Quidelingeburg eine Besprechung gehalten und Heinrich, der edelste und bravste Herzog von Baiern und Sachsen, hat dort, wie es heißt, vergiftet am 20. Oktober sein Leben geendet. Seine Leiche wurde in Luttere zur Rechten des Kaisers Lothar beigesetzt. Da Adalbert glaubte, sich jetzt ungehindert des Herzogthums bemächtigen zu können und am Feste aller Heiligen auf den Markt bei Bremen kam, wo er als an den ihm zukommenden Orte sein Gericht halten wollte, wurde er hier in die Enge getrieben, während er auf die rechtzeitige Hülfe einiger Freunde vertraute, und von den Freunden wunderbarlich losgemacht, wurde er unverletzt den Freunden wiedergegeben. Zu Rom wurde vom Papste Innocentius ein Concil gehalten. Otto, heiligsten Gedächtnisses Bischof von Babenberg, starb. Der Utrechter Bischof Andreas starb und ihm folgte Hartbert. Graf Ludowich von Thüringen starb.