Siegfried I.                                               Graf von Spanheim
--------------                                              Markgraf der Neumark
um 1010/15-7.2.1065                               Graf im Pustertal
Burg Spanheim
 

Sohn des Grafen Eberhard I. von Spanheim
 

Lexikon des Mittelalters: Band VII Seite 2076
********************
SPANHEIMER
-------------------
Siegfried I. (* um 1010/15 auf der Burg Spanheim, heute Sponheim) kam im Gefolge der SALIER nach Kärnten, war 1045 Markgraf der Ungarnmark (im östlichen Nieder-Österreich) und erwarb durch seine Heirat mit Richgard, der Erbtochter des Grafen Engelbert aus der Sippe der SIGHARDINGER, reichen Besitz in Kärnten und den südöstlichen Markgrafschaften.



GENEALOGISCHE TAFELN ZUR MITTELEUROPÄISCHEN GESCHICHTE
---------------------------------------------------------------------------------------------------
Wegener Dr. Wilhelm: Seite 263
******************
1. SIEGFRIED I.

Die genaue Abzweigung Siegfrieds von den rheinischen SPANHEIMERN wurde bisher nicht ermittelt; eV.
1045 7/3 Neuburg König HEINRICH III. schenkt dem Markgrafen Siegfried 150 Hufen, die nach der Bestimmung des Königs aus dem Gebiet zwischen Fischa, Leitha und March abzumessen sind DD 5, 167 f n 133 (aus den Klosterneuburgischen Archivalien der Markgrafen von Österreich)
1045 3/6 Perschling 10 Königshufen liegen zwischen Fischa und Leitha in der Grafschaft des Markgrafen Sigifrid DD 5, 171 f n 136;
1045 3/6 Perschling König HEINRICH III. schenkt Niederaltaich 10 Königshufen am Flusse Zaya neben dem Allod des MarkgrafenSigefrid und in dessen Grafschaft gelegen DD 5, 172 f n 137
1045 15/7 Aachen König HEINRICH III. schenkt dem Markgrafen Sigefrid 15 Hofstätten an der Donau, 30 Königshufen in der Richtung auf die Ungarnstraße, 20 Hofstätten an der March und weitere 200 Königshufen, die durch einen königlichen Boten anzuweisen sind DD 5, 177 n 141 (or. im Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien)
1048 2571 Ulm König HEINRICH III. schenkt dem Bischof Poppo von Brixen einen Forst im Pustertal in der Grafschaft des Grafen Sigefrid DD 5, 277 f n 209; 1064 (November) zahlreiche Pilger unter Führung des Erzbischofs Siegfried von Mainz und des Bischofs Gunther von Bamberg begeben sich nach Jerusalem (unter den gräflichen und fürstlichen Begleitern ist auch Graf Siegfried siehe unten Richgard) Annal. Altah. maiores (zu 1065) Schulausgabe 66 f; Lamperti Annales Schulausgabe 93 f;
+ 1065 auf der Rückreise von der Pilgerfahrt, vgl. 2 zu (1090)

Gemahlin:
-------------
Richgard, Tochter und Erbin des SIEGHARDINGERS Engelbert IV. (siehe Sieghardinger n 28)
+ vielleicht 9/7 Salzburg Dom: Richkart comitissa Necr. 2, 149; vgl. 4 zu c 1100
+ auf Pilgerfahrt nach Spanien, begraben zuerst in Spanheim, schließlich in St. Paul.

Vorbemerkung:
------------------
Die Herkunft der ersten SPANHEIMER auf bayerischem Boden aus Rheinfranken ist urkundlich durchaus beglaubigt. Der für Bayern nahezu exotische Name Siegfried sichert auch die Annahme, dass die kurzlebige neue Mark HEINRICHS III. westlich von March und Leitha für niemand anderen gegründet wurde als für Siegfried von Spanheim. Der fast unmittelbare Anschluss des (königlichen)GrafenSiegfriedim Pustertal an die Kaiserurkunden des Jahres 1045 lenkt unwillkürlich den Blick auf diesen Zusammenhang. Siegfried hatte wohl schon vor seiner Einsetzung als Markgraf in Kärnten und Bayern Fuß gefasst durch seine Vermählung mit Richgard, der Erbtochter Engelberts aus dem Hause der SIEGHARDINGER, deren Tradition der Leitname Engelbert in den folgenden drei Generationen fortführte.


HERKUNFT UND GESCHICHTE FÜHRENDER BAYERISCH-ÖSTERREICHISCHER GESCHLECHTER IM HOCHMITTELALTER

Gewin Dr. J.P.J.: Seite 62
**************
25. SIEGFRIED

Graf von Spanheim
(+) 1065. Graf im Lavanttal. -

Gemahlin:
------------
Richgard D. 36., Tochter des Grafen Engelbert D. 30., Graf im Norital.

Note:
-------
Im Kapitel D. setzen wir auseinander, dass nach unserer Ansicht aus der Ehe des vorgenannten Grafen Engelbert und seiner Gemahlin Liutgard, Tochter des Ehepaares Graf Weriant und Williburg B. 23,. außer der Tochter Richgard, noch zwei Töchter Williburg D. 35. und Liutgard D. 37. geboren sind. In diesen beiden letzteren Töchtern erblicken wir die Gemahlinnen des Pfalzgrafen Aribo II. C. 23., des Geschlechtsvetters des Grafen Siegfried von Spanheim.
Während der Name Engelbert bei den ARIBONEN vorher nie vorkommt, erscheint dieser Name neben dem alten Leitnamen der ARIBONEN-Geschlechts Siegfried wiederholt bei Siegfrieds Porgenitur.



Thiele Andreas: Tafel 495
*************
"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte"
Band I, Teilband 2 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser II

SIEGFRIED I. VON SPONHEIM/Hunsrück
----------------------------------------------------------

Ist gleichen Stammes, ohne dass die genaue Filiation festzustellen ist, wie die Grafen von Spanheim, Heinsberg und die Fürsten von Sayn-Wittgenstein. Die Familie kam wohl mit den salischen Herzögen von Kärnten ins Land, erwarb Ortenburg, wurde als treue Stütze Kaiser HEINRICHS III. 1045 Markgraf der Ungarnmark (= Leithamark) und 1048 Graf im Pustertal. Er starb auf einer Pilgerfahrt, angetreten in Erwartung eines für 1065 angekündigten Weltuntergangs.

  oo RICHGARD, Tochter und Erbin des Grafen Engelbert IV. im Pustertal, Norital und im Lavanthtal, Vogts von Salzburg
              + um 1072 in Spanien (als Pilger)                Haus der SIEGHARDINGER

Sie bringt der Familie bedeutenden Besitz.



Trillmich Werner: Seite 310
**************
"Kaiser Konrad II. und seine Zeit"

Vom Einfluss der ARIBONEN-Sippe in Kärnten zeugt der überraschende Aufstieg des Rheinfranken Siegfried von Sponheim. Siegfried von Sponheim (+ 1065 als Pilger in Bulgarien) ist Sohn Eberhards (im Elsenz- und Enzgau um Kreuznach). Siegfrieds Sohn Engelbert, Vogt von Salzburg (+ 1096), war verheiratet mit Hedwig von Eppenstein, Markwards Tochter. 1122 erlangte die Familie in Nachfolge der EPPENSTEINER die Herzogswürde durch Einheirat: Seine aribonische Gemahlin Richardis verfügte über stattliche Ländereien um Salzburg, an Lavant, Drau, Sann und in Friaul. Er selbst erlangte, obwohl er ein Landfremder war, gräfliche Rechte im Pustertale.

Fenske Lutz: Seite 200
***********
"Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung im östlichen Sachsen"

Vermutlich in Verbindung mit den SALIERN gelangten die SPANHEIMER in das bayerische Stammesgebiet, wo sie rasch heimisch wurden. Graf Siegfried [Zu Siegfried vgl. Genealogie des altbayerischen Adels Seite 263.] heiratete eine Frau bayerischer Herkunft mit Namen Richgarda, durch deren Erbgut der Besitz der SPANHEIMER in Kärnten eine beträchtliche Ausweitung erfuhr [Tyroller hält sie für eine Tochter des SIEGHARDINERS Engelbert IV., vgl. Genealogie des altbayerischen Adels Tafel 5, Seite 98, Seite 93 Nr. 19, Seite 95 Nr. 28.].
Aus der Ehe Siegfrieds mit Richgarda gingen drei Söhne hervor: Graf Engelbert I., der zur Zeit Erzbischof Gebhards Hochstiftsvogt von Salzburg war, Hermann, der spätere Burggraf von Magdeburg, und Hartwig. Die drei SPANHEIMER Brüder zählten zu den Gegnern HEINRICHS IV. Graf Siegfried, ihr Vater, hatte sich 1064 der Pilgerfahrt deutscher Bischöfe nach Jerusalem angeschlossen, die durch einen ausführlichen Bericht Lamperts von Hersfel in ihrem Verlauf besonders gut überliefert ist [Vgl. Lamperti Ann. ad. 1065 Seite 93], und war nach Aussagen der Fundatio Monasterii S. Pauli 1065 auf der Rückreise in Bulgarien gestorben.

Lechner, Karl: Seite 323 A. 49;325 A. 80
************
"Die Babenberger Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246"

Herzog Adalbero von Kärnten war mit der Schwester der Kaiserin Gisela, Beatrix, verheiratet. Gegensätze zum Kaiser gab es für Adalbero bezüglich Schwabens und bezüglich Kärntens. Vom Kaiser unterstützte Gegenkräfte waren der Sanntalgraf Wilhelm und der erste SPANHEIMER Siegfried (Vgl. dazu HbGB 1, 236-245 und Klaar, Eppensteiner.).
Abzulehnen ist auch die Meinung Tyrollers, es handle sich um den 1048 genannten Grafen Siegfried im Pustertal, einen SPANHEIMER (DH. III. 209)., der mit einer SIEGHARDINGERIN Richgardis verheiratet war und 1065 starb (Tyroller, Genealogie 263 f., Tafel 20; 95, 99 u. ä.). Schon die Besitzgeschichte dieser Gegend schließt das aus.

Claude, Dietrich: Band I Seite 351
**************
"Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis ins 12. Jahrhundert"

Hartwig entstammte einem angesehenen süddeutschen Geschlecht [Müller-Alpermann, op. cit., p. 9. G. Bode, Über die Herkunft des Erzbischofs Hartwig, des Burggrafen Hermann und des Dompropstes Hartwig von Magdeburg, MGbll. 3, 1868, pp. 190-208. O. Frhr. von Reitzenstein, Erzbischof Hartwig von Magdeburg, Neue Mitteilungen 12, 1, 1868, p. 245. Da die Eheschließung der Eltern Hartwigs spätestens 1023 erfolgte (ibid. p. 248), setzt er die Geburt Hartwigs um 1025, doch erscheint der Ansatz zu früh zu sein: Hartwig war allenfalls das 2. Kind seiner Eltern, sein Bruder Engelbert erbte die Würde seiens Vaters.]. Sein Vater, Graf Siegfried von Sponheim, hatte die im Kärntner Lavanttal begüterte Richardis geheiratet [Fundatio monasterii S. Pauli in Caranthia c. 7, MGH SS XV, 2, p. 1060.]. Die Eltern Hartwigs waren sehr religiös gesinnt: der Vater nahm 1064 an der großen Pilgerfahrt nach Jerusalem teil, die unter Leitung Siegfrieds von Mainz stattfand, die Mutter unternahm nach dem Tode ihres Manners eine Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela. Ihr Sohn Engelbert gründete zusammen mit seinen Geschwistern das Kloster St. Paul im Lavanttal, das zur Grablege der Familie wurde.

Boshof Egon: Seite 62
***********
"Die Salier"

Um diese Zeit dürften auch die SPANHEIMER, die aus der rheinfränkischen Heimat der SALIER stammten und in verwandtschaftlichen Verbindungen mit den Zeizolf-Wolfram standen, durch die Heirat des Grafen Siegfried mit Richgard, der Erbtochter des mächtigen Grafen Engelbert - sicherlich nicht ohne KONRADS II. Zutun - in Kärnten Fuß gefaßt haben; der neue Herzog konnte in Siegfried eine wertvolle Stütze finden.

Klaar, Karl-Engelhard: Seite 90,119
******************
"Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten"

Wie dagegen der Kaiser versuchte, seine Einflußmöglichkeiten in Kärnten zu mehren, zeigt das Beispiel des rheinfränkischen Grafen Siegfried, der sicher nicht ohne Zutun KONRADS die Erbtochter des in Kärnten über ausgedehnten Eigenbesitz verfügenden Grafen Engelbert heiratete [Anm. 63 Siegfried gehörte einer im Rheinland begüterten, den späteren NELLENBURGERN verwandten Adelssippe an, die sich schon zu Anfang des 11. Jh. nach einer Burg Spanheim (Sponheim, LK. Kreuznach/Rheinpr.) zubenannt findet. Zu den Anfängen der Kärntner SPANHEIMER siehe Witte, Spanheim, 203-227, und Klebel, Spanheimer, der auf weitere fränkische Zuwanderer in Kärnten unter KONRAD II. hinweist und für Siegfrieds Ehe mit Richardis "von Lavant" unmittelbaren Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen um Herzog Adalbero annimmt (a.a.O.). Vgl auch Jaksch, Kärnten I, 174, und unten 119 f. Siehe jetzt Tyroller, Genealogie, 263-282.]. Siegfried begründete damit den Kärntner Zweig seiner früh schon ausgebildeten Familie, der SPANHEIMER, die später eine ernsthafte Konkurrenz für die Nachfahren Herzog Adalberos werden und diesen schließlich im Herzogtum folgen sollten.
In Kärnten selbst war in den Jahren, da vermutlich Kaiser HEINRICH IV. das Herzogtum in der Hand hatte, der Abschluß einer wichtigen Klostergründung gefallen, St. Paul im Lavanttal. Es ist die Schöpfung Engelberts, Vogtes der Salzburger Kirche seit ca. 1060 [Wohl als Nachfolger seines gleichnamigen Großvaters; Klebel, Spanheimer, 51f. Als Vogt u. a. in Nr. 47. Anders Tyroller, Genealogie, 94 nr. 24.], aus der schon wiederholt erwähnten Familie der Grafen von Spanheim und seiner Söhne sowie insonderheit seines Bruders, Erzbischof Hartwichs von Magdeburg (reg. 1079-1102). Eine wesentliche Aufgabe des Familienklosters in solchem Sinne war ja die Aufnahme der Grablege der Stifterfamilie. Engelberts Mutter Richardis ließ den Leichnam ihres Gatten Siegfried aus Bulgarien, wo er 1065 auf einer Pilgerfahrt verstorben war, nach der Paukluskirche im Lavanttal überführen. Ein gleiches tat dann Erzbischof Hartwich mit den Gebeinen seiner Mutter Richardis, die, gleichfalls als Pilgerin gestorben, zunächst in remoto Germaniae sinu apud Spanheim, also in der Heimat ihres Gatten, beigesetzt worden war. Die Klosterkirche blieb fortan bevorzugte Grablege der Kärntner SPANHEIMER bis kurz vor dem Aussterben der Familie [Die Familie erlosch 1279 mit Philipp, Kanzler des Königreichs Böhmen. Die letzte Beisetzung in St. Paul war die seiens Vaters, Herzog Bernhards, im Jahre 1256.].
 
 
 

vor 1023
  oo Richardis, Erbtochter des Grafen Engelbert IV. im Pustertal (Haus der SIEGHARDINGER)
             -9.7. um 1072

     Sie starb als Pilger in Spanien.
 
 
 

Kinder:

  Hermann I. Burggraf von Magdeburg (1080-1118)
  um 1025/30 -22.7.1118

  Hartwig Erzbischof von Magdeburg (1079-1102)
  um 1025-17.6.1102

  Engelbert I. Graf von Spanheim
  um 1023-1.4.1096
 
 
 
 

Literatur:
-----------
Boshof Egon: Die Salier, Verlag W. Kohlhammer Suttgart Berlin Köln 1987 Seite 62 - Claude, Dietrich: Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis ins 12. Jahrhundert, Mitteldeutsche Forschungen 67, Böhlau Verlag Köln 1972 Band I Seite 351 - Fenske, Lutz: Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung im östlichen Sachsen. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1977, Seite 200,205,274 A. 313 - Klaar, Karl-Engelhard: Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten, Klagenfurt 1966 Seite 90,119 - Lechner, Karl: Die Babenberger Markgrafen und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Köln 1985 Seite 323 A. 49;325 A. 80 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 2 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser II, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 495 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 Seite 310 -