Cellesche Zeitung 22.9.2001 - Sachsenspiegel 38-2001

Ein deutscher Kaiser aus der Südheide
Auf Spurensuche in Lutterloh und Umgebung

Das kleine Dorf Lutterloh gehörte früher zu Weesen und nach der Umgemeindung 1972 ist es heute ein Ortsteil von Unterlüß. Schon seit Jahrhunderten beschäftigt es die Menschen dort und auch die Historiker, ob hier ein Deutscher Kaiser geboren wurde. Befassen wir uns darum einmal eingehend mit Kaiser LOTHAR.

Lutterloh kennen die meisten nur vom Durchfahren, wenn sie die Straße zwischen Hermannsburg und Unterlüß benutzen. An einen Namen Lothar erinnert nur das ehemalige Gasthaus "Zum Lotharstein". Ebenso auf der Durchreise wie heutige Autofahrer muss damals das fürstliche sächsische Gefolge gewesen sein; und dann kam hier mitten im Wald, auf einer einsamen Heerstraße, ein Kind zur Welt, ein Junge. Später sollte er Herzog, dann König und auch noch Kaiser werden.

Ebenso viele Befürworter wie Zweifler

Die Historiker haben es sich in den letzten Jahrhunderten nicht einfach gemacht. Es gab ebenso viele Befürworter wie Zweifler, ob dieser Junge wirklich der spätere Kaiser LOTHARS VON SUPPLINBURG, Kaiser LOTHAR III., war.

Beginnen wir mit den Kaisern. Oft war es ein zähes Ringen, wenn nicht gleich ein richtiger Kampf, welches Adelshaus den neuen Deutschen König stellte. Der Beginn wird in das Jahr 919 gelegt. Die Episode KARL DER GROSSE war zu den Akten gelegt. In einer Erzählung werden erstmals die Stämme des ostfränkischen Reiches gemeinsam genannt. Das waren die Franken, Sachsen, Bayern, Schwaben und ab 925 auch Lothringen. Dazu kamen die sächsischen und bayerischen Marken. Daraus entstand das regnum teutonicorum, das Reich der Deutschen.

Erster König wurde Sachsen-Herzog Heinrich I. Die Könige waren schwach und hatten kaum Durchsetzungsgewalt gegen die nicht gerade freundschaftlich gesinnten Herzogtümer. So bekam HEINRICH I. auch gleich einen bayerischen Gegen-König, Herzog Arnulf der Böse.

Nach HEINRICH I. (919-936) kamen die OTTONEN, die auch sächsische Herzöge waren: OTTO I. (936-973), OTTO II. (973-983), OTTO III. (983-1002) und HEINRICH II. (1002-1024). Dann kamen die Franken: KONRAD II. (1024-1039), HEINRICH III. (1039-1056), HEINRICH IV. (1056-1106) und HEINRICH V. (1106-1125). Am 30. August 1125 wurde der Sachsen-Herzog Lothar von Supplinburg als LOTHAR III. zum neuen deutschen König gewählt.

Als Geburtsjahr Lothars wird 1075 angegeben

Sein Geburtstag steht nicht fest. Als Geburtsjahr nehmen die Historiker 1075 an. Vom Sachsen-Herzog Lothar von Supplinburg wissen Geschichtsschreiber nicht viel zu berichten, von König LOTHAR III. schon etwas mehr, geschichtlich interessant er erst als Kaiser.

Im angenommenen Geburtsjahr Lothars, genau am 13. Juni (seltsamerweise ist dieses Datum genau vermerkt), schlägt der Deutsche König HEINRICH IV. (ein Franke) einen sächsischen Fürstenaufstand nieder, weil die Sachsen nicht mit einer erweiterten Macht des Franken einverstanden sind. Zu der Zeit hatte dieser Deutsche König kein eigenes Herzogtum mehr, denn die Kaiser-Witwe Agnes von Poitou hatte alle Besitztümer an die anderen Fürstenhäuser abgeben müssen. Als HEINRICH IV. neue Burgen bauen ließ und versuchte, Ländereien zurückzubekommen, gingen die Sachsen-Herzöge Otto von Northeim und Magnus von Sachsen, dazu der Erzbischof Werner von Magdeburg und der Bischof Burchardt von Halberstadt militärisch gegen ihren König vor. Dabei war der Sachse Otto von Northeim seltsamerweise ein Herzog von Bayern und der Anführer aller Sachsen.

Hier ist aber keine Rede von einem Herzog von Supplinburg. Also war Lothars Vater, der Graf Gebhard von Supplinburg, ein unscheinbarer Sachse. Zunächst musste König HEINRICH IV. fliehen. Andere Adelsstände und auch das Bürgertum halfen schließlich dem König, so dass er am 13. Juni 1075 die Sachsen bei Homburg an der Unstrut schlagen konnte.

Knapp ein Jahr später (am 14. Februar 1076) setzte der Papst Gregor VII den Deutschen König ab und belegte ihn mit dem päpstlichen Bann. Der Bann war das Erlöschen der Regierungsgewalt. Der König war damit machtlos und durfte keine Gesetze und Gebote mehr erlassen. Das bestimmte die Kirche in Rom, also der Papst.

HEINRICH IV. unterwarf sich schließlich dem Papst und zog im Januar 1077 barfuß bei Eis und Schnee nach Canossa (Burg bei Modena). Dieser Gang ist in die Geschichte eingegangen, besänftigte den Papst und schwächte wieder die Sachsen-Herzöge. Noch immer finden wir in der Geschichte kein Wort auf einen Sachsen-Herzog von Supplinburg.

Am 7. März 1080 bekommt der Deutsche König HEINRICH IV. von Papst Gregor VII einen erneuten Kirchenbann. Diesmal missfiel das vielen Bischöfen und auch den Sachsenherzögen. Zudem hatte König HEINRICH IV. noch einen Gegen-König. Diesen RUDOLF VON RHEINFELDEN besiegte er in der Schlacht an der Weißen Elster am 15. Oktober 1080. Dabei verlor RUDOLF seine rechte Hand, kurz danach starb er. Eine Schwächung der Sachsen war der Italienfeldzug des Königs, wo er am 31. März 1084 Rom eroberte und vom neuen Papst Klemens III. zum Deutschen Kaiser gekrönt wurde, denn Papst Gregor VII. war geflohen. Den neuen Papst Klemens III. hatte HEINRICH IV. eingesetzt, damit er ihn zum Kaiser machte.

Im Jahr 1087 ist noch immer von keinem Herzog Lothar von Supplinburg die Rede. In diesem Jahr lässt Kaiser HEINRICH IV. seinen Sohn KONRAD zum König krönen und bestimmt ihn zu seinem Nachfolger. Kaiser HEINRICH befand sich auf dem Gipfel seiner Macht. Seine Gegner im Lande lebten nicht mehr oder waren geschwächt. Dann aber wachte die Kirche in Rom auf. Der Gegenpapst Klemens III. bekam unfreiwillig Papst Urban II an die Seite, der durch Scheinehen die geschwächten deutschen Fürstenhäuser vereinte und stärkte.

Während schon ein Lothar in Supplinburg sein Machtpotential ausbaute, worüber leider kein Geschichtsbuch eingehend berichtet, musste Kaiser HEINRICH noch einmal ran. Er schaltete die neue Opposition in Deutschland aus und trieb in Rom auch Papst Urban II. in die Flucht, konnte jedoch die italienischen Städte nicht noch einmal unterwerfen.

Plötzlich hatte er seinen Sohn KONRAD gegen sich, der als deutscher König nun auch König von Italien wurde. Eupraxia, HEINRICHS zweite Frau wandte sich auch von ihm ab und unterstützte Papst Urban II., der bald danach zum ersten Kreuzzug aufrief.

Damit war HEINRICH IV. nur noch auf dem Papier Kaiser und saß in Italien fest. Bald schon wurde sein Sohn KONRAD geächtet und starb im Jahr 1101. 1102 wurde HEINRICH IV. erneut mit dem Kirchenbann belegt, diesmal vom neuen Papst Paschalis II. Um aus dem Bann zu kommen, versprach HEINRICH IV. dem Papst einen weiteren Kreuzzug. Ab dem Jahr 1103 überschlugen sich die Ereignisse.

Ein weiterer Sohn des Kaisers stellte sich gegen seinen Vater. Der Sohn HEINRICH nahm die deutsche Königskrone und wurde HEINRICH V. Er rief einen Reichstag nach Mainz ein, sicherte seinem Vater freies Geleit zu und nahm ihn bei Böckelheim hinterhältig gefangen. Im Jahr 1106 ließ sich HEINRICH V. in Worms zum alleinigen deutschen Herrscher krönen. Kurz danach floh sein Vater aus der Haft, sammelte sein Heer um sich und schlug seinen Sohn. Nur wenige Monate später, am 7. August 1106, starb Kaiser HEINRICH IV.

Lothar von Supplinburg wird Sachsenherzog

Am 23. August 1106 starb in Artlenburg (bei Lüneburg) Herzog Magnus. Dieser Sachsen-Herzog war der letzte BILLUNGER und hatte an einigen Sachsenaufständen teilgenommen. Schon zwei Wochen später taucht Lothar von Supplinburg auf. Er bekommt ganz Sachsen zugesprochen und wird Sachsen-Herzog. Die Geschichte schweigt sich darüber aus, warum ein bis dahin völlig unbedeutender und auch unbekannter Sachsen-Herzog im kleinen Supplinburg Herrscher über alle Sachsen wurde.

Am 13. April 1111 wurde König HEINRICH V. in Rom von Papst Paschalis II. zum Kaiser gekrönt, wobei die Ansichten auseinandergehen, welcher Kaiser er denn nun war. War er Deutscher Kaiser, Römischer Kaiser oder Deutscher Kaiser im Heiligen Römischen Reich?

Schon ein Jahr später wurde die Opposition in Deutschland mächtiger. Ihr Anführer war der Sachsen-Herzog Lothar von Supplinburg, der sich dazu mit dem Mainzer Erzbischof Adalbert I zusammen tat.

Jahrzehnte lehnten sich immer wieder Sachsen-Herzöge gegen die Frankenkönige und -kaiser auf. Aber es blieb meistens beim Säbelrasseln. Nun kommt ein LOTHAR aus einem Supplinburg, das kaum einer kennt, übernimmt die Sachsenführung und wird mit 37 Jahren ein Rebell in Deutschland. Dabei stellt sich die Frage, wie die Allianz mit der Heiligen Kirche in Mainz zustande kam.

Bevor wir uns mit Ähnlichkeiten in und um Lutterloh und Supplinburg beschäftigen und gezielt der Frage nachgehen, was es so sicher macht, dass jener Kaiser LOTHAR III. in Lutterloh geboren wurde, lassen wir den Sachsen-Herzog Lothar von Supplinburg erstmal König und Kaiser werden und handeln die deutsche Geschichte ab.

Der neue Kaiser HEINRICH V. war zwar mächtig, machte sich aber in fast allen anderen deutschen Fürstenhäusern unbeliebt. Es wurde bekannt, dass er am 4. Februar 1111 mit dem Papst Paschalis II. einen Geheimvertrag unterzeichnet hatte. In diesem Vertrag, geschlossen in der römischen Kirche Santa Maria in Turri, verzichtete der Papst auf alle Reichsgüter und Rechte im Reich. Dafür durfte er allein die Bischöfe einsetzen (die Investitur), ein Privileg, das lange die deutschen Fürsten gefordert hatten. Der Papst irrte gewaltig, wenn er gedacht hatte, dass die Kirche ohne die beanspruchten Besitztümer deutscher Fürstenhäuser überleben konnte. Vor allem verloren die machtlüsternen Bischöfe die bisherigen Reichslehen, und die deutschen Fürstenhäuser mussten die kirchlichen Lehen abgeben. Somit war mit diesem Geheimvertrag niemand richtig gedient. Es hatte nur HEINRICH V. die Kaiserkrönung eingebracht. Selbst die Bischöfe waren erzürnt darüber, dass nicht mehr der Landesfürst, sondern ein weit entfernter Papst über ihr Sein und Nichtsein bestimmen konnte. Die Historiker wissen dazu zu berichten, dass HEINRICH V. den Papst auch noch gefangen nahm und mit ihm auf eine Burg bei Rom floh, um seine Kaiserkrönung zu erzwingen. Das alles stärkte nicht nur die Opposition in Deutschland, sondern vor allem die Macht eines Lothar von Supplinburg.

Sieger in der Schlacht bei Welfesholz

Am 11. Februar 1115 nimmt der Unfrieden in der Schlacht im Welfesholz bei Mansfeld seinen Lauf. Eine Truppe aus Sachsen und Thüringern schlägt die kaiserlichen Truppen und schwächt HEINRICH V. In dieser Schlacht war Lothar von Supplinburg der Sieger. Bereits im Jahr 1116 zog sich der schwache Kaiser nach Rom zurück und sicherte dort das wenige, das er noch hatte. Dort ließ er 1117 seine Frau Mathilde vom Erzbischof Mauritius von Bragna noch zur Kaiserin krönen. Seine Schwäche trieb immer seltsamere Blüten und stärkte Lothar von Supplinburg.

In den Wirren dieser Zeit, mit einem schwachen Kaiser, belehnte der Sachsen-Herzog Lothar von Supplinburg im Jahr 1123 den Wettiner Konrad I. mit der Markgrafenschaft Meißen.

1125 als Lothar III zum König gewählt

Am 23. Mai 1125 starb Kaiser HEINRICH V. in Utrecht. Er war der letzte König und Kaiser aus der Dynastie der SALIER (Teil fränkischer Herzogstämme). Am 30. August 1125 wurde Lothar von Supplinburg als LOTHAR III. zum deutschen König gewählt. Bei der Königswahl war der STAUFER Herzog Friedrich II. von Schwaben übergangen worden und erkannte König LOTHAR III. nicht an. Nach dem so genannten Geblütsrecht war Friedrich II der legitime Nachfolger des Kaisers HEINRICH V. Der kinderlose Kaiser hatte noch rechtzeitig alle Güter und Besitztümer seinem Neffen Friedrich II. übergeben, ohne ihn offiziell als seinen Nachfolger einzusetzen. Da fragt man sich, woher die plötzliche Machtfülle von LOTHAR III. kam. Ein Neffe des verstorbenen Kaisers erbt den gesamten kaiserlichen Besitz und kann kein König werden, weil die anderen Fürstenhäuser den Sachsen unterstützen. Ausschlaggebend war der Einfluss des Mainzer Erzbischofs Adalbert, dem es gelang von der Kaiserwitwe die Reichsinsignien zu bekommen. Weil LOTHAR III. ein kirchentreuer Mann war, was man von den Sachsen nicht immer sagen konnte, wurde er zum deutschen König gewählt.

LOTHAR III. ließ sich den Zank im Reich nicht gefallen und sprach die Reichsacht über den STAUFER aus. Demnach hätte jedermann den Vogelfreien straffrei töten können. Aber dazu kam es nicht, denn die Macht und der Einfluss der STAUFER war recht groß.

Im Sommer 1127 wollte König LOTHAR den wider Erwarten starken STAUFERN den Garaus machen und belagerte Nürnberg, den Hauptstützpunkt der STAUFER in Franken. Die Königstruppen konnten keinen Sieg erringen, sie mussten erstmals ostwärts nach Böhmen ziehen, weil auch die Böhmer den neuen deutschen König nicht anerkannten. Im Dezember 1127 kürten die STAUFER mit KONRAD III. den Bruder von Friedrich II. von Schwaben zum deutschen Gegen-König. Fast zur gleichen Zeit heiratete der bayerische Herzog Heinrich der Stolze Gertrud von Supplinburg, eine Tochter von König LOTHAR III. In den Hochzeitsaufzeichnungen wird LOTHAR nicht als Sachse bezeichnet, sondern als WELFE, wie auch der Bayer Heinrich ein WELFE war. Das förderte den Zwist zwischen König und Gegen-König und zwischen WELFEN und STAUFERN.

König LOTHAR III. blieb bei allem Zank und Krieg aber auch loyal, denn er ließ den staufischen Brüdern Friedrich II. und KONRAD III. ihre Hausmacht. Im nächsten Jahr zog der staufische Gegen-König Konrad III. mit seinen Truppen nach Italien, wo er am 29. Juni 1128 zum König von Italien gekrönt wurde, obwohl auf ihm der Kirchenbann des Papstes und der Bischöfe lastete.

Anfang des Jahres 1130 gelang es König LOTHAR III. die STAUFER-Burg in Nürnberg einzunehmen. Die Truppen zogen weiter nach Rom, wo die Römische Kirche gleich zwei Päpste gewählt hatte: Innozenz II. und Anaklet II. Zusammen mit den Bischöfen entschied sich LOTHAR für Innozenz II. und stärkte damit auch seine Macht. Allerdings verweigerten ihm die reichen oberitalienischen Städte die Gefolgschaft, so dass die Königstruppen im Sommer 1132 ihren Italien-Feldzug begannen. Am 4. Juni 1133 versuchte LOTHAR III. vergeblich die Peterskirche in Rom anzugreifen. Es bleibt ein Rätsel, warum Papst Innozenz II. König LOTHAR III. für diese Freveltat im Lateran zum römischen Kaiser krönte.

Als Kaiser auf dem Höhepunkt der Macht

Nun war der Kaiser auf dem Höhepunkt seiner Macht. Auf dem Hoftag in Fulda unterwarf sich auch sein ehemaliger Gegner Friedrich II. dem Kaiser. Im November 1136 war Kaiser LOTHAR wieder in Italien und nahm am Reichstag in Roncaglia teil. Hier bestimmte der Kaiser, dass es fortan allen Vasallen verboten war, ihre Lehen zu verschenken oder zu verkaufen. Dieses Gesetz war eines der wenigen, das Kaiser LOTHAR III. durchsetzte. Es war ihm sehr wichtig, und wir werden noch sehen, warum.

Ein Jahr später zog Kaiser LOTHAR zusammen mit seinem Schwiegersohn, Heinrich der Stolze von Bayern, in den Krieg gegen Apulien und Kalabrien. Nach einem kaiserlichen Sieg gegen die aufständischen Italiener, konnte der kaiserfeindliche König Roger II. von Sizilien diese Gebiete bald wieder beherrschen. Auf dem Rückweg nach Deutschland starb Kaiser LOTHAR in der Nacht vom 3. auf den 4. Dezember 1137 im Alter von 62 Jahren in Breitenwang in Tirol. Sein Leichnam wurde nach Deutschland überführt und ruht im Dom von Königslutter.

Bleibt die Frage, welche historischen Taten die Geschichtsschreiber einem Kaiser LOTHAR III. gutschreiben. Als es plötzlich zwei Päpste gab, regelte LOTHAR die legitime Nachfolge. Er lehnte den von König Roger II. von Sizilien eingesetzten Papst Anaklet II. ab. Trotzdem stand er Papst Innozenz stets kritisch gegenüber und erklärte die Gebiete in der Lombardei und in S-Italien zum Reichsbesitz. Jedoch konnten nicht ständig deutsche Truppen im fernen Italien sein, so dass Roger II. am Ende doch seine Regentschaft gegen den Willen von Papst und Kaiser ausführte.

Seine Macht verdankte Lothar zwei Männern

Zwei Männer waren es, die LOTHAR zu dem machten, was er wenige Jahre war. Ohne den Erzbischof Adalbert von Mainz wäre LOTHAR nicht zum König gekrönt worden. Zum geschickten Vorgehen in der römischen Kirche gab ihm der Ordensgründer Norbert von Xanten immer wieder klugen Rat. Norbert war in jungen Jahren Wanderprediger gewesen und hatte im Jahr 1120 mit einigen Gleichgesinnten das Kloster Prémontré in der Diözese Laon und 1121 in Floreffe bei Namur Augustinerchorherrenstifte und den Orden der Prämonstratenser gegründet, der 1126 von Papst Honorius II. anerkannt wurde. Honorius ernannte Norbert im gleichen Jahr zum Erzbischof von Magdeburg, wo er bis zu seinem Tod am 6. Juni 1134 wirkte. Im Orden der Prämonstratenser lebten keine Mönche, sondern so genannte Kanoniker.

Das waren Geistliche, die auch weltliche Aufgaben zu erfüllen hatten, aber trotzdem ohne Eigentum und in Askese lebten. LOTHAR III. fragte Erzbischof Norbert in allen Kirchendingen um Rat. So war es schließlich auch Norbert, der Innozenz II. zum Papst machte.

Was Lothar III. an Immobilien und Kunst hinterlassen hat. Dazu fällt jedem sofort Königslutter und der romanische Kaiserdom ein. Ob Stiftskirche St. Peter und Paul (seltsamerweise die gleichen Kirchenpatrone wie in Hermannsburg), ob ehemalige Abteikirche, ob Kaiserdom; dies sind nur verschiedene Namen für ein und dieselbe Kirche. Von diesen ist die Bezeichnung Kaiserdom die gebräuchlichste. Sie entspricht wohl am ehesten der Bedeutung dieses kaiserlichen Bauwerks. Im Jahr 1135 legten Kaiser LOTHAR VON SUPPLINBURG und seine Frau Richenza (nach anderen Quellen Ermengard genannt) den Grundstein dieser Kirche als Zeichen kaiserlicher Macht.

Kaiser LOTHAR liegt zusammen mit seiner Frau Richenza und seinem Schwiegersohn Heinrich dem Stolzen im Kaiserdom begraben. Er selbst erlebte die Fertigstellung der Kirche nicht mehr.

Der Ort, wo jener LOTHAR III. geboren sein soll, heißt Lutterloh. Der Ort, wo er den Dom errichten ließ, Königslutter. Durch Lutterloh fließt der Lutterbach. Durch Königslutter fließt die Lutter. Nehmen wir an, dass Lutter eine alte Abwandlung von Lothar ist. Dem ist aber nicht so, denn Königslutter wurde bereits im Jahr 952 urkundlich als Lutter erwähnt, rund 250 Jahre vor König LOTHAR.

Als unbekannter Burgherr ließ Lothar, noch bevor er Sachsen-Herzog wurde, um 1100 in Lutter einen Kanonissenstift gründen. Das verwundert, weil Norbert von Xanten da seinen Prämonstratenserorden noch gar nicht gegründet hatte. Unlogisch erscheint, dass Kaiser LOTHAR daraus ein Benediktinerkloster machte. Handelte er gegen seinen Berater Norbert, den Erzbischof von Magdeburg? Der Name Königslutter ist erstmals 1252 nachgewiesen, über 100 Jahre nach LOTHARS Tod.

Hier wird viel hinein interpretiert, um den Kaiser mit Königslutter und Kaiserdom in Verbindung zu bringen. Rund zwei Jahre vor seinem Tod legte der Kaiser den Grundstein für den Dom, und erst Heinrich der Löwe vollendete das Bauwerk, wenn auch später immer noch am Dom gearbeitet wurde.

Wo lag nun dieses Supplinburg und wie heißt es heute? Im Elm liegt der Ort Süpplingenburg. Es sind nur wenige Kilometer bis Königslutter. Den Burgplatz in Süpplingenburg kann man heute noch besichtigen. Neben der Sankt-Johannes-Kirche stehen dort noch einige alte Stallungen. Warum ließ der Kaiser nicht dort den Dom bauen, sondern wich nach Lutter (Königslutter) aus?

Früher waren Reisen beschwerlich. Es gab kaum richtige Straßen. Ein Truppe schaffte maximal 20 Kilometer am Tag. Die Entfernung von Lutterloh nach Süpplingenburg beträgt gut 100 Kilometer. Was trieb Graf Gebhard mit hochschwangerer Frau in ein fernes Gebiet (Lutterloh), das er gar nicht kannte? Sicher war es anders. Sie waren nicht auf der Durchreise; sie waren in Lutterloh, auf dem Hof Behrens. Demnach müsste es eine Verbindung zwischen Lutterloh und Supplinburg gegeben haben.

Wir wissen das Geburtsjahr Kaiser LOTHARS III. VON SUPPLINBURG nicht sicher. Was macht uns so sicher, dass er in Lutterloh geboren wurde? Welche Zeugnisse und Beweise finden wir in Lutterloh und Umgebung, dass dort ein besonderer Mann geboren wurde? Die herrschaftlichen Höfe (Herrenhöfe) waren verpflichtet, Abgaben an den Herzog als ihren Gutsherrn zu leisten. Trotzdem gab es Höfe, die von den Diensten befreit waren. Hierzu gehörte auch der Behrens-Hof Nr. 2 in Lutterloh. Im Bereich der Amtsvogtei Hermannsburg war er der einzige herrschaftliche dienstfreie Hof.

In der Höferolle von 1618 steht über den Hof in Lutterloh folgendes: Sonst ist er gar frey, darauf er gute fürstliche Verschreibung hat.

"Weil er die Geburtsstätte des Kaisers Lothar sei"

Eine Rede über den Celler Herzog Ernst den Bekenner hat Philipp Melanchthon in seiner Selectae orationes Ph. Melanchthoni 1. IV 1558 verfasst. Diese lateinische Rede wurde 1557 in der Universität zu Wittenberg von Melanchthons Schüler D. Henricos Paxmannos Burgunwerensi, einem Sohn des Pastors Henrich Paxmann in Burgwedel, gehalten:
Es liegt nahe der Stadt Celle ein Bauernhof. Er heißt Lutherloh, der seit jeher steuerfrei war. Als aber ein Steuerbeamter diesen Besitz mit einer neuen Abgabe belastet hatte, wendet sich der Bauer an den Herzog, erzählt ihm, dass der Hof seit jeher steuerfrei gewesen sei und fügt auch den Grund hinzu: Auf diesem Grund und Boden sei nämlich der Kaiser LOTHAR geboren. Ferner erzählt er, er und seine Vorfahren hätten seit vielen Jahrhunderten diesen Hof besessen und von den Vorfahren sei die Kunde überliefert, ihre Familie und Lothar stammten von demselben Geschlechte ab. So bitte er ihn, wegen des Andenkens an Lothar möchte seine Geburtsstätte die alte Steuerfreiheit behalten. Erfreut über diese Erzählung wendet sich der Herzog, der den Kaiser LOTHAR wegen seiner hervorragenden Eigenschaften oft als den Stolz seines Geschlechtes gepriesen hatte, an den Steuerbeamten, befiehlt ihm, sich nach der Steuerfreiheit dieses Hofes zu erkundigen und alte Leute aus der Nachbarschaft herbeizurufen. Als er diese nach der Steuerfreiheit und der Familie des Bauern befragt und ihre Angaben mit der Erzählung des Bauern übereinstimmen, freut sich der Fürst, dass ihm der Geburtsort des durch Weisheit und Tugend hervorragenden Kaisers LOTHAR gezeigt war und dass er seinem Wohnsitz so nahe war. Er gibt den strengen Befehl, in den Steuerbüchern diese ganze Geschichte niederzuschreiben und dass der Hof ewige Steuerfreiheit behalten solle, weil er die Geburtsstätte des Kaisers LOTHAR sei...

"Einsam liegt in der Heide ein Hof"

Es gibt ferner eine Grabschrift als Nachruf für Herzog Ernst den Bekenner, die Epitaphium Ernesto Duci Brunsvicensi et Luneburgensi Scriptum a Zacharia Praetorio Mansfeldensie. (Grabschrift Ernst Fürst von Braunschweig und Lüneburg. Schrift von Zacharias Praetorio Mansfeld). Unter anderem steht dort (deutsche Übersetzung):
Einsam liegt in der Heide ein Hof, berühmt in der Runde. Dort erblickte Lothar der Kaiser das Licht dieser Welt. Diesen Hof, von Fluren umgeben, bewohnte ein Bauer. Frei war sein ganzer Besitz seit alters von jedem Tribut. Aber des Herzogs Rat, unwissend oder aus Habgier, forderte vom Bauern den Schoss, stracks zu zahlen dem Herrn. "Nein", sagt jener, "mein Land ist frei nach dem Rechte der Väter. Geht nach Celle aufs Schloß, suchet des Herzogs Gehör." Klagend erzählt er dem Herrn vom Ursprunge seines Geschlechtes, das doch dasselbe sei des Herzogs und Kaisers LOTHAR. Freundlich vernimmt Ernestus der Fürst die Rede des Bauern und gebietet dem Rat: "Schaffet dem Manne sein Recht. Nimmer soll man den Freien mit etwelchen Steuern belasten...

Im Jahr 1590 verfasste Spangenberg die Querfurther Chronik. Auch darin wird die Geburt des Kaisers Lothar in Lutterloh erwähnt und ebenso die Freistellung des Behrenshofes in Lutterloh.

Im Jahr 1620 schrieb Heinrich Bünting in Magdeburg eine Chronik über das Fürstenhaus in Braunschweig und Lüneburg. Dort kann man lesen: Luder von Gottes Gnaden, Herr zu Sachsen, der auch Lutther, von den Welschen Lotharius genannt wird, ist der sechste Herr, der auf Lüneburg regieret hat. Er ist geboren wie oben gemelt zu Lutterloh, im Land Lüneburg, nicht weit von Zelle (im Jahre 1075), daher der Orth hernach von ihm befreyet und aller beschwerung entnommen worden. Diese Freyheit hat bei der Regierung Herzog Ernsten zu Lüneburg ein Amptmann aufheben und den Bauren dienstbar machen wollen: aber derselbige hat sich zum Fürsten verfügt, das alte Herkommen und die Ursach derselbigen angemeldet, welches dem frommen Fürsten lieblich anzuhören gewesen, hat den Bauren und seinen Nachkommen die hergebrachte Freyheit gnedig bestätigt...

1722 verfasste Rethmeyer seine Braunschweig-Lüneburgische Chronika, in der zu lesen ist:
Als sich einstmal der Amtmann zu Zell den Meyer zu Lutterloh an der Ortze, fast 3 Meilen von Zell gelegen, mit Neuerung und Dienste zu beschwerren unterstanden, und aber der Meyer dessen nicht zu tun geständig war, sondern ihm die neuen Anmuthung verweigerte, und derowegen der Amtmann mit ernstlicher Anforderung, ihn zu dienen anhielt, ward der Meyer aus Noth verursachet, solche drangsälige Neuerung seinem Herrn, Herzog Ernsten klagend vorzutragen. Als nun der Bauer zur Audienz gestattet, hat er in Unterthänigkeit klagend angezeiget, daß er von dem Amtmann zu Zell hart beschweret würde, von seinem Hofe zu Lutterloh, auf welchen etwan ein Graf Lotharius zu Supplinburg und Herr zu Querfurt geboren, und als derselbe hernach ein Römischer Kaiser geworden, denselben Hof weil er darauf zur Welt gekommen aller Dienste, Last und Beschwerniß befreyet, zu deme ungeachtet dessen, seine Vorfahren bis daher bey solcher Freyheit ungehindert gelassen worden, also könte und wolte er denselbigen auch nicht unfrey machen lassen, in Unterthänigkeit bittend den Amtmann zu unterrichten, daß er ihm seinen Hof nicht unfrei machte, sondern zum ewigen Gedächtnis frey seyn lassen möchte. Über diesen ist Herzog Ernst zu Lüneburg nicht wenig erfreut, daß ein solcher großer und führnehmer Herr in seinem Lande solte geboren seyn. Derohalben er den Amtmann, und die ältesten Männer der Oerter vor sich beschieden, und dieser Sache mit allen Fleiß nachgeforschet, und daraus so viel befunden, daß der Bauer nicht allein richtig und recht geklaget, sondern daß auch derselbige doch unehrlicher Geburt wegen von hochgedachtem Lothario seine Ankunft und Ursprung habe. Und deswegen dem Amtmann ernstlich befohlen, den Meyer im geringsten nicht womit zu befestigen noch zu beschweren, sondern ihn mit seiner lange hergebrachten Frey- und Gerechtigkeit unbetrübt gewähren zu lassen...Auch aus der heimischen Gegend gibt es Aufzeichnungen. Am 23. März 1701 schrieb der Hermannsburger Amtsvogt Albrecht Pingeling an die Fürstliche Regierung in Celle:
Euer Hochwollgeb. Exellenz, zu meinem Bericht erteiltes hohes Befehlsschreiben d. d. 19. Febr., ob H. Behrens zu Lutterloh sein Lehnhoff hiesiger Amtsvogtei bis jetzo von allen Cammer-praestandis befreiet, und was sonst etwa davon entrichtet werden müsse, auch zu welcher Zeit die Contribution, Vieh-Schatz und Einquartierung, auch Kriegerreisen erstens davon excipiret worden, habe ich cum adjuncto mit geziemendem respect woll erhalten. Soviel nun erstlich die Befreyung von denen Cammer-Praestandis betrifft, als Dienstgeld, Hoff-Viehe, Hauß-Zinsen, Zins-Heuner und dgl., so andere Herren-Vollhöfener worunter dieser Hoff mit gerechnet wird, in die Amtsregister entrichten müssen, ist derselbe von undenklichen Zeiten davon frey gewesen, und giebet dieser Hoff an Hochfürstl. Cammer jährlichen weiter nichts als 1 rth. 16 gr. 7 pf. Beedegeld, welches B.=G. einsten bittweise auff verschiedene Höfe in hiesigen Amtsvogteyen solle gebracht seyn, so stehet auch dieser Hoff in denen Amts-Registern, allwo alle Herren-Spanndienste miteinander berechnet werden, allein unter einer besonderen rublic, benandtlich dienstfrey. Dahero ich bey Hochfürstl. Cammer, als ao. 81, Ich zum erstenmahl meine Rechnung ablegete befraget wurde, warum dieser Vollhofener allein dienstfrey wäre, worauff weile mir die Umstende dasmahl so woll nicht bekannt waren, der damahlige Amtsvogtey-Schreiber, so mit praesens war und 18 Jahre vorher bey hiesiger Amtsvogtey und zwar noch vor dem hiesigen Brand (ao. 1667), ehe alle documenta bey der Amtsvogtey verbrand worden, gedienet, antwortete, daß es daher rührete, weile Keyser LOTHARIUS in dem Hofe gebohren, sich referierend auf die Buntingische Chronique, und zwar mit allegirung derjenigen mir zugesandten passagos p.121 und pag. 385, welches auch beim nachschlagen sich also befunden, und wurde solches hernachen noch mehr durch die Querfurtiische Chronique p. 145 et 159 besterket, wobey dennoch ferner verwenet wurde, daß der gemeinen Rede nach eine gewisse Kothe im Dorffe wesen hiesiger Amtsvogtey nach gedachten Lutterlohe hin, itzo die Kohlmeyers Kothe genannt, wiewoll sonst das gantze Dorff zehendpflichtig ist, dahero zehendfrey sein solle, wie dieselbe auch nochitzo würcklich zehendfrey ist, daß die Bade-Mutter dasmahl aus dieser Kothe soll gewest seyn. Sonst giebt dieser Lutterloher Lehnhoff nichts als nur den publico Contribution, Vieheschatz und dgl., so ad onera publica gehören. Zu welcher Zeit aber dieser Hoff am ersten mit solchen oneribus beleget worden, kann man, weile die alten Leute fast alle verstorben, so eigentlich nicht wissen, vermeitlich muß es in den alten Kriegszeiten, als von dem damalige Keiserl. Generall Tilly, uti rumor est, die Contribut. in diese Lande erst eingeführet worden, geschehen seyn, welches ich aber dahin gestellet seyn lasse. Indessen habe ich dasjenige, soviel mir davon wißendt, hiermit anbefohlnermassen gehorsambst berichten solle, als der Ich bin nechst empfehl. Gottl. Obhuht. Euer Hochwollgeb. Excell. Aufwärtigster Diener A. Pingeling Hermannsburg, d.23sten Martii 1701.

"In diesem Hofe ist Keiser Lotharius gebohren"

Am 24.Januar 1705 wiederholt Pingeling die Angaben von 1701 und schreibt: Das im Dorf Lutterloh keine Sattelhöfe, sondern 2 andere Herrenhöfe vorhanden, als einer so gantz dienstpflichtig, der andere Hoff aber ist ein Lehnhoff, worinnen als in seinem väterlichen Erbe itzo ein Wirth wonet mit Nahmen Henrich Berens. In diesem Hofe ist Keiser LOTHARIUS gebohren, weswegen dieser wirth auch von allen fürstl. Cammer praestandis undt dehn Herrendienst noch itzo frei ist.

Welches Fazit können wir nun ziehen? Die Eltern von Kaiser LOTHAR III. waren nicht auf der Durchreise, als in Lutterloh der kleine Lothar geboren wurde. In Supplinburg lebte eine sächsische Adelsfamilie, die kaum jemand kannte. Wir wissen allerdings nicht, ob Lothars Vater noch lebte, als der Kleine das Licht der Welt erblickte. Lothars Vater soll der sächsische Graf Gebhard II. gewesen sein. Es gibt Berichte, nach denen er im Juni 1075 in der Schlacht bei Degestädt umkam. Da wir von Lothar kein Geburtsdatum wissen, vermag niemand zu sagen, ob der spätere Kaiser vor oder nach Juni 1075 geboren wurde. Louis Harms hat allerdings in seinem Buch "Goldene Äpfel in silbernen Schalen" über Lothars Mutter Hedwig folgendes vermerkt: Im elften Jahrhundert herrschte über einen Teil der sächsischen Länder der Graf Gebhard von Supplingenburg, seines Namens der Zweite. Dieser verlor sein Leben in der blutigen Schlacht bei Degestädt im Juni des Jahres 1075. Seine Gemahlin Hedwig befand sich während dieser Zeit auf einem der Billingschen Güter, welches ,Loh‘ hieß und zu der Hermannsburger Gemeinde gehört. Sie hatte ihren Gemahl mit schwerem Herzen in den Krieg ziehen sehen, denn sie erwartete ihre Niederkunft. Sie gebar einen Knaben, welchen sie in der Kapelle zu Gerhus taufen ließ, und den Namen Luther oder hochdeutsch Lothar erhielt.

Inwieweit das wahr ist, vermag man nicht nachzuvollziehen. Ob Supplinburg wirklich eine sächsische Burg war oder nur ein einfacher Adelshof, wissen wir nicht. Zur gleichen Zeit bestand in Lutterloh ein Adelshof. Die Bewohner hießen mit Sicherheit noch nicht Behrens, weil es zu der Zeit noch keine Nachnamen gab. Wie wir aus den Aufzeichnungen erfahren haben, bestand zwischen den Bewohnern von Lutterloh und Supplinburg ein Verwandtschaftsverhältnis. Da sind nun die sächsischen Adeligen aus Supplinburg zu Besuch in Lutterloh, als Lothar geboren wird. In seiner Kindheit wird er noch einige Male in Lutterloh gewesen sein. Seine Verwandtschaft nimmt ihn mit nach Hermannsburg in die Sankt-Peter-und-Paul-Kirche. Also will er später als Kaiser eine noch größere Kirche bauen und nennt sie auch Peter-und-Paul-Kirche. Daraus wurde dann der Dom in Königslutter.

Anfangs gab es in Lutterloh nur einen Hof. Nach 1378 wurde der adelige Hof in zwei Hofstellen aufgeteilt. Im Jahr 1438 werden zwei Hofbesitzer vermerkt: Hans Berndes und Helmold. Kaiser LOTHAR hatte sein Gesetz über die verbotene Veräußerung oder Verschenken nicht ohne Grund gemacht, aber ohne spätere Wirkung.

Es ist fraglich, ob es wirklich nur ein Zufall ist, dass Lutter und Lutterbach ähnlich heißen. Wir wissen nicht, wie lange die Burg in Supplinburg und der Adelshof in Lutterloh schon bestanden. Was spricht dagegen, dass die Namengebung schon etwa zur Zeit KARLS DES GROSSEN erfolgte und die Verwandten beide Flüsse und beide Orte Lutter nannten? Aus dem einen Lutter wurde dann Lutterloh, weil hier schöne hohe Eichen standen, und aus dem anderen Lutter machten spätere Bewohner (nach Kaiser LOTHAR III.) dem König huldigend ein Königslutter. Wir wissen nicht, seit wann der Lutterbach wirklich Lutterbach (und nicht Lutter) heißt, wo er doch einige Kilometer weiter in Wessen der Weesener Bach ist, bevor er in Baven wieder Lutterbach genannt wird. Bereits im 13. Jahrhundert wird die Mühle am Lutter in Baven (heute Hermannsburg) erwähnt, die viele Privilegien hatte. Niemand weiß, wann sie wirklich gebaut wurde. Zog sich hier königlich ein Machtkalkül bis nach Baven, wo es dann auch ein Lutter gab? Immerhin gibt es durch Hermann Billung und später Heinrich dem Löwen Verbindungen nach Hermannsburg. Es ist zu wenig überliefert, aber nicht abwegig zu behaupten, dass jener Sachse Lothar Verbindungen in die Gegend um Hermannsburg und Lutterloh hatte.

Quellen:

Chronik der Deutschen
Manfred Trümer: Der Kaiserdom von Königslutter
Christa Müller: Der Elm
Walter Ottermann: Der herrschaftliche dienstfreie Behrens-Hof in Lutterloh
Achim Gercke: Hermannsburg
Rethmeyer: Braunschweig-Lüneburgische Chronika
Spangenberg: Querfurther Chronik
Bericht aus der Amtsvogtei Hermannsburg
Hartmut Rißmann: Chronik Baven

Hartmut Rißmann,  Celle, 29.09.01