ZNAIM
Lexikon des Mittelalters:
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Znaim (tschech. Znojmo)
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Stadt in Süd-Mähren, etwa 55 km sw. von Brünn, am linken
Thayaufer gelegen.
Schon im 9. Jh. entstand an der steilen Höhe westlich der heutigen
Stadt eine großmährische Burg mit der späteren
Hippolytuskirche (heute Hradiste sv. Hypolita). Die Bedeutung des
Znaimer Raums wuchs seit der Mitte des 11. Jh. In dieser Zeit wurde die
österreichsisch-mährische Grenzlinie zur Thaya verschoben und
Znaim in das System der südmährischen Grenz- und
Stützpunkte der premyslidischen
Herrschaft eingegliedert. Gegenüber der alten
großmährischen Burg errichteten die Premysliden,
wahrscheinlich noch Bretislav I.
(† 1055), eine neue Burg. Im
Oktober 1100 feierte Borivoj (II.) »in urbe Znogem«
seine Hochzeit. Die strategisch bedeutende Lage an der Thayafurt und an
wichtigen Handelsstraßen bewirkte, daß im östlichen
Hinterland der neuen Burg eine umfangreiche Besiedlung erfolgte, oft
mit eigenen Namen der einzelnen Siedlungen (Culchov, vicus Bala, vicus
quondam Vngarorum u. a.). Gegen Ende des 11. Jh. wurde die
Burgkapelle errichtet (heute Katharinenkapelle; wertvolle Fresken von
1134). Die Bedeutung der Znaimer Burg und des ganzen Siedlungsgebietes
wuchs in der 2. Hälfte des 12. Jh. parallel zum Erstarken der
Stellung der premyslidischen Teil-Fürsten
von Znaim (1146: »castrum munitissimum«). Schon als
Fürst von Böhmen gründete der ehemalige Znaimer Teil-Fürst Konrad
III. Otto († 1191;
13. K.) 1190 in der Nähe von Znaim das
Prämonstratenserkloster Louka (deutsch Klosterbruck), ein
Tochterkloster von Strahov.
Im Jahre 1226 gründete Otakar I. Premysl auf
der Znaimer Siedlungsfläche die Rechtsstadt Znaim. Die
ausgedehnte Stadtanlage mit zwei großen Plätzen weist ein
unregelmäßiges Straßennetz auf. Noch im 13. Jh. wurden
Minoriten, Klarissen und Dominikaner ansässig. Znaim spielte eine
bedeutende Rolle im internationalen Handel. Das Stadtbild wird von der
mächtigen, im 14. Jh. im gotischen Stil umgebauten Nikolaikirche
beherrscht. Gleichzeitig mit dem Aufstieg der Stadtgemeinde sank die
Bedeutung der Znaimer Burg. Infolge ihrer Grenzlage nahm die Stadt
Znaim eine bedeutende Vermittlerrolle bei den kulturellen,
wirtschaftlichen und politischen Beziehungen Böhmens und
Mährens zu Österreich ein. Das deutsche Bürgertum war in
der Stadt stark vertreten.
J. Zemlicka