Noch im Herbst 1189 waren, entgegen ihren Versprechungen,
Heinrich
der Löwe und sein gleichnamiger Sohn aus England zurückgekehrt.
Der vorgeschobene Grund war der Tod der Gattin des Herzogs,
Mathilde, welche die welfischen
Interessen während seines Exils wahrgenommen hatte. Der
Anhang des Löwen verbreitete sofort, dass die Besitzungen der
WELFEN
gefährdet wären und
auch der Kaiser nicht genügend Vorsorge zu ihrem Schutz getroffen
hätte.
Zu Goslar traf der König noch einmal mit den Fürsten
zusammen - die Erzbischöfe von Mainz und Köln sowie Bernhard
von Sachsen an ihrer Spitze -, um anschließend bei Hornburg das Heer
zu sammeln. Man rückte gegen Braunschweig vor, das Heinrich,
der Sohn des Löwen, verteidigte. Die Stadt war wohlgerüstet
und konnte nicht eingenommen werden.
Heinrich der Löwe hatte noch zu Jahresbeginn
1190 seinen Sohn an den englischen Hof gesandt. Der junge Fürst sollte
die alte Allianz erneuern, die sich aus den verwandtschaftlichen Beziehungen
zwischen WELFEN
und
PLANTAGENETS
entwickelt
hatte, und seinem Haus auch künftig Hilfe von außen sichern.
Mitte Juli 1190 kam es in Fulda zum Friedensschluß
zwischen HEINRICH VI. und den WELFEN.
Da sich die WELFEN zuletzt bei der
Einhaltung von Vereinbarungen nicht sehr zuverlässig erwiesen hatten,
verlangte der König, dass Heinrich von Braunschweig,
der älteste Sohn Herzog Heinrichs, mit 50 Rittern am Italienzug
teilnähme, während der jüngere Sohn Lothar
als Geisel
gestellt werden mußte - Lothar
ist noch im selben Jahr in
jugendlichem Alter in Augsburg gestorben.
In dieser angespannten, ja bereits kritischen Situation,
wohl gegen Ende Juli, verließ Heinrich von
Braunschweig, der Sohn Heinrichs des Löwen, mit
seiner Mannschaft das Heer. Er fand in Neapel Aufnahme und soll zunächst
sogar die Verteidiger unterstützt haben, ehe er zu Schiff nach Rom
fuhr und weiter in die Heimat zurückkehrte. Die Motive seines Abfalls
vom Kaiser sind nicht eindeutig zu ermitteln, doch mag die grassierende
Epidemie, die erkennbar zu einem Disaster führen mußte, wesentlich
dazu beigetragen haben [Es ist auch zu bedenken, dass Heinrichs
Bruder Lothar kurz zuvor in Augsburg verstorben war.]. Mit Heinrich
von Braunschweig, der am 5. August in Rom ein päpstliches
Privileg für das welfische Haus
erhalten hatte, kam die Nachricht von der Katastrophe vor Neapel nach Norden.
Es hieß sogar, der Kaiser selbst wäre tot.
Zu Pfingsten 1192 hielt HEINRICH
VI. zu Worms einen Hoftag, auf welchem Herzog
Heinrich von Braunschweig wegen Felonie
geächtet wurde.
Agnes von Staufen war die Erbin dieses Besitzes.
Bereits seit einiger Zeit hatte ein Verlöbnis mit Heinrich
von Braunschweig bestanden, eine Verbindung, die dem Kaiser
keineswegs wünschenswert erscheinen konnte, so dass sich andere, der
staufischen
Sache
dienliche Überlegungen anboten. Es war jedoch die Mutter von Agnes
die diese Pläne energisch durchkreuzte. Pfalzgräfin Irmingard
nützte im November 1193 eine Abwesenheit ihres Gatten und ließ
den WELFEN
heimlich auf ihre Burg
Stahleck in der Nähe von Bacharach am Rhein kommen, wo sofort
die Trauung vorgenommen wurde. Pfalzgraf Konrad stimmte nachträglich
nach einigem Zögern der Verbindung zu und lehnte auch die Forderung
des erzürnten Kaisers ab, die Ehe aufzulösen. Auffallend rasch
gelang es, HEINRICH
zu beschwichtigen,
und zu Ende Januar 1194 finden wir Pfalzgraf Konrad und seinen Schwiegersohn
bereits am Kaiserhof. Der Kaiser nahm den jungen WELFEN
in Gnaden auf.
Am 6. August 1195 verschied Heinrich der Löwe
und wurde an der Seite seiner Gattin Mathilde
in der Stiftskirche in Braunschweig beigesetzt. Sein ältester
Sohn
Heinrich
weilte an seinem Sterbelager.
Er sollte wenig später die Pfalzgrafschaft am Rhein übernehmen,
da auch sein Schwiegervater,
Pfalzgraf Konrad,
in diesem Jahr 1195 verstarb.
Das Gros der Kreuzfahrer brach um die Weihnachtszeit
1196 nach Süden auf, andere folgten in den Frühlingsmonaten.
Wieder lassen sich fromme Stiftungen und Schenkungen belegen, die von den
Teilnehmern einer glücklichen Heimkehr wegen getätigt wurden.
Mancher, unter ihnen auch der Pfalzgraf Heinrich,
mußte Rechte verpfänden, um Geldmittel aufzutreiben.