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"Leben Konrads II."

in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI

19. Von der Verschwörung einiger Deutschen.

Inzwischen waren, während der Kaiser in Italien verweilte, bei den Deutschen fruchtloser Weise große Mißgunst, viele Anschläge, viele Parteiungen gegen den Kaiser ausgebrochen. Um nämlich mit den kleineren zu beginnen und zu den größeren fortzuschreiten - ein Graf in Schwaben Namens Welf, reich an Land und mächtig im Kampfe, und der Augsburger Bischof Bruno geriethen mit einander in Streit und richteten durch Raub und Brand viel Schaden im Reiche an. Schließlich brach der genannte Graf in Augsburg selbst ein, plünderte den Schatz des Bischofs und verwüstete die ganze Stadt; er stellte denselben aber später vom Kaiser gezwungen wieder ganz zurück und entschädigte den Bischof. Kuno, der Herzog zu Worms, des Kaisers Vetter, der dem Kaiser zwar nicht treu, aber auch nicht sehr schädlich war, verhielt sich indessen ruhig. Friedrich, Herzog der Lothringer, der Stiefvater des genannten Kuno, wurde an der Verfolgung seiner feindseligen Bestrebungen gegen den Kaiser durch seinen Tod gehindert. Ernst, der Herzog von Alamannien, der  Stiefsohn des Kaisers Konrad, der noch kurz vorher durch Verleihung von Lehen und Aemtern von ihm geehrt war, fiel wiederum ab, sann vom Teufel angetrieben auf Empörung, verwüstete auf Antrieb einiger seiner Mannen die Provinz Elsaß und zerstörte die Burgen des Grafen Hugo, der mit dem Kaiser blutsverwandt war. Darauf drang er mit einer großen Heerschaar junger Leute in Burgund ein und fing an oberhalb der Burg zu Solothurn eine Insel mit Damm und Wall zu befestigen. Aber Rudolf, der König der Burgunder,  hinderte ihn daran, aus Furcht einen Feind des Kaisers aufzunehmen. Von da zurückziehend legte er oberhalb Zürich eine feste Burg an und fügte durch gewaltsame Heimsuchung der Reichenauer Kirche und ebenso der Abtei St. Gallen dem Vaterlande nicht geringen Schaden zu. So beharrte er, Gesetz und Gerechtigkeit hintansetzend, bis zu des Kaisers Rückkehr bei seinen frevelhaften Unternehmungen.