Fleckenstein Josef: Seite 78,136
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"Herkunft der Welfen"

Damit scheint nun die Tatsache zu korrespondieren, dass Welf II. im 1. Viertel des 11. Jahrhunderts im Besitz der Grafschaft im Nori- und Inntal war: Sie wurde ihm im Jahre 1027 von Kaiser KONRAD II., gegen den er sich empört hatte entzogen und dem Hochstift Brixen verliehen. Welf war Nachfolger eines Otto comes "de Hohenwarthe", der bis 1002/04 im Norital und Inntal gewaltet hat.
Welf II. hat dann nach der Jahrtausendwende den weiteren Schritt auf bairischen Boden getan, nachdem Heinrich mit dem goldenen Wagen durch seine Ehe mit Atha "von Hohenwarth" Beziehungen nach Bayern angeknüpft hatte. Und wieder ist auch dieser Machtzuwachs allem Anschein nach nicht ohne eine engere Verbindung mit dem Königtum erfolgt. Welfs II. Gemahlin Imiza, eine Tochter des Grafen Friedrich von Luxemburg und Schwester Herzog Heinrichs von Bayern, war zugleich eine Nichte der Kaiserin Kunigunde. Durch Imiza, so heben die Genealogia und die Historia Welforum ausdrücklich hervor, sind die WELFEN in den Besitz der villa regalis Mering gekommen; ihr verdanken sie damit ihre Position im Augstgau östlich des Lech. Derselbe Welf hat auch die Grafschaft Norital und Inntal erlangt, die KONRAD II. ihm wieder entzogen hat. Und die Besitzungen im Vintschgau sind, soweit wir sehen, ebenfalls in dieser Zeit auf die WELFEN übergegangen. Dabei zeigt gerade im Vintschgau, wie schon im Ammergau, noch der Siedlungszusammenhang an, dass die WELFEN von Schwaben aus nach Bayern übergegriffen haben.
Welf II. hat damit erfolgreich weitergeführt, was Heinrich mit dem goldenen Wagen bewußt und planvoll eingeleitet hatte: die Schaffung einer breiten und dauerhaften Machtgrundlage, die dem Geschlecht nach seiner großen fränkischen Vergangenheit nun auch im Deutschen Reich eine Bedeutung verlieh, durch die es wieder gleichrangig an die Seite der führenden Familien trat [Diese Gleichrangigkeit spiegelt sich deutlich in den welfischen Eheverbindungen seit Rudolf II. und Welf II.: Rudolf war mit Itha, einer Tochter des Grafen Kuno von Öhningen, vermählt, dessen Zugehörigkeit zu den ersten Adligen des Landes - bei allen Rätseln, die er der Forschung aufgibt - doch außer Frage steht. Erst recht gilt dies für die Gemahlin Welfs II., Imiza, deren Bruder Heinrich Herzog von Bayern und deren Tante Kunigunde die Gemahlin HEINRICHS II. war. Demgegenüber kam Atha "von Hohenwarth", die Gemahlin Heinrichs mit dem goldenen Wagen, wohl auch aus adligem Hause, aber doch kaum aus der höchsten Schicht. Die Frauen der übrigen süddeutschen WELFEN vor Rudolf II. und Heinrich mit dem goldenen Wagensind leider unbekannt.]. Heinrich mit dem goldenen Wagen und Welf II. dürfen daher als Neubegründer der welfischenMacht in S-Deutschland gelten, als Wegbereiter des Geschlechtes in eine Zukunft, die so ruhmvoll werden sollte, wie seine Vergangenheit.