Wie Hansmartin Decker-Hauff dargetan hat, ist Adelheid
die
Tochter des Grafen Richard von Metz. Graf Hugo II. von Egisheim
hat die Dagsburg, unweit der Saarquellen am Westrand der Vogesen gelegen,
erheiratet, und seine Söhne Gerhard, Bruno (Papst Leo IX.) und Hugo
III. werden als Vettern Kaiser KONRADS
bezeichnet. Es muß also über die Mütter eine Verwandtschaft
zwischen den Häusern EGISHEIM und METZ bestanden haben. Adelheid
dürfte zwischen 965 und 970, vielleicht auch zwei oder drei
Jahre später, geboren sein. Sie schloß eine erste Ehe mit dem
Grafen Heinrich von Franken und Wormsfeld aus erlauchten und mächtigen
Geschlecht der SALIER im Wormsgau.
Ihr entsprossen der spätere Kaiser KONRAD
II. (geboren etwa 988/89) und eine Tochter Judith. Nach
dem frühen Tod Graf Heinrichs ging Adelheid
eine zweite Ehe ein mit einem Grafen, der im Kochergau, also
in dem heutigen Hohenlohe saß; ihr entsproß, soweit wir wissen,Gebhard,
der spätere Bischof von Regensburg. Mit seinem Namen steht
der Name
Adelheids als der Gründerin
des Öhringer Stiftes in der berühmten Urkunde von 1037. Bald
nach diesem Jahr wird sie wohl in Öhringen, etwa 70-jährig, gestorben
sein.
Die Kindheits- und Jugendjahre verlebte sie wohl in Metz
- Wipo, der Kaplan und Chronist KONRADS II.
bezeichnet sie als aus einem der edelsten Geschlechter Lothringens
stammend - oder auch auf einer der Burgen in den Vogesen. Früh wurde
sie vermählt und mag wohl auf der Limburg an der Hardt, der Stammburg
der SALIER am Mittelrhein oder in Worms,
dem Gaugrafensitz der salischen Herzöge,
gelebt haben. Da Heinrich früh, wohl schon um 990, jedenfalls
vor dem Vater, starb, ging nach dessen Tod im Jahre 1004 die Herzogswürde
in Kärnten an Heinrichs jüngeren Bruder Konrad und
nicht an den Sohn Heinrichs, den damals höchstens 15-jährigen
KONRAD, über. Auffallend ist,
daß Herzog Otto auf dem Sterbebett entgegen dem gebräuchlichen
Erbrecht auch den größten Teil seines Besitzes diesem seinem
jüngeren Sohn Konrads zum Nachteil seines Enkels KONRAD
zuwies.
Es liegt nahe, daß bei diesen Streitigkeiten und
Wirren in Worms kein Platz für die junge Witwe des Grafen Heinrich
war. Vielleicht lebte sie, solange der Sohn noch im Kindesalter war - die
Tochter Judith scheint schon als Kind gestorben zu sein -,
auf der Limburg an der Hardt. Bei ihrer Wiedervermählung, die sie
in eine ganz andere Gegend führte, gab sie ihn, da es nicht üblich
war, junge Fürsten fern von ihren Erblanden zu erziehen, in die Obhut
des Bischofs, eben weil mit Großvater und Oheim Erbstreitigkeiten
bestanden. So wuchs der Knabe ohne Eltern auf, der Vater war tot, die Mutter
fern im Kochergau. Adelheid
mag in der neuen Heimat mit sehnendem Herzen des noch so jungen
Sohnes gedacht haben, der ohne ihr Miterleben aufwuchs.
Es ist nicht anzunehmen, ja es ist sogar unwahrscheinlich,
dass Adelheid, nunmehr als die Mutter
des Kaisers eine der ersten Frauen des Reiches, irgendeines dieser großen
Ereignisse der Regierungszeit ihres Sohnes persönlich miterlebt hat;
aber so gewiß ihr innerer Anteil daran ist, so gewiß sind auch
Boten und Berichte zu ihr gekommen.
Es ist nicht anzunehmen, daß die Mutter die tiefen
psychischen Gründe dieser Irrungen ihres Sohnes Gebhard begriff,
wie sie unsere Zeit begreifen würde, aber gelitten hat sie darunter.
Adelheid
stand im Jahr 1036, da
Gebhard Bischof in Regensburg wurde,
etwa in der Mitte des 7. Jahrzehntes ihres Lebens und sehnte sich, da sie
der großen geistigen Erneuerungsbewegung der Cluniazenser nahestand,
dieses mit einer ihrer Frömmigkeit entsprechenden Tat zu beschließen.
Es ist wahrscheinlich, daß Gebhard bei seinem
ruhelosen Leben immer wieder bei der Mutter Zuflucht suchte und fand, zumal
ihr mutmaßlicher Wohnsitz in Weinsberg in der Mitte liegt zwischen
Regensburg, wo er vielleicht schon als Kanoniker gewesen war, und den Kaiserstädten
am Rhein. Auch die Legende, die immer einen wahren Kern in sich trägt
und sich schon bald um die Gestalt der Kaisermutter geschlungen hat, spricht
von Weinsberg. Schon Boger, wie die neueste Geschichtsforschung, die bis
jetzt kaum mehr über Adelheids zweiten
Gemahl ergründet hat, vermutet, daß dieser, den Grafen von Calw
und von Lauffen verwandt, die Burg von Weinsberg innehatte und die Öhringer
Mutterkirche zu eigen besaß. So war es Adelheid
möglich, diese in ein Kollegiatsstift umzuwandeln.
Eine ähnliche "Herzenfreundschaft" möchte man
auch dem sonst so harten, kalt berechnenden KONRAD
zusprechen, wenn er in den Jahren 1028-1030 und vielleicht auch noch
später, seiner Mutter Reliquien, unter anderen auch solche, die ihm
die Gesandtschaft des oströmischen Kaisers
Konstantin IX. als Geschenk gebracht hatte und die das Kostbarste
waren, was die damalige Zeit vergeben konnte, für ihre Kirche in Öhringen
schenkte, als er erfahren hatte, daß sie diese zu ihrer Grablege
bestimmt habe.
Wir wissen nicht, ob Adelheid
noch lebte, als Kaiser KONRAD,
erst 50-jährig, an Pfingsten 1039 zu Utrecht starb.
Adelheid hat unter
den fürstlichen Frauen des hohen Mittelalters ein ungewöhnlich
hohes Alter erreicht, hatten diese doch in ihrem Leben für uns unvorstellbare
Strapazen zu ertragen. Oft schon mit 14 oder 15 Jahren vermählt, starben
sie meist schon bei der Geburt des ersten Kindes oder auch mehrerer Kinder
in einem Alter, in dem heute für den Menschen erst das Leben zu blühen
beginnt. An der Seite des Gemahls, wie dieser meist zu Pferd, unternahmen
sie alle Züge durch das Reich, seit OTTO
DEM GROSSEN auch über die Alpen, oft durch Eis und Schnee,
wochenlang auf schlechten Straßen und bei beschwerlichen Unterkunftsverhältnissen.
Wenn Adelheid wohl auch nicht die körperlichen
Anstrengungen auf sich nehmen mußte, wie die gekrönten Frauen
des Reiches, so lebte auch sie, wie ihre ganze Zeit, fast ohne jede Behaglichkeit
zur Pflege des Leibes.
Zwei Jahrhunderte nach ihrem Tod bettete man die Gebeine
der Stifterin in den prächtig-feierlichen Sarkophag, der heute noch
wie vor 700 und 900 Jahren so recht der Mittelpunkt des Gotteshauses ist.
Die Deckelumschrift gibt Kunde von der Zeit seiner Entstehung: "Anno MCCXXXXI
IIII Jds Febr. recondita sunt hic ossa domine nostre Adilheidis" (im Jahr
1241 den 10. Februar sind hier die Gebeine unserer Herrin
Adelheid umgebettet worden). In Majuskeln, die sich mit den
Schmuckformen zu einem einzigartigen Ornament verbinden, steht auf dem
Deckel geschrieben:
"Huius fundatrix
templi jacet hic tumulta
Konrada
Regis genetrix Adilheyda vocata."
(Hier liegt dieser
Kirche Gründerin begraben
Konrad
des Königs Mutter, Adelheid genannt.)
Adelheid war dazu bestimmt, die Stammmutter auch der staufischen Kaiser zu werden, wie sie die der Kaiser aus salischem Hause war. Agnes, die Tochter ihres Urenkels, des unglücklichen Kaisers HEINRICH IV., wurde die Gemahlin Friedrichs I. von Staufen und die Großmutter FRIEDRICH BARBAROSSAS.
Literatur:
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Ernst Boger, Die Stiftskirche zu Öhringen, Zeitschrift
für Württemberg Franken 1885 - Chr. Fr. Stälin, Württembergische
Geschichte Band 1 und 2 - Johannes Bühler, Die sächsischen und
salischen Kaiser nach zeitgenössischen Quellen, Leipzig 1924 - Johannes
Haller, Das altdeutsche Kaisertum; Stuttgart 1944 - Hermann Schreibmüller,
Die Ahnen Kaiser Konrads II., Herbipolis Jubilans, Würzburg 1952 -
H.M. Decker-Hauff, Die Grafen von Komburg und das Land am Kocher, Schwäb.
Heimat, 4. Jahrgang, 1953. - A. Fischer, Beiträge zur Geschichte des
Kollegiatstiftes in Öhringen, Archiv für Hohenl. Geschichte,
II. Band, 1870 - H. Witte, Genealogische Untersuchungen zur Reichsgeschichte
unter den salischen Kaisern, Ergänzungsheft der Mitteilungen des Instituts
für österreichische Geschichtsforschung, V. Band, 2. Heft - E.
Brandenburg, Probleme um Kaiserin Gisela, Sitzungsberichte der Akademie
der Wissenschaft zu Leipzig, 1928 - A. Maderno, Königinnen, Keil-Verlag,
Berlin 1935