Twellenkamp Markus: Band I Seite 494,526,53
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"Das Haus Luxemburg" in: Die Salier und das Reich

Wichtiger als eine solche tatsächliche oder vermeintliche Beziehung zu den BILLUNGERN war aber wohl HERMANNS Verschwägerung mit den WELFEN. Die 'Historia Welforum' berichtet, Welf II. habe seine Gemahlin aus dem salischen Geschlecht (de gente Salica) gewählt, nämlich Imiza, die Schwester Herzog Heinrichs von Bayern, des Herzogs Friedrich von Nieder-Lothringen und des Bischofs Adalbero von Metz. Imiza war mithin eine Tante HERMANNS und Großmutter Herzog Welfs IV. von Bayern, dessen Anwesenheit bei der Wahl von Ochsenfurt durch die Augsburger Annalen bezeugt ist.
Dieser erste bayerische Herzog aus dem luxemburgischen Haus hat offensichtlich - so wie vorher die bayerischen LUITPOLDINGER und LIUDOLFINGER - nicht nur sein Herzogsgut, sondern auch das ihm anvertraute Königsgut in Bayern als Verfügungsmasse seines Hauses angesehen. Das zeigt sich wohl im Falle Osterhofen, als auch - und noch deutlicher - im Falle des Königsfiskus Mering bei Augsburg. Heinrichs Nichte Irmentrud (Imiza), die die Stammutter der jüngeren WELFEN wurde, konnte bereits um 1015 bei ihrer Heirat mit Welf II. (+ 1030) diesen wichtigen bayerischen Königsfiskus an der Lechgrenze (ebenso wie die beachtliche curtis Elisina in der Lombardei) an die WELFEN bringen. Wenig wahrscheinlich ist, daß die Kaiserin Kunigunde dieses Mering an ihre Familie ziehen konnte, zumal die 'Historia Welforum' im Zusammenhang mit der "königlichen villa" Mering nicht von der Kaiserin, wohl aber von Herzog Heinrich von Bayern spricht.
Bezüglich der familiären Positionen konnte der Herzog auch durchaus zufrieden sein. "Das LUXEMBURGER Haus nahm damals in Deutschland geradezu eine vorherrschenden Stellung ein". Heinrichs Bruder Friedrich wurde 1046 Herzog von Nieder-Lothringen, seine energische Schwester Imiza, Witwe des Grafen Welf II., wurde später Schöpferin und Stammutter der "Jüngeren" WELFEN. Imizas Schwägerin, Welfs Schwester Richlind, war die Gemahlin des letzten Ebersberger Grafen Adalberro II. Imizas kinderloser Sohn Welf III. - also Herzog Heinrichs Neffe - wurde noch vor dessen Tod Herzog von Kärnten, so daß der LUXEMBURGER "Clan" drei Herzogtümer innehatte.
Bereits unter Bruno kam es zu den ersten Auseinandersetzungen zwischen der Ausgburger Kirche und den WELFEN. Im Sommer und Herbst 1026 griff Welf II. das Hochstift an, nach heftigen Kämpfen wurden, wohl in Abwesenheit Brunos, Augsburg eingenommen und das bischöfliche Schatzhaus geplündert. Sicherlich verfolgten die Gegner KONRADS II., zu deren führenden Köpfen Welf neben den Herzögen von Schwaben und Ober-Lothringen gehörte, mit diesen Angriffen das Ziel, den Thronfolger in ihre Gewalt zu bringen. Allerdings erscheint es nicht vollkommen abwegig, bereits diese Auseinandersetzungen auch vor dem Hintergrund der territorialen Rivalität zwischen der Bischofskirche und den WELFEN zu sehen.