2. Sohn des Grafen
Hermann I. von Werl und der
Gerberga
von Burgund, Tochter von König
Konrad; Stiefbruder der Kaiserin
Gisela, Cousin des Königs
HEINRICH II. und Neffe des König
Rudolfs III. von Burgund
Glocker Winfrid: Seite 321
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"Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der
Politik"
RUDOLF
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* c 982/86, + (c 1024) am (?) VII 12
1040 Graf in Groningerland
oo NNw (Adelheid?)
Rudolf ist beim Annalista
Saxo a. 1019, SS VI 674, und a. 1026, SS VI 676 f, als Sohn der Gerberga
bezeugt.
Die Belege zu seiner Stellung als Graf hat Leidinger,
Untersuchungen S. 96 f., zusammengestellt.
Rudolfs Gemahlin
ist möglicherweise mit der im Verbrüderungsbuch des Klosters
Reichenau genannten Adelheid zu identifizieren, wie Leidinger, Untersuchungen
S. 56 mit Anm. 26, vermutet; Schwarzmeier, Gedenkbucheinträge S. 25,
Anm. 33, hält diese Adelheid allerdings für eine früh
verstorbene Tochter von Rudolfs
Stiefschwester
Mathilde
von Schwaben (VII, 37).
Zu Todestag und -jahr Graf Rudolfs
von Werl vgl. Leidinger, Untersuchungen
S. 99.
RUDOLF (-LUDOLF)
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+ um 1044
Ist quellenmäßig wenig greifbar, rebellierte
1019/20 mit und war eine Stütze seiner Brüder.
DIE ZWEITE GENERATION
5. GRAF RUDOLF VON WERL, SOHN GERBERGAS VON BURGUND
Die Kenntnis zweier weiterer WERLER Söhne
Gerbergas
von Burgund, Rudolf und Bernhard,
verdanken wir einzig der Überlieferung des Annalista
Saxo, der beide als Brüder der Kaiserin
Gisela anspricht und über ihre Nachkommen berichtet. Da
auch der zeitgenössische Quedlinburger Annalist vonmehreren
WERLER
Söhnen Gerbergas von Burgund spricht
[SS III 84 a. a. 1019: consobrini imperatoris, filii Hermanni
comitis. - Fehlerhaft beim Annalista Saxo ist lediglich, daß
er aufgrund der guten Nachrichten über die WERL-Ehe Gerbergas
von Burgund nichts von der schwäbischen Ehe wissen will
und daher die Kaiserin Gisela und ihre
Schwester Mathilde fälschlicherweise für Kinder der WERL-Ehe
hält (vgl. oben Teil A I.] brauchen Einwände gegen diese Überlieferung
nicht erhoben zu werden. Im Falle Rudolfs wird sie durch seinen
Namen gesichert, den er von Gerbergas
Bruder, König Rudolf III., empfangen
haben dürfte [Auch Gerbergas zweite
Tochter Gisela aus der schwäbischen
Ehe empfing den Namen der Mutterschwester!" Daneben hießen Gerbergas
Großvater
und Urgroßvater Rudolf
(König
Rudolf II. 912-937 und König
Rudolf I., + 912.] und den seine Enkelin Oda
(Nr. 13) an das STADER Grafenhaus weitervermittelte.
Urkundlich begegnet Rudolf als Graf im mittleren
Friesland. Einem Diplom HEINRICHS
III. zufolge lagen 1040 in seinem Komitat die Orte Leermans
und Eenum in der niederländischen Provinz Groningen, zu denen noch
Vorwerke im Gebiet zwischen Ems und Lauwers gehörten. Demnach scheint
Rudolf Inhaber der Gesamtgrafschaft im Groningerlande gewesen zu
sein, die aus den Teilkomitaten im Fivel- und Hunsegau bestand. Noch 970
und 996 werden diese als zwei Komitate gerechnet, bei der Übertragung
an das Erzstift Bremen 1057 jedoch nur noch als eine Grafschaft, und zwar
eine solche königlichen Rechtes: quendam nostri iuris comitatum
scilicet in pagis Hunesga et Fivelga. Adam von Bremen (III 46) bezeichnet
sie anläßlich der Übertragung an seine Kirche nach dem
ihm zunächst gelegenen Fivelgau als "maximum Fresiae comitatum
... de Fivelgo". Bestätigt wird der Komitatsbesitz Rudolfs
im Groningerland durch Aufzeichnungen des Klosters Werden, durch die gleichzeitig
auch die Zugehörigkeit Rudolfs zum WERLER Haus gesichert
wird. Das Kloster Werden an der Ruhr hatte vom 9.-13. Jahrhundert umfangreichen
Streubesitz in Friesland inne, der ziemlich genau in jenen fünf Gauen
(Hummerke, Hunsegau, Fivelgau, Emsgau und Federgau) lag, die seinem Stifter,
dem hl. Liudger, seinerzeit von KARL
DEM GROSSEN als Missionsbezirke zugewiesen worden waren.
Im Urbar C des Klosters aus den Jahren 1031-1038 sind die friesischen Einkünfte
des Klosters, nunmehr nach Komitaten getrennt, aufgeführt worden:
danach kamen aus dem Komitat Rudolfs 80 Talente, aus dem Komitat
Bernhards 40 Talente, aus dem Komitat Aeidadi 38 Talente, aus dem Komitat
Liudolfs 18 Talente. Schon der Herausgeber, Rudolf Kötzschke, der
das oben angeführte Diplom HEINRICHS III.
noch nicht gekannt hat, bemerkt, daß der Komitat Rudolfs im
Groningerlande liegen müsse, da dessen Einkünfte ziemlich genau
mit jenen des späteren Groninger Amtes Gibus übereinstimmten,
die das Urbar B aus des Zeit des Abtes Otto (1081-1105) nennt. Damit aber
sind die angeführten vier friesischen Komitate Rudols, Bernhards,
Aeidads und Liudolfs lagemäßig nunmehr ziemlich genau zu bestimmen.
Kein Zweifel kann sein, daß der Komitat Rudolfs von Werl das
gesamte Groningerland einnahm, also den Hunse- und Fivelgau, zumal die
Erträge seiner Grafschaft doppelt so hoch waren wie die aus den übrigen
Komitaten. Die Komitate Bernhards und Aeidads aber dürften
mit der Grafschaft im Ems- und Federgau zu identifizieren sein, denn hinter
den beiden Grafen verbirgt sich nieand anders als die 1024 bezeugten beiden
jüngsten Söhne des Grafen Hermann
II. von Werl, Adalbert
und
Bernhard (Nr. 9 und 10), von denen wir Bernhard 1063
als Inhaber des Komitats im Emsgau anläßlich der Übertragung
an Bremen noch antreffen. Die Besitzgemeinschaft der beiden Brüder
deutet daraquf hin, daß ihr Vater schon Inhaber des Komitats im Ems-
und Federgau gewesen ist, so daß die Grafen von Werl bereits um die
Jahrtausendwende eine ziemlich beherrschende Stellung in Mittelfriesland
eingenommen hätten. [Da die friesischen Grafenrechte unmittelbare
Königslehen waren, verdanken die WERLER ihre Stellung in Friesland
wahrscheinlich der Gunst der beiden letzten Sachsen-Kaiser. Für weit
früheren Zeiten bieten die Quellen wohl keine Handhabe. Allerdings
werden bereits die COBBONEN für den Ausgang des 9. Jahrhudnerts als
Grafen von Friesland genannt.]. Der Komitat Liudolfs aber, der nur 18 Talente
einbrachte, wird wohl mit dem Komitat im Ooster- und Westergau westlich
der Lauwers zu identifizieren sein, der im Besitz der Brraunschweiger Familie
nachzuweisen ist, in dem das Kloster Werden jedoch nur geringen Besitz
hatte, so daß sich daher der niedrige Erlös erklärt.
Früher als der Komitat östlich der Emsmündung
ist dem WERLER Haus die Grafschaft Rudolfs westlich der Emsmündung
im Groningerland verlorengegangen. Schon in den Jahren 1044-1046 okkupierte
sie Herzog
Gottfried II. von Ober-Lothringen, der Anspruch auf ganz Lothringen
erhob; in den Jahren 1047/48 bereits erhielt Erzbischof
Adalbert von Bremen die Anwartschaft auf die Grafschaft. Die Übertragung
erfolgte jedoch erst 1057 unter HEINRICH
IV. und war auch für Bremen weder von langer Dauer
noch von großem Gewinn [D H IV 18; Adam III 46, 49. Nur 10 Jahre
war danach das Erzstift Bremen im Besitz der Grafschaft, die es zudem dem
Grafen
Ekbert I. von Braunschweig zu Lehen ausgeben mußte, da dieser
- vielleicht als Erbe der WERLER? - Anspruch darauf machte.]. Vielleicht
ergaben sich die Streitigkeiten um den Komitat im Groningerlande aus Anlaß
des Todes Rudolfs um 1044 und seines Sohnes Hermann
III. von Werl (Nr. 11), mit dem der Familienzweig Rudolfs noch
vor 1057 in männlicher Linie erlosch.
Außer den Komitatsrechten im Groningerland wissen
wir von keinen weiteren Herrschaftsrechten Rudolfs; für Vogteirechte
über Güter des Klosters Werden gibt es keinen Beleg [Für
die Jahre 1047 und 1052 ist ein Graf Hermann als Vogt des Klosters Werden
bezeugt (vgl. Kötzschke, Werdener Urbare I 551), der von Hömberg
als Sohn Rudolfs von Werl angesprochen worden ist (vgl. Comitate
27 und 33), so daß auch für den Vater schon die Vogteirechte
über Werden zu erschließen wären. Aber die beiden angeführten
Zeugnisse sind nicht auf Graf Hermann III. von Werl zu beziehen,
sondern auf einen Grafen Hermann, der wahrscheinlich zur Familie der Grafe
von berg gehört hat, da für denselben Ort, für den Hermann
bezeugt ist (Laupendahl bei Kettwig), sich später (1050-1063,1064,1093,1115)
die Grafen Adolf I., Adolf II. und Adolf III. von Berg finden (vgl. Melchers,
Seite 80), Hermann aber wohl auch mit jenem Vogt und Grafen Hermann zu
identifizieren ist, der in einer echten Urkunde des Klosters Deutz von
1045 als Adolfi filius bezeichnet wird und in Rechen bei Bochum
begegnet.]. Auch über Rudolfs Anteil am WERLER Allodioalbesitz
sind wir nicht unterrichtet [Aus dem Erbe Rudolfs könnten die
Besitzanteile an dem Hof in Oedingen sowie der Hof Basthusen (wüst,
2 km südwestlich von Werl) stammen, die Rudolfs Enkelin Oda
von Stade um 1100 an das Erzstift Köln tradierte (vgl. Korth,
Liber privilegiorum 197 f.; Bauermann, Scheda 227 ff). Aus der "dos" von
Rudolfs Sohn Hermann sollen nach Lange, Die Grafen von Northeim
49, Besitzanteile in Werl über dessen Gemahlin Richenza
an die NORTHEIMER
gekomemn sein, die im Allodienverzeichnis Siegfrieds
von Bomeneburg aufgeführt werden.]. Wenngleich so die Herrschaftsstellung
Rudolfs auch nicht an die seines älteren Bruders, Hermann
II. von Werl, heranreicht, so ergibt sich aus den Heiraten seines Sohnes
Hermann III. mit der
rheinischen Pfalzgräfin Richenza
und seiner Enkelin Oda (Nr. 13) mit dem Markgrafen Udo von Stade
doch, daß sein Familienzweig für Eheverbindungen mit dem führenden
Hochadel seiner Zeit nicht unebenbürtig war.
Für die Berechnung der Lebensdaten Rudolfs ist
aus dem Angeführten festzuhalten, daß Rudolf entsprechend
dem Zeitpunkt der WERL-Ehe seiner Mutter etwa 982/86 geboren ist,
sich entsprechend den Lebensansätzen seiner Nachkommen noch vor 1020
verheiratet hat - seine Gemahlin bleibt jedoch unbekannt - und um 1044
etwa gestorben ist. Sein Todestag kann - wie wahrscheinlich der seines
älteren Bruders Hermann - dem Essener Totenbuch entnommen werden,
das zum 12. Juli das Andenken an einen "Rudolphus comes"
bewahrt hat, der gewiß kein ganz unbedeutender Graf gewesen ist.
oo Adelheid ?
-
Kinder:
Hermann III.
vor 1020- 1052/53
Literatur:
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Annalista Saxo:
Reichschronik Seite 47,88 - Bollnow, Hermann: Die Grafen von
Werl. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte des 10. bis 12. Jahrhunderts.
Dissertation Stettin 1930 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der
Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln
Wien 1989 Seite 321 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den
Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte
Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987 Seite 152 -
Leidinger, Paul: Untersuchungen zur Geschichte der Grafen von Werl.
Ein Beitrag zur Geschichte des Hochmittelalters. Verein für Geschichte
und Altertumskunde Westfalens Abteilung Paderborn 1965 Seite 95-99 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993
Tafel 411 -