Einziger Sohn des Signore
Galeazzo II. Visconti von Mailand und der Blanka
Maria von Savoyen-Aosta, Tochter von Graf Aimon II.
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 1723
********************
Visconti, Gian Galeazzo, 1. Herzog von Mailand
------------------------------
* 16. Oktober 1351, + 3. September 1402
Melagnano
Sohn Galeazzos II. und der Blanca von Savoyen, Schwester Graf Amadeus‘ VI.
In früher Jugend wurde er mit Isabella
von Valois (+ 1372), der Tochter König
Johanns II. von Frankreich, verlobt, der nach der Niederlage
bei Poitiers (1356) König Eduard III. von
England ein Löseegld von 4.000.000 Ecus zahlen mußte
und für die ihm von Galeazzo II. gebotenen 300.000 Scudi die
Verschwägerung akzeptierte.
Gian Galeazzo
Visconti führte seit 1361 nach der Mitgift Isabellas,
der Grafschaft Vertus (Champagne), den Titel "Conte di Virtu".
Der Ehe (1365) entstammten die Tochter Valentina(1366)
ud die Söhne Azzone (1369-1380), Carlo (1372-1376)
und Gian Galeazzo (+ 1376). 1372 leitete Gian
Galeazzo die Eroberung von Asti. Am 8. Januar 1375 erklärte
ihn sein Vater für großjährig, um seine Rechte vor dem
präpotenten Bernabo
zu schützen, und übergab ihm die Herrschaft über alle Gebiete
westlich des Tessin. Nach dem Tod
Galeazzos II. ließ sich
Gian
Galeazzo Visconti
in Pavia nieder und unterwarf sich scheinbar einige Jahre lang der Herrschaft
seines Onkels Bernabo, dessen Tochter Caterina
er 1380 heiratete. Daß Gian Galeazzo Visconti
sich nicht mit der Überlegenheit des Onkels abfinden wollte, beweist
daß er schon 1379 von König
WENZEL das Vikariat erwirkte. Nach wachsenden Spannungen
mit Bernabo (nicht zuletzt um Jagdrechte) ließ GianGaleazzo
Visconti am 6. Mai 1385 den Onkel und dessen Söhne
Ludovicound
Rodolfo
bei einem informellen Zusammentreffen gefangennehmen und in das Kastell
von Porta Giovia bringen. Gian Galeazzo Viscontibemächtigte
sich der Stadt und der Schätze
Bernabos und ließ sich
vom Rat der 900 zum Dominus generalis proklamieren. Nachdem er sich
die Kontrolle über die Markgrafschaft Montferrat und Saluzzo und die
Neutralität des Hauses SAVOYEN gesichert hatte, begann
Gian
Galeazzo Visconti mit einem gewaltigen Eroberungsfeldzug im
Veneto und in der Toskana, um das größte Ziel der VISCONTI
zu
erreichen, den Titel eines Königs der Lombardei und Tusziens. Gian
Galeazzo Viscontis Unterstützung
Urbans IV. gegen seinen
angevinischen Rivalen ließ den Plan als reealisierbar erscheinen.
1386 begann Gian Galeazzo zum Ruhm
der Stadt und seines Hauses mit dem Bau des Mailänder Domes aus weißrötlichem
Candoglia-Marmor. Ein Abkommen mit Venedig ermöglichte es ihm, die
Signorie der DELLA
SCALA zu stürzen und Verona unsd Vicenza in seine Gewalt zu
bringen (1387). Auf den von Florenz initiierten Versuch, ein Anti-VISCONTI-Bündnis
mit den deutschen Fürsten, die mit den Nachkommen Bernabos verschwägert
waren, mit den Grafen von Savoyen und mt Frankreich zustandenzubringen,
und auf die neue Konsolidierung der CARRARA-Herrschaft in Padua (1390)
reagierte er durch die Verheiratung seiner Tochter Valentina mit
Herzog
Ludwig von Orleans. Um den wachsenden französischen Einfluß
auf italienischem Boden auszugleichen, erwirkte er von König
WENZEL für sich und die legitimen männlichern Nachkommen
die Investitur mit dem Herzogtum Mailand (11. Mai 1395), die Grafentitel
von Angers und Pavia (1396) und schließlich den Herzogstitel
der Lombardei (1397). Gian Galeazzo Viscontireorganisierte
und zentralisierte das Herzogtum durch legislative Maßnahmen, sicherte
sich die Kontrolle über die Vergabe der Kirchenlehen und errichtete
neue politische, diüplomatische, juristische und administrative Institutionen
un Steuerbehäörden. Er förderte die Universität Pavia
als Ausbildungsstätte für seinen Beamtenapparat und unerstützte
die Wirtschaft unter anderem durch Steuerentlastungen, Privilegien und
inernationale Handelsverträge. Um die Beziehungen mit Frankreich -
dessen Neutralität er für seine Expansiosnpolitik benötigte
- nicht zu trüben, verzichtete er nach der Einnahme Carraras und der
Lunigiana auf seine Eroberungspläne bezüglich Genua und Savona
zugunsten des französischen Königs (1396). Er brachte Pisa unter
die Oberherrschaft Mailands, besetzte Perugia, Assisi und Siena und wandelte
Lucca in eine Art Protektorat um. Das bedrohte Florenz fand in RUPRECHT
VON DER PFALZ, als politischer Gegenspieler WENZELS
den
VISCONTI
feindlich gesonnen, einen Verbündeten. Bei seinem Italienfeldzug erlitt
der deutsche König jedoch eine schwere Niederlage bei Brescia (1401).
Der plötzliche Tod des Herzogs, vielleicht an der Pest oder an
einem Fieber, bewahrte Florenz vor der Übergabe an die VISCONTI.
Gian
Galeazzo Viascontis Testament (1397) zeigt das Bestreben, nach
dem Vorbild der großen europäischen Dynastien die Sakralität
seiner Person und seiner Nachkommen (Giovanni
Maria, Filippo
Maria, legitimierter unehelicher Sohn Gabriele
Maria) zu betonen.
JOHANN GALEAZZO I.
---------------------------------
* 1351, + 1402 (ermordet?)
Gian Galeazzo folgte 1378 seinem Vater zu Parma und wurde 1380 als kaiserlicher Vikar bestätigt. Er war ein klarer politischer Kopf, ein geschickter Diplomat und Stratege und ein bedeutender Mäzen durch seine Begeisterung für Ästhetik, Künste und Wissenschaften. Er errichtete den Dom zu Mailand, die Kartause von Pavia und stiftete eine bedeutende Bibliothek und eine Akademie für Baukunst und Malerei, erneuerte die Universität von Piacenza und ließ das mailändische Recht neu und modern kodifizieren. 1385 lockte der scheinbar stille, intellektuelle, fromme Gian Galeazzo, der gemeinsam mit seinem Onkel Barnabas regierte, diesen mit zwei seiner fünf Söhne in eine Falle und warf sie alle ins Gefängnis, wo Barnabas schließlich vergiftet wurde. Er enterbte alle Cousins, da sie seinen Plänen entgegenstanden. Er legte Unteilbarkeit und Primogenitur fest und war eine überragende Herrscherpersönlichkeit der italienischen Signorie, strebte mit seinen hochfliegenden Plänen letztlich nach der langobardischen Königskrone und eroberte in imponierender Manier unter anderem Belluno, Verona, Feltre, Vicenza, Asti, Mondovi, Pisa, Lucca, Bologna, Assisi, Siena, Perugia und Massa. Er erkaufte sich 1395 für 100.000 Goldgulden vom deutschen König WENZEL die Titel eines Herzogs von Mailand (11.5.1395) und Grafen von Pavia und wurde damit Reichsfürst. Sein Herzogtum sollte den wachsenden französischen Einfluß in Italien zugunsten kaiserlicher Positionen bremsen. Am 21. 10.1401 besiegte er die Truppen König RUPRECHTS am Gardasee, der die Herzogserhebung rückgängig machen wollte, galt sie doch als Verschleuderung von Reichsgut, was Mitanlaß zur Absetzung WENZELS wurde. Er förderte Handel und Gewerbe. Seine Expansion ging besonders auf Kosten von Savoyen, Montferrat, Venedig und Florenz; er plante letzteres zu erobern, hatte es schon eingekreist und wurde wohl von einem von Florenz gedungenen Priester vergiftet (vergiftete Hostie).
1. oo 1360
ISABELLA VON FRANKREICH
* 1348, + 1372
Tochter des König Johann II. und der Judith von Luxemburg-Böhmen
2. oo 1380
ISABELLA VISCONTI, Cousine
+ X. 1404
Tochter des Barnabas
4. KAPITEL
Von Filippos Vater Gian Galeazzo
Gian Galeazzo, Filippos Vater, vermählte
sich noch in jungen Jahren mit Elisabeth
[Isabella], der Tochter des Königs
von Frankreich. Von ihr hatte er einen Sohn Azzone und noch andere
Kinder. Nach ihrem Tode, als von seinen Kindern außer einer Tochter
keines mehr am Leben war, nahm er Bernabos Tochter Caterina
zur Frau, da er fürchtete sonst von seinem Oheim mit Gewalt gestürzt
zu werden; darnach brachte er seinen Schwiegervater durch List in seine
Gewalt. Nachdem er so die ganze Herrschaft auf sich vereinigt hatte, wurde
er der erste Herzog aus dem Hause VISCONTI. Er dehnte seines Reiches
Grenzen aus bis an das Adriatische Meer, denn Verona, Vicenza, Padua und
noch andere Städte waren in seiner Hand; in Toscana aber besaß
er Pisa, Siena und Perugia. Und so hohen Klang hatte sein Name m
Ausland, daß der Sultan von Arabien ihm verstattete zu Jerusalem
eine Kirche zu bauen. Seine Söhne waren Giovanni [Maria]
und Filippo Maria. Giovanni [Maria], der mit zu wenig
Klugheit vorging, fiel einer Verschwörung seiner Vettern zum Opfer.
1360
1. oo Isabella von Frankreich, Tochter des Königs
Johann II.
1.9.1348-11.9.1372
2.10.1380
2. oo Katharina Visconti, Tochter des Signore
Barnabas
um 1360-17.10.1404
Kinder:
1. Ehe
Valentine Erbin von Asti
1366-4.12.1408
17.8.1389
oo Ludwig I. Herzog von Orleans
13.3.1372-23.11.1407
Azzone
1369-1380
Carlo
1372-1376
Gian Galeazzo
- 1376
2. Ehe
Gian Maria
1388-16.5.1412 ermordet
Filippo Maria
23.9.1392-13.8.1447
Illegitim
Gabriele Maria
-
Literatur:
-----------
Cleugh James: Die Medici. Macht und Glanz einer
europäischen Familie. Bechtermünz Verlag 1996 Seite 46 - Decembrio,
Piercandido: Leben des Filippo Maria Visconti und Taten des Francesco Sforza.
Verlag Eugen Diederichs Jena Seite 4-5 - Hale John R.: Die Medici
und Florenz. Die Kunst der Macht Belser Verlag Stuttgart - Zürich
1978 Seite 9,22,23 - Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine
spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437.
Verlag W. Kohlhammer 2000 Seite 208,213,218,220,265,275 - Hoensch,
Jörg K.: Kaiser Sigismund. Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit 1368-1437.
Verlag C.H. Beck München 1996 Seite 17,24,108,141,170,338,558 - Simon
Kate: Die Gonzaga. Eine Herrscherfamilie der Renaissance. Verlag Kiepenhauer
& Witsch Köln 1991 Seite 39,44 - Stoob Heinz: Kaiser Karl
IV. und seine Zeit. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 25,190,
208 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln
zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-,
Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa,
R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 442 - Tuchmann, Barbara: Der ferne
Spiegel. Das dramatische 14. Jahrhundert, Claassen Verlag GmbH Düsseldorf
1991, Seite 183,220,225,362,f.,357f.,467,505 -