Die zweite Möglichkeit entfällt auch schon deshalb,
weil durch Ekkehard von St. Gallen und durch die Chronik des Klosters Petershausen
klar bezeugt ist, daß Hadwigs und
Herzog
Burchards III. Ehe kinderlos geblieben ist [152 Zur Kinderlosigkeit
Hadwigs und Herzog Burchards III.
vgl. Chronik des Klosters Petershausen I c. 43, ed. O. Feger Seite 75ff.:
Per idem tempus Burchardus religiosus dux et Hadiwich
eius coniux, cum non haberent carnalem, Christum sibi elegerunt heredem,
ac proinde in castello suo quod etst in monte Duello (= Hohentwiel)
monasterium constituerunt, ubi ad sustentationem monachorum predia et alia
utenmsilia sufficientissime tradiderunt, reliqua vero per alia monasteria
diviserunt. Dazu auch Ekehardi Casus s. Galli c. 90, ed. H.F. Haefele
Seite 184: Purchart dux illam (= Hadwig)
multipliciter dotatam duxit; et cum iam esset decrepitus, thalamo, ut aiebant,
secum nequicquam cubantem, in proximo moriens, quamvis non intactum, incognitam,
ut celebre est, cum dotibus et ducatu reliquit puellam. Zu dieser Aussage
vgl. besonders F. Beyerle, Das Burgkloster auf dem Hohen Twiel, in: Hohentwiel,
hg. von H. Berner, Konstanz 1957, Seite 130ff. - Auf der Basis dieser beiden
Nachrichten und des sonst eintretenden Eherechtsverstoßes ist
der Versuch von K.A. Eckhardt, Eschwege als Brennpunkt thüringisch-hessicher
Geschichte, Marburg und Witzenhausen 1964, Seite 90ff., diesem Paar Nachkommen
zuzusprechen (siehe unten Seite 164 Anm. 227), glatt abzulehnen. Die Kaiser
OTTO III. und HEINRICH II.,
nicht ein Kind Burchards III. und Hadwigs,
verfügten nach Hadwigs Tod (+
994) ja auch über den Hohentwiel, Waldkirch etc.; vgl. G. Tellenbach,
Kritische Studien Seite 173f.].
Burchard brachte die Besitzungen der Rheinauer
Gründerfamilie in seine Ehe mit Reginlind. Beider Erbe war
ihr Sohn, der 973 verstorbene Herzog Burchard III. [218
Zum
Nachweis der langezeit unbekannten Filiation (vgl. etwa E. Dümmler,
Jahrbücher der Deutschen Geschichte, Kaiser Otto der Große,
Leipzig 1876, Seite 242) vgl. H. Keller, Kloster Einsiedeln im ottonischen
Schwaben, Freiburg im Breisgau 1964, Seite 161, nach dem Jahrzeitbuch des
Liber Heremi: 19. VIII. D. Reginlinda cum filio suo Burcardo
duce dederunjt Steveia, Kaltbrunnen et Lindowa. Bestätigung
des Schenkgutes in MG D O II., 24. Vgl. auch die Einsiedler Traditionsnotiz
Burkardus
iunior dux Alamannorum et mater sua domina Regelinda
dedderunt
Stevegia, Esselingen, Lindowa et huobam in Mänidorf; ebd. Seite
161 Anm. 70.], der beim Tode Burchards II. 926 vor Novara in Oberitalien
offenbar noch minderjährig gewesen war und durch die Heirat Reginlinds
mit dem KONRADINER Hermann (926-949)
den Anspruch auf die Herzogswürde an letzteren verloren hatte. Diesen
Burchard III. beerbte, da seine Ehe mit Hadwig
von Bayern kinderlos blieb, seine Halbschwester Ida oder
schon - statt ihrer - ihr Sohn Herzog Otto von
Schwaben und Bayern (973-982) [219 Burchards III.
ältere Vollschwester Berta ist
bereits 921/22 mit König Rudolf II. von Hoch-Burgund
vermählt
worden und dürfte damals schon ausgesteuert worden sein. Mit ihrer
Hochzeit - wenn nicht erst nach dem Tode Herzog Burchards II., ihres
Vaters, 926, im Zusammenhang mit der Erwerbung der Hl. Lanze durch HEINRICH
I. und die Überlassung Basels und seines Umlandes an Rudolf
II. - verband sich bereits ein Besitz- und Interessenausgleich;
vgl. hierzu G. Waitz, Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König
Heinrich I., 4. Auflage 1963, Seite 65f., und H. Büttner; Heinrichs
I. Südwest- und Westpolitik, 1964, Seite 43ff.; (zur Datierung der
Lanzenübergabe in das Jahr 926 vgl. zuletzt E. Hlawitschka, Die verwandtschaftlichen
Verbindungen zwischen dem hochburgundischen und dem niderburgundischen
Königshaus Seite 57). Auch gab es 960 noch eine größere
Gütertauschaktion, an der der burgundische König Konrad
(Sohn Bertas und König
Rudolfs II.), der Bischof Hartwig von Chur, das Kloster Schwarzach
und OTTO DER GROSSE beteiligt waren
und die offenbar das für den burgundischen König nicht nutzbare
Erbgut Bertas betraf; vgl. dazu H.
Keller, Kloster Einsiedeln Seite 102. Berta (+
2.I.961) war also bestimmt längst abgefunden, und beim
Tode Herzog Burchards III. (973) hatten Bertas
burgundische Nachkommen gewiß keine Ansprüche mehr geltend zu
machen.].