OLMÜTZ
Lexikon des Mittelalters:
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Olmütz (tschech. Olomouc, lat. Olomucium)
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Stadt in Mähren, am Oberlauf der March, deren Tiefebene von Slaven
früh besiedelt wurde.
Bereits gegen Ende des 7. Jh. lag hier eine Siedlung mit
zentralörtlicher Funktion (in der südlichen Vorstadt
[Povel]). Etwa 2 km weiter nördlich, auf dem Vorburgareal des
späteren
premyslidischen Olmütz, entstand im 9. Jh. eine der
bedeutenden Siedlungen der großmährischen Zeit. Der
spätere städtische Siedlungsbereich von Osten erstreckte sich
dann auf dem sogenannten Olmütz-Hügel (Olomoucký
kopec), der sich im Knie des Nebenflußarmes der March (210 m)
befindet. Der nördliche Teil des Olmütz-Hügels mit der
Kathedrale ist als Wenzelshügel (226 m) bekannt, nach
Südwesten breiten sich der Petershügel (228 m) und weiter der
Michaelsberg (233 m) aus.
In der 2. Hälfte des 10. Jh. gehörte Olmütz zu den
Stützpunkten der PREMYSLIDEN
in Mähren, doch erst nach der definitiven Eingliederung
Mährens in den böhmischen Staat (1019-1020) setzte eine stete
Entwicklung ein. Die mit der Verwaltung Mährens betrauten
Mitglieder der premyslidischen Dynastie
waren zunächst wohl auf dem Petershügel ansässig, bevor
um 1065 der erste Olmützer
Teil-Fürst Otto I. auf den Wenzelshügel
überwechselte. Hierher wurde auch der Sitz des 1063
(wieder)gegründeten Bistums Olmütz verlegt (1141 von der
Kirche St. Peter an die schon bestehende Basilika
St. Wenzel). Bischof Heinrich
Zdik (1126-1150; 86.
H.) gründete an der neuen Kathedrale ein zwölfköpfiges
Kapitel und ließ im Burgbezirk den prächtigen 'PREMYSLIDEN-Palast'
durch Bauhandwerker aus dem Rheinland errichten. Begünstigt durch
die vorteilhafte geographische Lage, erfaßte eine dichte
Siedlungskonzentration nicht nur die Vorburg um Peters- und
Marienkirche, sondern auch das Gebiet westlich und südwestlich um
St. Mauritz, St. Michael und St. Blasius. Für diese
Siedlungen waren Handwerk, Nah- und Fernhandel kennzeichnend, und es
bestand auch eine Judengemeinde.
Da die Vorburg von kirchlichen Institutionen besetzt war, verlagerte
sich nach dem Aussterben des Olmützer
Zweiges der PREMYSLIDEN
(um 1200) die städtische Entwicklung zunächst auf den
Michaelsberg (um 1239 Dominikanerkloster, 1246 Vogtei); etwas
später setzte sie um St. Mauritz ein, wobei die freien
Bauflächen erst vom Bischof bzw. vom Kloster Hradiste
(gegründet 1078) erworben werden mußten. Die Lokation der
Stadt Olmütz erfolgte zwischen 1239-48 zu Magdeburger Recht. In
der Folgezeit verlagerte sich der Schwerpunkt des städtischen
Lebens zum neu entstandenen Obermarkt, und noch in der 2. Hälfte
des 13. Jh. fand die Vereinigung der alten vorstädtischen
Siedlungen mit dem Stadtkern statt. Diese komplizierte Entwicklung von
einer frühmittelalterlichen Siedlungsagglomeration zur Stadt
spiegelt sich im unregelmäßigen Grundriß wider.
Nach 1253 verlor die Burg schnell ihre Rolle als Residenz, und im
Burgareal dominierten kirchliche Institutionen (Bischof, Kapitel,
Orden). Die von einer Steinmauer umgebene Stadt, die dank ihrer
Bedeutung für Handel, Wirtschaft und Verwaltung als Zentrum
Nord-Mährens galt, erhielt Markt- und Zollprivilegien
(1261,1278,1291). 1306 wurde König
Wenzel III. in
Olmütz ermordet. Das deutsche Patriziat von Olmütz
beeinflußte das politische Leben des spätmittelalterlichen
Mähren, und auf seinen Einfluß geht die ablehnende Haltung
von Olmütz gegenüber der Hussitenbewegung zurück.
J. Zemlicka