2. Tochter des Herzogs Johann III. von Jülich-Berg-Kleve
und der Marie von Jülich-Berg, Tochter von Herzog Wilhelm III.
Thiele, Andreas: Tafel 484
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band I, Teilband 2 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs-
und Grafenhäuser II"
ANNA
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* 1515, + 1557
1540-1540
oo HEINRICH VIII. KÖNIG VON ENGLAND
+ 1547
GROSSE FRAUEN DER WELTGESCHICHTE. Tausend Biographien
in Wort und Bild.: Seite 26
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ANNA VON KLEVE
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1515-16.VII.1557
Als Ende 1539, vom mächtigsten Manne Englands, Oliver
Cromwell, geschickt, ein Bote in der Herzogsburg zu Cleve erschien und
um ein Bild der Prinzessin Anna bat,
wiegte sich die junge Herzogstochter in den freundlichsten Hoffnungen.
Sie wußte nichts von den Untaten des 50-jährigen Königs
auf Englands Thron und begriff das kalte Spiel der Politik nicht, das soeben
begonnen hatte. Ihr Vater war das Haupt der deutschen Protestanten und
galt als der Erzfeind
KARLS V. und
so erwartete Cromwell von der Heirat seines Königs mit einer lutherischen
Prinzessin, dass das Bündnis mit den deutschen protestantischen Fürsten
gegen den katholischen Kaiser endlich zustande komme. Da in Cleve kein
Maler zu finden war, entsandte Heinrich Meister
Hans Holbein in die Schwanenburg von Cleve; er malte das züchtige
Mädchenantlitz in solcher Vollendung, dass Heinrich
sich in das Bild verliebte. Noch zur selben Stunde warb er um die Hand
der 24-jährigen Prinzessin. War es eine Lüge, die Holbein beging,
als er die Pockennarben auf dem Antlitz Annas
unterschlug? Es war eine groteske Szene, als Heinrich
und Anna sich
zum erstenmal erblickten. Vor der Braut stand ein maßlos dicker,
rotbärtiger Mann, hinkend, da er von einem Beingeschwür belästigt
wurde, und er, der König und Bräutigam, war nicht minder entsetzt
über die "flandrische Stute". Heinrich VIII.
war nicht gewillt, diese Frau als Gemahlin anzuerkennen, und ließ
sie nach der Hochzeit allein. Cromwell wurde enthauptet, die englische
Kirche erklärte die Ehe für nicht vollzogen und deshalb für
ungültig. Anna von Cleve war klug
genug, dem König den Ehering zurückzugeben. Als "Mylady
Anna von Cleve" überlebte sie ihn, der noch zweimal heiratete,
um sieben Jahre.
Anna von Kleve reiste
nach der Unterzeichnung eines Ehevertrages mit einem Gefolge von 263 Personen
und 228 Pferden von Düsseldorf nach Calais, wo sie Mitte Dezember
1539 eintraf. Da Heinrich so viel über
ihre Schönheit gehört hatte, eilte er am Neujahrstag verkleidet
nach Rochester, um seine Braut vor der offiziellen Begegnung zu sehen.
Er war jedoch außerordentlich enttäuscht, denn Anna
war alles andere als eine Schönheit. Es fehlte ihr an guten Umgangsformen,
und sie war für den Hof eines großen Königs nicht passend
gekleidet. Als Heinrich am nächsten
Tag nach Greenwich zurückkehrte, erklärte er Crommwell, er könne
Anna
nicht ausstehen. Am 3. Januar 1540 ritt er in Begleitung von 5.000 bis
6.000 Reitern nach Shooters Hill, um Anna
zu begrüßen. Obwohl er eigentlich die Heirat verhindern wollte,
stimmte er am 5. Januar zu, dass die Trauung am folgenden Tage in Greenwich
stattfinden solle. Laut
Heinrich wurde
die Ehe nie vollzogen. Obwohl er jede oder jede zweite Nacht bei Anna
schlief,
sagte er später, er habe sie als ebenso gute Jungfrau verlassen, wie
er sie vorgefunden habe. Er habe ihren Leib und ihre Brüste befühlt
und sei sicher, dass sie überhaupt keine Jungfrau mehr gewesen sei.
Heinrich ließ
Material für eine Scheidung zusammentragen und ließ die Ehe
auf ihre Gültigkeit prüfen. Er legte eine mit eigener Hand geschriebene
Erklärung vor, nach der er der Heirat mit Anna
von Kleve in erster Linie im Vertrauen darauf zugestimmt hatte,
"dadurch einen sicheren Freund zu gewinnen, weil ich damals sowohl dem
Kaiser und Frankreich als auch dem Bischof von Rom mißtraute, und
weil ich so viel über ihre außergewöhnliche Schönheit
und Tugend gehört hatte". Aber als er sie das erste Mal in Rochester
gesehen habe, "da gefiel sie mir überhaupt nicht, das versichere ich
Euch, und sie war ganz anders, als man sie mir geschildert hatte, dass
es mir lieber gewesen wäre, sie wäre nie nach England gekommen".
Heinrich
behauptete, er habe Anna nicht aus
freien Stücken geheiratet und die Ehe sei ungültig, weil das
Einverständnis zwischen den Partnern fehle.
Zum Beweis seiner Behauptung nannte er außer Lord
Southampton und Sir Anthony Browne auch Lord Essex als Zeugen, "weil ich
keinen Zweifel habe, dass er seine Seele nicht der Verdammnis preisgeben,
sondern die Wahrheit sagen wird, nun da er weiß, dass er durch Parlamentsbeschluß
zum Tode verurteilt ist". Weiter behauptete Heinrich,
er sei nicht in der Lage gewesen, die Ehe mit Anna
zu
vollziehen. Dies wurde von seinem Arzt Dr. Butts bestätigt, der erklärte,
Heinrich
habe in den Monaten seiner Ehe mit Anna
nächtliche Samenergüsse gehabt, was beweise, dass er während
dieser Zeit nicht mit einer Frau geschlafen habe. Angesichts der Beweiskraft
dieser Aussage entschied die Konvokation, dass die Ehe ungültig sei
und es
Heinrich und Annafreistehe,
sich wieder zu verheiraten.
Anna willigte in
die Scheidung ein und war bereit, in England zu bleiben, Heinrichs
Abfindung anzunehmen und ihrem Bruder, dem Herzog von Kleve, zu schreiben,
dass sie mit dieser Lösung einverstanden sei. Heinrich
schenkte ihr zwei Wohnsitze, einen in Richmond und einen in Bletchingley
in Surrey, und manchmal besuchte er sie in Richmond. Außerdem schenkte
er ihr Ländereien, die er zuvor Cromwell gegeben hatte und die an
Heinrich
zurückgefallen
waren, als Cromwells Besitz durch Parlamentsbeschluß eingezogen wurde.
6.1.1540
oo 4. Heinrich VIII. König von England
x 28.6.1491-21.8.1547
Literatur:
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Baumann Uwe: Heinrich VIII. mit Selbstzeugnissen
und Bilddokumenten. Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH 1991 Seite 115,118,115
- Fraser Antonia: Die sechs Frauen Heinrichs VIII. Claasen Verlag
GmbH Hildesheim 1995 Seite 7,8-11,316,317-396,399-403,410,411,413,414,416,431,432,441,
450,451,458-465,469,470,472,476,477,481- Grayeff Felix: Heinrich
VIII. Ein kraftvolles Leben. Wilhelm Heyne Verlag München 1961 Seite
265,273,277,283,292,294,311,326,342,348 - GROSSE FRAUEN DER WELTGESCHICHTE.
Tausend Biographien in Wort und Bild. Neuer Kaiser Verlag 1987 Seite 26
- Hackett, Francis: Heinrich der Achte. Rohwolt Berlin 1936 Seite
397,399-406,409,415, 421 - Mattigny, Garret: Katharina von Aragon.
W. Kohlhammer Verlag Stuttgart 1962 Seite 447 - Ridley Jasper: Heinrich
VIII. Eine Biographie. Weltbild Verlag GmbH Augsburg 1995 Seite 375 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band I, Teilband 2 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs-
und Grafenhäuser II, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 484 -