Wir dürfen hinzufügen, daß Siegfried
im Jahre 982 auch eine Grafschaft im Gebiet von Northeim besaß [67
Oben
Anmerkung 2.]. Als Domnus Sicco, imperatorius frater,
befand er sich mit den Söhnen Heinrich
(Hezil) und Siegfried
983 im kaiserlichen Heeresaufgebot [68 Oben Anmerkung 19.]. Vater
und Sohn Siegfried nahmen beide am Osterfest 984 in Quedlinburg
teil, wo Heinrich
der Zänker sich als König ehren ließ. Die
LUXEMBURGER bzw. NORTHEIMER
blieben aber dem kleinen OTTO
III. treu, zogen ab und versammelten sich mit Gleichgesinnten
auf der Asselburg bei Wolfenbüttel [69 Thietmar IV 2 (Seite
132). Regesta Imperi II, 3, Nr. t/1, u/1.]. In der Auseinandersetzung zwischen
OTTO
III., seiner Mutter Theophanu
und Hugo Capet einerseits
und Heinrich von Baiern und dem westfränkischen
König Lothar andererseits
geriet Siegfried der Vater 984/85 in Verdun in Gefangenschaft, wurde
aber Mitte 985 wieder entlassen. Er wird der comes Sicco sein,
den die Kaiserin Theophanu 988 bei
der Neuordnung der Finanzverwaltung in Oberitalien mit wichtigen Aufgaben
betraute [70 MGH SS 30, 1458. Dazu Uhlirz 1956 (Anmerkung 10) Seite
42.].
Zusammen mit seiner Gemahlin Hedwig
ist Siegfried viermal urkundlich belegt: am 17. September 964 mit
einem Sohn Heinrich (2) [71
Wampach (Anmerkung 10) Nr. 174,
Seite 238-239.], im folgenden Jahr bei einer Stiftung für das Kloster
Echternach [72
Wampach Nr. 176, Seite 240.], im Jahr 987 bei der
Konsekrierung einer Kirche in Luxemburg [73 Jean-Claude Muller,
Zur textlichen Grundlage des Milleniums der Michaels-Kirche, in:
Hemecht 87, 1989, Seite 461-479, hier 463.] und im Jahre 993 bei einer
Stiftung für die Abtei St. Maximin in Trier [74 Wamapch Nr.
296, Seite 286-289.]. Diese Stiftung sollte dem Seelenheil des Grafen
Siegfried, seiner Gemahlin Hedwig und ihrer Kinder, der lebenden
wie der bereits gestorbenen, dienen. Hedwig wird seit dem nicht
mehr erwähnt, wird also bald nach 993 gestorben sein.
Siegfried überlebte sie und starb erst 998.
Nach seiner Grabinschrift war er wegen des hohen Adels seines Geschlechts
nicht der Geringste des Erdkreise (ob culmen generis quondam non infimus
orbis) [75 MGH Poetae latini 5, 316.]. Von seinem Bruder Adalbero
ist überliefert, daß er sowohl von väterlicher als
auch von mütterlicher Seite königlichen Geblüts war [76
MGH SS 4, 438: Adalbero ... cum esset regii quidem paterna simula
ac materna stirpe longe retro usque ab hominum memoria sanguinis. Uhlirz
1953/54 (Anmerkung 19) Seite 168 mit Anmerkung 16.]. Von Siegfrieds
Vorfahren ist eine Abstammungslinie seiner Mutter bezeugt, die direkt zu
den KAROLINGERN zurückgeht [77
Eine aus dem 11. Jahrhundert stammende Tabula Genealogica der KAROLINGER
enthält unter anderem die Filiationskette (MGHSS 3, 314):
Karolus rex Franchorum
et patricius Romanorum. Primus imperator in Francia.
Hludowicus rex
cognomento pius, imperator.
Karolus rex Franciae
et Hispaniae.
Hludowicus rex
Franciae.
Irmintrud.
Cynigund.
Sigidridus comes.
Cynigund imperatrix.
Vgl. dazu Werner 1967 (Anmerkung 10) Nr. VI 36 mit Anmerkung
Seite 460.]. Ein Anteil an deren Erbe machte die LUXEMBURGER
zu einem der führenden Geschlechter Lotharingiens.
Siegfrieds Vater ist jedoch ebenso umstritten
wie die Eltern seiner Gemahlin Hedwig. Da unter ihren Nachkommen
zwischen 1002 und dem Sturze Heinrichs
des Löwen 1180 nicht weniger als sechs - mit Otto
von Northeim sogar sieben - Herzöge von Baiern waren, wird
eine der unbekannten Vorfahrenlinien Siegfrieds oder
Hedwigs
nach Bayern führen. Eine weitere Vorfahrenlinie wird aus Sachsen stammen.
Dies ist auch früher schon vermutet worden, wenngleich die Einzelheiten
noch unklar sind [78 Uhlirz 1953/54 (Anmerkung 19) Seite 169 nahm
"eine nahe Verwandtschaft zwischen ihm [Siegfried dem Älteren von
Luxemburg] und den OTTONEN"
an. - Pierre Briere, Les origines de la premiere Maison de Luxembourg (Publications
de la section histor. de l'Institut de Luxembourg 79), Luxemburg 1962,
Seite 7-22, hier 22 vermutete, daß Siegfrieds Vater Eberhard
von Hamaland und dessen Mutter Oda eine Tochter Liudolfs
von Sachsen, des Stammvaters der OTTONEN,
gewesen seien. Üblicherweise gilt jedoch der lothringische
Pfalzgraf Wigerich als Vater Siegfrieds von Luxemburg (Werner
1967, bei Nr. VI 36). Eine sichere Aussage ist über den Vater jedoch
noch nicht möglich (Parisse 1981; Seite 19-20). - Über die Eltern
Hedwigs stellte Depoin 1904 (Anmerkung 18) die These auf, daß
sie eine Tochter Giselberts
von Lothringen und Gerbergas
von Sachsen, der Tochter König
HEINRICHS I. gewesen sei. Er verwies dabei auf einen Memorialeintrag
in Remiremont: Dumnus Gislibertus dux, qui pro remedium anime sue et
seniori sui dumni Henrici et uxori sue et infantibus suis omnes heclesias
sancti Petri nobis restituit. Dumnus Gislibertus dux cum omnibus fidelibus
suit. Dumna Girberga. Ainricus. Haduidis
...(fol 6r, jetzt ediert in: MGH Libri Mem. I, 9). Dies fand zunächst
allgemein Anklang, bis Renn 1941 Seite 62-64 mit dem Argument widersprach,
daß dann die Ehe Kunigundes
mit Kaiser
HEINRICH II. im verbotenen dritten kanonischen Grade gestanden
hätte:
König HEINRICH I.
Gerberga oo Giselbert
Heinrich I. von Baiern
Hedwig oo Siegfried
Heinrich II. von Bauiern
Kaiserin Kunigunde
oo Kaiser HEINRICH
II.
- Ferdinand Geldner; Vorfahren und Verwandte der Kaiserin
Kunigunde, in: Ders. Tatsachen und Probleme der Vor- und Frühgeschichte
des Hochstifts Bamberg (Bamberger Studien zur fränkischen und deutschen
Geschichte 2) Bamberg 1973, Seite 29-52, kehrte Seite 40-45 zu dem Vorschlag
von Depoin zurück und wies Seite 43 auf ein Zeugnis Rodulf Glabers
um 1045 hin: "Da er [Kaiser HEINRICH II.]
sah, daß er von ihr [Kunigunde]
keine Kinder erhalten könne, entließ er sie nicht deshalb, sondern
übertrug das ganze Erbgut, das den Kindern zustand, Christus (Ex
qua etiam cernens non posse suscipere liberos, non eam propter hoc dimisit,
sed omne patrimonium, quod liberis debebatus, Christi ecclesiae contulit)":
HEINRICH
II. und Kunigunde hätten
"das Problem der Verwandtenehe auf ihre Weise" gelöst "ohne öffentlichen
Prozeß, ohne Kirchenbann und ohne Verstoßung der Gattin" durch
eine Lebensgemeinschaft "wie Bruder und Schwester" als eine "Tat tiefer
Gläubigkeit und hohen Menschentums". - Nach einer noch unpublizierten
Vermutung von Christian Settipani (Brief vom 7. November 1994) war Hedwig
die Tochter einer weiteren Hedwig und diese die Tochter Odas,
einer Schwester
König HEINRICHS I.].
Wenn nun die NORTHEIMER zu den Nachkommen Siegfrieds von Luxemburg
und Hedwigs gehörten, so spricht auch dies für eine solche
sächsische Abkunft, sei es Siegfrieds, den Rodulf Glaber einen
dux Saxonum nannte [79 MGH SS 7,62], sei es Hedwigs,
deren Namen auf die Mutter König HEINRICHS
I. verweist, - oder gar beider.