Karl Robert war verheiratet
mit Kasimirs
älterer Schwester Elisabeth,
die auf die beiden Könige, ihren Mann unnd ihren Bruder, einen ungewöhnlich
starken Einfluß ausgeübt haben muß [1244 J. Kaufmann
1970, Seite 80; siehe auch unten Seite 226.]; ihrem politischen Weitblick
dürfte letztlich die nach Kasimirs Tod
erfolgte Vereinigung der beiden Königreiche zu verdanken sein. Hatte
man Elisabeths Zustimmung, konnte man
ziemlich sicher sein, Ungarn sowie Polen als Bündnispartner gewonnen
zu haben.
Karl Robert hatte
ehrgeizige Pläne für seine drei Söhne, denen er die Königsthrone
von Ungarn, Sizilien und Polen zugedacht hatte. Durch seine Frau
Elisabeth von Polen waren die jungen Prinzen Neffen Kasimirs,
der aus seiner Ehe mit Anna
Aldona von Litauen nur zei Töchter hatte; obwohl
Kasimir erst Ende 20 war und es nach Lage der Dinge nicht auszuschließen
war, daß er noch männliche Erben zeugen würde, hatte das
ungarische Königspaar doch bereits die Nachfolge in Polen im Auge:
Es wollte einen seiner Söhne als Nachfolger
Kasimirs auf dem polnischen Thron installieren.
Am 3. August verpflichtete sich Ludwig,
seine Braut bis zum 26. September 1346 zu heiraten. Es war dies eine der
ersten Regierungshandlungen Ludwigs,
aber bereits jetzt zeigte sich, daß Elisabeth
den Einfluß, den sie auf ihren Mann ausgeübt hatte, nicht aus
den Händen zu geben gewillt war: Über fast vier Jahrzehnte hinweg
- sie starb erst knapp zwei Jahre vor ihrem Sohn [1345 Buda 1380
Dezember 29; Jan Dlugosch III, Buch X, Seite 389, erwähnt ihren
Tod zwar als erstes Ereignis des Jahres 1381; da er vom 1381 Juni 16 erfolgten
Ableben Ziemowits III. von Masowien
jedoch danach berichtet (ebd., Seite 391), muß sein Bericht über
den Tod Elisabeths auf das Jahr 1380
zu beziehen sein (so auch O. Balzer 1895, Seite 377f., gegen Isenburg II,
Tafeln 83,105).] - blieb sie die wohl wichtigste Beraterin Ludwigs
[1346 Vgl. V. Meysztowicz 1943, Seite 15. Zu Ludwigs
Verhältnis zu seiner Mutter vgl. vor allem die Bemerkungen von M.
de Ferdinandy 1972, Seite 71f.]. Wieder einmal hatte sich gezeigt, daß
in Ungarn der Weg zu politischen Entscheidungen über Königin
Elisabeth führte.
Zwei Monate zuvor, im November 1319, war nämlich
Johanns
jüngere Schwester Beatrix,
die Gemahlin Karl Roberts von Ungarn,
gestorben [1380 Siehe oben Seite 211.]. Die Suche nach einer neuen
Gattin führte den ANJOU
ausgerechnet an den Hof des frisch gekrönten Wladislaw,
dessen Tochter Elisabeth er noch im
selben Jahr heiratete [1381 Buda 1320 Juli 6 (Jan Dlugosch IX, Buch
IX, Seite 113.].
Da Kasimir am 9.
Februar seine endgültige Verzichterklärung auf Schlesien abgab,
geht man wohl nicht fehl in der Annahme, daß KARL
über diese für Böhmen wichtige Frage mit Königin
Elisabeth verhandelt hat und daß sie ihrem Bruder zu einer
Bereinigung der Angelegenheit veranlaßt hat.
Aus seiner Ehe waren jedoch keine Kinder hervorgegangen;
deswegen war Anna, die 1339 geborene
einzige Tochter seines verstorbenen jüngeren Bruders Heinrich II.
aus dessen Ehe mit Catharina von Ungarn,
der Tochter Karl Roberts und seiner
ersten Frau Maria von Beuthen [1952
Catharinas Abstammung ist nicht völlig
geklärt; jedenfalls kann sie nicht aus Karl
Roberts dritter Ehe mit Elisabeth von
Polen stammen, da sie in diesem Falle eine Cousine ersten Grades
ihres Mannes wäre. Benedikt XII., unter dessen Pontifikat die
Ehe geschlossen wurde, hat aber nie über den dritten Grad der Blutsverwandtschaft
hinaus dispensiert (G. A. Schormann 1969, Seite 29).], die präsumptive
Erbin von Bolkos Besitzungen.
Die beiden Fürsten hatten vereinbart, man solle Anna
bis zum 24. Juni des folgenden Jahres von Ungarn bringen in unser gewalt
[1979 ACRB II, Nr. 177 Seite 225 Zeile 24.]. Anna
lebte nämlich am Hof Ludwigs I. von Ungarn,
der ja ein Halbbruder ihrer Mutter war; dort wuchs sie unter den Augen
ihrer Großtante, der Königin Elisabeth
auf, die eine Schwester ihrer Großmutter väterlicherseits war
[1980 Margaretha-Kunigunde
von Polen, Schwester der Königin
Elisabeth, war in erster Ehe mit Herzog Bernhard von Schweidnitz
verheiratet gewesen.] und "an ihrem glänzenden Hofe eine Art Erziehungs-
und Heiratsvermittlungsanstalt für Fürstentöchter eingerichtet
hatte" [1981M. Wertner 1901, Seite 219; vgl. J. Gottschalk 1972,
Seite 28.].
Aber am 19. März 1358 wurde in Prag Annas
Tochter Elisabeth
geboren [2046 Zu ihr vgl. F. B. Fahlbusch 1986. E. Werunsky III,
1892, Seite 210, und J. Spevacek 1978, Seite 109, geben mit April 19 ein
falsches Geburtsdatum an. - Elisabeth
erhielt ihren Namen wohl zu Ehren der hl.
Elisabeth von Thüringen (F. Machilek 1978, Seite 94),
zu deren Grab das Kaiserpaar zehn Monate vor ihrer Geburt, im Mai 1357
(vgl. Heinrich von Dießenhofen, Seite 108f.; Heinrich vonn Rebdorf,
Seite 544), zusammen mit Königin Elisabeth
von Ungarn, der Großtante und Ziehmutter des Kaiserin
(siehe oben Seite 329), eine Wallfahrt unternommen hatte
(vgl. dazu S. Steinherz 1887 [Beziehungen], Seite 251; K. Nehring 1978,
Seite 184; F. Seibt 1978, Seite 307); die Erinnerung an KARLS
Mutter
(F. Machilek 1978, Seite 994) und Annas
Ziehmutter (J. Gottschalk 1972, Seite 38) dürfte bei der Namengebung
allerdings eine wichtige Rolle gespielt haben. F. Machilek 1978, Seite
90, vermutet, daß die von KARL
verfaßte Wenzels-Legende 1358 sozusagen als "Votivgabe" zu Elisabeths
Geburt entstand.].
Zusätzlich verschlechterte sich noch im selben Jahr
das Verhältnis zwischen KARL und
Ludwig rapide, angeblich weil KARL
beleidigende Äußerungen über Ludwigs
Mutter gemacht hatte [2188
Vgl. das undatierte Schreiben Ludwigs:
igitur si te produxit virtus genitricem meam serenissimam vino repletus
viciosis verbis inficere stupuisses und KARLS
Antwort darauf bei F. Kurz 1821, Nr. 14A Seite 377ff., sowie den Bericht
von Jan Dlugosch IX, Buch IX, Seite 313-318. - Vgl. J. Kaufmann 1970, Seite
107f.; E. Werunsky III, 1892, Seite 260; F. Seibt 1978, Seite 307.], aber
auch deshalb weil Rudolf IV. sich abermals
mit Ludwig gegen seinen Schwiegervater
zusammentat.