Damit scheint nun die Tatsache zu korrespondieren, dass
Welf
II. im 1. Viertel des 11. Jahrhunderts
im Besitz der Grafschaft im Nori- und Inntal war: Sie wurde ihm im Jahre
1027 von Kaiser KONRAD II., gegen den
er sich empört hatte entzogen und dem Hochstift Brixen verliehen.
Welf
war
Nachfolger eines Otto comes "de Hohenwarthe", der bis 1002/04 im
Norital und Inntal gewaltet hat.
Welf II. hat dann
nach der Jahrtausendwende den weiteren Schritt auf bairischen Boden getan,
nachdem Heinrich mit dem goldenen Wagen durch seine Ehe mit Atha
"von Hohenwarth" Beziehungen nach Bayern angeknüpft hatte. Und wieder
ist auch dieser Machtzuwachs allem Anschein nach nicht ohne eine engere
Verbindung mit dem Königtum erfolgt. Welfs
II. Gemahlin
Imiza, eine Tochter des Grafen Friedrich
von Luxemburg und Schwester Herzog Heinrichs von Bayern, war zugleich eine
Nichte der Kaiserin Kunigunde. Durch
Imiza,
so heben die Genealogia und die Historia Welforum ausdrücklich hervor,
sind die WELFEN in den Besitz der villa
regalis Mering gekommen; ihr verdanken sie damit ihre Position im Augstgau
östlich des Lech. Derselbe Welf
hat auch die Grafschaft Norital und Inntal erlangt, die KONRAD
II. ihm wieder entzogen hat. Und die Besitzungen im Vintschgau
sind, soweit wir sehen, ebenfalls in dieser Zeit auf die WELFEN
übergegangen. Dabei zeigt gerade im Vintschgau, wie schon im Ammergau,
noch der Siedlungszusammenhang an, dass die WELFEN
von Schwaben aus nach Bayern übergegriffen haben.
Welf II. hat damit
erfolgreich weitergeführt, was Heinrich mit dem goldenen Wagen
bewußt und planvoll eingeleitet hatte: die Schaffung einer breiten
und dauerhaften Machtgrundlage, die dem Geschlecht nach seiner großen
fränkischen Vergangenheit nun auch im Deutschen Reich eine Bedeutung
verlieh, durch die es wieder gleichrangig an die Seite der führenden
Familien trat [Diese Gleichrangigkeit spiegelt sich deutlich in den welfischen
Eheverbindungen seit Rudolf II. und
Welf
II.: Rudolf
war mit Itha, einer Tochter des Grafen Kuno
von Öhningen, vermählt, dessen Zugehörigkeit zu den ersten
Adligen des Landes - bei allen Rätseln, die er der Forschung aufgibt
- doch außer Frage steht. Erst recht gilt dies für die Gemahlin
Welfs
II., Imiza, deren Bruder Heinrich Herzog von Bayern und deren
Tante Kunigunde die Gemahlin HEINRICHS
II. war. Demgegenüber kam Atha "von Hohenwarth", die Gemahlin
Heinrichs mit dem goldenen Wagen, wohl auch aus adligem Hause, aber
doch kaum aus der höchsten Schicht. Die Frauen der übrigen süddeutschen
WELFEN
vor
Rudolf
II. und Heinrich mit dem goldenen Wagensind leider unbekannt.].
Heinrich
mit dem goldenen Wagen und Welf II. dürfen
daher als Neubegründer der welfischenMacht
in S-Deutschland gelten, als Wegbereiter des Geschlechtes in eine Zukunft,
die so ruhmvoll werden sollte, wie seine Vergangenheit.