Begraben: Harsefeld
Ältester Sohn des Grafen
Heinrich I. der Kahle von Stade aus seiner 1. Ehe mit der Judith
von Rheinfranken, Tochter von Graf Udo von Wetterau
Althoff Gerd: Seite 416
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"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"
G 131
Lü: 2.10. Heinricus com + 1016 Graf von Stade
Heinrich, mit dem
schon zeitgenössischen Beinamen 'der Gute',
erscheint wie zahlreiche andere Mitglieder der Stader Grafenfamilie,
die mit den BILLUNGERN
verwandt und verbunden war, im Lüneburger Necrolog; vgl. dazu den
Kommentar G 45.
Me: 1.10. Heinricus
com
1.10. Heinricus com et servus Christi
Heinrich von Stade,
der Verwandte Thietmars
von Merseburg (vgl. Holtzmann, Thietmar-Ausgabe, Einleitung S.
XIII; Lippelt, Thietmar von Merseburg, S. 48) wurde zweimal ins Merseburger
Necrolog eingetragen. Der zweite Eintrag gehört der Ergänzungsschicht
an.
Zu dem Problem der Doppeleinschreibung s. S. 154 f.
Angesichts des Beinamens 'der
Gute' und der Bezeichnung servus Christi ist hinzuweisen
auf die Nachricht des Annalista Saxo
(a. 1016, S. 670), dass das Grab Heinrichs
und
seiner Gemahlin häufig besucht worden sei, ubi mira quedam dicuntur
visa.
Allg. zu Heinrich,
seinen Kontakten zum Königtum und zu seinem Todesdatum, vgl. Hucke,
Die Grafen von Stade, S. 15 f.
VIII. 18. HEINRICH II., Graf von Stade
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* ca. 945, + 1016 2. X.
Gemahlin:
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vor 994
ADELA
+
Anmerkungen: Seite 126
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VIII. 18. Heinrich II.
Thietmar 4,16 und 7,33. [VIII 21]
HEINRICH II. "DER GUTE"
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+ 1016
Heinrich II. der Gute erwarb das Münzrecht
und zog 993 mit den Brüdern
Siegfried
und
Lothar-Udo
nach Brandenburg und 994 gegen die normannischen Seeräuber. Gemeinsam
mit den sächsischen Großen aus den benachbarten Gebieten nahmen
sie am 23. Juni 994 den Kampf mit dem zahlenmäßig überlegenen
Feind auf. Trotz ihrer Tapferkeit wurden sie überwunden, ihre Mannschaften
vernichtet, sie selbst getötet oder gefangengenommen. Als einem von
ihnen, dem Grafen Siegfried von Stade, die Flucht gelang, wurden
die in der Gefangenschaft Zurückgebliebenen grausam verstümmelt
und in diesem Zustand erst nach längerer Zeit, als man mit vieler
Mühe das verlangte hohe Lösegeld mit Hilfe des Königs aufgebracht
hatte, den Ihren zurückgegeben. Er stiftete um 1010 die Abtei Harsefeld,
führte viele Fehden, besonders gegen den bischöflichen Neffen
Dietrich
von Münster, die Erzbischöfe von Bremen und auch gegen
die EKKEHARDINER
in Meißen. Er war oft Zeuge in Urkunden. Er ist vielleicht auch der
997 in Pöhlde auftretende Graf, der hier Geschäfte des 994 gefallenen
Bruders Lothar-Udo führte, und Vormund seiner Neffen Udo
und Heinrich
von Katlenburg war. 1003 intervenierte er zusammen mit Bernhard
I. Billung in einer Kaiserurkunde zu Allstedt.
21-26
Zu den Angehörigen des Hauses der "Grafen
von Stade" ist zunächst auf ein Mißverständnis von
Brandenburg aufmerksam zu machen (Hinweis meines Assistenten, Herrn Atsma):
Brandenburg hat Thietmar IV, 25 so aufgefaßt, als sei die dort genannte
Adela/Ethela
Gattin Heinrichs II. von Stade. Diese Tochter des Grafen
Gero war aber Gattin des
Grafen Siegfried von Stade. Damit nicht genug, bringt Brandenburg
die gleiche Adela, mit demselben Terminus ante der Eheschließung
"vor 994" zu Siegfried noch einmal! Im übrigen habe ich die
Daten im Anschluß an das Buch von Richard G. Hucke, Die Grafen von
Stade 944-1144, Stade 1956, in folgenden Punkten berichtigt:
Durch das berichtigte Todesdatum von Heinrichs II.
Vater Heinrich (siehe oben Anmerkung VII, 14) ergibt sich c 975/76
als Zeitpunkt des Regierungsantritts Heinrichs II. Seine bei Brandenburg
nicht erwähnte Frau hieß Mechthild,
stammte aus Schwaben und starb an einem X 19 (Hucke 16).
Das Ehedatum seiner Schwester Kunigund
ist gegenüber "c 970" bei Brandenburg zu präzisieren auf
972 Ende (Hucke 24, der als Geburtsjahr dieser Mutter Thietmars
von Merseburg c 959/60 annimmt, während Brandenburg an c 950
gedacht hatte). Kunigunds Gemahl,
Graf
Siegfried von Walbeck, starb 991 III 15, nicht 990 III 15, wie
Brandenburg angibt (Hucke 25). -
Siegfried folgte seinem 1016 verstorbenen
Bruder,
Heinrich II., durch die 1017 erfolgte kaiserliche Verleihung
(Hucke 16) in der Grafschaft zwischen Niederelbe und Niederweser, die,
wie wir schon oben Anmerkung VII, 14 erwähnten, nach dem späteren
dauernden Sitz der Grafen "Grafschaft Stade" genannt wird.
Nicht in dieser Grafschaft war, im Gegensatz zur Angabe
Brandenburgs VIII, 19, Udo, der zweitälteste der Brüder,
Graf. Von ihm stammen die späteren Grafen von Catlenburg ab (Hucke
16-20).
Siegfried, den Brandenburg unnötig "Siegfried
II." nennt, starb 1037, aber nicht am 1. Mai, wie Brandenburg angibt,
sondern am 6. Januar (Hucke 21, Anmerkung 119, wo Lappenbergs Angabe MG
SS 16, 379 berichtigt wird, der Brandenburg offenbar gefolgt war). Für
seine Gattin Adela gibt Hucke 21, Anmerkung 120 den bei Brandenburg
fehlenden Todestag V 1.
Zu streichen ist endlich die von Brandenburg VIII, 24,
wenn auch mit Fragezeichen, aufgeführte Hildegard,
Gattin Herzog Bernhards von Sachsen. Sie ist die Tochter ihrer gleichnamigen
Mutter, der zweiten Gemahlin Heinrichs I. "von Stade" (Hucke
15,26), hat also mit der karolingischen
Abkunft, die dem Grafenhause ja durch Heinrichs erste Gattin Judith
zugeführt wurde, nichts zu tun.
Im 3. Jahre nach dem Weihnachtsfest gerieten meine Oheime
in die Gefangenschaft von Seeräubern, wie man im Folgenden findet.
Ich erwähnte schon, daß meine drei Oheime
Heinrich,
Udo
und Siegfried samt Adalger und vielen anderen am 23. Juni [994.
Wikingereinfall. Grafen von Stade, Brüder von Thietmars Mutter
Kunigunde, vgl. IV, 19. Vgl. Ann. Hild. 994; Adam von Bremen II, 31f.;
Necr. Mers.: VIII. Kal. Iul.] zu Schiff gegen Seeräuber auszogen,
die in ihrem Gebiet heerten; Udo fiel im Kampfe; Heinrich
aber mit seinem Bruder Siegfried und Graf Adalger mußten sich
unglücklicherweise besiegt gefangengeben und wurden von den verruchten
Kerlen mitgenommen. Schnell verbreitete sich die Kunde von diesem Mißgeschick
unter den Christgläubigen. Der in der Nähe weilende Herzog Bernhard
entsandte sofort Unterhändler, die ihnen eine Loskaufsumme in Aussicht
stellten und eine Möglichkeit zu Besprechungen über friedlichen
Ausgleich erbitten sollten. Darauf eingehend verlangten sie Friedenszusicherungen
und eine unerhörte Summe. Wieviel dazu zunächst der Königs
aufbrachte, wie reichlich dann aber auch alle Christen unseres Landes in
Erfüllung ihrer menschlichen Pflicht bereitwilligst beitrugen, verag
ich nicht zu schildern. Meine Mutter gab, schmerzlichst erschüttert,
für die Befreiung ihrer Brüder alles, was sie besaß oder
irgendwie aufbringen konnte.
Als die verfluchte Räuberbande nun den größten
Teil des gesammelten Geldes - ein gewaltiges Gewicht! - erhalten hatte,
nahm sie für Heinrich seinen einzigen Sohn Siegfried,
ferner Gerwand und Wolfram, für Aadalger aber dessen Oheim Dietrich
und Olaf, den Sohn seiner Tante, und entließen ihre Gefangenen, um
die Aufbringung des Rests der ihnen zugesagten Summe zu beschleunigen;
nur Siegfried hielten sie fest. Da er keinen Sohn hatte, bat er
meine Mutter, ihm mit einem ihrer Söhne zu helfen.
Doch gerade an diesem Tage entrann Siegfried mit
Gottes Hilfe trotz seiner schweren Wunden folgendermaßen der strengen
Bewachung seiner Feinde. Nur mit Mühe konnte der Graf entrinnen; am
sicheren Ufer fand er, wie zuvor verabredet, bereitgehaltene Pferde, und
schleunigst ging es nach seiner Burg Harsefeld [an der Lühe
südlich Stade], wo sein Bruder Heinrich und seine Gemahlin
Adela
[Gemahlin
Siegfrieds,
nach Ann. Saxo Tochter des Grafen Gero vom Nordthüringengau (III,9).]
sich aufhielten, ohne mit einer solchen Freude zu rechnen. Die feindlichen
Verfolger aber drangen in die nahe dem Ufer liegende Burg Stade
und suchten ihn voller Eifer an den verborgensten Orten. Als sie ihn nicht
fanden, raubten sie den Frauen gewaltsam die Ohrringe und kehrten dann
mißmutig um. In ihrer Wut warfen sie am nächsten Tage den Priester,
meinen Vetter und alle übrigen Geiseln mit abgeschnittenen Nasen,
Ohren und Händen in den Strom. Dann machten sie sich davon.
Auch den darauf folgenden unersetztlichen Verlust darf
ich nicht übergehen. Graf Heinrich, mein vor Christus und in
dieser Welt sehr angesehner Oheim, entrichtete am 2. Oktober [1016.
Graf
von Stade. - Necr. Mers.: 1. Oktober] unserer Doppelnatur seinem Zoll;
wegen seiner Rechtschaffenheit bis ins Alter und seines seligen Endes darf
man ihn glücklich preisen.
In dieser Woche kamen unsere Großen in Goslar auf
Befehl des Caesars in Goslar zusammen; hier wurde damals meinem Oheim Siegfried
die Grafschaft seines Bruders Heinrich verliehen [+ Oktober 1016
(VII, 46); Grafschaft Stade].
975/76
oo Mechthild (aus Schwaben)
-19.10.
Kinder:
Siegfried
um 977-26.10.994
Literatur:
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.
in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters
Band XI Seite 282 - Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien
im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Wilhelm Fink Verlag München
1984 Seite 57,145,153, 416 G 131 - Annalen
von Quedlinburg ad a. 1016 - Annalista
Saxo: Reichschronik Seite 28,38,44,70 - Brandenburg Erich: Die
Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der
Aisch 1998 Tafel 3 Seite 6 - Chronik
des Albert von Stade - Eickhoff,
Ekkehard: Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996,
Seite 440-442 - Hucke, Richard: Die
Grafen von Stade 990-1144, Stade 1956 - Lippelt, Helmut: Thietmar
von Merseburg, Böhlau Verlag Köln 1973 Seite 48 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993
Tafel 216 - Thietmar von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe,
Seite 134,138-142,404,414 -
Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen
Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV
in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben.
Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 477 -