Begraben: Zisterzienserabtei Marquette
Älteste Tochter des Grafen
Balduins IX. von Flandern und der Marie
von Blois-Champagne, Tochter von Graf Heinrich I.
Lexikon des Mittelalters: Band V Seite 526
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Johanna, Gräfin von Flandern und Hennegau
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* 1199/1200, + 5. Dezember 1244
Begraben: Zisterzienserabtei Marquette
Tochter des Grafen Balduin IX. (VI.), Kaiser von Konstantinopel und der Maria von Champagne
Trat Februar 1206 nach Eintreffen der Nachricht vom Ende
ihres Vaters das Erbe in den beiden Grafschaften an.
Bis zur Heirat mit Ferrand von
Portugal (Januar 1212) unterstand sie der Regentschaft ihres
Oheims, Philipp von Namur, und war gemeinsam mit ihrer Schwester
Margareta
dem König von Frankreich,
Philipp II. August,
als Faustpfand ausgeliefert. Nach der Schlacht bei Bouvines (1214), während
der langen Gefangenschaft ihres Gatten, war sie der Spielball der Intrigen
einer frankreichfreundlichen Adelsgruppierung und hatte den Konflikt mit
ihrem Schwager Bouchard d'Avesnes, 1225 im Hennegau den Kampf mit
einem "falschen Balduin" zu führen. Ihr Gemahl wurde erst 1227, dank
ihrer Bemühungen, freigelassen.
1231 gebar sie eine Tochter, Maria.
Johanna förderte
nachhaltig geistliche und karitative Einrichtungen (Zisterzienserinnen,
Bettelorden, 'hospice comtesse' zu Lille, Bijloke-Abtei zu Gent). Nach
dem Tod von Mann (1233) und Tochter (1235) heiratete sie 1237 Thomas
von Savoyen. Die Ehe mit ihm, der eine einseitige englandfreundliche
Politik betrieb, blieb kinderlos; das Erbe fiel an ihre Schwester Margareta.
Johanna verstand
es, in einer Zeit starken politischen Drucks von Seiten Frankreichs den
wirtschaftlichen Wohlstand ihrer Fürstentümer dank umsichtiger
Förderung der ökonomischen Verbindungen mit England zu bewahren.
JOHANNA von Flandern (auch: Johanna v. Konstantinopel),
Gräfin von Flandern und Hennegau
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+ 5.12. 1244 im Kloster Marquette
bei Lille
Johanna war die Tochter Balduin IX. v. Flandern, des späteren Kaisers von Konstantinopel. Die Regierung über Flandern und Hennegau übernahm sie 1206. 1211 heiratete sie den Prinzen Ferdinand von Portugal, der jedoch 1214 - bei der Schlacht von Bouvines - in französische Gefangenschaft geriet. Das beträchtliche Lösegeld für seinen Freikauf erhielt Johanna von italienischen Kreditgebern. Während ihrer Regierung blühte die flandrische Industrie stark auf, weil Johanna insbesondere die Selbstverwaltung der Städte stärkte und ihnen somit mehr wirtschaftliche Initativen zubilligte. 1226 gründete sie das Große Hospital von Lille, das sich vor allem der Armenversorgung widmete. 1227 stiftete Johanna das Zisterzienserinnenkloster Marquette. Nach dem Tode ihres Gatten Ferdinand (1233) heiratete sie 1237 den Grafen Thomas von Savoien. Johanna stirbt am 5.12.1244 im Kloster Marquette, in das sie sich in den letzten Monaten ihres Lebens zurückgezogen hatte. Sie ist dort neben ihrem 1. Mann begraben. Johanna wird wegen ihrer wohltätigen Stiftungen für die Armen und die Orden in den Menologien der Zisterzienserinnen als Selige aufgeführt. Fest: 5.12.
Literatur:
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Edward Le Glay, Histoire des Comtes de Flandre, 1843,
Bd. 1, S. 464-512, Bd. 2, S. 1-69; - ders., Histoire de J. de Constantinople,
o.J.; - A. Delassus, J. de Flandre et sa beatification, 21893; - (Gegen
Delassus : M. Deshaines, in: Revue des sciences eccls. 2 (1893), S. 289;
3l9; - Louis Trenard (Hg.), Histoire de Pays-Bas Francais, 2 Bde, Bd. 1,
S. 162-65 (mit reicher Bibliographie); - Zur Wirtschaftsgeschichte vgl.
Georges Bigwood, Les Financiers d'Arras, in: Revue belge de phil. et d'hist.
3 (1924), S. 465-508, 769-819; - Henri Pirenne, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte
Europas im MA, 31974, S. 126-29; - Traduction de la charte de J. de Constantinople,
comtesse de Flandres, en faveur de Wattrelos, Nord, 1220, in: Assoc. Rech.
hist. Wattrelos 7 (1986), S. 5-6; - Bnat Belg X, 497-452; - LThk V, 984;
- Stadler, Heiligenlexikon IlI, 206; - Torsy, 264; - Zimmermann, Kalendarium
Benedictinum III, 398-99.
Rainer Witt
Letzte Änderung: 09.06.1998
JOHANNA
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* 1200, + 1244
Johanna folgte 1205 zu Flandern/Hennegau und Reichsflandern.
1. oo 1212
FERDINAND VON PORTUGAl
+ 1233
Sohn des Königs Sancho I.
Johanna verlor als Regentin zeitweise Reichsflandern an Holland, gewann es wieder und behauptete die Hoheit über Seeland. Sie gewann 1234 die Burggrafschaft Brügge. 1225-1226 kam es zum Bürgerkrieg gegen einen "Falschen Balduin", der sich als Johannas Vater ausgab und großen Zulauf fand, da Johannas herrische Art unbeliebt war. Sie behauptete sich mit französischer Hilfe.
2. oo 1237
THOMAS II. VON SAVOYEN
+ 1259
Ferrand verließ
also am Dreikönigstag des Jahres 1227 sein Gefängnis im Louvre.
Zusammen mit seiner Gemahlin, der Gräfin
Johanna, kehrte er in seine Domäne Flandern zurück,
wo er wieder in alle Rechte eingesetzt wurde. Blanka
erließ
ihm sogar die Hälfte des Lösegeldes - 25.000 Livres - und erstattete
die drei Städte Lille, Douai und Sluis zurück, die er dafür
als Pfand gegeben hatte; nur die Burg von Douai behielt sie als Sicherheit.
Flandern hatte dem Königtum einst zu viel Ärger
bereitet, als dass Königin-Witwe
Blanca von Frankreich nicht stets ein waches Auge darauf gehabt
hätte.
Johanna, die Witwe Ferrands
von Portugal, ist eine ausgesprochen interessante Partie. Da
erfährt Blanca zu ihrem Verdruß,
dass jemand um ihre Hand angehalten hat, vor dem auf der Hut zu sein sie
allen Grund hat: Simon von Montfort. Obwohl vom König von England
freundlich willkommen geheißen, der ihn seinem erblichen Besitz der
Grafschaft Leicester bestätigt, ist er auf das Festland zurückgekehrt,
wo er offensichtlich nach einer vorteilhaften Heirat Ausschau hält.
Johanna
ist um ein gutes Stück älter als er; das stört ihn nicht,
aber Blanca
sieht sich vor. Unverzüglich
begibt sie sich nach Peronne und zwingt Johanna,
eine Vereinbarung zu unterzeichnen, in der sie auf jegliche Verbindung
mit dem Grafen von Leicester verzichtet. Blanca
schlug
vorsichtshalber Johanna einen Gemahl
ihrer eigenen Wahl vor, nämlich Graf Thomas von Savoyen, Königin
Margaretes Onkel, den Johanna,
die sich mit dem Wunsch ihrer Oberlehnsherrin abgefunden hatte, akzeptierte.
Ehlers Joachim: Seite 150
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"Geschichte Frankreichs im Mittelalter"
Pierre Mauclerc hatte
durch Ludwig VIII. ebenfalls Nachteile
erlitten, denn nach dem Tode seiner Gemahlin Alix,
Erbin
der Bretagne, im Jahre 1221 hatte er die Gräfin
Johanna von Flandern heiraten wollen, die in eine Scheidung
von ihrem seit Bouvines im französischen Kerker festgehaltenen Gemahl
Ferrand
eingewilligt
hatte.
1211
1. oo Ferrand von Portugal Graf von Flandern (1216-1233)
24.3.1188-29.7.1233
1237
2. oo 1. Thomas II. Graf von Savoyen
x
1199-1.2.1259
Kinder:
1. Ehe
Maria
1231- 1235
Literatur:
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Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter.
W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 150 - Le Goff Jacques: Ludwig der
Heilige, Klett-Cotta Stuttgart 2000 Seite 112,220 - Favier, Jean:
Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft 1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt
Stuttgart 1989 Seite 196,226 - Hellmann, S.: Die Grafen von Savoyen
und das Reich bis zum Ende der staufischen Epoche, Verlag der Wagnerschen
Universitäts-Buchhandlung Innsbruck 1900 - Le Goff Jacques:
Ludwig der Heilige, Klett-Cotta Stuttgart 2000 Seite 112,220 - Leo
Heinrich Dr.: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten.
Eduard Anton Verlag Halle 1832 Seite 87-106 - Pernoud Regine: Herrscherin
in bewegter Zeit. Blanca von Kastilien, Königin von Frankreich. Diederichs
Verlag München 1991 Seite 25,62,115,132,137,198,200 -
Stürner,
Wolfgang: Friedrich II. Teil 1: Die Königsherrschaft in Sizilien und
Deutschland 1194-1220, Primus-Verlag Darmstadt 1997, Seite 224 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und
Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 28
- Thorau, Peter: Jahrbücher des Deutschen
Reichs unter König Heinrich (VII.) Teil I, Duncker & Humblot
Berlin 1998, Seite 109,123-126 - Winkelmann
Eduard: Kaiser Friedrich II. 1. Band, Wissenschaftliche Buchgesellschaft
Darmstadt 1963, Seite 350,398-409,499,500 - Winkelmann,
Eduard: Jahrbücher der Deutschen Geschichte, Philipp von Schwaben
und Otto IV. von Braunschweig 2. Buch Verlag von Duncker & Humblot
Leipzig 1873, Seite 351,352,365,375,376,381,456,457,508 -