KYBURG
 

Lexikon des Mittelalters:
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Kiburg
(Kyburg), Grafen von, Adelsfamilie.

Graf Hartmann (I.) von Dillingen erwarb durch seine um 1065 erfolgte Eheschließung mit Adelheid von Winterthur aus dem Geschlecht der Udalrichinger umfangreiche Güter in der Nordschweiz. Zu ihrem Schutz baute er die Kyburg als Höhenburg aus. Sie wurde schon bald zu einer namengebenden Burg der Familie.
Nach dem Tode Hartmanns (I.) 1121 wurden die Familiengüter jeweils unter den Söhnen Hartmann (II.) († 1134, kinderlos) und Adalbert (I.) († 1151) und den Enkeln Adalbert (II.) († 1170, kinderlos) und Hartmann (III.) († 1180) in die schwäbischen und schweizerischen Besitzungen geteilt. Durch die Kinderlosigkeit Hartmanns (II.) und Adalberts (II.) entstand noch keine selbständige Kiburger Linie der Familie. Die Familiengüter in der Nordschweiz hatten sich durch die Heiraten Adalberts (I.) mit Mathilde von Mörsberg und Hartmanns (III.) mit Richinza von Lenzburg als Erbtöchtern ihrer Familien beträchtlich erweitert, obwohl die lenzburgische Erbschaft durch Ansprüche der Staufer gemindert wurde. Die Söhne Hartmanns (III.) teilten 1180 den Familienbesitz endgültig in einen schwäbisch-dillingischen und einen schweizerisch-kiburgischenTeil. Letzteren erhielt Ulrich († 1227), Stammvater der Grafen von Kiburg Durch seine Ehe mit Anna von Zähringen erwarb er nach dem Tode Bertholds V. 1218 einen großen Teil des Zähringer-Erbes in der Schweiz. Dazu erhielt er von Friedrich II. auch Teile aus der alten lenzburgischen Erbschaft zurück. Von den Söhnen Ulrichs wurde Ulrich Bischof von Chur (1233-37), Werner starb 1228 auf dem Kreuzzug im Hl. Land und Hartmann (IV.) starb 1264 als letztes männliches Familienmitglied, nachdem sein Neffe Hartmann (V.), der Sohn Graf Werners, bereits 1263 verstorben war. Die Kiburger blieben bis in die 2. Hälfte der 40er Jahre des 13. Jh. Parteigänger der Staufer, obwohl ihnen diese 1173 und 1218 Teile des lenzburgischen und zähringischen Erbes streitig gemacht hatten. Sie unterstützten den Burgenbau ihrer Vasallen, bauten selbst eine Reihe von Burgen und gründeten Städte und Märkte in der Nordschweiz. Ebenso stifteten sie mehrere geistliche Institutionen (Heiligenberg bei Winterthur, Töß, St. Katharinental, Fraubrunnen und Paradies bei Schaffhausen).
Nach dem Erlöschen der Grafen von Kyburg fiel ihr Erbe zum kleineren Teil (Thun-Burgdorf) an Graf Eberhard von Habsburg-Laufenburg als Ehemann der Anna, Tochter Hartmanns (V.), zum überwiegenden Teil dagegen an Rudolf von Habsburg als Sohn Hedwigs, der Schwester Hartmanns (IV.). Die Habsburger traten durch dieses Erbe die Nachfolge der Lenzburger, Zähringer und Kiburger in der Nordschweiz an, wodurch der Aufstieg Rudolfs zum Königtum 1273 weitgehend vorbereitet wurde.

I. Eberl