Die Königswahl von 1125
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Herzog Friedrich von Schwaben,
der vier Jahre jüngere Neffe HEINRICHS,
hatte dem Onkel die ganze Zeit über treu zur Seite gestanden. Von
1114 an ist er regelmäßig in der Umgebung des Kaisers bezeugt,
für die Zeit seiner Abwesenheit ernannte HEINRICH
ihn 1116 zu seinem Stellvertreter in Deutschland, und an den wichtigen
Entscheidungen von 1121 und 1122 war er maßgeblich beteiligt. Friedrich
vermittelte zwischen HEINRICH und der
Fürstenopposition und stellte sich auch gegen den Kaiser, wenn es
um seine oder dessen Glaubwürdigkeit ging. Mit dem welfischen
Herzog Heinrich dem Schwarzen war er politisch und familiär eng verbunden,
und er verstand sich als der legitime Erbe der SALIER.
Des weiteren hatte ihn der sterbende Kaiser als Erben eingesetzt und zur
Wahl empfohlen. So machte er sich berechtigte Hoffnungen, von den Fürsten
zum Nachfolger und neuen König gewählt zu werden.
Doch es gab eine starke Opposition, die in Friedrich
nicht den Vermittler sah, sondern nur den Erben der salischen
Tradition,
die man so lange bekämpft hatte. Zu ihr gehörte natürlich
LOTHAR
VON SUPPLINBURG. Aber gefährlicher war, dass sich auch
die Erzbischöfe von Mainz und Köln, Adalbert und Friedrich, gegen
den STAUFER stellten. Von Speyer aus
luden sie für den 24. August zur Königswahl nach Mainz ein. Adalbert
war als Mainzer Erzbischof schon traditionell der Wahlvorsteher. Er verstand
es, sich vor der Wahl als Parteigänger Friedrichs
auszugeben, der ihm zur vornehmen Zurückhaltung riet. So
lagerte Friedrich mit seinem Anhang
auf der einen Seite des Rheins, die übrigen Fürsten auf der anderen.
Auf Betreiben Adalberts wurde ein Ausschuß gebildet, der vier Kandidaten
vorschlug. Dann fragte er die Kandidaten, ob sie bereit wären, jeweils
die Wahl eines anderen zu akzeptieren.
Friedrich,
der wohl mit einer glatten Akklimation gerechnet hatte, war davon überrascht
und bat sich Bedenkzeit aus. Während er auf der anderen Rheinseite
mit seinen Leuten das weitere Vorgehen beriet, ließ Adalbert LOTHAR
VON SUPPLINBURG zum König ausrufen. Heinrich von Bayern
erhob gegen diese Verfahrensweise zunächst Einspruch. Er wurde durch
die Verabredung einer Verlobung seines Sohnes Heinrich mit LOTHARS
einziger Tochter Gertrud für dessen
Seite gewonnen. Dieser Ehe entstammte Heinrich der Löwe, der Gegenspieler
FRIEDRICH
BARBAROSSAS. Der Stachel dieser von den STAUFERN
als unehrlich empfundenen Königswahl überschattete
fortan das Verhältnis der beiden für die deutsche Politik so
wichtigen Familien.
Die Staufer als Erben der Salier
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Herzog Friedrich
akzeptierte das Ergebnis der Wahl und zog sich nach diesem Schlag aus der
ganz großen Politik zurück. Als später ein Gegen-König
gesucht wurde, weil LOTHAR die Welt
aus seinem sächsischen Blickwinkel betrachtete, wichtige Reichsaufgaben
vernachlässigte und wesentliche Positionen preisgab, ja sogar dem
Papst den Steigbügel hielt, da schickte Friedrich
seinen Bruder KONRAD vor.
Aber er blieb fest im Kampf um das salische
Erbe und um den Ausbau seines Herzogtums Schwaben. Schon Ende 1125 verhängte
König
LOTHAR über Friedrich die Reichsacht. Ein Feldzug
gegen Friedrich im Sommer 1126 scheiterte.
LOTHAR
mußte erst die WELFEN und die
ZÄHRINGER vollends auf seine Seite bringen, bevor er den zweiten Schlag
wagen konnte. Heinrich von Bayern ließ sich sogar dazu anstiften,
mit Friedrich in Verhandlungen zu treten,
um ihn dabei gefangennehmen zu können. Aber Friedrich
konnte entrinnen. Der Kampf LOTHARS mit
den STAUFERN dauerte von 1126 bis 1135.
Speyer fiel im Januar 1130, Nürnberg im Oktober, Ulm 1134. Schließlich
mußte Friedrich
auf dem Reichstag
zu Bamberg 1135 vor LOTHAR knien wie
einst LOTHAR vor HEINRICH
V.
Herzog Friedrich,
aus uns unbekannten Gründen auch der Einäugige genannt,
hat durch seinen hartnäckigen Kampf um das salische
Erbe und den Ausbau der Landesherrschaft im Herzogtum Schwaben die Grundlagen
für den Aufstieg der STAUFER geschaffen.
Von ihm heißt es, er habe am Schweif seines Pferdes stets eine Burg
hinter sich hergezogen. Er verkaufte auch ein kostbares Reliquienkreuz
byzantinischer Herkunft aus der Mitgift seiner welfischen
Frau Judith, um damit die Burgen von Hildrizhausen und Kräheneck
bezahlen
zu können.
Herzog Friedrichs Lieblingspfalz
war das von ihm ausgebaute Hagenau. Dort wurde er auch beigesetzt, als
er 1147
starb. Sein Sohn FRIEDRICH,
als Herzog von Schwaben der dritte, wurde 1152 zum deutschen König
gewählt.
Die STAUFER haben
sich selber als die Erben und Vollender der SALIER
verstanden, und so wurden sie auch von anderen gesehen. So lehnte Papst
Innocenz III. 1202 die Wahl PHILIPPS VON SCHWABEN
unter anderem mit folgendem Argument ab:
"Dass aber PHILIPP einer
Sippe von Verfolgern angehört, darüber sind, so glauben wir,
die Fürsten nicht im Zweifel, da
HEINRICH,
der als erster aus der Sippe das Kaisertum erhielt, sich vermessen hat,
Papst Paschalis seligen Angedenkens, Unseren Vorgänger, zusammen mit
den Kardinalbischöfen und vielen edlen Römern gefangenzunehmen."
Noch einfacher drückt diesen Zusammenhang der volkstümliche
Name WAIBLINGER aus, der von den SALIERN
über
Agnes
von Waiblingen auf die STAUFER übertragen
wurde und schließlich in der Partei der Ghibellinen im Italien der
Renaissance seinen letzten Glanz fand.