Frommer Hansjörg: Seite 87-113
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"Die Salier und das Herzogtum Schwaben"

Die Königswahl von 1125
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Herzog Friedrich von Schwaben, der vier Jahre jüngere Neffe HEINRICHS, hatte dem Onkel die ganze Zeit über treu zur Seite gestanden. Von 1114 an ist er regelmäßig in der Umgebung des Kaisers bezeugt, für die Zeit seiner Abwesenheit ernannte HEINRICH ihn 1116 zu seinem Stellvertreter in Deutschland, und an den wichtigen Entscheidungen von 1121 und 1122 war er maßgeblich beteiligt. Friedrich vermittelte zwischen HEINRICH und der Fürstenopposition und stellte sich auch gegen den Kaiser, wenn es um seine oder dessen Glaubwürdigkeit ging. Mit dem welfischen Herzog Heinrich dem Schwarzen war er politisch und familiär eng verbunden, und er verstand sich als der legitime Erbe der SALIER. Des weiteren hatte ihn der sterbende Kaiser als Erben eingesetzt und zur Wahl empfohlen. So machte er sich berechtigte Hoffnungen, von den Fürsten zum Nachfolger und neuen König gewählt zu werden.
Doch es gab eine starke Opposition, die in Friedrich nicht den Vermittler sah, sondern nur den Erben der salischen Tradition, die man so lange bekämpft hatte. Zu ihr gehörte natürlich LOTHAR VON SUPPLINBURG. Aber gefährlicher war, dass sich auch die Erzbischöfe von Mainz und Köln, Adalbert und Friedrich, gegen den STAUFER stellten. Von Speyer aus luden sie für den 24. August zur Königswahl nach Mainz ein. Adalbert war als Mainzer Erzbischof schon traditionell der Wahlvorsteher. Er verstand es, sich vor der Wahl als Parteigänger Friedrichs auszugeben, der ihm zur vornehmen Zurückhaltung riet. So lagerte Friedrich mit seinem Anhang auf der einen Seite des Rheins, die übrigen Fürsten auf der anderen. Auf Betreiben Adalberts wurde ein Ausschuß gebildet, der vier Kandidaten vorschlug. Dann fragte er die Kandidaten, ob sie bereit wären, jeweils die Wahl eines anderen zu akzeptieren. Friedrich, der wohl mit einer glatten Akklimation gerechnet hatte, war davon überrascht und bat sich Bedenkzeit aus. Während er auf der anderen Rheinseite mit seinen Leuten das weitere Vorgehen beriet, ließ Adalbert LOTHAR VON SUPPLINBURG zum König ausrufen. Heinrich von Bayern erhob gegen diese Verfahrensweise zunächst Einspruch. Er wurde durch die Verabredung einer Verlobung seines Sohnes Heinrich mit LOTHARS einziger Tochter Gertrud für dessen Seite gewonnen. Dieser Ehe entstammte Heinrich der Löwe, der Gegenspieler FRIEDRICH BARBAROSSAS. Der Stachel dieser von den STAUFERN als unehrlich empfundenen Königswahl überschattete fortan das Verhältnis der beiden für die deutsche Politik so wichtigen Familien.

Die Staufer als Erben der Salier
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Herzog Friedrich akzeptierte das Ergebnis der Wahl und zog sich nach diesem Schlag aus der ganz großen Politik zurück. Als später ein Gegen-König gesucht wurde, weil LOTHAR die Welt aus seinem sächsischen Blickwinkel betrachtete, wichtige Reichsaufgaben vernachlässigte und wesentliche Positionen preisgab, ja sogar dem Papst den Steigbügel hielt, da schickte Friedrich seinen Bruder KONRAD vor. Aber er blieb fest im Kampf um das salische Erbe und um den Ausbau seines Herzogtums Schwaben. Schon Ende 1125 verhängte König LOTHAR über Friedrich die Reichsacht. Ein Feldzug gegen Friedrich im Sommer 1126 scheiterte. LOTHAR mußte erst die WELFEN und die ZÄHRINGER vollends auf seine Seite bringen, bevor er den zweiten Schlag wagen konnte. Heinrich von Bayern ließ sich sogar dazu anstiften, mit Friedrich in Verhandlungen zu treten, um ihn dabei gefangennehmen zu können. Aber Friedrich konnte entrinnen. Der Kampf LOTHARS mit den STAUFERN dauerte von 1126 bis 1135. Speyer fiel im Januar 1130, Nürnberg im Oktober, Ulm 1134. Schließlich mußte Friedrich auf dem Reichstag zu Bamberg 1135 vor LOTHAR knien wie einst LOTHAR vor HEINRICH V.
Herzog Friedrich, aus uns unbekannten Gründen auch der Einäugige genannt, hat durch seinen hartnäckigen Kampf um das salische Erbe und den Ausbau der Landesherrschaft im Herzogtum Schwaben die Grundlagen für den Aufstieg der STAUFER geschaffen. Von ihm heißt es, er habe am Schweif seines Pferdes stets eine Burg hinter sich hergezogen. Er verkaufte auch ein kostbares Reliquienkreuz byzantinischer Herkunft aus der Mitgift seiner welfischen Frau Judith, um damit die Burgen von Hildrizhausen und Kräheneck bezahlen zu können. Herzog Friedrichs Lieblingspfalz war das von ihm ausgebaute Hagenau. Dort wurde er auch beigesetzt, als er 1147 starb. Sein Sohn FRIEDRICH, als Herzog von Schwaben der dritte, wurde 1152 zum deutschen König gewählt.
Die STAUFER haben sich selber als die Erben und Vollender der SALIER verstanden, und so wurden sie auch von anderen gesehen. So lehnte Papst Innocenz III. 1202 die Wahl PHILIPPS VON SCHWABEN unter anderem mit folgendem Argument ab:
"Dass aber PHILIPP einer Sippe von Verfolgern angehört, darüber sind, so glauben wir, die Fürsten nicht im Zweifel, da HEINRICH, der als erster aus der Sippe das Kaisertum erhielt, sich vermessen hat, Papst Paschalis seligen Angedenkens, Unseren Vorgänger, zusammen mit den Kardinalbischöfen und vielen edlen Römern gefangenzunehmen."
Noch einfacher drückt diesen Zusammenhang der volkstümliche Name WAIBLINGER aus, der von den SALIERN über Agnes von Waiblingen auf die STAUFER übertragen wurde und schließlich in der Partei der Ghibellinen im Italien der Renaissance seinen letzten Glanz fand.