VRSOVCI


Lexikon des Mittelalters:
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Vrsovci (dt. Wrschowitzer, im lat. Orig. Wirsovici, Wrissowici, Vrsenses)
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Adels-Geschlecht in Böhmen.

Der Aufstieg der VRSOVCI dürfte mit der Festigung der Macht der PREMYSLIDEN im 10. Jh. zusammenhängen. Zum erstenmal treten die VRSOVCI am Anfang des 11. Jh. auf. Die führenden Persönlichkeiten des Geschlechts mischten sich nach dem Tod Boleslavs II. (999) in die Auseinandersetzungen seiner Söhne ein, möglicherweise mit eigenen Thronambitionen; eine Tochter Boleslavs III. war wahrscheinlich die Ehefrau eines der Häupter der Familie. Damals kam es zu blutigen Kämpfen mit den PREMYSLIDEN (1003). Seitdem galten die VRSOVCI, besonders bei Cosmas von Prag ( 1125), als die ärgsten Feinde der herrschenden Dynastie (vgl. die sog. Rede Jaromírs gegen VRSOVCI bei Cosmas von Prag, I. 42). Fürst Jaromír sollte von den VRSOVCI ermordet werden (1034). Zum zweitenmal griffen die VRSOVCI 1096-1108 in die inneren Machtkämpfe Böhmens ein. Als Verwalter der mächtigen Fürsten-Burgen Litomerice (Leitmeritz) und Zatec (Saaz) sowie als führende Gefolgsleute gehörten die VRSOVCI zur böhmischen Führungsschicht; ihre Intrigen beeinflußten die Politik. Nach Cosmas von Prag sollen die VRSOVCI die Urheber des Mordanschlags auf Fürst Bretislav II. gewesen sein. In der Atmosphäre des allgemeinen Mißtrauens wurden die
VRSOVCI im Auftrag des Fürsten Svatopluk im Jahre 1108 in Vraclav und Libice größtenteils ausgerottet. Neben den Häuptern des Geschlechts (unter anderem Mutina und Bozej mit ihren Familien) wurde die Mehrheit der übrigen Angehörigen der VRSOVCI getötet; aus der hohen Zahl der Getöteten darf geschlossen werden, daß zu den »VRSOVCI« auch einige Anhänger und Klientelen gezählt wurden. Bald danach wurde Svatopluk ein Opfer der Rache der VRSOVCI (1109). Die Reste der VRSOVCI begaben sich wohl nach 1108 nach Ungarn und besonders nach Polen; die polnische Adels-Familie RAWICZOW leitete ihre Anfänge von den VRSOVCI her. Nach dem sog. Dalimil führten sich auch einige böhmische Adels-Familien auf die VRSOVCI zurück.

J. Zemlicka