Begraben: Rom, Lateran
Sohn des N.N.
eigentlich Gregor Papareschi
Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 433
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Innozenz II., Papst seit 14. Februar 1130
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+ 24. September 1143
Rom
eigentlich Gregor Papareschi
Begraben: Rom, Lateran
Wahl in Rom, S. Andrea; Inthronisation: am selben Tag
im Lateran, stammte aus Rom, Travestere.
Der seit 1116 bezeugte Kardinaldiakon von S. Angelo
zählte zu den am meisten eingesetzten Legaten von Calixtus
II., 1121 und dann erneut 1123/24 zusammen mit seinem späteren
Gegenspieler Petrus Pierleoni (Anaklet
II.) in Frankreich, 1122 beim Abschluß des Wormser
Konkordats. Ohne vorherige Absprachen zu respektieren, vollzog eine Minderheit
der Kardinäle unter der Ägide des Kanzlers Haimerich in einem
Überraschungscoup die Wahl. Diesem rechtlich anfechtbaren Verfahren
begegnete die Mehrheit der Kardinäle am selben Tag mit der ebenfalls
nicht einwandfreien Wahl Anaklets II.
Die Wähler Innozenz'
II.waren im allgemeinen jünger, stammten zum Teil aus Frankreich
und Kommunen Ober- und Mittelitaliens, aber ihre Entscheidung resultiert
wohl nicht aus einer gemeinsamen Geisteshaltung und einer seit langem bestehenden
kirchenpolitischen Programmatik. Sicherlich verstärkte die Rivalität
zwischen Pierleoni die Gegensätze. Den Ausgang des Schismas entschied
die Anerkennung in den europäischen Ländern, wobei die persönliche
Bekanntschaft Innozenz' II. und seiner
Wähler mit maßgeblichen Kreisen die Zustimmung Frankreichs (Versammlung
von Etampes, Mai 1130), Deutschlands (Synode von Würzburg, Oktober
1130) und Englands förderte. Die Unterstützung Norberts von Xanten
und der wichtigsten französischen Cluniazenser sowie die unermüdliche
Propagandatätigkeit Bernhards von Clairvaux verfestigten seine Anhängerschaft,
während jene des Konkurrenten aus Rom, Unteritalien und Teile des
südlichen Frankreichs beschränkt blieb. Innozenz
II. wich bald nach Frankreich aus, wo auf den Synoden von Clermont
(November 1130) und Reims (Oktober 1131) Kanones verkündet wurden,
die vor allem auf die Bewahrung und Vertiefung des von seinen Vorgängern
Erreichten abzielten. Mit Hilfe LOTHARS
III. konnteInnozenz II. 1133
für kurze Zeit nach Rom zurückkehren und ihn zur Kaiserkrönung
(Lateran, 4. Juni). Er belehnte ihn mit den Mathildischen Gütern und
erneuerte das Wormser Konkordat. Nach kurzer Zeit mußte er sich aber
nach Pisa zurückziehen, wo während seines mehr als dreijährigen
Aufenthaltes im Mai/Juni 1135 eine gut besuchte Synode stattfand, die die
früheren Kanones bestätigte. Erst der Tod Anaklets II.
(25. Januar 1138) machte den Weg nach Rom frei, und das II. Laterankonzil
(April 1139), das die schon erlassenen Kanones kaum erweiterte, bestätigte
das Ende des Schismas. Der Versuch, den wichtigsten Parteigänger Anaklets
II., Roger II., militärisch
zu bezwingen und die Bedrohung des Patrimonium Petri zu bannen, führte
zur Gefangennahme, aus der ihn erst der Vertrag von Mignano (Juli 1139)
befreite. Innozenz
II. mußte sein Königtum anerkennen und ihn mit Sizilien
belehnen. Die Kurie wurde aus der Notwendigkeit heraus, die Anhängerschaft
zu verfestigen und zu erweitern, zum viel angerufenen Gerichtshof. Innozenz
II. forderte auch, ihm alle causae maiores zu reservieren. Die
Kanzlei expedierte erheblich mehr Urkunden als in früheren Pontifikaten,
viele für die Reformorden. Kurz vor seinem Tod regte sich in Rom die
kommunale Bewegung, und ein Senat machte Innozenz
II., der gerade dort seine kaisergleiche Stellung hervorgehoben
hatte, die weltliche Herrschaft streitig.
Quelle:
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JL I, 840-911 - Watterich II, 174-275
Literatur:
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Hefele-Leclercq V, 676-795 - F.-J. Schmale, Stud. zum
Schisma des Jahres 1130, 1961 - W. Malecek, Das Kard.skollegium unter I.
und Anaklet II, AHP 19, 1981, 27-78 - T. Reuter, Zur Anerkennung Papst
I.', DA 39, 1983, 395-416.
Sowohl bei der überstürzten Wahl des Papstes
wie der des Gegen-Papstes innerhalb von zwei Stunden waren Unregelmäßigkeiten
vorgekommen. Der Papst wurde eher, jedoch nur durch wenige Kardinäle
gewählt, der Gegenpapst, der berühmte "Papst aus dem Ghetto",
aus dem Hause der PIERLEONI, Anaklet II., später, jedoch durch
die Mehrzahl der Kardinäle. Die kanonische Situation ist nicht eindeutig
gewesen.
Den Papst zeichneten seine menschlichen Eigenschaften
aus, den Gegen-Papst und Mönch aus Cluny, der Rom 8 Jahre lang bis
zu seinem Tode beherrschte, seine genialische Begabung; in Rom hielt er
sich vor allem mit Hilfe Rogers II. von Sizilien
und Apulien, den er zum ersten König von Sizilien erhob.
Von Gegen-Papst Anaklet II. vertrieben, floh der Papst wenige Monate
nach seiner Wahl nach Frankreich, das ihn ebenso anerkannte wie England,
Deutschland, Aragon und Kastilien. Seine bedeutendste Stütze wurde
Bernhard von Clairvaux mit seinem weitreichenden Einfluß. Mehrerer
Synoden in fünf Ländern bekannten sich zu ihm. Drei Jahre nach
seiner Wahl konnte er in Begleitung König
LOTHARS III. nach Rom zurückkehren. Die Kaiserkrönung
erschütterte die Stellung Gegen-Papst Anaklets II. in keiner
Weise. Nach dem Abzug des Kaisers mußte der Papst erneut fliehen.
Er residierte in Pisa. Bernhard von Clairvaux ging für ihn auf Reisen,
versuchte, Frieden zu stiften und für die Anerkennung des Papstes
zu sorgen. Dieser schloß sich dem Heerzug des Kaisers nach Süden
an, wo Roger II. von Sizilien
vorübergehend
unterlag. Ohne den Kaiser kehrte der Papst nach Rom zurück. Nachdem
der Kaiser und Gegenpapst Anaklet II. innerhalb weniger Wochen gestorben
waren, trat mit Victor IV. ein neuer Gegenpapst auf, der sich jedoch,
von Bernhard von Clairvaux, überzeugt, nebst der Familie PIERLEONI,
den Angehörigen
Anaklets II., dem Papst unterwarf.
Kurz nachdem in Deutschland der erste
STAUFER,
KONRAD
III., den Thron bestiegen hatte - er ist nie Kaiser geworden
-, eröffnete der Papst im Lateran das 10. allgemeine Konzil. Hier
wurde das Schisma Anaklets II. verurteilt, wurden die Simoniebestimmungen
neu definiert. Verdammt wurde zudem Arnaldo de Brescia, der Schüler
Abälards, des größten Gegners Bernhards von Clairvaux.
Die Ketzerei dieses hochgebildeten Kanonikers bestand darin, dass er bürgerliche
Freiheiten gegen päpstlichen Absolutismus verfocht, die Donatio Constantini
vernehmlich anzweifelte und, seiner Zeit weit vorauseilend, die Säkularisierung
des Kirchenstaates forderte. Gegen Simonie, Verweltlichung, Macht und Besitz
der Kirche auftretend, erhob er, nach der Definition von Ferdinand Gregorovius,
"die Fahne einer edleren Menschlichkeit und die unblutige, aber furchtbare
Waffe des forschenden Gedankens und des freien Willens". Er sollte die
Päpste noch spürbarer beunruhigen. Schließlich bannte der
Papst auch Roger II. als Anhänger
Anaklets II., begann einen Krieg gegen den König, den er verlor,
und geriet bei Galluzzo am Gariglian in Gefangenschaft. Im Frieden von
Mignano mußte er den Sieger anerkennen. Er belehnte ihn mit Sizilien
sowie mit allen bereits eroberten Gebieten, das heißt ganz S-Italien
mit Ausnahme von Benevent: von diesem Tage an datiert de jure über
721 Jahre bis 1860 der päpstliche Lehensanspruch über das Königreich.
Noch im Jahre des Friedensschlusses unterwarf sich auch das bisher selbständige
Herzogtum Neapel Roger II. und wurde
Sizilien einverleibt.
Liteartur:
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Cawthorne Nigel: Das Sexleben der Päpste.
Die Skandalchronik des Vatikans. Benedikt Taschen Verlag 1999 Seite 105,107
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