TROPPAU


Lexikon des Mittelalters:
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Troppau (tschech. Opava)
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Stadt und Herzogtum an der Oppa im mährisch-schlesischen Grenzland zwischen Altvatergebirge, Gesenke und oberer Oder.

Wenige Kilometer vom slavischen Herrschaftszentrum der Burg Graetz (Hradec nad Moravici) entfernt, entstanden im Zuge der deutschen Ostsiedlung um 1200 in verkehrsgünstiger Lage am Übergang der mährisch-polnischen Straße über die Oppa als neuer Mittelpunkt des Oppalandes (terra Opavia) die wirtschaftlich auf Handel und Handwerk (vor allem Tuchmacherei) gegründete Bürgerstadt Troppau um einen älteren Straßenmarkt sowie zwei nacheinander angelegte rechteckige Marktplätze (Nieder- und Oberring). Der seit 1204 in Troppau bezeugte Deutsche Orden war von Anfang an im Besitz der 1216 erstmals belegten Stadtpfarrkirche St. Marien. Neben dem Deutschen Orden ließen sich in Troppau Johanniter, Franziskaner (ihre Heiliggeistkirche diente als Grablege der schlesischen PREMYSLIDEN) und Dominikaner nieder. 1224 verlieh König Otakar II. von Böhmen der bereits mit einer Mauer umgebenen Stadt neben Landbesitz in der Umgebung das Meilenrecht und Zollfreiheit in Leobschütz. 1284 erhielt Troppau das Stapelrecht, 1325 die Blutsgerichtsbarkeit; seit 1304 hatte es durch Vermittlung von Breslau Magdeburger Recht. - 1269 wurde Nikolaus I., ein illegitimer Sohn König Otakars II. von Böhmen, von diesem mit dem Oppa-/Troppauer Land ausgestattet. Dann diente es 1279-85 König Otakars II. Witwe Kunigunde zur Versorgung. 1318 erfolgte durch den Böhmen-König Johann die Erhebung zum Herzogtum Troppau innerhalb des Königreiches Böhmen für Nikolaus' I. Sohn Nikolaus II. († 1365). Von 1336-1365 stand das premyslidische Herzogtum Troppau in Personalunion mit dem benachbarten piastisch-schlesischen Herzogtum Ratibor. Damit wurde das Hinüberwechseln Troppaus nach Schlesien, das inzwischen insgesamt unter böhmische Lehnshoheit getreten war, eingeleitet. 1377 trennte eine Landesteilung das Herzogtum Jägerndorf von Troppau ab. Das so verkleinerte Troppau kam 1460 durch Kauf an die böhmische Familie PODIEBRAD, 1485 durch Tausch an König Matthias Corvinus von Ungarn, 1490-1501 an dessen Sohn Johann, 1501-11 an
Sigismund von Polen und 1526 in die Hand der HABSBURGER.

J.J. Menzel