Mit dem bayerischen Herzog konkurrierten alle anderen
Herzöge [16 Vgl. Adelbold von Utrecht, Vita Heinrici, cap.
5, Seite 50: "Damals waren nach dem hochherzigen Herzog
Heinrich die Mächtigen im Reich: Herzog Bernhard von
Sachsen, Herzog Hermann von Schwaben, Dietrich im lotharingischen Reich
und Markgraf Ekkehard in Thüringen". Vgl. A. Wolf, Quasi hetreditatem,
Seite 69-140.]. Es war wie ein Ausscheidungskampf unter ihnen, zwischen
Herzog
Heinrich IV. von Bayern (995-1002), Herzog Hermann von Schwaben
(997-1003), Herzog Dietrich I. von Ober-Lothringen (978-1027/32), Herzog
Bernhard I. von Sachsen (973-1011) [19
Althoff, Adels- und Königsfamilien,
Seite 94-121.] und dem SALIER Otto
von Worms (gest. 1004). Dazu kam der Markgraf Ekkehard von Meißen
(985-1002). Und schließlich ist noch der lothringische Pfalzgraf
Erenfried (Ezzo) (996-1034) zu nennen.
Im März 1002 traf man sich in Frohse zu einem sächsischen
Fürstentag. Dort versammelten sich Erzbischof Giselher von Magdeburg
mit seinen Suffragan-Bischöfen, außerdem Herzog Bernhard
von Sachsen, Markgraf Liuthar von der sächsischen Nordmark, Markgraf
Ekkehard von Meißen, Markgraf Gero von der sächsischen Ostmark
und eine Reihe anderer sächsischer Großer. Rasch stellte sich
heraus, daß Markgraf Ekkehard von Meißen große Ambitionen
auf die Königswürde hegte. Die Angelegenheit wurde vertagt.
Auf der Anfang April 1002 in Werla abgehaltenen Versammlung
habe sich nur Ekkehard von Meißen grollend zurückgehalten. Am
Abend seien seine Rachegelüste offen zutage getreten, denn zusammen
mit seinen Getreuen, dem Bischof Arnulf von Halberstadt und seinem Schwager,
dem Herzog Bernhard von Sachsen, habe er die Ehrenplätze, die
für die beiden kaiserlichen Schwestern an der Tafel gedeckt waren,
gewaltsam eingenommen.
Am 25. Juli 1002 kam es daher zu einer dritten Versammlung
der sächsischen Großen, diesmal in Merseburg. HEINRICH
II. erschien bereits in königlichen Gewändern - sein
Königtum war nicht mehr rückgängig zu machen. Aber Herzog
Bernhard I. von Sachsen verlangte als Sprecher der Versammlung vom
neuen König die Zusicherung, daß er "zeitlebens" das Recht der
Sachsen achten und ihre berechtigten Wünsche erfüllen werde.
Nachdem HEINRICH diese Bedingung erfüllt
hatte, ergriff der Sachsen-Herzog die heilige Lanze und legte sie ihm in
die Hände. Es war sozusagen eine "nachgestellte" Herrschaftseinweisung.
In Sachsen hatte sich die Familie der BILLUNGER
seit der königlichen Ernennung Hermann Billungs 936 zum
princeps militae bis zum Ende des 10. Jahrhunderts durchgesetzt [34
Giese,
Der Stamm der Sachsen; Althoff, Adels- und Königsfamilien; Ders.,
Die Billunger in der Salierzeit; Becher, Rex, Dux und Gens, Seite 251 ff.].
Ihre Macht beruhte auf einer Vielzahl von Besitzungen und Herrschaftsrechten,
vor allem im Raum um ihr Hauskloster Lüneburg und in den Bistümern
Minden und Münster [35 Freytag, Herrschaft der Billunger.].
Der BILLUNGER Herzog Bernhard I. (973-1011)
war um die Jahrtausendwende
in der Herzogsgewalt längst anerkannt und konnte das Amt an seinen
Sohn, Bernhard II. (1011-1059), weitergeben [36 Goetz, Das
Herzogtum der Billunger.].
Im Februar 1004 setzten sich schließlich Erzbischof
Tagino von Magdeburg und Herzog Bernhard I. von Sachsen - der eine
als Vertrauensmann des Königs, der andere als Parteifreund des Gefangenen
[29 Die Tochter Heinrichs von Schweinfurt dürfte damals schon
mit Bernhard II., dem Sohn Herzog Bernhards I. von Sachsen,
verheiratet gewesen sein. Siehe Althoff, Adels- und Königsfamilien,
Seite 109. Siehe auch unten Kapitel 11.] - für die Aufständischen
ein, die nun die Gnade des Königs suchten.
Der BILLUNGER-Herzog Bernhard I. wiederum war
über die EKKEHARDINER mit Boleslaw Chrobry
verwandt,
denn seine Schwester Swanhilde war die Gemahlin Markgraf Ekkehards.
Das Nekrolog des BILLUNGER-Hausklosters St. Michael in Lüneburg,
in dem HEINRICH II. und Kunigunde
bezeichnenderweise fehlen, enthält die Namen der sächsischen
Adligen, die mit dem Polen-Herzog und dem Sachsen-Herzog in Verbindung
standen. Es erscheint als getreuer Spiegel dieser "polenfreundlichen" Bündnisgruppe.