Die Jahre 1099-1103.
44. [1099] In diesem Jahre hat unser Herr Jesus
Christus Jerusalem, die Stadt seiner Ruhe, seinen Gläubigen geöffnet,
und als durch die Größe seiner Macht der Schmutz der Heiden
hinausgestoßen war, die freie Uebung christlicher Frömmigkeit
daselbst barmherzig hergestellt. Auch haben die Christen den König
von Babilonien besiegt und seine Schätze gewonnen; diese Geschichte
soll, so Gott will, am Ende des Buches beschrieben werden.
45. [1100] Die Slavenstadt Brandenburg ward vom Markgrafen
Udo belagert und eingenommen. Die Congregation der Mönche zu Hilsineburg,
welche sich weigerte, dem Eindringling zu Halberstadt, dem gebannten Friderich,
sich zu unterwerfen und zu gehorchen, wurde aus diesem Grunde von ihm
gezwungen ihr Kloster zu verlassen. Ihr Abt Otto, seligen
Andenkens, zog nach Jerusalem und wurde, als er zu Andronopolis starb,
in der Kirche der heiligen Jungfrau Maria begraben.
47. [1102] Die Congregation der Mönche zu Rosseveld,
eingesetzt vom Markgrafen Udo, wurde mit Freiheit gegeben an den
heiligen Petrus zu Rom. Herrand oder Stephan, Bischof von Halberstadt,
welcher von dem oben genannten Eindringling viele Verfolgungen des
Rechts wegen erlitten, endigte
das gegenwärtige Leben in dem Herrn.
48. [1103] Die Fürsten von Sachsen versammeln sich
gegen den Markgrafen Udo und belagern Alsleve; die Gegend aber wird
von beiden Theilen durch Plünderung und Brand verwüstet.
Das Jahr 1130.
5. [1130.] Die Speierer, welche bei der Belagerung durch
den König von Hunger gequält wurden, übergaben sich und
ihre Stadt dem Könige. Papst Honorius starb und in Rom werden
zwei Päpste erwählt; darauf wird vom
Könige Lothar in Wirziburg ein Concil von sechzehn Bischöfen
versammelt, bei welchem der Erzbischof von Ravenna als Legat des apostolischen
Stuhles zugegen war, und nachdem dort der Streit beseitigt worden, wird
Innocentius [II] von Allen anerkannt und bestätigt.
Auf den gestorbenen Bischof Berthold von Hildenesheim folgte Bernhard,
der Propst derselben Kirche, ein Gottes würdiger Mann. Markgraf
Udo wird getödtet und viele von seinem Anhange werden gefangen
und verwundet. In demselben Jahre wird Graf Burchard von Lucca [Lokkum]
erschlagen und darum erzürnt belagerte der König Winzenburg,
das Schloß des Grafen Heremann, welchem die Anstiftung dieses Mordes
zugeschrieben wurde.
Das Jahr 1138.
1. Im Jahre der Fleischwerdung des Herrn 1138 folgte
durch die Wahl der Bischöfe und einiger Fürsten in Koblenz Konrad,
von Abstammung ein Schwabe, in der Regierung und forderte für sich
die Regalien, welche Heinrich, der Herzog der Baiern und Sachsen, unter
sich hatte, indem er ihn in der Burg Noremberg belagerte. Ihm wird
von Einigen abgesagt, besonders von den Fürsten Sachsens, weil er
ohne sie zu fragen das Herzogthum dieses Landes dem Markgrafen Adelbert
verliehen hatte, indem er Herzog Heinrich, der sich ihm widersetzte, desselben
berauben wollte. Erzürnten Gemüths haben deshalb der Markgraf
Konrad, der Pfalzgraf Friderich, die Grafen Sifrid und Rodolf auf
Anstiften der Königin Richenza
verabredet, gemeinsam gegen den Markgrafen Adelbert zu kämpfen.
Er aber kam der Feindesschaar zuvor und nahm, da er
unerwarteter Weise Sieger blieb, mehrere der Gegner gefangen. Nachdem dies
geschehen war, feierte der neue König den bevorstehenden Geburtstag
des Herrn in Goslar, woselbst eine große Menge edler Leute von seiner
Partei zusammenkam. In derselben Zeit gelangte Herzog Heinrich heimlich
nach Sachsen und zog die Gegner des Königs in sein Lager.
Das Jahr 1144.
7. [1144.] Graf Rodolf von Frakenleve wird von
den nördlichen Sachsen, welche Thietmarici [Ditmarsen] heißen,
getödtet und zwar in demselben Monate und an demselben Tage, an welchem
sein Bruder Udo gefallen ist. Graf Sifrid von Boumeneburch starb.
Papst Celestin starb und ihm folgte Lucius [II], der
auch Gerard hieß. - In der Stadt Goslar hatte Kaiser
Heinrich II die Hauptkirche gegründet und damit sich ein
herrliches Denkmal errichtet, indem die Reliquien des heiligen Apostel
Mathias wie auch der heiligen Rusticus und Venantius mit anderen in der
Crypta derselben Kirche
ehrfurchtsvoll in einem Altare verwahrt wurden. Da nun
nach Verlauf so vieler Jahre darüber verschiedene Meinungen bestanden,
schien es auf Antrieb Eilberts, des Propstes dieser Kirche, Einigen gut,
daß die Reliquien der erwähnten Heiligen versetzt werden müßten.
Das geschah auch am 19. Mai unter der Leitung des Hildenesheimer Bischofs
Bernhard, welcher darauf nach zwei Jahren des Augenlichtes beraubt wurde.
Auch der genannte Propst erlitt nach Verlauf weniger Tage einen
gleichen Schaden an den Augen, und das Ende seines Lebens
wurde durch plötzlichen Tod schnell herbeigeführt. Auch hat Feuer
die Stadt selbst so verzehrt, daß dort niemand sich eines gleichen
Brandes erinnerte.