Gian Galeazzo                                 Signore von Mailand (1378-1395)
------------------                                Herzog von Mailand (1395-1402)
 11.1351-3.9.1402                           Graf von Vertus
               Schloß Marignano
 

Einziger Sohn des Signore Galeazzo II. Visconti von Mailand und der Blanka Maria von Savoyen-Aosta, Tochter von Graf Aimon II.
 

Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 1723
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Visconti, Gian Galeazzo, 1. Herzog von Mailand
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* 16. Oktober 1351, + 3. September 1402
                                  Melagnano

Sohn Galeazzos II. und der Blanca von Savoyen, Schwester Graf Amadeus‘ VI.

In früher Jugend wurde er mit Isabella von Valois (+ 1372), der Tochter König Johanns II. von Frankreich, verlobt, der nach der Niederlage bei Poitiers (1356) König Eduard III. von England ein Löseegld von 4.000.000 Ecus zahlen mußte und für die ihm von Galeazzo II. gebotenen 300.000 Scudi die Verschwägerung akzeptierte. Gian Galeazzo Visconti führte seit 1361 nach der Mitgift Isabellas, der Grafschaft Vertus (Champagne), den Titel "Conte di Virtu". Der Ehe (1365) entstammten die Tochter Valentina(1366) ud die Söhne Azzone (1369-1380), Carlo (1372-1376) und Gian Galeazzo (+ 1376). 1372 leitete Gian Galeazzo die Eroberung von Asti. Am 8. Januar 1375 erklärte ihn sein Vater für großjährig, um seine Rechte vor dem präpotenten Bernabo zu schützen, und übergab ihm die Herrschaft über alle Gebiete westlich des Tessin. Nach dem Tod Galeazzos II. ließ sich Gian Galeazzo Visconti in Pavia nieder und unterwarf sich scheinbar einige Jahre lang der Herrschaft seines Onkels Bernabo, dessen Tochter Caterina er 1380 heiratete. Daß Gian Galeazzo Visconti sich nicht mit der Überlegenheit des Onkels abfinden wollte, beweist daß er schon 1379 von König WENZEL das Vikariat erwirkte. Nach wachsenden Spannungen mit Bernabo (nicht zuletzt um Jagdrechte) ließ GianGaleazzo Visconti am 6. Mai 1385 den Onkel und dessen Söhne Ludovicound Rodolfo bei einem informellen Zusammentreffen gefangennehmen und in das Kastell von Porta Giovia bringen. Gian Galeazzo Viscontibemächtigte sich der Stadt und der Schätze Bernabos und ließ sich vom Rat der 900 zum Dominus generalis proklamieren. Nachdem er sich die Kontrolle über die Markgrafschaft Montferrat und Saluzzo und die Neutralität des Hauses SAVOYEN gesichert hatte, begann Gian Galeazzo Visconti mit einem gewaltigen Eroberungsfeldzug im Veneto und in der Toskana, um das größte Ziel der VISCONTI zu erreichen, den Titel eines Königs der Lombardei und Tusziens. Gian Galeazzo Viscontis Unterstützung Urbans IV. gegen seinen angevinischen Rivalen ließ den Plan als reealisierbar erscheinen. 1386 begann Gian Galeazzo zum Ruhm der Stadt und seines Hauses mit dem Bau des Mailänder Domes aus weißrötlichem Candoglia-Marmor. Ein Abkommen mit Venedig ermöglichte es ihm, die Signorie der DELLA SCALA zu stürzen und Verona unsd Vicenza in seine Gewalt zu bringen (1387). Auf den von Florenz initiierten Versuch, ein Anti-VISCONTI-Bündnis mit den deutschen Fürsten, die mit den Nachkommen Bernabos verschwägert waren, mit den Grafen von Savoyen und mt Frankreich zustandenzubringen, und auf die neue Konsolidierung der CARRARA-Herrschaft in Padua (1390) reagierte er durch die Verheiratung seiner Tochter Valentina mit Herzog Ludwig von Orleans. Um den wachsenden französischen Einfluß auf italienischem Boden auszugleichen, erwirkte er von König WENZEL für sich und die legitimen männlichern Nachkommen die Investitur mit dem Herzogtum Mailand (11. Mai 1395), die Grafentitel von Angers und Pavia (1396) und schließlich den Herzogstitel der Lombardei (1397). Gian Galeazzo Viscontireorganisierte und zentralisierte das Herzogtum durch legislative Maßnahmen, sicherte sich die Kontrolle über die Vergabe der Kirchenlehen und errichtete neue politische, diüplomatische, juristische und administrative Institutionen un Steuerbehäörden. Er förderte die Universität Pavia als Ausbildungsstätte für seinen Beamtenapparat und unerstützte die Wirtschaft unter anderem durch Steuerentlastungen, Privilegien und inernationale Handelsverträge. Um die Beziehungen mit Frankreich - dessen Neutralität er für seine Expansiosnpolitik benötigte - nicht zu trüben, verzichtete er nach der Einnahme Carraras und der Lunigiana auf seine Eroberungspläne bezüglich Genua und Savona zugunsten des französischen Königs (1396). Er brachte Pisa unter die Oberherrschaft Mailands, besetzte Perugia, Assisi und Siena und wandelte Lucca in eine Art Protektorat um. Das bedrohte Florenz fand in RUPRECHT VON DER PFALZ, als politischer Gegenspieler WENZELS den VISCONTI feindlich gesonnen, einen Verbündeten. Bei seinem Italienfeldzug erlitt der deutsche König jedoch eine schwere Niederlage bei Brescia (1401). Der plötzliche Tod des Herzogs, vielleicht an der Pest oder an einem Fieber, bewahrte Florenz vor der Übergabe an die VISCONTI. Gian Galeazzo Viascontis Testament (1397) zeigt das Bestreben, nach dem Vorbild der großen europäischen Dynastien die Sakralität seiner Person und seiner Nachkommen (Giovanni Maria, Filippo Maria, legitimierter unehelicher Sohn Gabriele Maria) zu betonen.



Thiele, Andreas: Tafel 442
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

JOHANN GALEAZZO I.
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* 1351, + 1402 (ermordet?)

Gian Galeazzo folgte 1378 seinem Vater zu Parma und wurde 1380 als kaiserlicher Vikar bestätigt. Er war ein klarer politischer Kopf, ein geschickter Diplomat und Stratege und ein bedeutender Mäzen durch seine Begeisterung für Ästhetik, Künste und Wissenschaften. Er errichtete den Dom zu Mailand, die Kartause von Pavia und stiftete eine bedeutende Bibliothek und eine Akademie für Baukunst und Malerei, erneuerte die Universität von Piacenza und ließ das mailändische Recht neu und modern kodifizieren. 1385 lockte der scheinbar stille, intellektuelle, fromme Gian Galeazzo, der gemeinsam mit seinem Onkel Barnabas regierte, diesen mit zwei seiner fünf Söhne in eine Falle und warf sie alle ins Gefängnis, wo Barnabas schließlich vergiftet wurde. Er enterbte alle Cousins, da sie seinen Plänen entgegenstanden. Er legte Unteilbarkeit und Primogenitur fest und war eine überragende Herrscherpersönlichkeit der italienischen Signorie, strebte mit seinen hochfliegenden Plänen letztlich nach der langobardischen Königskrone und eroberte in imponierender Manier unter anderem Belluno, Verona, Feltre, Vicenza, Asti, Mondovi, Pisa, Lucca, Bologna, Assisi, Siena, Perugia und Massa. Er erkaufte sich 1395 für 100.000 Goldgulden vom deutschen König WENZEL die Titel eines Herzogs von Mailand (11.5.1395) und Grafen von Pavia und wurde damit Reichsfürst. Sein Herzogtum sollte den wachsenden französischen Einfluß in Italien zugunsten kaiserlicher Positionen bremsen. Am 21. 10.1401 besiegte er die Truppen König RUPRECHTS am Gardasee, der die Herzogserhebung rückgängig machen wollte, galt sie doch als Verschleuderung von Reichsgut, was Mitanlaß zur Absetzung WENZELS wurde. Er förderte Handel und Gewerbe. Seine Expansion ging besonders auf Kosten von Savoyen, Montferrat, Venedig und Florenz; er plante letzteres zu erobern, hatte es schon eingekreist und wurde wohl von einem von Florenz gedungenen Priester vergiftet (vergiftete Hostie).

  1. oo 1360
           ISABELLA VON FRANKREICH
           * 1348, + 1372

Tochter des König Johann II. und der Judith von Luxemburg-Böhmen

  2. oo 1380
           ISABELLA VISCONTI, Cousine
                   + X. 1404

Tochter des Barnabas



Decembrio, Piercandido: Seite 4-5
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"Leben des Filippo Maria Visconti dritten Herzogs von Mailand"

4. KAPITEL

Von Filippos Vater Gian Galeazzo

Gian Galeazzo, Filippos Vater, vermählte sich noch in jungen Jahren mit Elisabeth [Isabella], der Tochter des Königs von Frankreich. Von ihr hatte er einen Sohn Azzone und noch andere Kinder. Nach ihrem Tode, als von seinen Kindern außer einer Tochter keines mehr am Leben war, nahm er Bernabos Tochter Caterina zur Frau, da er fürchtete sonst von seinem Oheim mit Gewalt gestürzt zu werden; darnach brachte er seinen Schwiegervater durch List in seine Gewalt. Nachdem er so die ganze Herrschaft auf sich vereinigt hatte, wurde er der erste Herzog aus dem Hause VISCONTI. Er dehnte seines Reiches Grenzen aus bis an das Adriatische Meer, denn Verona, Vicenza, Padua und noch andere Städte waren in seiner Hand; in Toscana aber besaß er Pisa, Siena und  Perugia. Und so hohen Klang hatte sein Name m Ausland, daß der Sultan von Arabien ihm verstattete zu Jerusalem eine Kirche zu bauen. Seine Söhne waren Giovanni [Maria] und Filippo Maria. Giovanni [Maria], der mit zu wenig Klugheit vorging, fiel einer Verschwörung seiner Vettern zum Opfer.
 
 
 
 

    1360
  1. oo Isabella von Frankreich, Tochter des Königs Johann II.
           1.9.1348-11.9.1372

  2.10.1380
  2. oo Katharina Visconti, Tochter des Signore Barnabas
           um 1360-17.10.1404
 
 
 
 

Kinder:
1. Ehe

  Valentine Erbin von Asti
  1366-4.12.1408

 17.8.1389
   oo Ludwig I. Herzog von Orleans
       13.3.1372-23.11.1407

  Azzone
 1369-1380

  Carlo
  1372-1376

  Gian Galeazzo
         - 1376

2. Ehe

  Gian Maria
  1388-16.5.1412 ermordet

  Filippo Maria
  23.9.1392-13.8.1447

Illegitim

  Gabriele Maria
         -
 
 
 
 

Literatur:
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Cleugh James: Die Medici. Macht und Glanz einer europäischen Familie. Bechtermünz Verlag 1996 Seite 46 - Decembrio, Piercandido: Leben des Filippo Maria Visconti und Taten des Francesco Sforza. Verlag Eugen Diederichs Jena Seite 4-5 - Hale John R.: Die Medici und Florenz. Die Kunst der Macht Belser Verlag Stuttgart - Zürich 1978 Seite 9,22,23 - Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 Seite 208,213,218,220,265,275 - Hoensch, Jörg K.: Kaiser Sigismund. Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit 1368-1437. Verlag C.H. Beck München 1996 Seite 17,24,108,141,170,338,558 - Simon Kate: Die Gonzaga. Eine Herrscherfamilie der Renaissance. Verlag Kiepenhauer & Witsch Köln 1991 Seite 39,44 - Stoob Heinz: Kaiser Karl IV. und seine Zeit. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 25,190, 208 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 442 - Tuchmann, Barbara: Der ferne Spiegel. Das dramatische 14. Jahrhundert, Claassen Verlag GmbH Düsseldorf 1991, Seite 183,220,225,362,f.,357f.,467,505 -