Starke Heinz-Dieter: Seite 20-41
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"Die Pfalzgrafen von Sommerschenburg"

Auf Friedrich I. von Sommerschenburg folgte sein gleichnamiger Sohn Friedrich II. als Inhaber der väterlichen Territorialrechte und als Pfalzgraf. Bei der Übernahme des Erbes mag Friedrich etwa 25 Jahre gewesen sein. Zunächst bekümmerte sich der junge Pfalzgraf nur um innere Angelegenheiten seines eigenen Interessenbereiches. Sicher war er der Meinung, die eigenen Herrschaftsrechte seien nicht genügend gefestigt, und hielt es darum für politisch klüger, neutral zu bleiben. Deutlich lassen die Urkunden dieser ersten Zeit Beziehungen zwischen Friedrich und dem Bischof von Halberstadt erkennen. Vielleicht suchte er jetzt dort den Rückhalt, den Friedrich I.  einstmals bei den Magdeburger Erzbischöfen gefunden hatte.
Unter den kleineren Grundherren war 1126 Walo von Veckenstedt (zwischen Osterwieck und Wernigerode) durch den Grafen Werner von Veltheim wegen einer Streitigkeit getötet worden. Die Gelegenheit, dass in seiner unmittelbaren Nachbarschaft ein Grundbesitz seinen Herrn verlor, ergriff  der Pfalzgraf und zerstörte die Derenburg. Der sächsische Annalist nennt diesen Ort, der bisher Walo von Veckenstedt gehört hatte, "dem Komitat des Pfalzgrafen allzu lästig". Zwar liegen außer den SOMMERSCHENBURGER Besitzungen um Quedlinburg die nächsten nachweisbaren Alliod- und Grafenrechte erst ein wenig südlich der Linie Schöningen-Oschersleben. Da aber die Pfalzgrafen auch die Vogtei über das Kloster Huysburg ausübten, hatten sie hier tatsächlich große Interessen. Das beweist auch die Partnerschaft mit dem Bischof von Halberstadt. Wenn der Veckestädter Besitz unter dem Einfluß eines der Großen Sachsens, etwa LOTHARS VON SÜPPLINGENBURG, stand, konnte die Derenburg für den SOMMERSCHENBURGER sogar gefährlich sein.
Über das Verhältnis des Pfalzgrafen zu dem Herzog selbst in den Jahren der inneren Festigung bis zum Königtum LOTHARS wissen wir nichts. Die wenigen Urkunden dieser Zeit zeigen Friedrich nie gemeinsam mit den SÜPPLINGENBURGER. Wahrscheinlich ist aber der SOMMERSCHENBURGER als einer der Großen bei der Wahl LOTHARS zum König 1125 in Mainz aktiv beteiligt gewesen. Während der darauffolgenden Regierungszeit finden wir Friedrich II. so oft in Königsurkunden wieder wie sonst keinen anderen Pfalzgrafen Sachsens in den übrigen Epochen. Natürlich erklärt sich das zum großen Teil aus der sächsischen Herkunft LOTHARS und der engen Nachbarschaft zu den SOMMERSCHENBURGERN.
Nach 1127 tritt Friedrich in Gegenwart des Königs bei der Bestätigung von Schenkungen um Walkenried an das Kloster Huysburg, dessen Vogt er war, auf. Zu Beginn des Jahres 1129 weilte der SOMMERSCHENBURGER in Straßburg. Dort suchte Bischof Otto von Halberstadt beim König in den Streitigkeiten mit dem Domkapitel und der Kurie, die seine Absetzung ausgesprochen hatte, Schutz und Hilfe. Vielleicht war Friedrich eigens zur Besprechung dieser Angelegenheit nach Straßburg gereist. An dem nur einen Monat zurückliegenden Hoftag in Worms hatte er noch nicht teilgenommen. Er begleitete dann den König auf seiner Heimreise nach dem Norden. Erst im Sommer 1129 erschien der Pfalzgraf neben anderen Großen, zumeist sächsischer Stammesart, wieder auf einem Hoftag in Goslar. Das aus jener Zeit stammende Diplom bestätigt den Verkauf des Hofes Abbenrode an Gerhard von Lochtum durch den 1125 verstorbenen Pfalzgrafen von Putelendorf. Doch nicht nur im Harzgebiet zerfielen die GOSECKER Rechte zusehends. Ebenso mußte Ludwig von Thüringen nach einem Streit die Vogtei über Goseck um 1130 an Eilica, die Mutter des ASKANIERS Albrecht, übergeben. Damit vermehrte sich der askanische Einfluß in diesen Gebiet weiterhin. Allein durch das orlamündische Erbe im südlichen Harzvorland war dieser nicht unerheblich gewachsen. Es dürfte dem SOMMERSCHENBURGER nicht leicht gefallen sein, im Hassegau die gräflichen Rechte zu wahren, zumal er sich anscheinend nicht im selben Gebiet auf Allodialgut stützen konnte.
Im Jahre 1130 entstand zwischen Albrecht dem Bären und dem STADER Udo von Freckleben eine harte Auseinandersetzung, bei der letzter sogar getötet wurde. Schließlich sympathisierte Friedrich II. mit den STADERN wegen der angedeuteten territorialen Spannungen zu den ASKANIERN und besonders wegen seiner Verwandtschaft zu Udo.
Der SOMMERSCHENBURGER heiratete nämlich zu dieser Zeit die Tochter des Markgrafen Rudolf von Stade, Liutgard. Wir wissen von zwei Kindern des Pfalzgrafen, Adalbert und Adelheid. Da Adalbert ab 1142 mehrfach in Urkunden neben seinem Vater als Zeuge auftritt, war die Ehe sicherlich um 1130 geschlossen worden. Der SOMMERSCHENBURGER sicherte sich durch diese Heirat die Anlehnung an einen seiner mächtigsten Nachbarn. Außerdem verfügte Liutgard über nicht unbeträchtlichen Besitz, der ihrer Tante Irmgard von Plötzkau gehört hatte und altes WALBECKER Besitztum darstellte. Dieses Gut kam dem Pfalzgrafen äußerst gelegen, seine eigenen Rechte im nördlichen Teil seines Herrschaftsbereiches zu stärken und zu arrondieren. Man kann kaum annehmen, dass Friedrich damals den Niedergang des STADER Geschlechts so klar Augen hatte, um an eine noch größere Einflußnahme zu denken, wie es tatsächlich mach dem Tode Udos geschah. Denn Friedrich II. scheint auf den nachfolgenden Grafen, seinen Schwager Rudolf, sogar in den territorialen Belangen des STADERS geringen Einfluß ausgeübt zu haben.
Übrigens stärkten die SOMMERSCHENBURGER auch nach einer anderen Seite durch eine Eheverbindung ihre Position. Denn etwa zur selben Zeit heiratete Adelheid, die Schwester des Pfalzgrafen, den Grafen Goswin von Heinsberg. Da dieses Geschlecht nicht unbedeutende Rechte besaß, die ursprünglich den WALBECKERN gehört haben müssen, übte Friedrich auf diese Besitzungen inmitten des sommerschenburgischen Gebietes ebenfalls eine gewissen Einfluß aus.
Auch weiterhin ist der SOMMERSCHENBURGER in der Umgebung des Königs anzutreffen. Am 5. Februar 1131 regelte er auf einem Hoftag in Goslar gemeinsam mit anderen Großen innersächsische Angelegenheiten und nahm teil an dem Zusammentreffen zwischen LOTHAR und Papst Innocenz II. in Lüttich. Hier wurde nun auch endgültig Otto von Halberstadt restituiert, mit dem der Pfalzgraf des öfteren zusammen gearbeitet hatte und in dessen Urkunden er auch in der Folgezeit, so 1133 zweimal, als Zeuge auftrat. Die Bedeutung Magdeburgs als politische Mittelpunkt war zur Zeit des Erzbischofs Norbert auf Halberstadt übergegangen.
In den letzten Regierungsjahren LOTHARS, als der Widerstand im Innern des Reiches bezwungen war und der König sich nunmehr intensiv den Angelegenheiten in seinen eigenen Stammlanden widmen konnte, weilte der Pfalzgraf fast nur noch in der Umgebung des Königs. Demnach genoß Friedrich am Hofe ein sehr hohes Ansehen, das sich nicht nur auf die Persönlichkeit und pfalzgräfliche Stellung, sondern ebenso auf das freundschaftliche Verhältnis zu dem SÜPPLINBURGER stützte.Während Rudolf von Stade um die eigenen Stammbesitzungen bemüht war, kam Friedrich am Hofe fast immer mit Albrecht dem Bären zusammen. Der König, der ASKANIER und der Pfalzgraf sind damals die bedeutendsten Persönlichkeiten Sachsens. Im einzelnen treffen wir den SOMMERSCHENBURGER mit LOTHAR gemeinsam im April 1134 in Quedlinburg. Wahrscheinlich kam er von dem Reichstag zu Halberstadt. Dort war unter anderem die Erhebung Albrechts zum Markgrafen ausgesprochen worden. Entweder kurz darauf oder auch erst im nächsten Jahr begleitete der Pfalzgraf und der ASKANIER den König auf seine Besitzungen an der Niederelbe, von wo die neugegründete Kirche Seeberg privilegiert wurde. Ob sich der SOMMERSCHENBURGER auch unter dem Gefolge des Königs befand, als dieser im Herbst 1134 in dem alten Zehntstreit zwischen Hersfeld und Halberstadt einen neuen Spruch zu Fulda fällt, muß offen bleiben. Aber zur Jahreswende 1134-1135 weilte er an der Seite des Königs in Aachen. Das erscheint um so bemerkenswerter, als hier vornehmlich Angelegenheiten des Westens verhandelt wurden.
Mit den sächsischen Großen brach Friedrich im Frühjahr 1135 nach Bamberg auf, wo Friedrich von Schwaben öffentlich vor den versammelten Fürsten des Reiches seine Unterwerfung kundtat. Im Sommer 1135 weilte der König mit nur wenigen Begleitern, wie dem ASKANIER und Friedrich, auf seinen Gütern an der Unterelbe. Das Interesse galt hier dänischen Verhältnissen und vielleicht erst zu dieser Zeit dem Privileg für Segeberg.
Vor dem Romzug des Herbstes 1136 trafen der SÜPPLINGENBURGER und Friedrich noch einmal in Merseburg zusammen. Nach Italien ist aber Friedrich offenbar nicht mitgezogen, sonst wäre sein Name in den Verträgen mit den Venezianern aufgezeichnet. Vielmehr trat der Pfalzgraf im Sommer und Herbst 1137 in einigen Urkunden des Bischofs Rudolf von Halberstadt und der Äbtissin Gerburga von Quedlinburg, deren Vogt er war, als Handlungszeuge auf. Zu dieser Zeit befand sich LOTHAR noch in Oberitalien. Vielleicht brauchte der Kaiser einen verläßlichen Getreuen, der in Sachsen zurückblieb.
Der Tod LOTHARS 1137 änderte die Situation des Pfalzgrafen wegen seines engen Umgangs mit dem König wesentlich. Friedrich, der jetzt auf der Höhe seines Lebens stand, hatte inmitten der Fürsten bedeutendes Ansehen errungen. Doch konnte er nicht nur auf äußere Erfolge zurückblicken, auch um den Ausbau seiner eigenen Rechte war der SOMMERSCHENBURGER ständig bestrebt gewesen. Sein tatkräftiges Eingreifen in den Streit um den Besitz Walos von Veckenstedt, das zu seinen Gunsten mit der Zerstörung der Derenburg endete, zeigt die Bereitschaft, jeden geeigneten Augenblick zur Sicherung seiner Herrschaft auszunützen. In verstärktem Maße gilt das auch von den Eheschließungen des Pfalzgrafen und seiner Schwester. Angesichts des gewonnenen territorialen Einflusses unmittelbar neben den eigenen Allodien muß man von einer zielbewußten Heiratspolitik sprechen.
Schließlich erfahren wir durch ein Diplom, dessen echter Kern allgemein anerkannt wird, dass Friedrich einige Grundstücke bei Druxberge dem Kloster Hilersleben entzogen hatte, deren Restitution LOTHAR anordnete. Trotz der geringen Fläche von eineinhalb Hufen und zwei Grundstücken besaßen diese wohl einige Bedeutung: Die in der Nähe des Dorfes befindlichen Wartsberge (Höhe 179) erregten wegen ihrer Lage unmittelbar im Zentrum seines Grundbesitzes das Interesse des Pfalzgrafen. Bei solchen Bemühungen um eine Ausweitung der territorialen Einflußsphäre mag es darum keine zufällige Erscheinung sein, wenn Friedrich fortan weniger als "Pfalzgraf von Sachsen" sondern häufiger mit der Bezeichnung "Pfalzgraf von Sommerschenburg" tituliert wird. Anfangs geschah dies wohl zur Unterscheidung von dem PUTELENDORFER. Doch drückt sich in diesem Vorgang, der allgemein in der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts immer stärker um sich greift, die Entwicklung der einzelnen Gewalten zur Territorialisierung aus.
Der energischen Tätigkeit der Kaiserin-Witwe Richenza gelang es, gegen Albrecht den Bären eine Koalition zusammenzubringen, der auch Pfalzgraf Friedrich und Rudolf von Stade angehörten. Den STADER bewog wohl der alte Gegensatz zu dem BALLENSTEDTER, die Waffen zu ergreifen. Für den SOMMERSCHENBURGER bedeutete die Zusammenarbeit mit dem Erben des SÜPPLINGENBURGERS ein Festhalten an der alten Linie; er war in diesem Gremium einer der Einflußreichsten. Durch die Bundesgenossenschaft wurden nach dem jahrelangen Verkehr mit Albrecht die Bindungen zu den STADERN wieder stärker betont.
An den Operationen zur Vertreibung Albrechts waren Friedrich wie sein Schwager führend beteiligt. Gemeinsam nahmen sie 1139 die Stadt Bremen. Darin kommt wiederum die enge Interessenverflechtung Friedrichs mit den STADERN zum Ausdruck. Im folgenden Jahre 1140 belagerte der Pfalzgraf befestigte Orte in unmittelbarer Nähe seiner eigenen Besitzungen, wo er eine Bedrohung empfand. Nach sieben Tagen nahm er Gröningen ein, zerstörte wahrscheinlich die unweit westlich an der Holtemme gelegene Burg Witteke. Schließlich wandte er sich mit Konrad von Magdeburg gegen die feindliche Stammburg Anhalt im Selketal, die ein gleiches Schicksal erfuhr. Unterdessen konnte sich Rudolf der Nordmark bemächtigen.
Erst 1142 fanden die Kämpfe durch eine allgemeine Einigung auf dem Reichstag zu Frankfurt ihr Ende. Es ist anzunehmen, dass auch Friedrich, wie die anderen sächsischen Fürsten zum Friedensschluß in Frankfurt weilte. Nach der Rückkehr aus S-Deutschland wohnte er im Mai 1142 mit dem Magdeburger Konrad und Albrecht und anderen Standesgenossen in Magdeburg wohl der Bestattung des verstorbenen Erzbischofs Konrad bei. Noch Ende März hatte der Pfalzgraf eine Bestätigungsurkunde dieses alten Magdeburger Kampfgenossen für eine Schenkung des Stader Grafen Rudolf testiert.
Danach war das Verhältnis Friedrichs zu Albrecht dem Bären, der sich in der Folgezeit hauptsächlich um den Ausbau und die Kolonisation seiner ostelbischen Gebiete bemühte, offenbar ungetrübt. Ein gutes Verhältnis bestand auch zunächst zu dem jungen Herzog, das sich auf die Waffenbrüderschaft der vergangenen Kämpfe gründete.
Im Sommer 1144 nahm der junge Heinrich ebenso wie Albrecht der Bär an einer Gerichtssitzung in Seehausen unter dem Vorsitz des SOMMERSCHENBURGERS teil. Auch kamen Herzog, Markgraf und Pfalzgraf auf dem Hoftag gegen Ende des Jahres 1144 in Magdeburg zusammen, wo die Angelegenheit der STADER Erbschaft vor KONRAD III. verhandelt wurde. Denn im März 1144 war der letzte STADER Rudolf kinderlos gefallen. Aus diesen Geschlecht blieben nur noch Hartwig, der jedoch Geistlicher geworden war, und Liutgard, die Gemahlin des Pfalzgrafen. Um diese Zeit aber lebte sie bereits mit ihrem Gatten in Scheidung oder war schon geschieden, wie es heißt, wegen zu naher Verwandtschaft. Das Erbe Rudolfs fiel an Hartwig, der sowohl Domherr in Magdeburg wie Propst in Bremen war und auf die Würde eines Erzbischofs hoffen konnte. Er übereignete sicher nach einer schon lange getroffenen Abmachung das Allodialgut, soweit es innerhalb der Bremer Diözese lag, an die Bremer Kirche. Dafür erhielt er diese Güter und die Grafschaftsrechte seiner Familie als Lehen von dem Erzbischof zurück. Die letzte Bedingung dieses zweiseitigen Vertrags, dass ein Geistlicher mit gräflichen Rechten belehnt werden sollte, war äußerst ungewöhnlich. Die Bremer Kirche erhielt aber auf diese Weise Gebiete, die sie schon lange begehrte, während Hartwig nicht auf sein Erbe zu verzichten brauchte. Als Kleriker konnte er aber die weltlichen Aufgaben nicht selbst erledigen. Deshalb sollte ihm der Pfalzgraf, dessen Sohn durch die Mutter Liutgard ein Blutsverwandter der STADER Dynastie war, zur Seite stehen. Friedrich empfing darum vom König - vielleicht erst zu Ende des Jahres 1144 in Magdeburg - für Hartwig den Bann über die Grafschaften. Er sollte dem STADER Beistehen und für ihn in Gerichtssitzungen den Vorsitz führen.
Gegen die Vergabe des Komitats an Hartwig erhob der junge Herzog durch seine Vormünder Einspruch. Diesen gründete er auf ein angebliches Versprechen des Erzbischofs Adalbero an seine Mutter, nach dem Tode Rudolfs das Lehen ihrem Sohn zu geben. Über diesen Streitfall sollte nun in Magdeburg vor dem König entschieden werden. Damit Hartwig bei dem Prozeß genügend Anhänger habe, versicherte er sich der Hilfe des Erzbischofs von Magdeburg durch reiche Dotierungen. Die Zahlungen, die er dafür empfing, standen nur in geringem Verhältnis zu dem tatsächlichen Aufwand.
In gleicher Weise wird Hartwig seine Zustimmung gegeben haben, wenn der Pfalzgraf nach der Scheidung von Liutgard deren Grundbesitz für seinen Sohn behielt. Ein großer Teil findet sich nämlich als Schenkung an das Hauskloster Marienthal wieder, doch können wir annehmen, dass der STADERIN noch weitere Allodien zur Verfügung standen. Da schließlich der Sohn des Pfalzgrafen, Adalbert, der leibliche Neffe Hartwigs war, wird er auch in der Urkunde für die Magdeburger Kirche als Empfänger von 100 Mark, die im Augenblick die Leute des Erzbischofs verliehen waren, bei der nächsten Erledigung bestimmt.
Im Beisein des Königs und vieler sächsischer Großen wurden die Forderungen des Herzogs in Magdeburg abgewiesen. Trotzdem erreichte Heinrich von KONRAD die Zusage, den Streitfall nochmals zu untersuchen. In Rameslo sollte ein Fürstengericht zusammentreten und sich mit der Rechtslage beschäftigen. Der Erzbischof von Bremen als der eine Kontrahent vertrat die Bremischen Ansprüche, der Herzog die gegenseitigen Forderungen. Hartwig und der Pfalzgraf aber "constiterant ad negoti ventilationem", sie standen dem Gericht mit ihren Zeugenaussagen zu Verfügung. Da Friedrichs Interessen in einer Übernahme der Grafschaft durch Hartwig lagen, war seine Haltung klar vorgezeichnet. Zu einem Schiedsspruch kam es jedoch nicht. Der Herzog sah voraus, dass ihm zum zweiten Male seine Forderungen nicht erfüllt würden. Der griff er mit Waffengewalt ein. Der Erzbischof von Bremen und Hartwig gerieten in Gefangenschaft. Diese Handlungsweise mußte von sämtlichen Fürsten als Gewaltakt empfunden werden und eine Atmosphäre des Mißtrauens gegen den Herzog schaffen, dem sich bestimmt auch der SOMMERSCHENBURGER nicht entziehen konnte. Dennoch läßt sich in der Folgezeit ein gespanntes Verhältnis zu dem Herzog nicht aufweisen.
In denselben Jahren war die abendländische Welt von der Begeisterung für die Kreuzzüge erfaßt. Vor dem Aufbruch des Königs nach dem Orient weilte der Pfalzgraf inmitten seiner Standesgenossen auf den Reichstagen in Frankfurt (15. März 1147) und in Nürnberg (23. April 1147).
Beinahe alle sächsischen Fürsten rüsteten zum Wendenkreuzzug. Der Pfalzgraf befand sich in dem südlichen Heere unter der Führung des Markgrafen Albrecht, das nördliche befehligte der Herzog.
Bald darauf trat der askanisch-welfische Gegensatz bei dem Streit um das Erbe des auf dem Kreuzzug kinderlos gefallenen Grafen Bernhard von Plötzkau wieder offen zu Tage. Auch der Pfalzgraf konnte nicht völlig uninteressiert sein, an wen diese Rechte gingen, da er um die Verbindung seiner Stammbesitzungen zum Hassegau besorgt war. Der Streit fand erst 1152 eine Regelung. Doch scheinen bereits vorher in Gandersheim Verhandlungen stattgefunden zu haben, bei denen auch der SOMMERSCHENBURGER zugegen war. Denn die Anwesenheit des Kanzlers Arnold läßt Rückschlüsse auf Bemühungen zu, die Streitigkeiten beizulegen. Es war auch die natürliche Position des Pfalzgrafen, als Dritter unter den beiden Mächtigen einen Ausgleich herbeizuführen.
Das Bild von der Tätigkeit und den Angelegenheiten des Pfalzgrafen wäre schief, wollte man den SOMMERSCHENBURGER nicht auch inmitten seiner lokalen Verpflichtungen zeigen, die er als Inhaber von Rechten eingegangen ist. So testierte er als Vogt des Quedlinburger Stiftes bei Geschäften der Äbtissin, ferner in anderen Urkunden derselben Zeit als Vogt der Klöster Huysburg, Walbeck, Helmstedt und Hamersleben. Diese sind meistens ausgestellt von dem Bischof Rudolf von Halberstadt, zu dem das gute Verhältnis wie zu seinem Vorgänger andauerte.
Territoriale Gesichtspunkte waren aber bei den Beziehungen zu den Halberstädtern vorherrschend. Schließlich vollzog sich das Wachsen der SOMMERSCHENBURGER Macht in unmittelbarer Nähe von Halberstädter rechten, teilweise mit bischöflichen Lehnsgütern. Ebenso waren die Pfalzgrafen als gräfliche Gewaltherren um Seehausen Lehnsleute der Halberstädter Kirche.
Wenn zu Beginn der 30-er Jahre der Pfalzgraf einige Neuerwerbungen machen konnte, so gab er gegen Ende dieses Zeitraumes größere Gütermengen an geistliche Institutionen. In dem Verlagen, ein eigenes Hauskloster zu besitzen, stiftete er das Zisterzienserkloster Marienthal, eine Tochtergründung von Altenberg. Dieses ging auf Adolf von Berg zurück, der bekanntlich ein Stiefbruder des Pfalzgrafen war.
Bisher konnte man den Eindruck gewinnen, dass der SOMMERSCHENBURGER seit dem Stader Erbschaftsstreit vielleicht mehr zu dem ASKANIER als zu dem Herzog hinneigte. In dieser Haltung scheint in den Jahren nach den Kreuzzügen eine Veränderung vorgegangen zu sein; denn im Gegensatz zu den oben Genannten ist wie der Löwe so auch der Pfalzgraf niemals - eine Ausnahme ist ungewiß - auf den Hoftagen der Jahre 1149-1152 anzutreffen. Das zeigt, wie wenig Friedrich nun der anti-welfischen Linie des ASKANIERS und KONRADS folgte. Statt dessen traf der Pfalzgraf neben einigen anderen sächsischen Herren, wie Ulrich von Halberstadt, 1150 in einem "colloquio, quod habuimus" mit dem Löwen in Süpplingen zusammen. Das geschah, bevor der Herzog nach S-Deutschland aufbrach, um mit Waffengewalt gegen Bayern vorzugehen. Danach hat es den Anschein, als habe der Herzog vor seinem Aufbruch noch letzte Verabredungen getroffen. Weil auch der SOMMERSCHENBURGER daran teilnahm, kann man wohl mit Recht auf ein Einvernehmen mit den WELFEN schließen.
Für diese Annäherung, die sich hier bereits vor der Regierung BARBAROSSAS abzuzeichnen begann, obwohl damals der Herzog in Sachsen mehr und mehr unbeliebt wurde, sind hauptsächlich territoriale Gesichtspunkte maßgebend gewesen. Vielleicht hatte der Löwe dem SOMMERSCHENBURGER Versprechungen gemacht oder gar verwirklicht. So könnte er sich einverstanden erklärt haben, dass Friedrich die Vogtei des neu zu regulierenden Klosters Ringelheim übernahm.
In der Folgezeit verschlechterte sich das Verhältnis KONRADS zum Herzog wegen dessen Forderungen auf das bayerische Herzogtum erheblich. Nach der Ermordung Hermanns von Winzenburg und seiner Gattin Liutgard im Januar 1152, die in 1. Ehe mit dem Pfalzgrafen verheiratet war, entstand um dieses Erbe und um die ebenfalls noch nicht geregelte Nachfolge im PLÖTZKAUER Besitz heftiger Streit.
Nach dem Tode KONRADS mußte es daher vordringliche Aufgabe des neuen Königs FRIEDRICH BARBAROSSA sein, diese kriegerischen Unternehmungen in Sachsen zu schlichten. Doch mißlang Pfingsten 1152 der erste Versuch des STAUFERS, an dessen Wahl sicher auch der Pfalzgraf teilgenommen hatte.
Bei den Auseinandersetzungen bemühte sich der SOMMERSCHENBURGER inmitten der beiden mächtigen Parteien um Neutralität. Diese Haltung war aus seiner Lage heraus das klügste. Sie scheint überdies von dem Halberstädter Bischof geteilt worden zu sein.
Wie schon bei dem ersten Vermittlungsversuch in Merseburg, war der Pfalzgraf auch auf dem Reichstag zu Würzburg (Oktober 1152) anwesend, auf dem es endlich gelang, den Ausgleich herbeizuführen: Der Löwe bekam das WINZENBURGER Erbe, der Bär das PLÖTZKAUER. Die Bereinigung dieser Gegensätze war ein grundlegender Erfolg des STAUFERS. In sächsischen Fragen unterstützte BARBAROSSA offensichtlich den Löwen.
Der SOMMERSCHENBURGER feierte das Weihnachtsfest 1152 gemeinsam mit dem Herzog bei dem König in Trier. Doch bekam auch der Pfalzgraf sehr bald die ordnenden Hand des königlichen Richters zu spüren: Wibald von Stablo und Corvey, eine der einflußreichsten Persönlichkeiten am Hofe KONRADS, beschwerte sich bei FRIEDRICH BARBAROSSA und Papst Eugen III. wegen der Übergriffe, die sich edle Herren auf Kirchengut des Klosters Corvey erlaubt hatten. Die zerrütteten Verhältnisse waren neben anderen auch dem Pfalzgrafen nützlich erschienen. Hartnäckig behielt er das Streitobjekt, den Ort Nienstede. Nach der Beschwerde Wibalds wurde Ulrich von Halberstadt von den Kardinallegaten Bernhard und Gregor beauftragt den SOMMERSCHENBURGER zu bannen, falls dieser nicht vor dem Corveyer Gut abstehe. Auch FRIEDRICH BARBAROSSA hatte sich eingeschaltet, den Pfalzgrafen vor sich geladen, der aber nicht erschienen war, und ihm darauf befohlen, die Güter zurückzuerstatten. Da aber der SOMMERSCHENBURGER die Frist von 30 Tagen verstreichen ließ und sich außerdem eines Angriffs auf einen Priester schuldig machte, wurde über ihn etwa im Herbst 1153 der Kirchenbann verhängt. Daraufhin mag Friedrich sehr schnell nachgegeben und sich durch Buße von dem Bann gelöst haben.
Im April 1154 traf Pfalzgraf Friedrich in Quedlinburg, in seinem eigenen Herschaftsbereich, mit BARBAROSSA zusammen. Zwei Monate später stimmte er neben Albrecht dem Bären der Verleihung des Investiturrechtes in den ostelbischen Bistümern an Heinrich dem Löwen durch den König zu. Bei den langen Auseinandersetzungen darüber war Hartwig von Bremen der Unterlegene. So wurde sein Haß gegen den Herzog noch mehr gesteigert. Auch im übrigen Sachsen wuchs die Unzufriedenheit über die rücksichtslose Gewaltpolitik des Herzogs. Dieser hatte sich in Hildesheim und Halberstadt Feinde geschaffen. Während Kaiser und Herzog eifrig für den Zug nach Italien rüsteten, scheinen sich in Sachsen die Kräfte gerührt zu haben. Der Bremer war der eigentliche Organisator des Widerstandes gegen den Löwen. Aber dieser holte zum Gegenschlag ais. Sicher auf seine Veranlassung hin wurde bei der Heerschau auf den Roncaglischen Feldern das Lehen Hartwigs von Bremen und Ulrichs von Halberstadt eingezogen, weil sie ohne triftigen Grund vom Italienzug von 1154 ferngeblieben waren. Damit brach die Verschwörung in sich zusammen.
Wo aber stand der SOMMERSCHENBURGER? Bis zum Januar 1158 verlieren wir seine Spur vollkommen. Unter den Teilnehmern des Italienzuges von 1154-1155 wird er nicht erwähnt. Vielleicht hielt er sich des Alters wegen diesen Strapazen fern, zählte er doch jetzt ungefähr 60 Jahre. Doch nahm er anscheinend auch nicht an den Zusammenkünften der Widersacher Heinrichs des Löwen teil. Vermutlich hatte er sich aus der großen Politik etwas zurückgezogen. Sicher blieb aber die Verbindung zu dem Herzog, dessen Urkunde für das Stift Georgenthal bei Goslar ais den Jahren 1152-1156 der SOMMERSCHENBURGER testierte. Merkwürdigerweise weilte Friedrich auch nicht im Juni 1157 bei dem König und den anderen sächsischen Großen in Goslar. Ob er während des Aufenthaltes des Kaiser im April 1156 in Halberstadt und Weihnachten 1157 in Magdeburg mit diesem zusammengetroffen ist, wissen wir nicht.
Erst am 1. Januar 1158, als BARBAROSSA in Goslar mit dem Herzog einen Tausch von Gütern abschloß, war auch der SOMMERSCHENBURGER anwesend. Doch hat er sicher den König nicht nach Regensburg begleitet. Auf den Romzug (1158-1162) ist er persönlich BARBAROSSA nicht gefolgt, sondern wurde von seinem Sohn vertreten. In einem Kaiserdiplom von Minciofluß testierte dieser als "Adelbertus palatinus". Auch in zwei  anderen Urkunden wurde der Sohn bereits zu Lebzeiten des Vaters "palatinus comes" genannt, obwohl Friedrich II. kaum vollständig von seinen Geschäften zurückgetreten ist. Das mehrmalige Auftreten Adalberts als Zeuge neben Friedrich II. weist auf ein allmähliches Hineinwachsen in die Tätigkeit des Vaters. Zugleich muß man aber das Führen des Pfalzgrafentitels durch den Sohn als starke Betonung des Moments der Erblichkeit auffassen.
Zur Zeit dieses Italienzuges urkundete Friedrich mehrmals in Sachsen. Da der SOMMERSCHENBURGER bei Gero von Halberstadt (1160-1178), der eng mit dem Löwen verbunden war, kaum auf volle Unterstützung hoffen konnte, näherte er sich anscheinend stärker dem Erzbischof Wichmann. Die Urkunden zeigen ihn sehr oft im Kreise des Markgrafen Albrecht und des Erzbischofs, durch den Magdeburg wieder erhöhte Bedeutung erfuhr.
Gaben auch die ruhigeren Zeiten mehr Sinn für die Beurkundung territorialer Veränderungen, so erhebt sich aus diesem Zusammentreffen dennoch die Frage, ob der SOMMERSCHENBURGER nicht in seinen letzten Lebensjahren die Verbindung zu dem Kreis, der dem Herzog abgeneigt gegenüberstand, bewußt stärker gepflogen hat. Obwohl nämlich Heinrich der Löwe in der Zeit von 1158-1162 sich außer in Italien auch einige Male in Sachsen aufhielt, begegnet uns der Name des Pfalzgrafen nicht in seiner Umgebung. Ferner rechtfertigt die Politik, die der Sohn nach Friedrichs Tod trieb, den Gedanken, die Ansätze einer etwas engeren Fühlungnahme mit den ASKANIERN seien bereits in den letzten Lebensjahren zu suchen.
Der zweite Pfalzgraf aus dem Hause der SOMMERSCHENBURGER starb nach einer Regierungszeit von 42 Jahren seit der Übernahme der väterlichen Rechte am 19. Mai 1162 und wurde in dem von ihm gegründeten Hauskloster Marienthal beigesetzt.
Beim Rückblick über das Wirken des Pfalzgrafen zeigt die Zusammenarbeit mit den Bischöfen von Halberstadt und zeitweilig mit den Erzbischöfen von Magdeburg eine größere Eigenständigkeit. Sonst aber war das Verhalten Friedrichs II. mehr auf ein Zusammenspiel mit den anderen mächtigeren politischen Kräften in Sachsen abgestimmt. Hier galt es trotz des geringen Machtpotentials je nach Lage der Dinge möglichst nach allen Seiten hin eine Politik der Selbsterhaltung und, wenn möglich, der Machterweiterung zu treiben.
Nachdem Friedrich I. das Ansehen der SOMMERSCHENBURGERim Innern und nach außen fest gegründet hatte, war der Sohn nach der Übernahme der Regierung zunächst bis 1125 bestrebt, seine Herrschaft zu konsolidieren. Während der Regierungszeit LOTHARS, mit dem ihn enge Beziehungen verbanden, wurde er zum vertrauten Berater am Hofe. Diese königliche Wertschätzung hob weiterhin das Ansehen der SOMMERSCHENBURGER.
In der Regierungszeit KONRADS setzt dann jene Politik ein, die wir soeben kurz gezeichnet haben. Der STADER Erbschaftsstreit lockerte wohl die Bande zu den WELFEN, die noch in der gemeinsamen Waffenbrüderschaft gegen den König und den ASKANIER fest geschmiedet worden waren. Erst als Heinrich der Löwe selbst eine gewichtige Persönlichkeit in Sachsen wurde, können wir eine WELFEN-freundlichere Haltung feststellen. Dann folgen 1152-1158 Jahre von beinahe völliger äußerer Untätigkeit. Erst die letzte Lebenszeit Friedrichs zeigt ein gewisses Einschwenken zu den Feinden des Löwen.
Beim Ausbau einer eigenen Herrschaft gelang es Friedrich II., weiteren Einfluß zu gewinnen. Seine Machtsphäre umfaßt einen abgerundeten Raum um SOMMERSCHENBURG. Vielleicht muß man die letzte Zeit Friedrichsals den Höhepunkt der inneren Entwicklung betrachten.
So hat Friedrich II. das Werk seines Vaters nach innen und außen erfolgreich fortführen können. Nach seinem Tode kam nun alles darauf an, dass gegenüber der offensiven Machtpolitik des Löwen die Geschicke der SOMMERSCHENBURGER Dynastie fähig in die Hand genommen wurden.