Grafen von Sulzbach
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EUROPÄISCHE STAMMTAFELN NEUE FOLGE BAND XVI Tafel 93 A
 

Lexikon des Mittelalters: Band VIII Seite 304
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Sulzbach Grafen von
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Die SULZBACHER stiegen während des 11. Jh. im Rahmen der Neuordnung der Herrschaftsverhältnisse auf dem bayerischen Nordgau zu einem der mächtigsten Geschlechter auf (Höhepunkt im 12. Jh.). Neben beträchtlichem Eigenbesitz waren ausgedehnte Lehen der Kirche von Bamberg vor allem im westlichen Nordgau, aber auch im Österreichischen, sowie die Bamberger Domvogtei die bestimmenden Machtgrundlagen, die durch beträchtliche Besitzanteile aus dem Erbe der 1057 ausgestorbenen Grafen von Schweinfurt deutlich erweitert wurden. Der Grafentitel ist erstmals für 1071 belegt. Die mächtigsten Mitglieder des Geschlechts waren Graf Gebhard II., während des Investiturstreites wichtiger Parteigänger König HEINRICHS IV. und Graf Berengar II., der sich dann aber der Opposition des nordgauischen Adels gegen diesen anschloss; als Mitglied des Reformadels hat er um 1102 das Dynastenkloster Kastl mitbegründet; seine Töchter waren mit König KONRAD III. und Kaiser Manuel von Byzanz verheiratet. Berengars II. Sohn, Graf Gebhard III., erlangte 1148 zudem die Domvogtei des Bistums Regensburg. Dadurch wurde das Geschlecht zum großen Konkurrenten der DIEPOLDINGER auf dem Nordgau. Mit Gebhard erlosch es 1188. Die Besitzungen kamen im wesentlichen an die STAUFER und an die Grafen von Hirschberg, aus deren Erbe sie schließlich an die WITTELSBACHER fielen, die sie zur Grundlage des Landgerichtes Sulzbach machten.

Literatur:
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M. Piendl, Htm. S. (HAB altbayern 10, 1957) - H. Sturm, Das wittelsb. Hzm. S., 1980 - Stadtgesch. S.-Rosenberg [im Dr.].
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Bosl’s Bayerische Biographie: Seite 767
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Sulzbach, Grafen von  erloschen 1188
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Seit 1004 Besitzungen im südwestlichen Teil des alten bayerischen Nordgaus. In ihrem Besitz die Burgen: Murach 1110, Parkstein 1112, Hahnbach 1125. Hauptlehensträger der Bamberger Kirche auf dem Nordgau, im Salzburger Land, Tirol und Niederösterreich.

1.) Gebhard II., Graf von Sulzbach
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     + 1085

Errichtung der Stammburg Sulzbach 1050. 1071 bedeutende Lehen auf dem Nordgau aus dem Besitz der Markgrafen von Schweinfurt.

2.) Berengar II., Graf von Sulzbach (1080-1125)
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In Opposition gegen Kaiser HEINRICH IV. Gründer des Klosters Kastl/Oberpfalz. 1103 zusammen mit Graf Friedrich von Kastl-Habsberg und dessen Sohn Otto. Höhepunkt der SULZBACHER Grafen, da er und sein Sohn Gebhard III. Einfluß auf die Reichspolitik nahmen. Seine Töchter waren Gertrud (+ 1146), verheiratet mit König KONRAD III. und Bertha ( + 1160), verheiratet mit Kaiser Manuel von Byzanz.
 

3. Gebhard III.
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     + 28.10.1188

Vater: Berengar II.

  oo Mathilde (+ 1171), Schwester Herzog Heinrichs des Stolzen, Witwe Diepolds III. (+ 1146)

Mächtigster und reichster Mann auf dem Nordgau. Im staufischen Dienst, Rivale der DIEPOLDINGER auf dem Nordgau. Regensburger Domvogt, Vogt von Niedermünster sowie von Passau-Niedernburg.

Literatur:
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K. Bosl, Das Nordgaukloster Kastl, in: VHO 89, 1939.
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Friedrich Prinz:
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"Bayerischer Adel im Hochmittelalter"

Scharfe Konkurrenten der DIEPOLDINGER in der Oberpfalz und im Egerland waren die Grafen von Sulzbach-(Rosenberg)-Habsberg-Kastl, die mit ihren Burgen Parkstein (1112), Hahnbach a. d. Lauterach (1125), Thurndorf (1121) und Murach (1110) die Nabburg im Norden und Osten umklammerten. Als Lehen vom Hochstift Bamberg trugen die SULZBACHER die Vogtei Nittenau in der Oberpfalz, die 1185 an die STAUFER kam, dann die Vogteien Winzer und die Burg Hilgartsberg an der Donau, ferner die Vogtei über den Salzburger Lungau, über Aibling und über Ebbs in Tirol, sowie in Nieder-Österreich Hainburg, Pottendorf und Kalksburg-Liesing. Graf Berengar von Sulzbach, der zusammen mit Graf Friedrich von Kastl-Habsberg und dessen Sohn Otto um 1103 das Stammkloster Kastl gründete, besaß im Egerland die Burg Tirschenreuth. Die Stammburg Sulzbach wurde wohl noch von der Mitte des 11. Jahrhunderts von Graf Gebhard errichtet. Nach der Zerschlagung des ausgedehnten Machtbereiches der SCHWEINFURTER im Nordgau durch Kaiser HEINRICH II. (1002) erhielt der vermutliche Stammvater der SULZBACHER aus dem Komplex der SCHWEINFURTER Besitzungen und Lehen eine Grafschaft, in der 1071 erstmals der genannte Gebhard als Graf von Sulzbach bezeugt ist . Dessen Bruder Hermann begründete die Kastler Linie des Geschlechtes, die nach 1108 mit Graf Otto ausstarb. Das Erbe dieses Zweiges der Familie fiel testamentarisch teils an Kaiser HEINRICH V., der einige Besitzungen daraus an Otto V. von Wittelsbach weitergab, teils kam es durch Erbschaft an die BABENBERGER, die es 1159 an das Hauskloster Kastl schenkten. Bei dieser Gelegenheit nennt der BABENBERGER Herzog Heinrich Jasomirgott die Klostergründer seine Ahnen. Die Sulzbacher Hauptlinie erreichte ihren Höhepunkt in spät-salischer und früh-staufischer Zeit unter Berengar I., einem einflussreichen Parteigänger und Rat Kaiser HEINRICHS V., der die Klöster Berchtesgaden und Baumburg stiftete, und unter dessen Sohn Gebhard II., der die Schwester des WELFEN-Herzogs Heinrichs des Stolzen heiratete. Dieselbe war die Witwe Diepolds III. (+ 1146) und Gebhard der Schwager des 1. STAUFERS, KONRAD III., die SULZBACHER traten in staufischen Dienst und teilweise anstelle der DIEPOLDINGER in deren Positionen im Nordgau und in der "regio Egire", dem alten Egerland. Gebhard II. war zugleich Regensburger Domvogt und Vogt von Niedermünster sowie von Passau-Niedernburg; mit ihm erlosch die Familie 1188, deren Bedeutung auch daraus erhellt, dass 2 SULZBACHERINNEN Kronen trugen: die Gattin KONRADS III. und ihre Schwester, die Gemahlin Kaiser Manuels I. Komnenos von BYZANZ .
 
S. Hirsch:
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"Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich II."

Beide Namen, Gebhard und Berengar, sind im Hause der Grafen von Sulzbach einheimisch - einer Familie, die, abgesehen von aller Conjectur über ihre Herkunft , sicher mit der Mitte des 11. Jahrhunderts in bedeutenden Interessen sowohl südwärts der Donau als in dem nordgauischen Bereich hervortritt. Mit Bamberg ist sie dann dauernd verknüpft. In der Stiftungsurkunde von Kloster Banz aus dem Jahre 1071 erscheint Gebhard Graf von Sulzbach unter den ersten Laien-Vornehmen des Bistums; ein Berengar Graf von Sulzbach gehört zu den Häuptern des Hochstifts, die 1102 HEINRICH IV. wegen Neubesetzung des bischöflichen Stuhles angehen: er nimmt als Vertreter des Territoriums im Angesicht des Kaisers das Wort, ein Bedenken gegen die Erneuerung des fremden, am Hofe emporgekommenen Mannes - eben des großen Otto - auszusprechen. Im Jahre 1119 finden wir ihn dann als Schirmvogt des eben gegründeten Klosters Michelfeld, ein Amt, das sich dem Sitze seiner Macht, von dem er den Namen führt, räumlich so wohl anpasst. Urkunden von 1144 und 1145, die sich auf Michelfeld beziehen, beweisen uns, dass ein 2. Gebhard, augenscheinlich Berengars Sohn, mit dieser Befugnis, auch die bischöfliche Vogtei über Velden, Pegnitz und Auerbach verbindet. Wir wissen dann von einem Sohne Gebhards II., wiederum einem Berengar, der im August 1167 - lange vor des Vaters Tode - eines der Opfer jener berufenen Seuche ward, die FRIEDRICH BARBAROSSAS herrliches deutsches Heer unter den Mauern von Rom dahinraffte.
Damit hatte sich der Ausgang des SULZBACHER Mannesstammes angekündigt: er erfolgte 1188 mit Gebhards II. Tode. Kaiser FRIEDRICH  aber hatte durch 2 Verträge mit Bischof Hermann im Jahre 1174 schon zweien seiner Söhne, Friedrich und Otto, die Nachfolge in den Bambergischen Lehen des Hauses erwirkt.