SLAVNIKIDEN


Lexikon des Mittelalters:
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Slavnikiden
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Fürsten-Geschlecht in Böhmen, benannt nach Slavník († 981), Fürst in Libice und Ost-Böhmen, oo Strezislava (= Adilburc?),sechs Söhne: Sobebor oder Sobeslav,
Spytimír,
Pobraslav
,
Porej
,
Cáslav
und Vojtech-Adalbert (später Bischof von Prag);
Sohn von einer unbekannten Gemahlin:
Radim- Gaudentius (später Erzbischof von Gnesen).
Vielleicht stand Slavník in einem Verwandtschaftsverhältnis zu HEINRICH II., vielleicht war er mit einem Fürsten von Kourim (Radslav?) und auch mit den PREMYSLIDEN verwandt. Schon die Adalbertslegenden schreiben ihm eine besondere Machtstellung zu, nach Cosmas von Prag gehörte zu seinem Herrschaftsbereich sogar mehr als die Hälfte Böhmens. Die ältere Forschung sah daher in den SLAVNIKIDEN ein altes Fürsten-Geschlecht der böhischen Kroaten, das einen Konkurrenzkampf mit den PREMYSLIDEN führte. Die neuere Forschunf bezweifelt diese Interpretation und hält die SLAVNIKIDEN für ein mit den PREMYSLIDEN verwandtes Geschlecht, das an der neuen staatlichen Organisierung Böhmens durch Boleslav I. teilgenommen hat. Um 950 kam Slavník nach Libice, offenbar als ein Beamter Boleslavs I., und regierte von dort einen größeren Teil Ost-Böhmens. Slavníks Nachfolger Sobebor ließ sogar (nach 985) eigene Münzen prägen, zum Teil auch für seinen Bruder Adalbert, den Bischof von Prag. Als Böhmen seine Ausdehnung im Osten gegen die Angriffe Mieszkos I. von Polen nicht halten konnte und 990 Klein-Polen und Schlesien verlor, machte man vor allem Adalbert für die dadurch ausgelöste Krise verantwortlich. Ende September 995 wurde Libice von Boleslav II. überfallen und geplündert, wobei auch die vier Brüder Sobebors fielen. Sobebor, der damals mit dem tschechischen Heer an dem Kriegszug Ottos III. gegen die Abodriten teilgenommen hatte, suchte Zuflucht bei Boleslaw I. Chrobry. Er kam mit diesem 1003 nach Böhmen, fiel aber bei dem Rückzug Boleslaws aus Prag im Jahr 1004. Spätere Nachrichten von seinen Nachkommen in Polen sind ohne Wert.

D. Testik