Lexikin des Mittelalters:
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I. Abtei:
E., Abtei OSB in der Schweiz (Kt. Schwyz).
Im Tal der Alp, das sich vom Gebirgszug des Etzel zu dem
der Mythen erstreckt, befand sich die Einsiedelei des Reichenauer Mönchs
Meinrad (Reichenau), der dort 861 erschlagen wurde. Zu Beginn des 10.
Jh. erneuerte sie der Straßburger Domherr Benno. Ihm folgte
934 sein Verwandter Eberhard, Dompropst v. Straßburg,
der ein Kloster nach dem Vorbild von St. Gallen einrichtete, dem er
als erster Abt vorstand. Erste Schenkgeber waren die Herzöge von Schwaben,
besonders der Konradiner Hermann I. und
seine Gemahlin Reginlinde, Angehörige der Eberhardiner,
zu deren Verwandten vielleicht auch Benno und Eberhard zählten,
sowie der Hunfridinger Herzog Burchard II. Sie vergaben das
Klostergebiet hinter dem Etzel und umfangreiche Güter am oberen Zürichsee.
Otto I., den Herzögen verwandt
(sein Sohn Liudolf war Schwiegersohn
Hermanns, seine Frau Adelheid
Enkelin Reginlindes), verlieh dem Kloster 947 Immunität und
freie Abtwahl und wurde durch reiche Vergabungen Mitstifter (958 Eschenz,
965 Ufnau und Pfäffikon, 969 Riegel im Breisgau). Im Zusammenhang
mit der Sicherung der Verkehrswege im Rahmen der ottonischen
Italienpolitik wurde Einsiedeln zu einem der höchstprivilegierten
Reichsklöster (Reichskirche). Seit Mitte des 10. Jh. entwickelte es
sich zum maßgebenden monastischen Reformzentrum Süddeutschlands.
Mönche aus Einsiedeln wurden zur Reform bestehender Kloster oder zur
Besiedlung von Neugründungen berufen, oft auch durch die Klosterherren
als Äbte postuliert: im 10. Jh. Petershausen, Hohentwiel, Niederaltaich,
im 11. Jh. Disentis, Pfäfers, Tegernsee, St. Blasien, Muri, Schaffhausen
und Hirsau. Im Investiturstreit hörte die Reformtätigkeit Einsiedelns
auf.
Die Vogtei war zunächst wohl den Herzögen vonSchwaben
übertragen, kam dann an die Nellenburger, im 1. Drittel des
11. Jh. an die Edeln von Uster und 1090 an die Herren von Rapperswil.
König Rudolf von Habsburg zog
sie 1283 ans Reich bzw. an das Haus Österreich.
Von ihm wurde 1274 erstmals ein Abt von Einsiedeln mit der Reichsfürstenwürde
(Reichsfürst) belehnt, die den Äbten aber schon früher zugekommen
sein dürfte. Ministerialen des Klosters sind im 11. Jh. nachgewiesen.
Seit 1200 wurden nur Anwärter freiherrlichen Standes als Konventualen
angenommen. Seit dem 12. Jh. war das Kl. in eine säkulare Auseinandersetzung
mit der Talschaft Schwyz verwickelt, den sog. Marchenstreit um die Nordgrenze
des Klostergebiets. Dieses umfaßte ursprgl. (von Kaiser
Heinrich II. 1018 umschrieben) die hinter dem Etzel gelegenen
Täler der Alp, Biber und Sihl. Im Quellgebiet dieser Flüsse,
wo die Schwyzer seit dem 11./12. Jh. die Alpen (Alm) nutzten, wurde der
Grenzverlauf in mehreren Etappen zuungunsten Einsiedelns verschoben.
Kaiser Heinrich V. 1114 und König
Konrad III. 1143 schützten die Ansprüche des Klosters
1217 sprach Graf Rudolf II. von Habsburg das oberste Quellgebiet
den Schwyzern zu. Nach Gewalttätigkeiten in der 1. Hälfte des
14. Jh. (1314 Überfall der Schwyzer, Gefangennahme des Konvents) wurde
im Frieden von 1350 die Grenze nochmals talabwärts verschoben und
das einstige Klostergebiet auf die Hälfte reduziert. In der Folge
geriet Einsiedeln immer mehr unter Einfluß und Kontrolle der Schwyzer,
die sich 1394 die Vogteirechte über die Einsiedler Waldleute verschafften.
1397 begab sich das Kloster unter Schirmherrschaft der Schwyzer. König
Siegmund verlieh ihnen 1415 den Blutbann im Klostergebiet, 1424
die Kastvogtei.