Lexikon des Mittelalters:
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Schaffhausen,
Mönchskl. und Stadt am Hochrhein (Kt. S., Schweiz).
An einem verkehrsgeographisch günstigen Platz, für
den König Heinrich III. 1045 das
Münzrecht verliehen hatte, gründete Eberhard von Nellenburg,
Graf im Zürichgau, auf seinem Eigengut in Schaffahausen um
1049/50 ein Mönchskloster zu Ehren des Salvator und aller Heiligen;
dieses Patrozinium wurde später namengebend. Die erste Altarweihe
nahm Papst Leo IX. 1049 vor, 1064 wurde die Klosterirche von Bischof
Rumold von Konstanz geweiht. In dieser Phase war Allerheiligen das Hauskloster
der Nellenburger, und Graf Eberhard ließ sich von Papst
Alexander II. die erbliche Vogtei für das Kloster bestätigen.
Eberhard, zuletzt Mönch geworden und vor 1080 gestorben, fand
hier seine letzte Ruhe. Auf Initiative Graf Burkhards, Sohn des
Stifters, gestaltete Abt Wilhelm von Hirsau das Kloster im Sinne der cluniazensischen
Reform; Papst Gregor VII. bestätigte dem Kloster 1080 freie
Abts- und Vogtswahl sowie päpstlichen Schutz. Nach dem Chronisten
Bernold zählte damals Schaffhausen zusammen mit Hirsau und St. Blasien
zu den drei bedeutendsten Reformklöstern im Reich. Das Kloster, dem
zahlreiche Adlige Zuwendungen machten, wurde auch politisches Zentrum der
Gregorianer, geriet aber in den 90-er Jahren so unter Druck, daß
Abt Siegfried zeitweise seine Verlegung nach S-Frankreich erwog. Nach
dem Aussterben der Nellenburger kam Schaffhausen erneut in Bedrängnis,
erlangte aber seit Heinrich V., zuletzt
von Maximilian, zahlreiche königliche
Schutzbriefe und damit den Status eines Reichsklosters Allerdings waren
Kloster und die im späten 11. Jh. gewachsene Siedlung urbanen
Charakters mehrfachen Angriffen der Zähringer ausgesetzt, und
1198 trat König Philipp von Schwaben
Vogtei und Herrschaft Schaffhausen an Herzog Berthold V. von Zähringen
ab. Mit dessen Tod fiel Schaffhausen wieder an das Reich.
Wichtigster Besitz des Klosters war die ihm von Graf
Burkhard 1080 übereignete villa Schaffhausen mit Münze, Zoll
und Markt, Fähr- und Stapelrecht. Sie wuchs von 112 Hofstätten
um 1100 auf das Dreifache um 1250. Durch das inzwischen erstarkte Bürgertum
wurde die Stadtherrschaft des Abtes zunehmend unterminiert, und im 14.
und 15. Jh. geriet das Kloster, auch wirtschaftlich in der Krise,
immer stärker in die Abhängigkeit der Stadt. Diese hat durch
das Leinengewerbe, den Salzhandel und durch den weiten Geltungsbereich
des Schaffhauser Getreidemaßes und der Münze eine große
Wirtschaftskraft erlangt. Schaffhausen, seit Kaiser
Heinrich VI. als Reichsstadt bezeugt und seit König
Rudolf I. treuer Anhänger der Habsburger,
gelangte 1330 als Reichspfandschaft an das Haus Österreich.
Daher wurde die Stadt mit schweren Verlusten in den Sempacherkrieg (Sempach,
Schlacht bei) verwickelt. Nach der Bannung Herzog
Friedrichs IV. von Österreich durch das Konzil von Konstanz
unterwarf sich Schaffhausen 1415 König Siegmund
und gehörte seitdem wieder zum Reich. Allerdings versuchten die habsburgischen
Könige, die Stadt ihrer Hausmacht zuzuschlagen. Daher schloß
Schaffhhausen 1454 einen Bund mit den Eidgenossen, den es nach Abschluß
der Schwabenkriege im Ewigen Bund von 1501 bekräftigte. Außer
durch den politisch-militärischen Konflikt war die Geschichte von
Schaffhausen im 15. Jh. durch den Aufbau des Stadtstaates geprägt.
Th. Zotz