RATIBOR
 

Lexikon des Mittelalters:
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Ratibor (poln. Racibórz)
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Stadt in Oberschlesien; Hzm.

Die Burg Ratibor, zu 1108 erstmals erwähnt, sicherte den Oderübergang (slavisch Suburbium Ostrog rechts der Oder) der alten Straße von der Mähr. Pforte nach Krakau und war Zentrum einer Kastellanei. Nach der Rückkehr der schlesischen Piasten 1163 nahm Herzog Mieszko I. (4. M.) in Ratibor seinen Sitz (1202 nach Oppeln verlegt). 1217 bestand links der Oder bereits eine neue Marktsiedlung mit 'hospites', aus der die im üblichen Planschema angelegte deutsche Stadt Ratibor hervorging. Der erste Stadtvogt ist 1235 bezeugt, seit 1286 war Ratibor Oberhof für Orte flämisches Rechts. Die um 1300 ummauerte Stadt war ein bedeutender Handelsplatz mit Salzniederlage (1332) sowie florierendem Tuchmacher-, Gerber- und Brauereigewerbe. Bischof Thomas II. von Breslau gründete 1288 in der herzoglichen Burgkapelle ein Kollegiatstift (1416 in die Liebfrauen-Stadtpfarrkirche [13. Jh.] verlegt). Herzogliche Gründungen sind das Dominikanerklosters (1245) und das fürstliche Dominikanerinnenkloster (1299). 1302 kam eine Kommende der Kreuzherren vom Hl. Grab hinzu. Das durch erneute dynastische Teilung 1281 entstandene Herzogtum Ratibor fiel 1336 an die Troppauer Premysliden, 1521 an Herzog Johann von Oppeln und nach dessen Tode 1532 an die Habsburger.

J.J. Menzel