Ein am Palmsonntag, dem 12. April des Jahres 963, im Einvernehmen
mit Brun,
dem Reichsverweser und Erzbischof von Köln, einem Bruder
Kaiser
OTTOS I., von zahlreichen hochgestellten Zeugen beurkundeter
Gebietstausch mit dem Kloster St. Maximin vor Trier trug dem Grafen
Siegfrid, de nobili genere natus, die über dem Tal der
Alzette auf dem Bockfelsen gelegene Lucilinburhuc ein. Die an dem
Kreuzungspunkt wichtiger Verbindungswege von Reims und Metz nach Trier
und in Richtung Norden gelegene Burg und die sich bald unter ihren Mauern
ausbreitende Siedlung sollten sich bis zum Ende des 11. Jahrhunderts
zu einem neuen politischen, wirtschaftlichen und militärischen Mittelpunkt
im äußersten Westen des Reichsverbandes entwickeln.
Der schmale Quellenbestand erlaubt keine eindeutigen
Aussagen über die Familie der Ardenner- und Mittelmoselgrafen,
der Siegfrid entstammte. Ihre wahrscheinlich aus fränkischem
Fiskalbesitz übernommenen Eigengüter lagen weit gestreut vor
allem in den Grenzen des heutigen Luxemburg (Methin- oder Nidgau), in den
westlich und nordwestlich angrenzenden Ardennen, im eigentlichen Moselgau
um die ehemalige Kaiserpfalz Diedenhofen/Thoinville und im benachbarten
Rizzigau um Sierck, in der Umgebung von Saarburg sowie im Raum Bitburg
(Bidgau). Der Vater Wigerich
vertrat König Karl den Einfältigen
(898-923) als Pfalzgraf in Lotharingien, hatte
wohl auch schon ein Grafenamt im Bidgau inne und amtierte als Vogt der
Reichsabtei St. Maximin und als Laienabt von St. Willibrord in Echternach.
Die Mutter Kunigunde
gilt als Enkelin des westfränkischen Königs
Ludwig des Stammlers (877-879)
und Nichte Karls des Einfältigen,
so dass Siegfried ein Cousin der französischen
Könige Ludwig IV. (936-954)
und Lothar (954-986)
war. Mit den Königssippen der KAROLINGER
und OTTONEN [Persönlicher Einwurf:
Die
Verwandtschaft zu den OTTONEN verlief
über Siegfrieds Bruder Gozelo Graf im Bidgau, der mit
Uda von Metz (* 905, + 10.4.963), einer Nichte von König
HEINRICH I., verheiratet war.] verwandt, standen die älteren
Brüder Siegfrieds, Adalbero als Bischof von Metz und
Gozlin als compater und imperatorius frater Kaiser
OTTOS I. (936-973) nahe, während der mit einer Schwester
Hugo
Capets verheiratete Friedrich
den südlichen Teil des Herzogtums Lotharingien (Ober-Lothringen) kontrollierte
und Giselbert als Graf im Ardennergau nachgewiesen werden kann.
Siegfried war verheiratet mit der aus einem vornehmen und begüterten
Geschlecht stammenden Hadwig,
die aber entgegen früheren Vermutungen weder eine Enkelin König
HEINRICHS I. (919-936) noch die Tochter des Herzogs
Giselbert von Lothringen gewesen sein dürfte.
Noch immer ist umstritten, ob aus dieser Verbindung zehn
Kinder hervorgingen und das Paar hochbetagt erst nach 997 ablebte, ob der
Sohn Siegfrid
II. als der eigentliche Stammvater der Familie anzusehen ist und
die zahlreiche Nachkommenschaft hinterließ oder bereits 985 vor seinen
Eltern kinderlos verstarb. Jedenfalls hat der ältere Siegfrid Kaiser
OTTO II. (961/73-982) und seine Witwe Theophanu
unterstützt, wobei er 984/85 bei den Kämpfen um Verdun
in die Gefangenschaft König Lothars
geriet, der ihm, wohl mit Rücksicht auf das hohe Alter, als erstem
die Freiheit schenkte. Das trotz der schmalen territorialen Basis hohe
Ansehen der Familie dokumentierte die 980 in Anwesenheit Kaiser
OTTO II. erfolgte Eheschließung der Tochter Liudgard
mit dem Markgrafen Arnulf von Holland und W-Friesland. Wohl erst nach dem
Tod der Eltern, vermutlich im Frühjahr 1000, wurde die jüngere
Kunigunde
mit Herzog
Heinrich IV. von Bayern vermählt.