Gunther                                          Graf um 802
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Sohn des N.N.
 

Lexikon des Mittelalters: Band VII Seite 1620
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Schwarzburg, Grafen von
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Ob die späteren SCHWARZBURGER mit dem 722 in einem Schreiben Papst Gregors II. genannten thüringischen Adligen Asulf, Gundar und anderen verwandt waren und "als fremde, wohl fränkische Grafen (802) in Thüringen geboten haben" (Patze), bleibt ungewiß. Der Allodialbesitz der Grafen von Schwarzburg lag im Gebiet um Käfernburg, Remda, Ilmenau, Stadtilm und Plaue. Schwarzburg, Königssee und Ehrenstein waren Reichslehen, Arnstadt war Lehen des Klosters Hersfeld.



Eberl Immo: Seite 81
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"Die frühe Geschichte des Hauses Schwarzburg und die Ausbildung seiner Territorialherrschaft."

Nach der Überlieferung von Otloh von St. Emmeram im 11. Jahrhundert hat ein Albold die von Bonifatius gestiftete Zelle St. Michael in Ohrdruf ausgestattet [4 Geschichte Thüringens (wie Anm. 1) Seite 147.], deren Grund und Boden von einem Adeligen mit Namen Hugo gestiftet worden war [5 Blaschke, K.: Ohrdruf, in: Lexikon des Mittelalters, Band 6, München 1993, Spalte 1375.]. Die Forschung hat nun darauf aufmerksam gemacht, daß nahe bei Ohrdruf die Wüstung Aolveroth liegt, die zur Dotation des 1143 gegründeten Hausklosters des Hauses SCHWARZBURG, Georgenthal, gehörte. Im Raum um Ohrdruf lag nachgewiesenermaßen auch der ältere Hausbesitz der SCHWARZBURGER. Der Name der Wüstung Aolveroth ist aus dem Personennamen Asulf entstanden und wird dadurch in Verbindung zu dem im Schreiben von Papst Gregor II. genannten gleichnamigen Adeligen gesehen [6 Zum Namen Asulf vgl. Wenskus (wie Anm. 3) Seite 86f. und Seite 418.]. Die hier feststellbare Nähe eines Asulf zum ältesten Besitz des Hauses SCHWARZBURG bzw. seiner Vorfahren zeigt sich 802 nochmals als in Erfurt die Grafen Katan, Gunther, Gumbrecht, Rimis, Gunther, Asolf und die Nonne Berthrat ihren Anteil an der St. Peter- und Paulskirche in Kölleda dem Kloster Hersfeld schenkten [7 Dobenecker (wie Anm. 2) Seite 23 Nr. 73; vgl. dazu auch Urkundenbuch der Reichsabtei Hersfeld, Band 1, bearb. von Hans Weirich, Marburg 19136, Seite 36ff Nr. 21.]. Die Forschung geht von einer nahen Verwandtschaft dieses Schenkerkreises aus [8 So Geschichte Thüringens (wie Anm. 1) Seite 147.]. Im Raum von Kölleda lag ebenfalls alter schwarzburgischer Hausbesitz. In einer Aufstellung von Schenkungen an das Kloster Fulda in Thüringen aus der Zeit vor 900 [9 Dobenecker (wie Anm. 2) Seite 68ff. Nr. 294. Auf Seite 71 Anm. 1 werden die Schenkungen der Zeit vor 900 zugeordnet.] werden als Wohltäter des Klosters Gunther und seine Ehefrau Svanaburg mit Schenkungen in dem nordöstlich von Langensalza gelegenen Clettstadt erwähnt und ebenso der Adelige Gunther mit seiner Ehefrau Adelburch mit Schenkungen in Unkeroda, südwestlich von Eisenach sowie ferner Bischof Gunther von Hildesheim [10 Nach der zeitlichen Zuweisung der Schenkungen in Anm. 9 kann es sich bei dem genannten Bischof Gunther nur um den Bischof von Hildesheim handeln. Eine Identifizierung mit dem erst 998 verstorbenen gleichnamigen Bischof von Osnabrück entfällt, vgl. dazu Dobenecker (wie Anm. 2) Seite 71 Anm. 8; ferner Wenskus (wie Anm. 3) Seite 348. Zu Bischof Gunther von Hildesheim vgl. jetzt Goetting, H.: Die Hildesheimer Bischöfe von 815 bis 1221 (1227), (Germania Sacra N.F. 20) Berlin 1984, Seite 46ff.] mit Schenkungen in verschiedenen Ortschaften erwähnt. Wenn sich diese Adeligen auch nicht in ein Verwandtschaftsstemmma zu den Vorfahren der SCHWARZBURGER einpasen lassen, so wird doch deutlich, daß diese verwandtschaftlichen Verbindungen zum rhein- und mainfränkischen Raum hatten [11 Vgl. dazu auch ergänzend Wenskus (wie Anm. 3) Seite 355ff. Dort wird der Papstbrief von 722 fälschlich auf 772 datiert.]. Der im Schreiben Papst Gregors II. 722 in einem Nebensatz gegebene Hinweis, daß die fünf von ihm angeschriebenen viri magnifici erst kürzlich zum Christentuim übergetreten waren, läßt erkennen, daß die Behauptung, "die späteren SCHWARZBURGER seit dem Anfang des 8. Jahrhunderts als fremde, wohl fränkische Grafen (802) in Thüringen geboten haben" [12 Geschichte Thüringens (wie Anm. 1) Seite 147.], nicht den Tatsachen entsprochen haben kann, sondern daß die fränkischen Herrscher umgekehrt ihnen nahestehende Persönlichkeiten - vielleicht durch Verwandtschaft zu fränkisch-burgundischen Adelskreisen - aus der thüringischen Oberschicht mit Ämtern betraut haben. Damit sind die Vorfahren der SCHWARZBURGER trotz der nachweisbaren weitgespannten Beziehungen als ursprünglich thüringische Adelsfamilie anzusehen.
Die 802 mit der Schenkung des Familienkreises an Kloster Hersfeld sichtbar werdende Verbindung zwischen diesem Kloster und den Vorfahren der SCHWARZBURGER bildet neben dem Leitnamen Günther und dem Besitz um Ohrdruf und Georgenthal den dritten Nachweis dafür, daß das Haus SCHWARZBURG auf die im 8./9. Jahrhundert genannten Adeligen mit Namen Gunther zurückgeführt werden kann.

Patze, Hans/Schlesinger, Walter: Seite 147-149
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"Geschichte Thüringens"

4. DIE GRAFEN VON SCHWARZBURG-KÄFERNBURG

Unter den Grafen, die 802 in Erfurt ihre Eigenkirche in Kölleda dem Kloster Hersfeld übertrugen, befanden sich zwei Günther und ein Asulf. Man darf annehmen, daß es sich bei den an der Schenkung von 802 beteiligten Personen sämtlich um Agnaten oder Cognaten handelte. Zu den Leitnamen und dem alten Hausgut im Raum Ohrdruf-Georgenthal tritt als weiteres Beweisglied für den Zusammenhang dieser Edelfreien des 8. und 9. Jahrhunderts mit den späteren SCHWARZBURGERN die 802 in eben jener Schenkung der Eigenkirche in Kölleda sichtbare Verbindung mit Hersfeld. 1006 übertrug - wieder - ein Günther (nobilis homo) Eigengüter in Thüringen, Günserode, Ichtershausen und an anderen Orten dem Wigbert-Altar in Göllingen, das nahe dem genannten Kölleda liegt; dafür erwarb er die Vogtei über hersfeldische Güter unter anderem in Ohrdruf, Wechmar, Emleben, Schwabhausen (alles im Raum Ohrdruf-Gotha). Die zweite wichtige Position der späteren SCHWARZBURGER, Arnstadt, war hersfeldischen Lehen (über Heden und Arnstadt vgl. Band I Seite 339.)
Diese Beobachtungen legen den Schluß nahe, daß die späteren SCHWARZBURGER seit dem Anfang des 8. Jahrhunderts als fremde, wohl fränkische Grafen (802) in Thüringen geboten haben. Der Leitname Günther ist, wie R. Wenskus vermutet, nicht thüringisch-anglischer Herkunft.
 
 
 
 

Literatur:
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Eberl Immo: Die frühe Geschichte des Hauses Schwarzburg und die Ausbildung seiner Territorialherrschaft. in: THÜRINGEN IM MITTELALTER. DIE SCHWARZBURGER. Beiträge zur schwarzburgischen Kunst- und Kulturgeschichte Band 3. Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Rudolstadt Seite 81 - Patze, Hans/Schlesinger, Walter: Geschichte Thüringens, Böhlau Verlag Köln/Graz 1967 Seite 147 -