Stälin Paul Friedrich: Seite 185-188
*****************
"Geschichte Württembergs"

An Liudolfs Stelle übertrug der König das Herzogtum an Burchard II. (954-973). Vielleicht ein Sohn Herzog Burchards I. und als solcher Oheim der Königin Adelheid, in deren Gemeinschaft er einige Male genannt wird, vermählte sich Herzog Burchard mit der schönen und reich ausgestatteten Hadwig, Tochter Herzog Heinrichs I. von Bayern und Nichte König OTTOS. Das Jahr nach seiner Einsetzung herrschte in Deutschland wieder schwere Ungarnnot. Ein gewaltiges Heer, auf mindestens 100.000 Reiter geschätzt, überall raubend und mordend, überschwemmten die ungarischen Horden Bayern und Schwaben, allein ihre Hauptschar wurde den 10. August des Jahres unter der Führung des Königs selbst, welcher nach einem freilich jüngeren Berichte über Ulm herangezogen kam, in blutiger Feldschlacht aufs Haupt geschlagen. Der Zusammenstoß erfolgte in der Nähe von Augsburg, auf dem linken Ufer des Lech, nach der gewöhnlichen Annahme südlich von der Stadt auf dem Lechfelde. Bei der Aufstellung zur Schlacht, deren Einzelheiten uns allerdings nicht in der erwünschten Weise bekannt sind, bildeten die Bayern die drei ersten Abteilungen, die Franken unter Herzog Konrad die vierte, der König mit den tüchtigsten und zahlreichsten Scharen unter der Fahne des siegspendenden Erzengels Michael, des Feldzeichens des Reichs, die fünfte, die Schwaben unter Herzog Burchard die sechste und siebente Abteilung des deutschen Heeres, während die achte, aus 1.000 Böhmen bestehende, im Nachzug das Feldgerät und den Troß hütete. Allein unvermutet fiel ein Teil der Ungarn dem deutschen Heer in den Rücken und trieb die Böhmen sowohl als die Schwaben in die Flucht, so dass es erst dem heldenmütigen Herzog Konrad gelang, das Treffen wieder zu stellen. An dieses Vorspiel schloß sich der allgemeine heiße Kampf an, in welchem der König, mit der heiligen Lanze des Reiches bewehrt, selbst in den Feind eindrang. Seinem Eidam Konrad wurde durch einen ungarischen Pfeil die Kehle durchbohrt, als er eben die Riemen des Helmes löste, um Luft zu schöpfen; auch der Bruder des Bischof Ulrich, der tapfere Graf Dietbald, sowie Graf Ulrich vom Argengau zählten zu den vielen und schweren Opfern des glorreichen Sieges, der Deutschland für immer von der Ungarngeisel befreite.
Da in der Heimat nunmehr Friede herrschte, unternahm der König seinen zweiten italienischen, zugleich seinen ersten Römerzug (vom Herbst 961 bis Frühjahr 965). Unter der Umgebung OTTOS zu Rom, allwo derselbe am 2. Februar 962 die Kaiserkrone erhielt, erscheint auch unser Herzog. Hatte der Hinweg durch das östliche Schwaben über Augsburg geführt, so wurde dem Kaiser bei der Rückkehr über St. Gallen (18. Januar 965) und Reichenau (23. des Monats) die Freude zuteil, auf der schwäbisch-fränkischen Grenze zu Heimsheim seine Söhne, den Thronfolger OTTO, und Wilhelm, Erzbischof von Mainz, die ihm bis hierher entgegengekommen, zu begrüßen. Aber bald nach der Entfernung des Kaisers erhoben sich in der Lombardei noch im Frühjahr 965 Berengars Sohn, König Adalbert, dessen Bruder Wido und mehrere italienische Große. Diese Unruhen zu dämpfen erhielt Herzog Burchard den Auftrag. Er zog mit einiger schwäbischen Mannschaft über die Alpen, fuhr mit ihr und den treugebliebenen Lombarden den Po hinab, lieferte den Empörern am 25. Juni des Jahres ein Treffen und zwang dieselben, soweit sie nicht, wie Wido, fielen, zur Flucht. So trug er zur Sicherung der kaiserlichen Macht in Oberitalien wesentlich bei. Nachdem er noch mit seiner Gemahlin das Kloster auf dem Hohentwiel, vielleicht einem Erbgut seiner Familie, gestiftet hatte, starb er einige Monat nach Kaiser OTTO I. am 11. oder 12. November 973 und wurde in der St. Erasmuskapelle des Klosters Reichenau beigesetzt.