Jüngerer Sohn des Grafen
Heinrich I. von Neuffen und der Adelheid von Winnenden,
Erbtochter von Graf Gottfried aus dem Hause der HESSONEN
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1604
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Gottfried von Neifen
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+ nach 1255
Späthöfischer mittelhochdeutscher Lyriker, bezeugt seit 1234
Aus edelfreiem, seit ca. 1150 bezeugtem, zur STAUFER-Anhängerschaft
zählendem schwäbischen Geschlecht (Stammburg: Hohenneuffen
bei Reutlingen). Gottfried ist bis
zum Sturz HEINRICHS (VII.) an dessen
Hof, der wohl auch das Zentrum seiner literarischen Wirksamkeit war, belegt.
Die in der Großen Heidelberger Liedersammlung überlieferten
190 Strophen in 51 Tönen wurden zum Teil mit fragwürdigen stilistischen
und inhaltlichen Kriterien angezweifelt (V. Kraus). Unter den 6 erzählenden
Liedern sind die 3 Pastourellen bemerkenswert als Vertreter der in Deutschland
seltenen Gattung; die derbe 'Büttnerballade' (39) und das 'Pilgerlied'
(40) entfalten schwankhafte Sexualkomik. In den 45 Minneliedern verwendet
Gottfried ein reduziertes Formelinventar
("roter Mund") des Hohen Minnesangs in leichtflüssig rythmisierten
und gereimten Strophen und demonstriert die "nachklassische Objektivivierung",
die Verfügbarkeit der Inhalte und Formen. Das artifizielle, intellektuelle
Spiel des Minnesangs scheint bei ihm selbst zum Thema geworden. Gottfrieds
formal geübte Kunst ließe sich als poetische Realiserung der
rationalen politischen Denkmöglichkeiten des Königshofs verstehen
(Cramer). Von bedeutender Wirkung auf spätere Sänger, erscheint
Gottfried in der spätmittelalterlichen
Moringerballade als treuloser Hüter der Frau: wohl ein Reflex seiner
erzählenden Lieder.
Editionen:
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C.M. de Jong, G. v. N., 1923 - Dt. Liederdichter des 13. Jh., ed. C. v. Kraus, 1978, I, 82-127 [Text]; II, 84-162 [Komm.].
Literatur:
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Verf.-Lex.² II, 147ff. - H. Kuhn, Minnesangs Wende, 1967²,
44ff. u.ö. - E. Thurnher, Kg. Heinrich (VII.) und die dt. Dichtung,
DA 33, 1977, 522ff. - Th. Cramer, "So sint doch gedanke frl." Zur Lieddichtung
Burgharts v. Hohenfels und G.s v. N. (Liebe als Lit., hg. R. Krohn, 1983),
417ff. - S. Brinkmann, Die dt.sprachige Pastourelle (13.-16. Jh.), 1986,
130ff. - D. Joschko, Drei Lyriker an der Schwelle des SpätMA (Dt.
Lit. des SpätMA, 1986), 104ff. - V. Merten, Erzähler, Kleinstformen
(Kleinere Erzählformen im MA, hg. K. Grubmüller u.a., 1988),
49ff.
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oo Mechthild
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Kinder:
Rudolf
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Maria
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vor 22.9.1293
oo Ulrich von Magenheim zu Brackenheim
- nach 1303