SCHWEIDNITZ
 

Lexikon des Mittelalters:
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Schweidnitz (Swidnica)
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Stadt in Schlesien an der Weistritz; Fsm.

Wahrscheinlich vor 1249 entstand die Stadt nach deutschem Recht, ihre Entwicklung begünstigte die Kolonisation des Sudetenvorlandes; 1285 erhielt Schweidnitz das Meilenrecht. Nach dem Tod Heinrichs IV. besetzte 1290 Bolko I. v. Jauer († 1301) den südwestlichen Teil des Fürstentums Breslau mit Sschweidnitz und Münsterberg und festigte seine Herrschaft durch Rodung, Burgenbau und Förderung der Städte im Interesse der fsl. Einnahmen. S. als Hauptort bekam 1290 eigenes Münzrecht, seit dem Ende des 13. Jh. erfolgte der Bau von fürstlicher Burg und Mauerring. Bernhard, Bolkos älterer Sohn († 1326), überließ 1312 Jauer seinem Bruder Heinrich I., 1322 Münsterberg seinem Bruder Bolko († 1341) und behielt selbst Schweidnitz. Sein Sohn und Nachfolger Bolko II. der Kleine († 1368) bewahrte seine volle Souveränität auch, als fast alle schlesischen Fürsten Johann von Luxemburg, König von Böhmen, huldigten. Bolkos Beziehungen und seine Bündnisse mit Polen, Ungarn und Kaiser Ludwig dem Bayern bezeugen seine eigenständige Politik; 1345 belagerten König Johann und Karl IV. Schweidnitz vergeblich. Als 1346 Heinrich von Jauer starb, ging sein Fürstentum an Bolko II. über. Nach dem böhmisch-polnischen Frieden von Namslau 1348 kam es zur schnellen Annäherung an Böhmen und 1350 zu ersten Verhandlungen für den Erbfall. Der 1353 verwitwete Kaiser Karl IV. heiratete Anna von Jauer (6. A.), Nichte und Erbin des kinderlosen Bolko II. Mit Zustimmung des Kaisers setzte dieser die Erwerbung der benachbarten Teilgebiete fort (bes. 1356-61); 1364 erhielt er auch die Markgrafschaft Nieder-Lausitz (Lausitz) auf Lebenszeit. Nach dem Tod Bolkos II. 1368 zerfiel sein Herrschaftsgebiet. Seine Witwe Agnes von Österreich behielt bis zu ihrem Tod das Fürstentum Schweidnitz-Jauer; 1392 fiel es an Böhmen und wurde von einem Landeshauptmann verwaltet. Aus Anlaß der Erbverträge erlangten die seit der 2. Hälfte des 14. Jh. hervortretenden Stände Landesprivilegien (1353,1356,1365,1369), welche die Verfügungsgewalt des Herrschers über wichtige landeshoheitlichen Rechte einschränkten. Trotz des sozialen und wirtschaftlichen Gegensatzes zwischen Adel und Städten bewahrten die Stände im 15. Jh. auch im Bereich der Außenpolitik Autonomie. Die Stadt Schweidnitz entwickelte sich im 14. und 15. Jh. zum überregionalen Gewerbe- und Handelszentrum. 1370 erwarb Schweidnitz die Erbvogtei, 1434 auch die Landvogtei. Gegen Ende des 15. Jh. hatte Schweidnitz ca. 10.000 Einw.

S. Gawlas