Der dritte Ansatz nimmt schließlich die Vermutung
wieder auf, daß die WETTINER von einem Spitzenahn namens Burkhard
abstammten, sucht allerdings ihrer Heimat in Schwaben, da man der Aussage
des Sachsenspiegels folgt, daß die Markgrafen von Meißen nach
schwäbischem Recht lebten [17 Sachsenspiegel: Landrecht, Seite
53]. Diese Ansicht wird durch zwei Indizien gestützt. Zum einen läßt
ein Eintrag im Gedenkbuch des Klosters Pfäfers vermuten, daß
um 950 Beziehungen zwischen dem im Jahre 926 gestorbenen schwäbischen
Herzog
Burkhard I. und seinem Sohn Burkhard II.
sowie mehreren sächsischen Adligen aus dem Umfeld der Harzgrafengruppe,
der Rikdag-Sippe und der IMMEDINGER bestanden [18 Libri Confraternitatum,
Seite 383, Nr. 109. Vgl. dazu Decker-Hauff, Ottonen und Schwaben, Seite
247ff., G. Tellenbach, Adelsgeschichte, Seite 174ff., R. Wenskus; Stammesadel;
Seite 331f. und zusammenfassend M. Kobuch in den Ergänzungen zu O.
Posse Genealogie Tafel 1, Nachträge Seite 2.]. Zum anderen legt das
Eindringen der ursprünglich in Sachsen nicht vorkommenden Namen Burkhard
und Wieldrut in das Namensgut der immedingischen Liesgaugrafen,
die wohl in das Umfeld der Harzgrafen gehörten, eine Verbindung der
schwäbischen und der sächsischen Verwandtengruppen nahe [19
Vgl. dazu R. Wenskus, Stammesadel, Seite 143f. und 332f.]. So ist zum
Jahre 965 im Liesgau ein Graf Burkhard bezeugt. Daraus leitet man
die Vermutung ab, daß die WETTINER von den schwäbischen BURKHARDINGERN
abstammten, wobei es als denkbar angesehen wird, daß der Liesgau-Graf
Burkhard und Dietrich I. die Söhne von Burkhard
II.
waren, der in erster Ehe eine Frau aus der immedingisch-harzgräflichen
Verwandtengruppe
geheiratet hatte [20 Vgl. dazu R. Wenskus, Stammesadel, Seite 333:
"So wie sich die Quellen auf diese Weise zusammenordnen, wird man daher
auf folgende Vermutung geführt. Burkhard
II. wurde nach dem Tod seines Vaters 926 nach Sachsen verbracht
und dort mit einer IMMEDINGERIN vermählt, um die Kreise des
neuen Herzogs Hermann in Schwaben nicht zu stören. Der 'Sachse'
Burkhard mag sein Sohn gewesen sein, der dann 965 als Graf im Liesgau
bezeugt ist. Er ist mit seinem Bruder Dedi (Dietrich), der seinen Namen
von der immedingischen
Mutter vermittelt erhielt, 982 in Calabrien
gegen die Araber gefallen". - Zum Problem der (unwahrscheinlichen) Identifikation
des wettinischen Spitzenahns mit dem 982 getöteten Grafen Dedi vgl.
unten Seite 11 A. 26.].