Lexikon des Mittelalters:
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Glatz (poln. Klodzko)
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Stadt in Niederschlesien, Mittelpunkt des gleichnamigen
Gebirgskessels in den Sudeten an der Straße von Prag über Nachod
und Wartha nach Breslau, seit 981 als böhmische Grenzfeste (Kladzco)
gegen Polen bezeugt. Am Fuße der Burg auf dem felsigen Schloßberg
an der Neiße entstand früh ein Suburbium (an der Stelle der
späteren böhmischenStraße), das im 13. Jh. im Zuge der
vornehmlich von Meißen und Thüringen her erfolgenden deutschen
Besiedlung des Glatzer Landes einer planmäßigen Stadtanlage
nach Magdeburger Recht um einen rechteckigen Marktplatz (9200 m²)
mit Rathaus wich. Die Stadtflur betrug 60 fränkische Hufen, vor den
Mauertoren bildeten sich kleine Vorstädte. In die Roßmarktvorstadt
führte die nach Vorbild der Prager Karlsbrücke 1390 erbaute Brücktorbrücke.
Anfang des 15. Jh. zählte Glatz ca. 150 Häuser mit ca. 4.000
Einwohnern, die von Tuchhandel, Handwerk und Bierausschank lebten und unter
den verheerenden Hussitenkriegen sehr zu leiden hatten (Schlacht bei Altwilmsdorf,
1428). Die Stadtpfarrkirche neben der Johanniterkommende (1183) wurde seit
dem 14. Jh. großzügig neu auf- und ausgebaut; hinzu kamen die
Klöster der Minoriten (um 1250), der Augustiner (1349) und der Bernhardiner
(1475). Kirchlich gehörte das Glatzer Land als Dekanat zu Prag; aus
Glatz stammte der Berater Karls IV.
und erste Eerbischof von Prag, Ernst von Pardubitz. Politisch war das Glatzer
Land bis zum Glatzer Pfingstfrieden (1137) zwischen Böhmen und Polen
umkämpft, gehörte danach zu Böhmen, befand sich im 13. und
14. Jh. jedoch wiederholt im Pfand- und Lehnsbesitz schlesischer Herzöge.
1454 kaufte es König Georg von Podiebrad
und erhob es 1459 zur Grafschaft. Sein Sohn Heinrich
der Ältere nahm als erster regierender Graf Wohnsitz in
Glatz.
J.J. Menzel