Johann                                            Herzog von Görlitz (1376-1390)
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22.6.1370-1.3.1396
Prag          Kloster Neuzelle/Lausitz

Begraben: Veitsdom zu Prag
 

Jüngster Sohn des Kaisers KARL IV. VON LUXEMBURG-BÖHMEN aus seiner 4. Ehe mit der Elisabeth von Pommern-Wolgast-Stolp, Tochter von Herzog Boguslaw V.
 

Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 537
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Johannes von Luxemburg, Herzog von Görlitz
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* 22. Juni 1370, + 1. März 1396
Prag                    Kloster Neuzelle/Niederlausitz

3. und jüngster Sohn Kaiser KARLS IV. aus seiner 4. Ehe mit der PIASTEN-Enkelin Elisabeth von Pommern

  oo Richardis, Tochter Herzog Albrechts III. von Mecklenburg, des Königs von Schweden

Tochter:
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Elisabeth von Görlitz

Bei der luxemburgischen Erbfolgeregelung 1377 erhielt er das für ihn neu geschaffene und nach seinem Tod wieder erlöschenden kleine Herzogtum Görlitz als böhmisches Lehen sowie einen Teil der östlichen Niederlausitz und der Neumark. Als Residenz diente das 1370 erbaute, im 15. Jh. wieder abgetragene Schloß neben dem Frauentor in Görlitz. Von 1386-1388 verwaltete Johannes auch das Stammland Luxemburg. Unter der Vormundschaft seines ältesten Halbbruders, des deutschen und böhmischen Königs WENZEL, vor allem in Prag aufgewachsen und von ihm begünstigt, stand er lange Zeit auf dessen Seite gegen seinen anderen Halbbruder (Richtig: Bruder) SIGMUND und seinen Vetter Markgraf JODOK VON MÄHREN, die ihm das 1388 erlangte nähere Erbfolgerecht in Böhmen und die Aussicht auf den deutschen Thron streitig zu machen suchten. Bei der Gefangennahme König WENZELS 1394 stellte er sich energisch und erfolgreich an die Spitze der königlichen Partei. Nach der gelungenen Befreiung WENZELS bemühte er sich engagiert um Ausgleich und Frieden im Hauser der LUXEMBURGER. Als ihm dies nicht gelang und WENZEL sich von ihm abwandte, zog er sich in sein Herzogtum Görlitz zurück, wo er überraschend 26-jährig starb und Gerüchte über seine angebliche Vergiftung aufkamen. Sein Herzogtum Görlitz hat Johannes ordentlich verwaltet, es aber durch Geldforderungen stark belastet. Damit im Zusammenhang stehende Versuche, die Neumark an den Deutschen Orden zu verpfänden, scheiterten am Widerstand SIGMUNDS und JODOKS.

Literatur:
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ADB XIV, 216-218 - NDB X, 488 - Bosl, Böhm. Länder I. - R. Gelbe, Hzg. J. v. G., Neues Lausitz. Magazin 59, 1883, 1-201.



Schwennicke Detlev: Tafel 82
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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

JOHANN
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* 22.VI.1370, + 1.III.1396
Prag                 Kloster Neuzelle

Begraben: Prag Veitsdom

Herzog von GÖRLITZ

  oo Prag 10.II.1388
       KATHARINA VON MECKLENBURG
                 + nach 15.III.1400

Tochter von Herzog Albrecht II. König von Schweden



Thiele Andreas: Tafel 69
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte"
Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

JOHANN
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* 1370, + 1396 ermordet

Herzog von Görlitz-Nieder-Lausitz, Statthalter von Luxemburg seit 1386
Unterstützt König WENZEL

  oo RICHARDE VON MECKLENBURG
             +

 Tochter des Ex-Königs von Schweden Herzog Albrecht II. von Schwerin



Hoensch Jörg K.: Seite 43,55,57,72,77,94-98,598
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„Kaiser Sigismund. Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit 1368-1437.“

Johann erhielt beim Tode seines Vaters das neugeschaffene Herzogtum Görlitz. Sein Bruder WENZEL betraute ihn 1385 mit der Administration über die Restgebiete der Mark Brandenburg, die nicht der Verpfändung durch SIGISMUND anheim gefallen waren. Am 13. November 1385 erzwang König WENZEL von seinem Bruder SIGISMUND die Übergabe der Verwaltung der gesamten Mark Brandenburg, in der als Statthalter weiterhin der jüngste Bruder Johann von Görlitz fungieren sollte.
Für seine Zustimmung zur Verpfändung der Mark Brandenburg (22. Mai 1388) an JOBST VON MÄHREN erhielt Johann von Görlitz nicht nur den östlich der Oder gelegenen Teil Brandenburgs, die Neumark, sondern er rückte auch in der Erbfolge an die Stelle SIGISMUNDS und konnte sich beim kinderlosen Tod WENZELS jetzt Hoffnungen auf die Nachfolge in Böhmen, wenn nicht gar im Reich machen. König WENZEL, der sich immer öfter in alkoholische Exzesse flüchtete, konnte künftig allein mit der Loyalität seines Halbbruders Johann von Görlitz und seines Vetters Prokop rechnen. Johann gelang es 1393, die Unterstützung des Herzogs Friedrich von Bayern zu sichern, der jedoch Anfang Dezember 1393 einem Giftanschlag zum Opfer fiel, der König WENZEL gegolten hatte. Die Repräsentanten des Herrenbundes nahmen am 5. Mai 1394 bei der Rückkehr von einem Jagdausflug König WENZEL gefangen. WENZEL, der später SIGISMUND als Drahtzieher für seine Gefangennahme verantwortlich machte, gelang es, Johann von Görlitz über seine missliche Lage zu informieren, der zwar mit rasch angeworbenen Truppen Prag besetzte, aber nicht verhindern konnte, dass der Herrenbund seinen königlichen Gefangenen nach S-Böhmen verbrachte. Der als Reichsverweser in Böhmen amtierende Herzog Johann versuchte auf dem Verhandlungsweg eine Einigung zustande zu bringen. Da WENZEL nach seiner am 1. August erfolgten Freilassung seinen Reformversprechen nicht nachkam und der zum Landeshauptmann in Böhmen ernannte Bruder Johann nur bescheidene Einflussmöglichkeiten besaß, kam es zu keiner Beruhigung der angespannten Lage. Durch die Uneinsichtigkeit WENZELS erhielt der Herrenbund weiteren Zulauf, dem sich auch 1395 der enttäuschte Johann von Görlitz anschloss, den WENZEL wenig später als Landeshauptmann entließ. Es erregte einiges Aufsehen, dass der offensichtlich kerngesunde jüngste Sohn KARLS IV. auf der Rückreise in sein Herzogtum in der Nacht zum 2. März 1396 im Kloster Neuzelle unter ungeklärten Umständen mit 25 Jahren starb, so dass sowohl SIGISMUND als auch die mährischen Vettern verdächtigt wurden, Auftraggeber eines Mordanschlages gewesen zu sein.

Veltrup Dieter: Seite 430-436
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„Zwischen Eherecht und Familienpolitik“

Diese Annäherung fand ihren Höhepunkt nach dem am 24. Oktober 1375 erfolgten Tod Waldemars IV. von Dänemark in dem Eheversprechen, durch das KARLS jüngerer Sohn Johann von Görlitz am 4. März 1376 in Eger mit einer von Albrechts Enkelinnen verbunden wurde.
Johann war am 22. Juni 1370 in Prag geboren worden und hatte seinen Namen zur Erinnerung an KARLS Vater erhalten. Bereits einen Tag später hatte die Kaiserin die Stadt Straßburg von der Geburt ihres zweiten Sohnes unterrichtet. Johann war also knapp sechs Jahre alt, als sein Vater dynastisch über ihn verfügte. Albrecht und KARL beschlossen, dass er eine Tochter von Albrechts drittem Sohn, Herzog Magnus, aus dessen Ehe mit Elisabeth von Pommern, einer Cousine der Kaiserin, heiraten sollte. Man wußte jedoch um die Verwandtschaft und fürchtete, dass nicht dispensiert werden würde; für diesen Fall sah man vor, dass eine Tochter des schwedischen König, der ja auch ein Sohn Albrechts war, an ihre Stelle treten solle. Das symbolische Beilager sollte in drei Jahren abgehalten werden. KARL stellte eine zentrale Mannesgabe in Höhe von 6.000 Mark in Aussicht, während Albrecht versprach, dass er seiner Enkelin die Städte Liebenwalde, Zehdenick, Strasburg und Fürstenwerder, die er und sein Bruder Johann von der Markgrafschaft Brandenburg zum Pfand innehatten, als Ehegeld mitgeben werde, und zwar im Wert von ebenfalls 6.000 Mark.
Die offizielle Bestätigung des Vertrages durch 50 Bürgen sollte bis Sonntag Misericordia Domini ( = 27. April) erfolgen, fand jedoch tatsächlich erst einige Tage später als vorgesehen nämlich am 1. Mai, zu Weiden statt, wo Albrecht in Begleitung seines Sohnes Magnus erneut mit KARL zusammentraf. Hier wurde nun als zukünftige Frau Johanns die Tochter Euphemia von Herzog Magnus bestimmt; die bereits in Eger getroffenen Abmachungen über die aus dem schwedischen Königshaus zu wählende Ersatzbraut sowie über die Heiratsgaben wurden unverändert übernommen; lediglich wegen der Auslösung der Städte Liebenwalde, Zehdenick Strasburg und Fürstenwerder, die ursprünglich als Ehegabe für die MECKLENBURGERIN vorgesehen waren und nun in die Pfandschaft Johanns übergehen sollten, wurde eine Sonderregelung getroffen. Die Verpflichtung KARLS, die MECKLENBURGER bei der Erlangung der dänischen Krone zu unterstützen, und das Versprechen der Herzöge, deshalb ihrerseits dem Kaiser beistehen zu wollen, bildeten den Abschluß der Verhandlungen.
Denn Albrecht schlug KARL nicht nur als Vermittler in der Frage möglicher Abfindungen der dänischen Thronfolgeansprüche seines Enkels vor; man scheint auch, als der Papst sich 1377 weigerte, die Dispens für die Ehe von Johann und Euphemia zu erteilen, an dem Eheprojekt festgehalten und - den Abmachungen von 1376 entsprechend - eine Tochter Albrechts von Schweden als zukünftige Frau für Johann bestimmt zu haben. Ihr Name wird in allen einschlägigen Werken mit Richardis angegeben, da auch ihre Mutter so hieß. Johanns Frau trug jedoch den Namen Catharina, wie sich zweifelsfrei aus einer im Kloster Ribnitz überlieferte Liste der yennen, de dyt closter hebben bedacht myt eren mylden almissen, ergibt. Diese Tochter des Schweden-Königs aus dem Hause MECKLENBURG sollte Johann später tatsächlich heiraten; doch etliche Jahre nach KARLS und dem nur drei Monate später erfolgten Tod von Albrecht II. erwog WENZEL einen anderen Eheplan für seinen Halbbruder. Er spielte zu dieser Zeit mit dem Gedanken an einen Romzug und wollte seinen Einfluß in Oberitalien vergrößern. Aus diesem Grunde gedachte er Johann mit Valentina Visconti zu verbinden; sie war die Tochter des damals mächtigsten Fürsten in N-Italien, des mailändischen Herzogs Gian Galeazzo, aus seiner Ehe mit Johanns Cousine Isabella von Frankreich, einer Tochter von KARLS Schwester Jutta. Die Verhandlungen über dieses Projekt die möglicherweise schon im Jahre 1383 aufgenommen worden waren, wurden von deutscher Seite wahrscheinlich Ende 1385 abgebrochen, weil der Mailänder seine Tochter inzwischen mit einem anderen Fürsten verlobt hatte. So kam man im Laufe des Jahres 1386 wieder auf das mecklenburgisch-schwedische Projekt zurück, das am 10. Februar 1388 mit der Vollziehung der Ehe, die wahrscheinlich in Prag erfolgte, seinen Abschluß fand.
Johann, der bis kurz vor seiner Hochzeit als Stellvertreter WENZELS im Herzogtum Luxemburg fungiert und 1388 durch SIGMUNDS Verzicht auf die Thronfolge in Böhmen den Erbanspruch auf die böhmische Krone erlangt hatte, geriet gegen Ende seines Lebens in den nach der Gefangennahme WENZELS durch JOST VON MÄHREN 1394 beginnenden Kampf der überlebenden männlichen Mitglieder des Hauses LUXEMBURG um die deutsche und böhmische Krone. Er, der während der Gefangenschaft WENZELS Regent und nach dessen Befreiung Landeshauptmann Böhmens gewesen war, verlor diese Position 1395 im Oktober vermutlich auf Betreiben SIGMUNDS, der bei seinem Halbbruder gegen seinen leiblichen Bruder intrigiert hatte, um zu erreichen, dass er entgegen der mit Johann 1388 getroffenen Regelung nach WENZELS Tod als König von Böhmen anerkannt würde. Am Morgen desselben Tages, an dem WENZEL und SIGMUND sich in diesem Sinne einigten, am 1. März 1396, wurde Johann, der auf der Reise nach Görlitz im Kloster Neuzelle Station gemacht und sich am Abend zuvor gesund und ohne Anzeichen von Krankheit zum Schlaf niedergelegt hatte, in seinem Bett tot aufgefunden. Die Vermutung, er sei vergiftet worden, liegt nahe, läßt sich jedoch nicht beweisen. Sein Grab im Veitsdom wurde während der hussitischen Unruhen geschändet.
Als Johann mit noch nicht einmal 26 Jahren starb, hinterließ er nur ein einziges Kind, die im November 1390 in Horsewitz geborene Tochter Elisabeth.

JOHANN VON LUXEMBURG, Herzog von Görlitz
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* 22.6.1370, + 1.3.1396
Prag               Kloster Neuzelle/Lausitz

Begraben: Veitsdom zu Prag

1.) – Prag 4.3.1376, Weiden 1.5.1376

      EUPHEMIA VON MECKLENBURG
      * a. 1370/75, + 1416

Begraben: Dom zu Güstrow

Tochter von Herzog Magnus I. und der Elisabeth von Pommern-Rügen

2.) - ... 1383-Mitte 1385

      VALENTINA VISCONTI VON MAILAND
      * 1370, + 4.12.1408

Tochter von Herzog Gian Galeazzo und seiner 1. Frau Isabella von Frankreich

3.) oo Prag 10.2.1388

      CATHARINA VON SCHWEDEN aus dem Hause MECKLENBURG-SCHWERIN
      * um 1370/72, + nach 15.3.1400

Begraben: Veitsdom zu Prag

Tochter von Herzog Albrecht II., König von Schweden und seiner 1. Frau Richardis von Schwerin


10.2.1388
  oo Richardis von Mecklenburg-Schwerin, Tochter des Herzogs Albrecht II.
       um 1360/65- nach 5.3.1400
 
 
 
 

Kinder:

  Elisabeth Regentin und Erbin von Luxemburg
  11.1390-3.8.1451

  27.4.1409
  1. oo 2. Anton Herzog von Burgund
              1384-25.10.1415
 
 
 
 

Literatur:
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Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 Seite 167,170,193,206,210,309 - Hoensch, Jörg K.: Kaiser Sigismund. Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit 1368-1437. Verlag C.H. Beck München 1996 Seite 43,55,57,72,77,94-98,598 - Pfitzner Josef: Kaiser Karl IV. Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion Potsdam 1938 Seite 86 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 82 -
Seibt Ferdinand: Karl IV. Ein Kaiser in Europa 1346 bis 1378 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG München 1994 Seite 401 - Stoob Heinz: Kaiser Karl IV. und seine Zeit. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 391,396 - Veldtrup, Dieter: Zwischen Eherecht und Familienpolitik. Studien zu den dynastischen Heiratsprojekten Karls IV., Studien zu den Luxemburgern und ihrer Zeit Verlag Fahlbusch/Hölscher/Rieger Warendorf 1988 Seite 430-436 -