Tochter des Herzogs
Boleslaw I. Chrobry von Polen aus dem Hause der PIASTEN
aus seiner 4. Ehe mit der Oda
von Meißen, Tochter von Markgraf
Ekkehard I.
Thiele, Andreas: Tafel 333
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und
Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"
MATHILDE
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+
oo 1035-1036
OTTO
I. Markgraf von Schweinfurt
+ 1057
Nach Mieszkos
Tod (+ 10. Mai 1034) waren der etwa 18-jährige Kasimir
Karl (1034/40-1058) und seine Mutter Richeza
der
Feindseligkeit der Mehrheit ihrer slawischen Vasallen auf die Dauer schwerlich
gewachsen. Sie mußten sich bei den sächsischen Nachbarn und
Verwandten um Hilfe bemühen, doch gerade in diesen Tagen verstarb
auch der mächtige Vater der Herzogin-Witwe, Pfalzgraf Ezzo,
im Alter von nahezu 80 Jahren auf seiner thüringischen Grundherrschaft
Saalfeld. Die Herzogin-Mutter flüchtete deshalb mit ihrer Schwägerin
Mathilde,
einer Tochter Boleslaws Chrobrys und
der Oda von Meißen, nach Sachsen.
Deutsche und polnische Kleriker werden sie begleitet haben.
Kasimir
folgte ihr ins Exil. Als Kognaten des deutschen Hochadels fanden die PIASTEN
freundliche Aufnahme. Richezas Brüder,
der lothringische Pfalzgraf Otto
und Hermann, seit kurzem Kanzler für Italien, dürften
den Vertriebenen schnell Zugang bei Hofe verschafft haben. Vermutlich huldigten
sie dem Kaiser, der aber zu einer militärischen Expedition in die
Sümpfe und Urwälder des Ostens außerstande war. Um so leichteren
Herzens gestattete er der entthronten Fürstin, königliche Ehren
für sich in Anspruch zu nehmen. Der jüngst verstorbene Vater
hatte ihr die umfangreichen Grundherrschaften Klotten an der Mosel, Saalfeld
und Coburg überlassen. Für einige Jahre sollten nun die
ezzonischen Güter an der Saale
zum Sammelpunkt PIASTEN-treuer Polen
werden, die eine Rückkehr Kasimirs
erhofften.
In Bamberg fand zu Pfingsten 1035 ein Reichstag statt,
auf dem wichtige politische und militärische Entscheidungen fallen
sollten. Otto von Schweinfurt, der Schwager des PREMYSLIDEN,
verlobte sich während des Festes mit der etwa 17-jährigen polnischen
Prinzessin Mathilde, die vermutlich
auf den Gütern ihrer Schwägerin Richeza
in Saalfeld oder Coburg lebte. Die christlichen PIASTEN
preiszugeben, lag nicht im Interesse des Reiches, doch bevor Kasimir
wieder eingesetzt werden konnte, erschien es ratsam, sein Haus erneut durch
Blutsbande mit Deutschland zu verknüpfen. Dafür erschien der
vermögende mainfränkische Großgraf besonders geeignet,
hatte doch bereits sein Vater enge Beziehungen zu Boleslaw
Chrobry unterhalten.
Doch damit war der SALIER
nicht zufrieden. Die Auflösung der Verlobung Ottos von Schweinfurt
und
der polnischen Prinzessin
Mathilde im Mai 1036 ermöglichte ihm, einen weiteren deutschen
Herrn aus dem gleichen Sippenkreis an die Turiner
zu binden und so für die kaiserliche Italienpolitik zu gewinnen.
Der fränkische Großgraf heiratete Immula
(Irmgard), Manfred
Odelrichs zweite Tochter. Ihre Mitgift kennen wir nicht.
Wolfram Herwig: Seite 146,240,328,330
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"Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche."
Adelheids
jüngere Schwester Irmgard-Immula heiratete Otto von Schweinfurt,
ebenfalls einen Mann aus der babenbergischen Verwandtschaft, der
Anfang Mai 1036 auf der Synode von Tribur seine 1035 eingegangene Verlobung
mit der Polin Mathilde eher freiwillig
löste als lösen mußte. Offensichtlich hatte ihm der Kaiser
bereits die Turiner Verbindung in Aussicht gestellt. Irgendwelche
kanonische Hindernisse sind bei Otto und Mathilde
nicht auszumachen, und im übrigen hätte sich KONRAD
II. an einer Verwandtschaft wohl am wenigsten gestoßen
[41Bresslau, Jahrbücher 2, 162 und 190. BA 237b übernimmt
Bresslau unvollständig.].
Otto von Schweinfurt wurde mit Mathilde,
der jüngsten Tochter von Boleslaw Chrobry,
verlobt.
Auf derselben Synode von Tribur, wo diese Bestimmung
im Mai 1036 getroffen wurde, löste Otto von Schweinfurt
seine
Verlobung mit der PIASTIN Mathilde,
vordergründig wegen zu naher Verwandtschaft, in Wirklichkeit
wohl deswegen, weil man den Schweinfurter für KONRADS
Italienpolitik
und als Schwiegersohn der verwitweten Markgräfin von Turin benötigte.
Offenkundig setzte der erste SALIER
das synodale Instrument nur zur Lösung spezieller Probleme ein, die
erst dann für ihn Bedeutung erlangten, wenn sie den allgemeinen Frieden
hätten stören können: unkanonische Ehen - siehe den Fall
"Hammerstein" und die Lösung der Verlobung Ottos von Schweinfurt
mit der PIASTIN Mathilde [24 Siehe
oben 241 Anm. 79].
Die Aufhebung des karolingischen
Slawenzehents durch KONRAD II. noch
am meisten interessiert haben, sieht man davon ab, daß Otto von
Schweinfurt auf Synodalbeschluß seine Verlobung mit der PIASTIN
Mathilde lösen mußte.
Hlawitschka, Eduard: Seite 93
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"Konradiner-Genealogie, unstatthafte Verwandtenehen und
spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis. Ein Rückblick
auf 25 Jahre Forschungsdisput."
Doch gab es in der SALIER-Zeit
durchaus auch die Trennung und Verhinderung von Nahehen, was nur nebenbei
angemerkt sei und gegen die behauptete Machtlosigkeit der Kirche gegen
echte Inzestehen spricht [63 Hinzuweisen ist auch auf die Trennung
oder Eheverhinderung bei Markgraf Otto von Schweinfurt und Mathilde
von Polen; vgl. Annales Hildesheimenses ad 1036, Seite 40: ibidem
[in Tribur] etiam predictus Otto cogente sinodo Mahtildem
sibi desponsatam iuramento a se abaligenavit, wobei das cogente
sinodo eine deutliche Sprache spricht; zum Vorjahr 1035 hatte es dort
geheißen (Seite 39): Otto de Suinvordi ibidem [= Bamberg]
Mathildem, filiam Bolezlavonis
Polianorum ducis, sibi desponsavit; dazu Wolter, Synoden
Seite 355, Corbet, Autour de Burchard Seite 153f. und Lübke, Ottonen,
Rjurikinden, Piasten Seite 19.].
18.5.1035-1036
oo 1. Otto Markgraf von Schweinfurt
um 995-28.9.1057
Literatur:
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Annalen
von Hildesheim ad a. 1035,1036 - Bresslau, Harry: Jahrbücher
des Deutschen Reiches unter Konrad II. 2 Bände Verlag von Duncker
& Humblot Leipzig 1879 - Hlawitschka, Eduard: Konradiner-Genealogie,
unstatthafte Verwandtenehen und spätottonisch-frühsalische Thronbesetzungspraxis.
Ein Rückblick auf 25 Jahre Forschungsdisput. Hahnsche Buchhandlung
Hannover 2003 Seite 93 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa,
R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 333 - Trillmich Werner: Kaiser Konrad
II. und seine Zeit. Europa Union Verlag Bonn 1991 Seite 297,299,360 - Wolfram
Herwig: Kaiser Konrad II. Kaiser dreier Reiche. Verlag C.H. Beck München
2000 Seite 146,240,328,330 -